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Nr.LS 21. Jahrg. Fernsprecher: Redastllo« 32723 - Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. >47»? ÄitklWe Sonntag, 22. Januar 1822 Redaktton und Geschäftoftelle: Dresden « «. I«, L,olbe«nftraste 4« v«,iiaSvre>»> «Iert«,I!,-rl,ch »4 zwrlmonattlch I« monatlich 8 frei Han». Sinzklnuinmer M Die E»chsNche voltezeiluna «richem! lechSmal wSchentltch. — Tprechslnnl»« der Redaktion » bis <> Nt,r nach,,,. Rlchl and- del>auch zurülkverlangte und mlt Rlickport» nicht versehene Einsendungen an die Redaktion werde,! nicht ausbewahrt Anzeigen, Rmiadm? von SeichiUiSanzeige» oi« IO von ^amilienanzeiaen di» I I Nhr von». Anzeigendcei» »lir di« Pe„,zeiie O.NO s^amiiseimnzeigen S.7» >ür Vereine ik.SO die Keklamezene 89 mm vreti v.—. j^Nr undcunich oeichneden« ww,e I»n v .rernwrechei 1,»gegeben,- V»,einen Snnen wir »>e Veranlmortilchkeit ur »>e iNichNgle« ntchi nbernedmcn ->!,mal,»ie in Dre-dden: Schmidt'iche Bnchhandl.. Inh. P. Beck, Schlohstr. s. in Bantzen »ranz »ursat a.d. Pelrilirche 1 Von Nom kommt die Trauerknnde, daß unser Heiliger Vater, Paust Benedikt XV. nach kurzem Krankenlager verschieden ist. Nicht nur die katholische Welt, sondern auch die weiteste,! Kreise Andersgläubiger werden von tiefster Trauer ersaht sein über den so plötzlichen Heimgang des um die ganze Welt so hochverdienten Mannes. Er hat sich schon während des Weltkrieges als der geschichtliche!, Tradition des Heilige n Stuhles treuester Hüter bewährt und ist mit vollständiger Un parteilichkeit, mit einer über alles sich erstreckenden Liebe, für die Beendigung des Krieges eingetreten. Obwohl sich der Heilige Stuhl in einer überaus schwierigen Lage befand, da er einerseits nicht ohne Schrecken an die Per spektive eines definitiven Zieles Deutschlands denken konnte, eines Sieges, der den Triumph des Protestantismus und des Nationalismus unter Zer schmetterung Frankreichs und Belgiens bedeutete, andererseits, da ihm mit der lebhaftesten Abneigung die Verwirklichung der Versprechungen vor Augen stand, die Rußland im Falle eines Sieges der Entente gemacht worden waren. Unter dem wohlbekannten Regime des Zaren wäre ohne Zweifel der Katholizismus im Orient vollständig verschwunden. Gegen über einer solchen angsteinflöhenden Lage und gegenüber den schrecklichen durch den Krieg vermehrten Kalamitäten begreift man wohl, wie der Heilige Stuhl im Namen der Religion und der Menschlichkeit die dringendsten Aufforderungen ergehen lieh, um die kriegführende» Völker zu einem gerechten und dauerhaften Frieden zu bringen. Die Bedingungen für einen solchen Frieden wurden in der Note von, 1. August 1917 dargelegt, die Benedikt XV. an die Häupter der krieg- führenden Nationen gerichtet hat. Dieser Friedensappell des Papstes darf Wohl als ein Meisterstück diplomatischer Kunst bezeichnet werden. Auch die deutsche Negierung hat zu Eingang ihrer Antwort dem Papste Dank und Anerkennung ausgesprochen für seine Bemühungen, im Geiste wahrer Unparteilichkeit die Leiden des Krieges zu lindern und das Ende der Feindseligkeiten zu beschleunigen. Die Linie, die der Papst einhielt, fand aber, obwohl sie die logischste und den Pflichten und Interessen der Kirche entsprechendste war, Kritiken und Anklagen in beiden kriegführenden Lagern, und es wäre eine falsche Meinung, wollte man behaupten, daß der Papst, während er von seilen der Entente mit Angriffen über- schüttet wurde, von deutscher Seite nur Lob und Anerkennung erhalten habe. Im Gegenteil! Mährend ihm ans dem Lager der Entente wenigcr Schwierigkeiten in den Weg gelegt wurden, liefen zahlreiche heftige Be schwerden von deutscher Seite ein, so daß der svätere Reichskanzler Graf Hertling selbst intervenieren muhte, nm den Papst beim Kaiser zu ver teidigen. Aber die Angriffe liehen nicht nach, was aber den Heiligen Vaier nicht beeinflußte, sich aus seiner Unparteilichkeit heranszubegeben und sich irgend einer kriegführenden Truppe zur Verfügung zu stellen. Wer dies ans irgend einer Handlung des Papstes heranszulesen glaubte, hat die Haltung deS Heiligen Stuhles schlecht verstanden und schlecht ausgelegt. Es ist bezeichnend, daß ihm von keiner Seite derartige Vorwürfe e»spart geblieben sind. Doch gleich nach Beendigung des gewaltigen Völker ringens. als sich ein genaueres Studium der Friedenstätigkeit des Papstes möglich machte, hat sich mehr und mehr Bahn gebrochen, daß der Heilige Vater sich treu den Traditionen des Heiligen Stuhles mit Liebe seiner großen Aufgabe in aufreibender Arbeit gewidmet hatte, Frieden und Versöhnung unter den Völkern wieder herbennsühren. Mahnungen auf Mahnungen hat er an die Völker ergehen lassem Trotz aller mißglückten Versuche hat er immer und immer wieder seine warnende Stimme erhoben, „in den Niedergang der religiösen Gesinnung, wie er in einem solchen Kriege unausbleiblich war, einzndämmen. Auch nach beendetem Kriege wirkte der Heilige Vater Papst Benedikt XV. unermüdlich, um die Not, die sich in allen Ländern einstellte, zu lindern. Zu wiederholten Malen hat er große Geldsummen für die Notleidenden in Deutschland und anderen Ländern, besonders für die Kranken und darbenden Kinder gespendet. Damit hat er aufs Neue durch die Tat die warmherzigen und väterlichen Gefühle bekundet, denen er in, Jahre 1920 in der durch besondere Feierlichkeiten ausgezeichneten großen Audienz gegen über dem .Kölner Erzbischof l)r. Josef Schulte und gegenüber dem ersten deutschen Pilgerzuge, in einer hochbedeutsamen Ansprache Ausdruck ver liehe» hat. Diese Ansprache war der Wiederhall der edlen Gefühle des Papstes, der an den Geschicken des ganzen deutschen Volkes den innigsten Anteil nahin. In unser aller Gedächtnis wird Wohl noch das Schreiben sein, welches Papst Benedikt XV. im Juli 1919 an den deutschen Episkopat gerichtet hat; und in welchem er z»m Ausdruck brachte, daß es Pflicht und Gesetz der Nächstenliebe sei, alle und sogar die Feinde zu lieben, besonders aber jene zu liebe», die das Vaterland mit „ns gemeinsam haben. Jedes Hahgefühl, sowohl gegen Ausländer, mit denen man im Kriegszustände war, als gegen eigene Mitbrüder einer anderen Partei, müsse beseitigt werden, und der Haß durch jene brüderliche Nächstenliebe ersetzt werden, die weder Schranken noch Grenzen und Klassenkümpfe kennt. Er wiederholt hier seinen besonderen Wunsch, daß Menschen und Völker sich wieder in christlicher Nächstenliebe verbrüdern müßten, da ohne sie jeder Friedcnsvertrag nutzlos sein wird. Papst Benedikt XV. sichert in diesem Schreiben seine besondere Unter stützung in der äußersten Bedrängnis des Vaterlandes zu, da sich sein Vaterherz mit größtem Mitleid jenen Kindern zuwende, die am meisten leiden, nach dem Vorbilde dessen, der ans Mitleid für die schweren Leiden der großen Menge jene denkwürdigen Worte ausspmch: lUisoroor super Irnkam. Papsi Benedikt XV. hat während der acht Jahre seines Pontifikates sich als wahrer Hute der ihm anve,trauten Herde bewiese,,. Uud wenn wir nun heute au der Bahre unseres obersten Hirten stehe», w werden wir wohl alle, Katholiken und Andersgläubige, mit den grösste!, Tant- gesühleu „useres Heiligen Vaters gedenken, der keine Mühen gescheut bat, die Not der Wett zu lindern, der unermüdlich tätig war für das Wobl der ist», auverlrauteu Gläubigen, bis er, nur allzuschuell, der heun- tückisch.'ir Grippe zu», Opfer fiel. Weilt der Heilige Vater nun auch nicht mehr in unserer Milte, so wird er dach fortleben im Herzen und in, Gedächtnis aller, die, frei von Vorurteilen, die Tätigkeit dieser markanten Persönlichkeit für Kirche und Volk betrachten. pi. Papst Benedikt XV., Jakob della Chiesa, 201. Nach folger des heiligen Petrus, geboren zu Pegli (Lignrüin der Erzdiözese Genua am 21. November 1861, zum Priester gewest t am 2l. Noveiiwer 1878, Unter-Staatssekretär bis 1907, dann Erzbisckws von Bologna. Am 26. Mai 1911 Kardinal ernannt, wurde er zu», Papst erwählt am L. September rstil.