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Wochen- und RachrichtMatt zugleich MM-ZWM für Koftdorf Jödlitz, Zmirdorf AL-dorf, Kl. Wim, KeimHsöff, UmeillM md Mlsa. Arntsblertt für den Stadtrnt zu Lichtenstein. —— ——— ———- - ————— 46. Jahrgang. ————-— ——— Nr. 3. »««.An,«m» Freitan, den 3. Januar ^".'7-7,1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den solgeirden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 1V Pfennige. —° Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KvrpuSzöik oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. VelMUtMSchMg. Nach Allerhöchster Bestimmung Sr. Majestät des Kaisers wird am 18. Januar künftigen Jahres zur Erinnerung an die vor 25 Jahren erfolgte Neubegründung des Deutschen Reiches eine Feierlichkeit im Königlichen Schlosse hierselbst stattfinden, zu weicher unter Anderen auch die damaligen Reichstags- Mitglieder ctngeladen werden sollen. Demzufolge werden diejenigen Herren, welche dem Reichstag des Nord deutschen Bundes Ende 1870 oder dem ersten Deutschen Reichstag 1871 angehört haben und gegenwärtig nicht Mitglieder des Reichstags sind, hierdurch ersucht, ihre Adressen bis zum 3. Januar künftigen Jahres dem Reichsamt des Innern einzusenden. Berlin, den 26. Dezember 1895. Der RcichSkKNzler. In Vertretung: n Boettiche r. Die UymeLVUUß der Kinder, welche nächste Qster« schnipst chtig werde«, soll vom 7»—IS. Januar 1886 tn der Zeit von 11—12 Uhr norm, und von 2—4 Uhr nachm. im Direktor ialzimmer des Hauptschulgebäudes stattfinden. Dabei wolle man folgendes beachten: 1. Schulpflichtig werden nächste Ostern alle Kinder, welche bis dahin das sechste Lebensjahr erfüllt Haven; doch dürfen auch solche ausge nommen werden, welche bis zum 30. Juni 1896 das sechste Lebens jahr vollenden. 2. Auch solche Kinder, welche wegen Kränklichkeit noch nicht in die Schule etntreten können, sind unter Vorlegung eines ärztlichen Zeug nisses anzumelden. 3. Für alle Kinder ist der Impfschein und für auswärts geborene überdies die Geburtsurkunde und das Taufzeugnis beizubringen. Lichtenstein, den 21. Dezember 1895. Die Sehuldirektion. P o e n i ck e. Der heute fällige L. Reuteutermi« ist längstens bis zum 11. Januar 1896 abzuführen. Gtadtsteuereinuahwe Lichtenstein, am 31. Dezember 1895. abessinischen Gegnern gegenüber. Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze scheinen mit Absicht dunkel gehalten zu sein, aber allzulange wird ein ernster Zusammenstoß wohl nicht mehr auf sich warten lassen. Die Engländer ärgern sich brunnentief, daß kein anderer europäischer Staat ihre orientalischen Zetieleien mitmachen will, und haushoch, daß in folgedessen der Sultan mehr nach Rußland hinneigt. Emer der gefährlichsten Ratgeber des Sultans, ein ganz gemeiner Jntriguant, Izzet Pascha, ist Knall und Fall entlassen, in Kleinasien wird aber noch immer blutig gekämpft. In Paris ist die Strafver folgung wegen der letzten Panamaskandal - Enthül lungen im Gange. In der südafrikanischen Republik Transvaal drohen von den fremden Grubenarbeitern ernste Unruhen. Im Zustand des kranken Prinzen Alexander von Preußen ist wenigstens keine Ver- schlimmung eingetreten. — Eine rätselhafte Erscheinung zeigte sich, wie der „Prometheus", eine populärwissenschaftliche Zeit schrift, berichtet, beim Spalten von Buchenholz für die herzogliche Kammer zu Braunschweig. Als ein Holzhauer ein 40 ein starkes Buchenholzstück gespal ten hatte, war auf beiden Spaltflächen eine schwarze Zeichnung deutlich sichtbar. Die Zeichnung besteht in einem menschlichen Gesicht mit darunter gekreuzten Gebeinen, über dem Gesicht, in welchem Augen, Nase und Mund zu erk nnen sind, steht die Zahl 1850, darüber ein Während die eine Spaltfläche des Holzes die Zeichnung vertieft zeigte, weist die andere Spaltfläche oie gleiche Zeichnung reliefartig erhaben auf. Was aber, wie der „Prometheus" sagt, diese Erscheinung besonders rätselhaft macht, ist der Um stand, daß dieselbe Zeichnung auch in der Rinde des Holzes zu erkennen ist. Zwischen der im Innern des Bachenholzstückes aufgefundenen Zeichnung und der Rinde befinden sich 44 Jahresringe von gesun dem weißen Holze. Dieses Vorkommnis ist auch von anderen Zeitschriften ausgenommen und dabei der Wunsch ausgesprochen worden, ob wohl eine Erklärung für diese rätselhafte Erscheinung gegeben werden könne. Im Nachstehenden soll der Versuch gemacht werden, dem mit den physiologischen Vor gängen beim Wachstum unserer Bäume nicht ver trauten Leser jene Erscheinung zu erklären. Sehr oft können wir Zeichen und Inschriften in der Rinde alter Bäume wahrnehmen, welche mit Messer oder Meisel eingeschnitten oder eingekerbt worden find. Die Buche wird ihrer glatten Rinde wegen von denen, die für das Gedicht schwärmen „Ich schnitt es gern in alle Rinden ein", ganz besonders bevor zugt. Solche Zeichnungen mannichfachster Gestalt, die mit mehr oder weniger künstlerischem Geschick hergestellt worden sind, sind noch viele Jahre nach ihrer Herstellung sichtbar. Mit der Länge der Zeit leidet die Deutlichkeit der Zeichnung dadurch, daß die innere vegetationsfähigbleibende Rindenschicht LKAeKgsschichte. * — Lichtenstein, 2. Jan. Heute mittag 12 Uhr fand im hiesigen Stadtverordneten-Sitzungs- zimmer durch Herrn Bürgermeister Lange im Beisein der Mitglieder des Rats- und Stadtverordneten- Kollegiums die Einweisung der neu- bezw. wieder gewählten Herren Stadtverordneten, sowie die Ver abschiedung des aus dem Stadtoerordneten-Kollegium ausscheidenden Herrn Seminar-Oberlehrers Reichel statt. Hierbei nahm Herr Bürgermeister Lange Ge legenheit, den Herren, dis im verflossenen Jahre im Rats- und Stadtverordneten-Kollegium mit Pflicht treue ihres Amtes gewaltet haben, herzlich zu danken. Aufrichtigen Dank und besondere Anerkennung aber sprach der Herr Bürgermeister im Namen der Stadt den Herren Stadtrat Beyerlein und Stadtverordne ten Härtel dafür aus, daß sie nunmehr 25 Jahre rastlos und mit immer gleicher Opferwilligkeit dem Wohle der Stadt gedient haben. Nachdem Herr Bürgermeister Lange schließlich noch einen Rückblick auf die G-schäftschätigkeit der städtischen Verwaltung im verflossenen Jahre geworfen hatte, war die Feier lichkeit beendet. * — Von den Rats- und Polizei-Beamten wurde Herr Stadtrat Bey-rlein aus Anlaß der 25- jährigen Wiederkehr des Tages seines Eintritts in das hiesige Rattkollegjum heute durch Ueberreichung eines kunstvoll ausgefertigten Diploms beglückwünscht. * — Herr Stadtrat Beyerlein, der heute sei» 25jähriges Jubiläum als solcher feiert, und in dieser Eigenschaft seit einer langen Reihe von Jahren dem städtischen Schulwesen seine ganze Kraft gewid met, wurde auch seitens des hiesigen Lehrerkollegiums durch eine dreigliedrige Deputation herzlichst be glückwünscht. * —- Der hiesigen Schule wurden heute von einem früheren Schüler derselben mehrere Jagd- und Kriegspfeile wilder Völker als Geschenk für ihre Sammlung übersandt. * — Frühling im Januar! So konnte derjenige gestern ausrufen, welcher im Hotel zur Sonne hier den prachtvollen Rosenstar bewunderte, den einige Mitglieder des Stammtisches vom Rosenverein auf ihre Kosten aus dem fernen Süden beschafften. Auf einem geschmackvoll arrangierten Berg von Korkholz waren die Rosen unter Tannengrün ver teilt und dufteten dem Beschauer entgegen. Gestern traf einem hiesigen Bewohner das bedauerliche Unglück, auf der Eisbahn beim Sturz einen Beinbruch zu erleiden. Derselbe wurde mittels Tragbahre in seine Wohnung gebracht. Aerztliche Hilfe war sofort zur Stelle. * — Am kommenden Sonntage und Epiphanias feste wird eine Landeskollekte zum Besten der Mission unter den Heiden Indiens und Deutsch-Ostafrika's eingesammelt. Um diese Kollekte angelegentlichst zu empfthlen, hat unser sächsischer Hauptmissionsverein ein Flugblatt herausgegeben, welches in diesen Tagen an die Kirchgänger verteilt werden soll. Aus den interessanten Mitteilungen dieses Blattes sei hier nur hervorgehoben, daß unsere Leipziger Mission in er freulicher Entwickelung steht. Auf den 30 Haupt stationen im indischen Tamulenlande sind von unseren Missionaren unter zum Teil recht schwierigen Ver- hältnissen 433 Heiden getauft worden. Seit 10 Jahren arbeitet unsere Mission in Ostofcika unter dem Neger volke der Wakamba, seit kürzerer Zeit unter den Dschagga's am Kilimandscharo-Berge. Hier steht unsere Mission noch in mühevoller, aber auch geseg neter Anfangsarbeit. Sie bedarf aber dringend der Unterstützung, wenn das Werk nicht zurückgehen soll. — Im neuen Jahr. So sind wir denn ohne Fährde in das neue Jahr hineingekommen, und hat auch das alte Jahr in seinen allerletzten Tagen noch einiges Unerwartetes gebracht, es war doch gerade kein nervös machender Zwischenfall da runter. Auch von neuen Minister krisen bei uns war keine Rede, lediglich der Unterstaatssekretär im Reichs amt des Janern, Herr von Rottenburg, scheidet aus dem Re'.chsdienste aus. Haben wir im alten Jahre mancherlei patriotische Festtage begangen, so bnngt auch 1896 bald einen solchen, des deutschen Reiches 25. Geburtstag, der am 18. Januar im Berliner Schlosse nach des Kaisers Willen unter vollem kai serlichem Prunk begangen Werden soll. In Anwesen heit der heutigen und früheren Reichstagsmitglieder wird der Kaiser eine Botschaft verlesen und der Festlichkeit Schluß wird am Abend, wie schon be kannt, ein großes Bankett bilden. Auch in den Städten und Dörfern des Reiches wird es an einem entsprechenden Festakt nicht fehlen. Von den in acht Tagen wieder aufzunehmenden Reichstagsarbeiten ist heute noch wenig die Rede, das Politische Interesse galt im allgemeinen, soweit es in dieser feiertags- reichen Zeit überhaupt sich regte, der so plötzlich er- folgten Verhaftung des flüchtig gewordenen und wegen Fälschung und Unterschlagung verfolgten Frei- Herrn von Hammerstein. Der Neujahrstag 1896 ist wie üblich verlaufen. Politische Donnerworte grollen schon längst nicht mehr an diesem Tage, wo überhaupt offizielle Ansprachen gehalten werden, wie in Brüssel, in Rom und Paris, da erfolgt Rede und Antwort m verbindlicher, friedliebender und wenig aufregender Form. So war cs auch dieses Mal. Sonstige aufregende Dinge liegen auch aus dem Auslande nicht vor. Aus Wien ist der deutsche Reichskanzler, welcher dort am Hofe seine Aufwar tung gemacht und seinem österreichischen Kollegen einen Besuch abgestattet hatte, zur Neujahrsgratula tion beim Kaiser wieder in Berlin eingetroffen. Dem freundschaftlichen Besuche lagen selbstverständlich poli tische Zwecke in keiner Weise zu Grunde. Die Ita liener stehen noch immer Gewehr bei Fuß ihren