Volltext Seite (XML)
Sonntag Nr. 163. 1» September 1843. Deutsche Allgemeine Zeitung. MZL Luilaad«. ' Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «er-rvti». zveuAchlanb. vom Neckar. Der Zollverein und die Niederlande. * Kassel. Das Gerücht von der Wiedervermählung des Kurprinzen. Manoeuvres. Der Kurfürst, s Altenburg. Verhandlung der Land- und Forstwirthe über die Bauernvereine. Ausstellungen. ^Äerlin. Großes Manoeuvre, als Gefecht eines Cavalerie- corpS gegen eine Infanteriewaffe. -Aus Preussen. Das Volks- schulwesen. — Posen. Fragen der Staatsbehörde an die Rabbiner. Spanien. * Paris. Esparteristische Verschwörung. Unterhandlungen mit den Deputirten der Junta von Barcelona. Saragossa. Großbritannien. O'Connell's Streit mit einem Reporter der Times. Antirepealbesteuerungen der Protestanten in Irland. Der Stadtrath von London beglückwünscht Espartero. Krankreich. Die Königin Victoria in Eu. Freisprechung der Com munisten. t Paris. Bedeutung des Besuchs der Königin Victoria. Vtteberlanbe. Zurückziehung eines Gesetzentwurfs. «chveiz. »Von der nördlichen Schwei-ergren-e. Die aargauer Italien. Militaireommission in Bologna. Ende der Unruhen. Neapel, des Unfug Kleiderverbrennens. * Aus Aicitien. Unsicherheit. Unfall bei dem Madonnenfest in Messina. Der Chef des Ministeriums des Innern nach Neapel berufen. Aerntr. Griechenland. 1-Athen. Bezirksverändcrung. Waldbrände. Post- wesen. Trikoupis. Kolettis. Tod des Philhcllenen Andrietti. A!Ürk«i. * Konstantinopel. Geburt einer Prinzessin. Agent des Emir- Beschir. Nachrichten von Erzcruw. Flüchtige persische Prinzen. Die Grenzstreitiakeiten mit Rußland. Der musikalische Sinn des Sultans. * konstant,nopel. Ein griechisches Libell. Handel und Knduttrie. -Aus Schlesien. Posterleichterungen. -Hanau. Frankfurt-Hanauer Bahn. - Frankfurt a. M. Meßbericht. Ankündigungen. Dentfchla»-. Neckar, 4. Sept. (Vgl. Nr. 1S6.) Nach unserer An-" sicht darf man sich nicht der mindesten Hoffnung hingeben, daß unab hängige Staaten, wie Holland und Belgien, durch irgend eine Maßregel deS Zollvereins zu bewegen sein werden, aus daS Recht zu ver zichten, ihre Zollgesetzgebung in ihrem eignen Interesse zu ordnen, daher sich ihr Anschluß an den Zollverein nicht wohl denken läßt. ErstereS ist ein Land, welches nie anders als durch den Zwischenhan del geblüht hat, und so sehr derselbe auch von seiner früher» Höhe herüntergesunken ist, so muß es ihn doch in seiner Zollgesetzgebung in hohem Grade berücksichtigen. Ganz andere Verhältnisse walten in den Vereinsstaaten ob, in welchen der inländische Handel und der in ländische Gewerbfleiß dergestalt die Oberhand Haden, daß der Zwi schenhandel in die untergeordneten Rücksichten fällt. Wie ist daher eine Zusammenschmelzung so heterogener Interessen denkbar? In Belgien dominirt zwar der Zwischenhandel nicht in dem nämlichen Grabe wie in HollandG-dessenungeachtet ist er aber wichtig und er- sodert in seinem Staatshaushalte beiweitem größere Berücksichtigung als in dem des Zollvereins. Ueberdieö sind Belgiens Handelsverbin dungen mit Frankreich wichtiger für jenes Land als die mit Deutsch land, und es kann daher keinen Schritt thun, wodurch es verhindert würde, erstere ganz in seinem Interesse abzuwägen und danach zu handeln. Auch möchte eine richtige Vertheilung des Ertrags der Ein fuhrzölle dem Anschlusse Belgiens an den Zollverein schwer zu über windende Hindernisse entgegensetzen, da ersteres vermöge seines größern Wohlstandes verhältnißmäßig weit mehr steuerbare Gegenstände con- sumirt als letzterer. Von welcher Seite wir demnach auch die Sache abwägen, so sehen wir nicht ein, wie ein freiwilliger Anschluß Hollands und Belgiens an den Zollverein erfolgen könnte; denn noch hat kein unabhängiger Staat seine wichtigsten Interessen einem andern gutmü- thig zum Opfer gebracht. Um daher die Wünsche deö Zollvercinö- blattes in Erfüllung zu bringen, würden Zwangömaßregeln unum gänglich nöthig sein. Wir geben zu, daß durch dieselben Holland und Belgien sehr hart würden getroffen werden- doch zweifeln wir sehr an der Erreichung deS Zwecke-, welchen man sich dabei vorsetzt. Vermöge der Leichtigkeit und Wohlfeilheit der Schiffahrt sind Ufer staaten im Stande, mit weit geringern Kosten Auswege für ihre Auö- fuhrgegenstände zu finden, als das Binnenland mit Umgehung seiner natürlichen HandelSfactoren die ihm nöthigen fremden Erzeugnisse von entfernter» Märkten sich verschaffen kann. Schon hierdurch wird eS cinleuchtcn, daß Deutschland durch einen unnatürlichen Handelskrieg gegen Holland und Belgien sich selbst in einen weit größern Nachthcil versetzen würde als seine Gegner. Diese würden sich aber die feind seligen Maßregeln des Zollvereins nicht ruhig gefallen lassen, sondern Repressalien nehmen, welche dem Absätze der deutschen Natur- und Jndustrieproducte zu sehr großem Nachtheil gereichen würden. Auch wüß ten wir kein geeigneteres Mittel, um Belgien zu bewegen, sich in die fran zösische Douanenlinie aufnehmen zu lassen, und sich dadurch ganz in die Arme Frankreichs zu werfen, als alle Handelsgegenstände, die von daher zu uns kommen und von uns dahin gehen, mit einem drücken den Extrazoll zu belegen. Und wäre dies nicht der größte politische Fehltritt, welchen Deutschland begehen kann? Auch könnte nach der Natur der Dinge die fragliche Maßregel nicht verfehlen, noch andere eben so nachtheilige Folgen für den Zollverein herbcizuführcn. Durch einen Extrazoll von 4—5 Fr. auf alle von Holland und Belgien ein- geführte Waaren würden den Fabriken des westlichen Deutschlands die fremden Urstoffe für ihre Fabrikation in dem Grade verlheucrt werden, daß sie unmöglich die Concurrenz mit den Fabriken, welche diese Stoffe aus der Elbe und Weser beziehe»', aushalten könnten. Erstere wären dadurch genöthigt, ihre Etablissements aufzugebcn und neue in Gegenden zu gründen, wo sie die nämlichen Vortheile in Be ziehung der Verarbcitungsstoffe finden wie ihre Nebenbuhler. Hier durch ginge natürlich eine unberechenbare Summe an Capitalien, welche die verlassenen Gebäude und Anlagen gekostet haben, verloren. Und würde nicht der Verlust einer solchen Masse von Capitalien die hef tigste Erschütterung der Industrie, die sich denken läßt, zur Folge haben? Nothwendig müßte die aus einem solchen künstlich herbeige- führten Ereigniß unter den Fabrikanten und den Fabrikarbeitern ent stehende Noth und Verarmung die lautesten und gerechtesten Klagen derselben Hervorrufen. Diese Klassen wären aber nicht die einzigen, welche ihre Stimmen gegen die mehrerwähnte Maßregel erhöben. Ein Extrazoll auf das nach Holland ausgeführte Getreide, welcher einem Verbote gleichkommt, würde unter den Landlcutcn derjenigen Gegenden, welchen der Rhein zur Wasserstraße dient, eben so laute Klagen erzeugen. Nicht weniger würde die Gesammtmasse von Con- sumenten deS westlichen Deutschlands durch die Vertheuerung aller ihrer Bedürfnisse an überseeischen Producten, welche ein hoher Extra zoll zur Folge hat, sich gedrückt fühlen und ihre Unzufriedenheit darüber laut aussprechen. Schwerlich würden die Regierungen gegen diese allgemeine Unzufriedenheit und diese allgemeinen Klagen des Volks allzulange gleichgültig bleiben, was dann selbst zu einer Auflösung deS Zollvereins führen könnte. Aus diesem Gesichtspunkte glauben wir den gut gemeinten Rath des Zollvereinsblatts in dem vorliegenden Falle betrachten zu müssen. * ÄKSSel, 5. Sept. Die ursprünglich in der Kölner Zeitung ent haltene und aus dieser in viele andere öffentliche Blätter übergegan gene Nachricht, welche jetzt die 1'our äu moocks machen wird, daß der Kurprinz-Mitregent gesonnen sei, sich ebenbürtig zu vermäh len, um eine successionsfähige Nachkommenschaft zu erzielen, ist eine durchaus grundlose Erdichtung. Sie konnte für Jeden, der nur eini germaßen die Verhältnisse des hiesigen HofeS kennt, auch nicht die ge ringste Wahrscheinlichkeit für sich haben. — Im laufenden Monat wird sich das gcsammte kurhessische Armcccorps, etwa6000M. stark, in der Umgegend der Residenz zur Ausführung von Herbstmanoeu vres versammeln. Die in den Städten Fulda und Hanau garniso- nirendcn Regimenter treffen in diesen Lagen hier ein. — Weder die öffentlichen Blätter in Kassel noch in Hanau haben bis jetzt die am 28. Aug. stattgehabte Vermählung deö Kurfürsten angczeigt. Der selbe traf vor einigen Tagen in Begleitung seiner Gemahlin, von Frank furt kommend, in dem Lustschlosse PhilippSruhe bei Hanau ein. Der Consistorialrath <km-nel, Prediger an der Johauniskirchc zu Hanau, ist für die Verrichtung des LrauungsacteS auf dem Schlosse zu Wil- helmSbad vom Kurfürsten mit einem Honorar von 100 Friedrichsdor beschenkt worden.