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hle im 1877 Sonnabend, den 27. Oktober Die Krisis in Preußen Arten Hypothek in der Abzu- Bischofswerda, Stolpen und Umgegend! Amtsblatt der Kgl. Amtohauptmannschaft UN- -er Kgl. Schulinfpection zu Kautzep sowie -,o Königlichen Vrrichtsamteo und -es Sta-trathes zu Dischofswerda. besuchte beginnt Ausführ lich zu Diese Aeilichrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend« und kästet einschließlich der Sonn abends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark SV Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden bis Dienstag« und Freitags früh 0 Ubr angenommen und kostet die gespUtene Corpus,eile oder deren Raum 10 Pfennige. »rpen- iiichten. elbe in ugebrn. »au n Frau Klötzer >. Der ung der Verhalten airer Wenn es sich bei der Krisis, in welcher sich augenblicklich das preußische Ministerium wieder befindet, lediglich um eine Personenfrage handelte, so würde darüber schwerlich so viel geschrieben werden, als wir täglich in größeren Zeitungen lesen müssen. Denn da mit den wahren Gründen, welche im Schooße des preußischen Ministeriums die bekannten unbehaglichen Zustände Hervorrufen, an denen bald dieser, bald jener Minister erkrankt, Niemand hervor treten kann und will, so begegnen wir nur haltloser Schreiberei. Gerade Diejenigen, welche wohl informirt sein könnten und auch sollten, die Offiziösen, tragen am meisten zur Verwirrung und Abstumpfung der öffentlichen Meinung bei. Es ist eine Thatsache, die nach Allem, was die letzten Jahre an's Licht gebracht, Niemand ableugnen kann, daß Fürst Bismarck mit einer Anzahl seiner College» im preußischen Ministerium nur sehr schwer auszukommen vermag; ferner, daß die größeren und kleineren Conflicte, welche von Zeit zu Zeit aus brechen, nur sehr nothdürftig verkleistert werden können; und daß endlich die von dem allmächtigen Reichskanzler angefochtenen Persönlichkeiten gerade Diejenigen sind, welche zwar nicht zur liberalen Majorität des dortigen Landtags gehören, aber bei derselben sich der verhältnißmäßig höchsten Werth schätzung erfreuen. Zu diesen Männern gehören Achenbach, Camphausen, Falk und selbst Graf Eulen burg, letzterer allerdings nur aus dem Grunde, weil er immer noch besser ist als ein Kleist-Retzow. Aber wie viele Conflicte auch zwischen diesen Männern und dem Reichscanzler auftauchten, nie mals hat die Majorität der Lanvesvertrefung darüber ! Aufschluß erhalten, niemals durch ihr Votum sich für oder gegen aussprechen können. Wird es jetzt, da es sich um den Minister des Innern Han? delt, ebenso gehen? Bekanntlich steht die Angelegen heit hetzte — Freitag — zur DiScussion im Preußischen Abgeordnetenhause, und man darf mit Recht gespannt sein, ob die diesfallsige DiScussion etwa« mehr Licht in dieses geheimnißyolle Dunkel bringen wird. Denn während die Fama davon spricht, daß Kürst Bismarck in demjenigen Theile l der inneren Politik, welche Graf Eulenburg zu leiten I Aweiundsreißi-sttr Jahrgang. hat, Stillstand und Rückschritt verlangt und Principien befolgt wissen will, welchen Eulenburg nicht zustimmt, ist das Rücktrittsgesuch des letzteren durch Gesundheitsrücksichten motivirt — aber der wahre Grund soll ein ganz anderer sein. Wenn er auch diesmal vor der Landesvertretung im „Dienst- geheimniß" bliebe, so wäre dies wahrhaftig eine seltsame Gestaltung des parlamentarischen Lebens. Noch seltsamer sind die Debatten, über den dkach- solger Eulenburg's in den politischen Kreisen de» Liberalismus. Das Entlassungsgesuch hat der Kaiser, bekanntlich abgelehut, und die Frage, ob der Graf nach Ablauf seines sechsmonatlichen Urlaubs sich bewegen lassen wird, ein Compromiß mit dem Reichscanzler einzugchen, um das Portefeuille weiter zu führen, möge vorläufig dahin gestellt bleiben. Wir halten den definitiven Rücktritt fest. Kann nun irgend Jemand annehmen, daß Graf Eulen burg gehen muß, weil er dem Reichscanzler zu reactionär oder zu conservativ ist? Gewiß nicht! Aber dennoch ist in liberalen Kreisen von Bennigsen und Forckenbeck als Nachfolgern die Rede, also von durchaus parlamentarischen Männern. Ja^ man versteigt sich sogar zu der Behauptung, daß die-Er- nennung eines der beiden Führer der national-libe ralen Partei zum Nachfolger des Grafen Eulenburg die beste Lösung der Krisis sein würde. Warum denn nicht, wenn die Ernennung nur im Sinne eines Zugeständnisses an die parlamen tarische Majorität erfolgte! Aber man weiß ja doch, wie weit Fürst Bismarck gerade davon entfernt ist, dem Liberalismus neue Concessionen zu machen. Andererseits halten wir die Herren, von Bennigsen und von Forckenbeck nicht fähig dazu, daß sie Rück wärtsbewegungen in der Politik einleiten würden, für die ein Graf Eulenburg sich für zu liberal hält! Der Rücktritt Eulenburgs ist kein bloßer Personen wechsel, sondern er bezeichnet nach unserem Dafür halten einen ganz entschiedenen Rückschritt zum eou? servativen Regierungssystem. Wenn daher, mit seillpr Nachfolge liberale Namen in Verbindung gebracht werden, so kann dies nur in gänzlicher Verkennung der thatsächlichen Lage gestehen. Selbst d e r Eukm- burg, der bliebe, würde nicht mehr der Eulenburg sein, der gehen wollte. 4