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Vesper in der Sliptiieilkirche. Dresden, Sonnabend, den 10. April 1897, nachm. 2 Uhr. 1. Grgel'vorlpiel. 2. Geistlicher Aiol'og für Alt-Solo (gesungen von Frl. Tora Köhler), Chor und Orgel von Alb. Becker. 'Als Jesus von seiner Mutter ging und die große heilige Woch' anfing, da hatte Maria viel Herzeleid, sie fragte den Sohn mit Traurigkeit: ach Sohn, du liebster Jesu mein, was wirst du am heiligen Sonntag sein? Am Sonntag werd' ich ein König sein, da wird man mir Kleider und Palmen streun. Ach Sohn, du liebster Jesu mein, was wirst du am heiligen Montag sein? Am Montag bin ich ein Wandersmann, der nirgends ein Obdach finden kann. Ach Sohn, du liebster Jesu mein, was wirst du am heiligen Dienstag sein? Am Dienstag bin ich der Welt ein Prophet, verkünde wie Himmel und Erde vergeht. Ach Sohn, du liebster Jesu mein, was wirst du am heiligen Mittwoch sein? Am Mittwoch bin ich gar arm und gering, verkauft um dreißig Silberling'. Ach Sohn, du liebster Jesu mein, was wirst du am heiligen Donnerstag sein? Am Donnerstag bin ich im Speisesaal das Opferlamm bei dem Abendmahl. Ach Sohn, du liebster Jesu mein, was wirst du am heiligen Freitag sein? Ach Mutter, liebste Mutter mein, könnt' dir der Freitag verborgen sein. 3. Adagio für Violine (gespielt von dem Kgl. Hosconcertmeister Herrn Professor Rappoldi) und Orgel von I. S. Bach. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 105, 8. Ich danke dir von Herzen, o Jesu, liebster Freund, für deine Todesschmerzen, da du's so gut gemeint. Ach gieb, daß ich mich halte zu dir und deiner Treu', und wenn ich nun erkalte, in dir mein Ende sei. Vorlesung. 5. Arie a. d. „Messias", vonHändel, ges. von Frl. Dora Köhler. Er ward verschmähet und verachtet, ein Mann der Schmerzen und umgeben mit Qual. Er gab den Schlägen seinen Rücken, hielt die Wange dar der Feinde bitt'rer Wuth; er barg sein Antlitz nicht vor Schmach und Schande. 6. Zwei Sähe ans einer Sonate (v-cknr) für Violine (gespielt von Herrn Professor Rappoldi), von Tartini. 7. Achtst. Motette (op. 99, Nr. 5) von Osk. Wermann. O Üiebe, die die blut'gen Hände voni Kreuz ausbreitet aller Welt, daß sie ihr Heil und Rettung spende, gequält, gelästert und entstellt; v Liebe, die sich selbst geboten für diese Welt, die sie erwürgt, zum Tode schritt, ach für die Todteu, und sterbend Leben noch verbürgt. O Liebe, die auf reinem Herzen die ganze Last der Sünde trägt, und deren Herz in Todesschmerzen noch für die eignen Mörder schlägt, o Liebe, ich sinke überwunden vor deinem hohen Throne hin! Ich neige mich auf deine Wunden und fleh', o Liebe, nimm mich hin! Zn deinen Füßen laß mich weilen; durch deiner Liebes- thaten Macht laß meiner Seele Wunden heilen, bis du mir sagst: Es ist vollbracht! Mit deinem Geist vom Kreuzes stamme schwing auch den meinen himmelwärts; mit Feuer- gluth, mit Gottesflamme belebe dies verarmte Herz. O laß aus den gebrochnen Augen, womit du liebend auf mich siehst, mich Kraft, dir nnchzuschreiten, saugen, bis du mich gänzlich zu dir ziehst Halt' du mich fest an deiner Seite, ich flehe, Herr, gedenke mein, bis du auch mir sagst: du wirst heute mit mir im Paradiese sein. (Viktor von Straus;.) Eintrittskarten zur Charsrcitagsausfnhrung (H-inoII-Mcsse von I. S. Vach) sind schon jetzt in der Hosmusikalienhandlung von H. Bock, Pragcrstraßc, zu entnehmen. Drink von Llevlch L Reictiardl ni Dresden.