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Sächsische CläMung. Amtsblatt für das Königs. Gerichtsamt nud de» Stadtrath zu Schandau, sowie für den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erschein! Mittwoch und Sonnabend und ist durch die Expedition dieses Blatte» siir 10 Ngr., durch die Post siir 12 Ngr. viertelsährlich zu beziehen. Inserate siir da» MittwochSblatt werden bis Dienstag friih 0 Uhr, siir da» Son»' abcndSblati bi» Freitag srtih 9 'Ihr angciwmmeii; später eingehende Inserate sännen erst in der folgenden Nummer Aufnahme finden. — Inserate für die Elbzeitung nehmen an Hr. Hesse in Hohnstein, sowie die Annoneen.Bureaus von H. Engler, E. Fort, Sachse » Co. und Haascnstei» Se Vogler in Leipzig, und da» Annonceu»Dureau von W. Saalbach in Dresden. ID. Sonnabend, den 22. Februar I8D8. Das preuhische Ministerium. Der Urlaub des Grafen Bismarck wird als ein politisches Ereigniß aufgefaßt, dessen Wichtigfeil bei der Bedeutung des Mannes Niemand unterschätzt. In manchen Kreisen fürchtet, in anderen hofft man, daß dieser Urlaub sich in einen Abschied verwandeln und der preußische Premier vorläufig seine Nolle ausgcspiclt haben werde. Je weniger hierfür ein wirklicher Anhalt zu finden ist, desto lebhafter wird man den Ursachen des jüngsten Vorfalls nachspürcn müssen. Den» daß Graf Bismarck sich nicht so plötzlich gleich nach der Abstimmung über den hannövcr'schen Provinzialfonds Urlaub erbeten haben wird, weil er wieder einer Erholung bedarf, kann sich Jeder getrost selbst sagen. Die Erholungsreisen von Minister in Amt und Würden haben sehr oft ihre politischen Ursachen, und bei der diesmaligen Neisc des preußischen Premier liegen sie ja ziem lich klar zu Tage. Die Debatte über jenen Provinzialfond, die Opposition der Rechten, gegen welche der Graf seine stärksten Drücker in Drohungen und Ermahnungen gebrauchte, haben nur zu deutlich erkennen lassen, daß bei dieser Veranlassung Graf Bismarck einen persönlichen Sieg davon tragen wollte. Der Sieg ist ihm mit Mühe und Noth gelungen und er scheint den Premier nicht allzusehr erbaut zu haben. Was zunächst die Veranlassung dieses interessanten Kam pfes zwischen dem Premier und seinen allezeit Getreuen betrifft, so liegt sie gewiß nicht in dem Provinzialfond für Hannover. Die Rechte stimmte für die Dotation des Königs Georg wie ein Mann; warum hätte sie sich nicht mit der Dotation einer Provinz befreunden sollen, da sie in der Stärkung der Provin- ziallandtagc, die damit bewirkt wird, doch ein Interesse ihrer conservativen Politik gefördert sah? Wie soll man sich erklä ren, daß bei dieser Veranlassung Graf Bismarck abermals in der schroffesten Weise an seine Unentbehrlichkeit erinnerte und mit seinem Abgänge drohte, womit er den Zusammensturz seiner Schöpfungen gekommen glaubte? Wie soll man sich erklären, daß aus der conservativen Partei unter dem Beifall der Rech ten eine Stimme sich ganz energisch dagegen verwahrte, selbst einem Bismarck durch Dick und Dünn folgen zu müssen? Die Erklärung für solche Zeichen findet man nur in tiefer liegenden Ursachen, in einem Mißtrauen, welches sich herausgcbildet haben muß. Graf Bismarck hat cs nicht daran fehlen lassen, seinen Unmuth über den geheimen Widerstand zu bezeugen, den seine Pläne bis zu eigensinnigen Ministerialreden hinab finden. Man sollte dies kaum für möglich halten bei der Allgewalt, die die ser Mann seiner Stellung am preußischen Hofe durch die Er- folge gegeben hat. Jndeß, der Ministerpräsident hat es selbst geschildert, wie er nach Beendigung des Krieges Reformen in der inneren Organisation des Staates einsührcn wollte, statt Hannover eine Provinz Nieder-Sachsen, statt Nassau eine Pro vinz Nieder-Hessen zu bilden gedachte, und daß ihm dies Alles wegen jenes Widerstandes nicht gelungen sei. Daraus wird so viel klar, daß Graf Bismarck in ausgeprägtem Ehrgeiz, nicht immer nach vorher durchdachten Plänen, sondern auch nach sei nen zufälligen Anwandlungen zu organisiren und auszubauen liebt, und diese „Revolution von Oben", welche schon mit dem allgemeinen Stimmrecht „oben" Bedenken erregte, schließlich den conservaiiven Häuptern doch zu arg wurde. Graf Bismarck treibt in Wirklichkeit eine revolutionäre Politik und jedes Mit tel, zu seinem Zwecke zu gelangen, ist ihm recht. Eine conser- vaiive Politik nach Methode iind Styl ist ihm ganz fremd, weil sic seinem Ehrgeiz keinen Spielraum gewährt. Und seit dem man diesen Pferdefuß an ihm bemerkt hat, sind die Ein flüsse stark hervorgelreien, den Premier cniweder in Zügel zu nehmen oder ihm mit dieser allgemeinen Nivellirungsmethode, selbst der conservaiiven Grundsätze, enigegenzutreten — ein Ver such, der dem Grafen den höchsten Unmuih bereitete. Nach sei- ner Ansicht haben die Conservativen sich ihm unbedingt unter zuordnen, mögen sie Einzelnes billigen oder nicht. Er sagte ih nen sogar in kühner Selbstherrlichkeit, daß sic sich vor ihren con servaiiven Wählern nur immer darauf berufen mögen: sic hät ten für ihn gestimmt. Wie wenig die Conservativen dazu Lust haben, wollten sie dem Premier bei der Debatte über den Provinzialfond beweisen, und gestanden cö ihm auch ganz offen ein. Daß er trotzdem die Majorität für den Provinzialfond erzielte, verdankte er nur der Nachgiebigkeit Einzelner, nicht der Partei. Dies wird Graf Biömarck zu denken geben, und während seines Urlaubs, wenn man ihn nicht verdrängt, dürfte er seinen Feldzug gegen die Conservativen überlegen. Mancher hat schon über die Klinge springen müssen, der sich ihm nicht fügte, und Graf Eulenburg, der Minister dcs Innern, scheint zunächst bedroht zu sein. Die ser Urlaub des Premiers bedeutet also nichts anderes, als daß nach dem Ende desselben Platz gemacht sein muß für innere Reformen — und dann auch, daß die auswärtige Politik zur Zeit keine bösen Blasen treibt. (F. A.) Wochenschau. Sachse«. Der landwirthschaftl. Verein zu Neinhards- dorf feierte am 14. Febr. das Fest seines l6jährigen Bestehens. — Die Maserepidcmie, welche im Januar hier 102 Schulkinder ergriffen, ist daselbst im Erlöschen, hat sich aber auch über die angrenzenden Ortschaften Schöna und Krippen verbreitet und beginnt hier die Schulen zu dccimiren. Einen tödtlichcn Aus gang hatten bisher nur drei Fälle und zwar an schwächlichen Kindern. Dresden. Wie das Finanzministerinm bekannt macht, wird mit dcr Ausgabe der neuen Kasscnbillets (12 Millionen, 5 Mill, einthälerige, 800,000 Stück fünfthälcrige — 4 Mill., und 300,000 Stück zehnihälerige — 3 Mill.) bei dcr Finanz- hauplkasse von jetzt an begonnen, zunächst jedoch nur ein der Werthsumme der aus dem Verkehre bereits zurückgezogenen und noch zurückznziehenden Billets der Creation vom Jahre 1855