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D e i 1 a g e zum Voigtlän-Lfchen Anzeiger. Redigirt von I. F. Fincke. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wittwe. 41. Plauen, den LS. Oktober 18H. Die heut zu Tage gefeierte kluge Frau. Was giebt es Neues? — Mitten in protestantischen Ländern und in den jetzigen aufgeklärten Zeiten macht eine kluge Frau außerordentliches Aufsehen. Sie macht Blinde sehend, Lahme gehend, krumm Gewachsene wieder gerade, sie sieht aus Schnupftüchern, Strümpfen und Hemden, was den Leuten fehlt, ohne sie gesehen zu haben, entdeckt die geheimsten Diebereien u. si w.; und alles dieses geschieht ohne alle Hexerei, denn es geht Alles ganz natürlich zu. Die noch daran Glaubenden mögen aus folgenden Skizzen beurtheilen, ob es nicht so ist, wie es dort zugeht. Diese Frau imponirt die sie fragen den Leute zuerst dadurch ungemein, daß sie denselben Alles vorhersagt, was sie für körperliche Gebrechen haben, was ihnen gestohlen worden ist, wie viel ein Bote Geld mit bekommen hat rc. Um so viel Kenntniß von solchen Dingen zu erlangen, hat sie Verkehr mit Boten von nahe und kerne, von Plauen, Neichenbach, Zwickau und bis in die Altenburger Gegend, von Hof und Münch berg sowie von den benachbarten Ortschaften, welche ihr jederzeit von dort Nachricht bringen, wer sie besuchen will, und über was die Leute klagen. Auch bringen die Boten ganze Packete von Tüchern oder Kleidungsstücken mit, um die Krankheit der Eigenthümer zu versprechen. Noch genauer ist aber der Wirth an dem dortigen Orte damit einverstanden, weil es seinen Prosit gilt. Dieser fragt einen Jeden genau aus, worin das Anliegen Ibesteht, und jederzeit ist ein Horcher oder eine Horcherin in der^ Wirthsstube; diese schnappen Alles auf, und überbringen es sogleich der klugen Frau. Kommen nunmehr die Hilfesuchenden an, so kann sie es entweder gleich sagen, wo das Uebel steckt, und was für Sachen gestohlen worden sind, oder sie geht in die Bodenkammer oder in das daneben befindliche Häuschen, um sich bei den Horchern Raths zu erholen. Hierauf kann sie wohl mit triumphirender Miene kommen, und Alles genau er klären, was ihr die Leute mittheilen wollten. Nun ist man erstaunt, und schreit Wunder über Wunder, und der Glaube steht fest, daß sie nunmehr auch helfen könne. Bei solchen Leuten jedoch, welche gerade zu ihr gehen, bedient sie sich einer edlen Dreistigkeit, und schlägt ent weder auf den Busch, oder sucht das Anliegen durch Hin - und Herfragen herauszubringen. Bei Solche» verliert sie aber meistentheils den Glauben, und. es wird ihr manchmal deßhalb tüchtig die Wahrheit gesagt. Mehrentheils hält diese Frau den Glauben der Leute da durch noch fest, daß sie Allen die Versicherung giebt, daß es bester werden würde, und sie nach 8 oder 14 Tage wieder bestellt. Wenn alsdann diese Frau versichert, daß schon Besserung vorhanden sei, so bilden es sich die Kranken auch ein, und halten lange an der Hoffnung fest, bis sie es erst mit der Zeit überdrüßig werden. Ab wechselnde und vorübergehende Krankheiten, wie z. B. Reißen in den Gliedern, Blattern in den Augen oder entzündete Augen u. s. w. tragen ebenfalls zu der Vermehrung ihres Ruhmes bei, wenn es zufälliger Weise trifft, daß es gerade sich bessert, nachdem sie das Leiden versprochen hat. (Beschluß folgt.) den 17. d. M. Nachmittags um S Uhr Die zweite Mustkaufführung zum Besten l.... veö Singe-Chors in hiesiger Stadtkirche, stattfinden, worüber bereits unterm 15. April Vs. Js. in diesen — - —.-u Indem die unterzeichnete Behörde dies hierdurch zur Blättern das Nähere bekannt gemacht worden ist, wird öffentlichen Kenntniß bringt, glaubt dieselbe, sich der nächst kommenden Sonntag j zuversichtlichen Hoffnung hingeben zu dürfen, daß das