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Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die Sgcspaltene Petiizeile oder deren Raum mit lS 4, Reklamen mit SV 4 die Zeile berechnet, bet Wiederholungen entsprechenden Rabatt Uuchdruckeret, Redaktion nnd Bcschiift-ftellei Lee-dea, Pillni-er Dtrafte 4». — Fernsprecher I»«« Jü»Rückgabe unverlangt. Schriftstücke ketne VerbtndltchleU Redaktion».Sprechstunde: ll—Ltd Uhr. ^s'fk'isesissicj unc! labencs lDk'scio-^isdSsi'sn ^ s^funcl 18 ^fsnnigs. ^eriing 8- Zocßstroti, 0re5äeri. bilscksnIsLdN >n gsssn Sdsckttsllsri. ieis Für die Monate August u. September abonniert man aus die „Sächsische Volkszeitung"mit der täglichen Roman- beilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von 1.2V Mk. (ohne Bestellgeld), durch den Boten ins HauS 1.4V Mt. Bezugspreis auf die Ausgabe mit der illustrierten Unterhaltungsbeilage „Die Zeit in Wort und Bild" erhöht sich um 10 Pfennige. Diktieren die NationaHiberalen die Friedensbedingungen? Dresden, den 19. Juli 1S10. Herr Bassermann war kürzlich in Berlin. Als Resultat aus den Aussprachen mit verantwortlichen und unverant wortlichen Leitern der Politik darf man folgende Aus- lassung der „Nationalliberalen Korresp." betrachten: „Wir haben oft in den hinter uns liegenden Monaten die Frage immer banger und immer zweifelnder sich erheben hören: Haben wir in der gegenwärtigen politischen Lage, die sich nicht nur zu einer momentanen, in absehbarer Zeit zu überwindenden, innerpolitischen Krisis gestaltet hat, son dern die uns in Zustände hineintreibt, bei denen vielleicht die Grundlagen unseres Staatswesens mrd die wirtschaft liche Zukunft unseres Volkes auf dem Spiele stehen — wir fragen: haben wir in dieser Lage den Staatsmann, der mit großen Mitteln, und nur solche kommen noch in Frage, den Bürgerfrieden im Lande wieder Herstellen kann? Wir haben volle Sympathie mit dem aufrichtigen Bestreben des Herrn Reichskanzlers, den jetzigen Parteihader zu überwinden. Wir haben auch volles Verständnis dafür, daß seine so ungemein schwierige Lage durch den Rücktritt des Erbprinzen Hohenlohe sich noch weiter verschlechtert hat. Diese Verschlimmerung einer an sich schon fast aussichtslosen Situation würde einen klein mütigen, seinem eigenen Können mißtrauenden Staats mann zur Resignation bringen. Wir wollen hoffen, und unser ehrlicher Wunsch spricht aus dieser Hoffnung, daß der leitende Staatsmann eine solche Resignation nicht in sich aufkommen läßt. Der Reichskanzler muß sich dann aber gleichzeitig auch darüber klar sein, daß eine Politik wohl wollender passiver Neutralität unser Staatsleben nicht mehr zur Gesundung führen kann. Das Volk, in allen feinen Schichten von Unzufriedenheit und Mißmut erfüllt, will endlich rind muß endlich wissen, wohin die Fahrt geht. In Zeitläuften, wie den unserigen, bedarf es mehr denn je eines energischen Willens, der durch Zusammenfassung aller positiv schaffenden Kräfte der großen Gefahr einer er schreckend anwachscnden Sozialdemokratie einen wirksamen Tamm entgegenzusetzen imstande wäre. Wir wollen hoffen, daß die Erkenntnis dieser Gefahr und die Ueberzeugung von der schweren historischen Schuld, die die bei der Er- ledigung der jetzigen Reichsfinanzreform beteiligten Fak toren auf sich genommen haben, in allen Kreisen und auch bei den Personen wachse, die an verantwortlicher Stelle die Geschicke des Vaterlandes zu leiten berufen sind. Einer energischen und zielbewußten Regierung, die von ihrer Autorität den rechten Gebrauch macht, die diese Autorität einsetzt, nicht zur Konservierung unhaltbar gewordener« Zustände, sondern zugunsten einer gesunden Fortentwicke lung des Staatsgedankens, einer solchen Negierung wird unser Volk gern Vertrauen entgegenbringen, und die ihrer Verantwortlichkeit bewußten Parteien werden sich der Mit arbeit an einer solchen Gesundung unseres politisck>en Lebens nicht entziehen können." Die „Nordd. Allgem. Ztg." hat sofort dieser Friedens taube das Fenster geöffnet und sie mit folgenden Worten begrüßt: „Wir geben diese Ausführungen wieder, nicht weil wir der pessimistischen Note der ersten Sätze zustimmten, son dern weil auch wir von der Notwendigkeit der Zusammen fassung aller positiv schaffenden Kräfte um so fester über zeugt sind, je mehr die Unzufriedenheit und der Mißmut der letzten Zeiten die Gefahr des Anwachsens der Sozial demokratie vor Augen führen." Ist nun tatsächlich Bürgerkrieg im Lande, daß man nach dem Frieden schreit? Wir haben hiervon nicht viel bemerkt, als die eine Tatsache, daß es den Nationalliberaleil bei allen Nachwahlen erbärmlich schlecht geht und daß sie ein Mandat nach dem anderen verlieren. Aber diese Partei ist doch nickst so wertvoll, um ihretwegen die ganze bürger liche Miliz aufzubieten. Sie soll sich nur ruhig und an ständig in die bürgerliche Front einstellen, dann wird sie viel weniger Hiebe erhalten und der Nachbar ihr auch eher helfen. Wer aber solche Seitensprünge mackst, wie die uationalliberale Politik sie seit 18 Monaten unternimmt, der muß sich die Rechnung gefallen lassen, die ihm der über legene politische Gegner aufmacht. Es ist daher eine Ver schiebung des Streitgegenstandes, wenn man auf liberaler Seite das Bedürfnis nach einem Bürgerfrieden empfindet. Keine einzige bürgerliche Partei, vor allem nicht die Reichs tagsmehrheit, hat den Liberalen Urfehde angesagt; diese gingen vielmehr nach Art trotziger Kinder in die Oppo sition; sie kündigte» den schärfsten Kampf den Konser vativen an, sie unterstützten selbst Sozialdemokraten. All dies ist ihnen sehr schlecht bekommen; nun stehen sie mit zerbläuten Rücken da, weinen und jammern um den „Bürgerfrieden", den gerade sie gebrochen haben. Nun soll man die Umkehr auch dem politischen Sünder nicht erschweren Aber ein „Mastkalb" braucht man auch nickst zu schlachten, wenn die Nationalliberalcn an die Türe pochen und Besserung geloben. Dann haben nicht die Nationalliberalen die Bedingungen zu stellen; heute sind sie weder'„Kern" noch „Krone", sondern sie werden unter angemessenen Bedingungen zugelassen. Die „Kreuzzeitung" bezeichnet mit Neckst als Voraus setzung der Verwirklichung dieses Gedankens den absoluten Ausschluß der Linksliberalen in ihrem gegenwärtigen Zn- stände. Die nationalliberale Partei müsse einen unzwei deutigen und endgültigen Bruch mit der fortschrittlichen Volkspartei vollziehen. Auch solle nicht mehr „an die schwere historische Schuld, die die bei der Erledigung der Neichsfinanzreform beteiligten Faktoren auf sich genommen hätten", erinnert werden. Mit derartigen Nekriminationen müsse Schluß gemacht werden, zumal das Verhalten des Linksliberalismus längst gezeigt habe, daß es völlig aus geschlossen gewesen wäre, unter seiner Mitwirkung die Neichsfinanzreform in irgendwelcher für die übrigen bürgerlichen Parteien annehmbaren Gestalt unter Dach zu vringen. Ueber solche Friedensbedingungcn, welche nur der Selbstachtung der Mehrheilsparteien Genüge tun und nickst mehr fordern, läßt sich reden. Die Nationalliberalen müßten einen reckst dicken Strich unter ihre jüngste Ver gangenheit machen. Sind sie hierzu nicht gewillt, oder nicht fähig, so mögen sie mit der heutigen Selbstmordpolitik fyrt- fahren; andere Parteien können es aushalten, bis bei den Liberalen die Vernunft einkehrt. Aber vorerst ist die Hoffnung noch nickst sehr groß. Die „Nationalliberale Korresp." spricht nämlich die Erwartung aus, daß die Erkenntnis der sozialdemokratischen Gefahr und die Ueberzeugung von der „schweren historischen Schuld, die die bei Erledigung der jetzigen Neichsfinanz reform beteiligten Faktoren auf sich genommen hatten", in allen Kreisen und auch bei den Personen wachse, die an verantwortlicher Stelle die Geschicke des Landes zn leiten berufen seien. Daß verschiedene politische Faktoren bei Erledigung der Reichsfinanzreform eine schwere Schuld auf sich geladen haben, trifft allerdings zu. In erster Linie gilt das, wie die „Deutsche Tagesztg." hervorhebt, von der Opposition gegen die Reform, die sich aus kleinlichen Grün den des Parteivorteils diesem großen nationalen Werke versagte und dann mit einer unwahrhaftigen Hetze gegen die neuen Steuern im Lande begann. Wenn die National- liberalen diese große historische Schuld jetzt eingestehen wollen, so wäre das allerdings das beste Mittel, alle posi tiven Kräfte in unserem Volke wieder um die nationale Fahne zu sammeln. Dann brauchten die Nationalliberalen aber auch den Kanzler nur in zweiter Linie zu bemühen. Allerdings hat auch die gegenwärtige Regierung da durch eine Schuld auf sich geladen, daß sie nickst in ganz anderer Weise für die Neichsfinanzreform eingelreten ist, als sic es getan hat. Trotz aller Bedenken gegen einzelne Steuern und gegen gewisse politische Nebenwirkungen der Reform hätte sie wenigstens die Pflicht erkennen und be tätigen müssen, den unwahren Darstellungen der Opposition von der Entstehung, Bedeutung und Wirkung der neuen Steuern entgegenzutreten. Unter keinen Umständen dürfen es die Nationallibcralen sein, welche die Friedens bedingungen diktieren: das wäre die schlimmste Niederlage der Negierung, die man sich denken könnte. Der heutige Reichskanzler hat die heutige Neichsfinanzreform unter zeichnet und er wußte dies, ehe er sein Amt annahm; er trägt daher für die Gestaltung der Neichsfiuanzcn dieselbe Verantwortung wie der Reichstag; er hätte ja die Neichs- lanzlerschaft ablehnen können, wenn ihm die Neichsfinanz reform nickst behagt hätte. Von ihm nun zu fordern, daß er den schmollenden Nationalliberalen Neckst zu geben habe, ist eine Zumutung, die an politische Sclbstentmannung er innert. Welche Zumutung aber hierdurch erst an die Mehr heitsparteien gestellt werden, brauchen wir nicht näher dar zulegen. Die Nationalliberalen müssen sich darüber klar sein, daß sie keinerlei Bedingungen für einen politischen Waffenstillstand zu stellen haben, sondern daß sie nur als besiegte Verbündete angesehen werden können. Politische Rundschau. Dresden, den 19. Juli 1910. — Beschleunigung der Rrichötagsersaiiwahlkn. Einer bei der Etatsberatung im Reichstage gefaßten Resolution folgend, hat der preußische Minister des Innern, wie die „Köln. Volksztg." mitteilt, angeordnct, daß die während der Legislaturperiode erforderlich werdenden Neuwahlen innerhalb eines Zeitraumes von 70 Tagen nach Erledigung froh, lluhe schon nden noch. >ann Sie Rest das noch nter ppe. and akel ;ibt Sozialdemokratische Schamhaftigkeit. Eine neue Spezies sozialdemokratischer Lebensweisheit: Aengstlichkeit gegenüber sittlichen Gefahren für die Jugend. Verschiedene sozialdemokratische Blätter weisen „wiederholt auf die schweren sittlichen Gefahren" hin, die der Jugend drohen. Wir freuen uns ehrlich, daß sich die Herren von der Sozialdemokratie so besorgt um die sittliche Gesundheit unserer Jugend zeigen, und hoffen, sie endlich als Mit arbeiter auf einem Gebiete begrüßen zu können, das wohl tvert ist, auch von der Sozialdemokratie energischer als bis her in Angriff genommen zu werden. Da aber die sozial demokratischen Herren die sittlichen Gefahren im Beicht- I fpiegel des katholischen Katechismus wittern, liegt uns zu nächst die angenehme Pflicht ob, über diese „sittlichen Ge- fahren" ihre aufgeregten Nerven zu beruhigen. Es ist ja wohl nicht anzunehmen, daß es ihnen bei einer so tiefernsten Frage bloß um antiklerikale Hetze zu tun ist. Da die Herren zum größten Teile wohl niemals beichten gingen, kann man von ihnen auch nickst verlange», daß sie über die Bedeutung der Beichte und des Beichtspiegels genauer Bescheid wissen. Vielleicht haben sie sich nur aus der berühmten Graßmann- ^ Broschüre darüber orientiert und werden nach empfangener Aufklärung so ehrlich sein, wie der sozialdemokratische Ab geordnete Rösch, der im März dieses JahrcS in der badischen Zweiten Kammer erklärte: „Nachdem auch meine Partei freunde mir gesagt haben, daß es mit dieser Broschüre nicht weit her sei, bedaure ich. daß ich sie zur Grundlage meiner Kritik der sexuellen Aufklärung im Beichtstühle gebraucht habe." — Also: Die Beichte ist das reumütige geheime Bekennt- nis der begangenen Sünden vor dem Priester, mit dein sich der Entschluß verbindet, nickst mehr zu sündigen. Nun kann es leider Gottes Vorkommen, daß Kinder schon — sei es durch gemeine Niederträchtigkeit von Er wachsenen, sei es durch den Leichtsinn von Altersgenossen, sei es endlich durch vorzeitiges Erwachen von sexuellen Trie ben — Bekanntschaft mit dem dunklen Laster machen, das hinterher ihr ganzes Leben verwüsten könnte, besonders wenn es zur Gewohnheit würde. Nun, dann kommt cs vor allem darauf an, daß das Unglück eines solchen Kindes rechtzeitig erkannt wird, da mit es gewarnt werde und ihm der Gefahr gegenüber Ver haltungsmaßregeln gegeben werden. Wenn sich das Kind in der Stille des Beichtstuhles, unter dem Schutze des sakra mentalen Siegels, das den Priester zu strengstem Still schweigen über das Gehörte verpflichtet, vor Gott über sei nen Fehltritt oder seine Gefährdung ausspricht, so wird zunächst das geängstigte kindliche Gewissen beruhigt und dos Kind gewinnt die Kraft, in Zukunft die Gelegenheit zu mei den und die Herrschaft über das ungeordnete Triebleben wiederzngewinnen. Es geht aus der Beichte mit dem freu digen Bewußtsein der wiedererlangtcn sittlichen Freiheit und mit dem Entschlüsse des sittlichen Kampfes hervor. Was nun den Beichtspiegel angeht, so dürfte den Her ren der Name vielleicht Aufklärung geben und sie in Zu kunft vor der tollen Anschauung bewahren, daß „der Beicht- spiegel von Knaben und Mädchen befolgt werden muß". Der Beichtspiegel ist für die Kinder bloß ein Hilfsmit tel der Gewissenserforschnng. das heißt des Nachdenkens über die begangenen Sünden. Es ist ein Spiegel, in dem die Kinder ihren Seelenzustand betrachten können, weil ihre kindliche Flüchtigkeit eines solchen Erinnerungsmittels be darf. Früher war er in Frageform gedruckt; aber die Er fahrung lehrte, daß dann geistig schwächere Kinder die Fragen auswendig lernten und heruntersagten. Darum hat mau neuerdings die sogenannte aussagendo Form ge wühlt, damit die Kinder zugleich Anleitung haben, in wel cher Form sie sich über ihre Fehler aussprechen können. Hoffentlich wird den Herren von der sozialdemokrati schen Presse diese Erklärung der Sache nicht allzu schwer be greiflich sein, und werden sie daraus den einzig vernünftigen Schluß ziehen, das; der Beichtspiegel keine sittliche Gefähr dung der Kinder bedeutet, sondern ein Mittel zur Beseiti gung von sittlicher Gefährdung. Wenn wir uns recht ent sinnen, hat die sozialdemokratische Presse früher schon hin und wieder recht kräftig in das Horn der „sexuellen Auf klärung der Jugend" getutet. Aber es freut uns aufrich- tig, daß sic so schamhaft geworden ist. i ——— '