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Mcheritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 69. Jahrgang. Donnerstag, den 16. Juli 1903 Nr. 82. Inlerate, welche bei de? bedeutenden Auflage de» Verantwortlicher Aedaktrur: Paul Irljnr. — Mit achtseitig n« „Jllnstrierten Unterhaltungsblatt". MuckundHrlag von Carl Jelpre in Dippoldiswalde. Mit land» und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Blattes 'ine sehr wirk» same Verbreitung finden» werden mit 12 P^a., solche aus unserer Amtshaupt- niannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta» bellarische und komplt» ziette Inserate mit ent» sprechendem Ausschlag. — Eingesandt, im redaktio» denAbenden ausgegeben. Preis vtetteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern Postan» I nellen Teile, die Spalten- Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. --»-2°«-- Amtsötatt für die MUich- Amtshauptm-nnsch-st, das MUiH- Amtsgericht uad dm Stadtrat zu piMldiswalde. Die .Weiheritz-Zeitung" erscheint wöchentlichdrei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und Hnb 84 8. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Montag vormittag ward den 'Schützen die Freude, 27 Teplitzer Schützenbrüder und Damen zu empfangen, in deren Namen ihr Hauptmann, Herr Zinke, beim Königsfrühstück der hiesigen Gilde eine Zierscheibe mit dem Bilde des Teplitzer Schützenhauses und drei Photographien von Abteilungen der dortigen Schützenkompagnie überreichte. In seiner Ansprache be tonte er besonders, wie es die Aufgabe der zur Führung der SchützengesellschastenBerufenen sei, die alte, guteSchützen- ache hoch zu halten und vor dem Ansturm neuerer Zeit strömungen zu bewahren, daß sie unversehrt der Nachwelt übergeben werden könne. Er ließ seine Ansprache aus klingen in ein Hoch auf Ihre Majestäten den deutschen Kaiser und den König von Sachsen. Herr Vorsteher Liebel hatte vorher seinen Willkommengruß mit einem Hoch auf Kaiser Franz Josef beendet. Die Musik intonierte sowohl die österreichische als auch die Sachsenhymne. Auch Herr Etadtrat Reichel beglicht- als Stellvertreter des Bürgermeisters die deutschen Brüder aus Oesterreich namens der Stadt. Herr Feldwebel Gietzolt brachte noch ein be sonderes Hoch den Teplitzer Damen. Ein von Herrn O. Müller verfaßtes Tafellied erhöhte die schon vorhan dene Heiterkeit. Eine Auktion von Speiseresten ergab für die Suppenkolonie einen Ertrag von l l,24 Mk. Am Nach mittage waren in den Festzug türkisches Militär und bul garische Bauern eingestellt, die am Abend im Albertpark ein Gefecht darstellten. Dort waren Häuser mit einer Windmühle markiert, die durch Böller und Raketen schein bar in Brand geschossen wurden, denn sie gingen in Rot feuer auf. Als Gefangene und Verwundete brachte man die Bauern heim. Die Liste der Gefallenen und Ver- mißten erscheint in der nächsten Vogelwiesenzeitung. Am Montag nachmittag hatte sich beim Schlehen auf den Vogel Herr Kaufmann Mehnert zum König, Herr A. Göll zum Marschall erhoben, während am Dienstag den besten Treffer auf die Scheibe Herr Martin Schmidt, den zweit besten Herr V. Gietzolt (zum 4. Mal Marschall) aufweisen konnten. Am Abend wurden genannte Herren in ihrer neuen Würde in die illuminierte und bengalisch beleuchtete Stadt eingesührt. Ein durch Herrn Heller—Dresden-Löbtau besorgtes Brillant-Feuerwerk bildete den effektvollen Schluß des offiziellen Festprogramms, in dem freilich die zeitweise auftretenden Gewittergüsse und die ihnen folgende Kühle nicht vorgesehen war. Aber schön wars doch. — Der Stadtrat hat auf Vorschlag des Ausschusses für die deutsche Müllerschule Herrn Ingenieur Riekert als stellvertretenden Direktor zu bestätigen beschlossen. — Herrn Sattlermeister Herm. Schöne in Dippoldis walde sind säm liche Arbeiten zur Neudekoration des Jagd schlosses Nehefeld übertragen worden. — Der Termin des Inkrafttretens der neuen Fahr kartenpreise dürfte, den „Bautzner Nachr." zufolge, auf den I. Oktober mit Beginn des Winterfahrplans hinaus geschoben werden. Vorläufig ist der I. September hierzu bestimmt. — Vor kurzem ist der Geschäftsbericht der Anstalt für staatliche Schlachtoiehversicherung im König reich Sachsen für das Jahr IY02 erschienen und aus demselben folgendes Wissenswerte zu entnehmen. Die Versicherungsbeiträge für Schlachttiere sind im Jahre 1902 in derselben Höhe erhoben worden wie im Jahre 1901, nämlich 2 M. 50 Pfg. für ein männliches Rind, 7 M. für ein weibliches Rind und 40 Pfg. für ein Schwein. Im ganzen sind während des Berichtsjahres vereinnahmt worden 1,172,142 M. 55 Pfg. Die Gesamtsumme dec gewährten Entschädigungen, die im Jahre 1901 nur 1,249,463 M. 91 Pfg. betrug, hat sich im Jahre 1902 auf 1,675,412 M. 8 Pfg. belaufen. Diese unvorher gesehene bedeutende Steigerung ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß im Berichtsjahre 5907 Entschädigungs ansprüche mehr als im vorhergehenden Jahre angemeldet worden sind. Die Folge der unerwarteten zahlreichen Entschädigungsfälle war, daß die Versicherungsbeiträge nebst dem Staatszuschuß von 25 Proz. der gezahlten Ent schädigungen und den sonstigen Einnahmen zur Deckung der Ausgaben nicht ausgereicht haben und sich trotz des noch vorhandenen Kassenbestandes vom Jahre 1901 bei Abschluß des Rechnungsjahres ein Fehlbetrag von 187,135 Mark 97 Pfg. ergeben hat. Zur Deckung des Defizits und bezw. zur Ausgleichung der Minder- und Mehrein nahmen hinsichtlich der verschiedenen Tiergattungen hat sich eine Erhöhung der im Jahre 1903 zu erhebenden Versicherungsbeiträge für weibliche Rinder auf 10 M. 50 Pfg. und für Schweine auf 75 Pfg. erforderlich ge macht; die Beiträge für männliche Rinder konnten bei dem bisherigen Satze von 2 M. 50 Pfg. belassen werden. Die Zahl der versicherten Tiere betrug im Berichtsjahre 829,490 (1901: 823,263). Entschädigt wurden 12,604 oder 10,8 Proz. weibliche Rinder, 980 oder 2,9 Proz. männliche Rinder und 12,187 oder 1,8 Proz. Schweine. Von denselben waren ordnungs- bezw. gewerbsmäßig ge schlachtet 10,275 und krankheitshalber (notgeschlachtet) 15 496 Tiere. Auf die Amtshauptmannschaft Dippoldis- wälde entfallen von den festgesetzten Schäden 768: 409 weibliche Rinder, 29 männliche Rinder und 330 Schweine. Die meisten Schädenfälle hat der amtshauptmannschaft liche Bezirk Bautzen zu verzeichnen: 2106, die wenigsten der amtshauptmannschaftliche Bezirk Auerbach mit 318 Fällen. — In der Stadt Dippoldiswalde wurden im Jahre 1902: 6 weibliche Rinder und 3 Schweine bean standet und nach Maßgabe der Schätzungen des hiesigen Ortsschätzungsausschusses entschädigt. Von der Versiche rungsanstalt sind hierfür 879 M. 4H Pfg. vergütet worden. — Herr Apotheker Meißner hier schreibt uns: Bezug nehmend auf die Notiz in letzter Nummer, die Wurzener Apotheke betreffend, ersuche ich Sie hierdurch höflichst um gefl. Richtigstellung der betreffenden Tatsachen. Die Apo- theke ist das letzte Mal vor reichlich 6 Jahren, nicht 4 Jahren, für 400000 Mk. verkauft worden. Vor 2 Jahren ist der Wurzener Stadt-Apotheke noch die Konzession ver liehen worden, 20 Jahre lang eine Filial-Apotheke zu halten in einem bestimmten Stadtteil Wurzens. Für die Stadt-Apotheke, zusammen mit dieser 20jährigen Konzession, ist nicht der Preis von 500000 Mk., sondern es sind 412 500 Mk. gezahlt worden. Ferner sind von den letzten 5 Besitzern 2 als Besitzer gestorben und die letzten beiden Besitzer haben die Apotheke gemeinsam besessen. Reichstädt. Vergangenen Montag feierte hier der Gutsauszügler Karl Gietzelt mit seiner Ehefrau Amalie, geb. Querner, das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Die kirchliche Einsegnung fand in einem schönen Festgottes dienste, der nachmittags l/23 Uhr begann, in unserer herr lichen Kirche statt. Umgeben von Kindern und Enkeln und in Anwesenheit vieler Gemeindeglieder, segnete Herr Pastor Schädlich das würdige Jubelpaar ein, ihm darauf eine Ehrenbibel des ev.-luth. Landeskonsistoriums und ein Geschenk der Gemeinde überreichend. Möchten all die zahlreichen Glückwünsche, die dem Jubelpaare an seinem Ehrentage in Wort und Lied dargebracht wurden, durch Gottes Gnade in Erfüllung gehen! Möge dem würdigen Paare ein sonniger Lebensabend beschieden sein! Reinhardtsgrimma. Vorigen Sonnabend abend in der achten Stunde schlug der Blitz in ein Roggenfeld des Gutsbesitzers Br. Walther hier, ohne jedoch nennenswerten Schaden anzurichten. — In nicht zu langer Zeit wird voraussichtlich die einst rühmlichst bekannte, im Rittergutswalde zwischen hier und Hausdorf gelegene Gastwirtschaft „zur Buschschenke" wieder aufblühen. Am I. Oktober d. I. übernimmt der allerwärts hochgeachtete herrschaftliche Kutscher auf hiesigem Rittergute, Herr Röhringer, der infolge Kränklichkeit seine viele Jahre innegehabte Stelle nicht mehr verwalten kann, genannte Restauration pachtweise zur Bewirtschaftung. Der größte Teil der hiesigen Einwohnerschaft wie in der ganzen Umgebung begrüßt diese Veränderung mit unge teilter Freude, da unsere „Buschschenke" mitten im herr lichen Walde gelegen, ein so idyllisches Plätzchen sein kann, wie es in unserer nächsten Umgebung kein zweites gibt. Aeltere Leute werden wissen, daß bis vor 30 Jahren das Buschhaus der Hauvtausflugsort der ganzen großen Um gegend war, und daß in den sechziger Jahren auch ein glanzvolles Gauturnfest daselbst abgehalten wurde. Altenberg. Mit Genehmigung des Justizministeriums ist die Geschäftszeit des hiesigen kgl. Amtsgericht für den letzten Werktag jeder Woche auf die Stunden von vormittags 8 bis nachmittags 3 Uhr, unter Wegfall der Mittagspause, festgesetzt worden. Dresden. Die Staatsregierung erklärt in einer längeren Ausführung im „Dresdner Journal", daß sie stet« als unerläßlich anerkannt habe, am Wahlgesetze Aen» derungen eintreten zu lassen und daß sie gedenke, im August oder September eine Versammlung einzuberufen, in der namentlich besonders erfahrene Mitglieder beider Ständekammern ihren Platz finden sollen. Die Vorarbeiten würden bis dahin so gefördert werden, daß der Versamm lung nicht nur das schon zusammengebrachte und weiter Der elementare Friedenszug in der Weltpolitik. Für alle ehrlichen Politiker haben eine ganze Reihe Ereignisse und Erscheinungen der letzten Jahre bis in die jüngste Zeit, wie die gemeinsame Unterdrückung des Kriegs brandes in Ostasien durch eine Erekution der Großmächte, ferner die Dämpfung der Aufstandgelüste auf der Balkan halbinsel, dann die durch drei Großmächte erzwungene Anerkennung Venezuelas, seinen internationalen Verpflich tungen nachzukommen, und schließlich auch die Bestim mungen der Haage: Friedenskonferenz, in außerordentlich deutlicher Weise das Friedensbedürfnis der großen politi schen Welt dargetan. Auch wäre es kaum nötig, dieses Friedensbedürfnis der Großmächte aufs neue zu konsta tieren, wenn ein interessantes politisch-diplomatisches Zwischenspiel bei der Zusammenkunft des Präsidenten der französischen Republik mit dem Könige von England in London nicht ganz neuerdings zeigen würde, daß die durch diese Zusammenkunft außerordentlich geförderte An näherung zwischen England und Frankreich als letztes und höchstes Ziel auch eine Verständigung zwischen Rußland und England im Auge hat. Der „Eclair", eine Pariser dem französischen Ministerium des Auswärtigen nahe stehende Zeitung schreibt nämlich zu dem befriedigenden Ergebnisse der Begegnung des Präsidenten der französi schen Republik mit dem Könige von England, daß Frank reich in dieser Annäherung an das britische Reich nicht ohne Verabredung mit Rußland gehandelt habe. Die französische Diplomatie sei immer bestrebt, zugleich den russischen und den französischen Interessen zu dienen. Des halb könne und solle die französisch-englische Annäherung nichts anders sein als das Vorspiel zu einer russisch-eng lischen Annäherung. Es sei besonders darauf aufmerksam zu machen, daß der Präsident Loubet in seinem Danke an König Eduard fast wörtlich die Formel wiederholt habe, mit der der Welt der Abschluß des französisch-russi schen Bündnisses bekannt gegeben wurde. König Eduard hätte nun diese Bündnisformel wohl nicht wiederholt, aber er, der Freund Frankreichs, spreche von einer Annäherung, die er dauerhaft wünscht. Es wäre nun allerdings ein großer Erfolg der französischen Staatskunst und der diplo matischen Geschicklichkeit des Ministers Delcasse, wenn die Annäherung Frankreichs an England auch ein besseres -Einvernehmen zwischen Rußland und England zu stände brächte, denn dann würde ja die große Friedensparole auf allen Linien der Weltpolitik ausgegeben sein. Aber wenn dieser schöne Erfolg wirklich zur Wahrheit wird und zur Stärkung der allgemeinen Friedenspolitik aller Großmächte dient, so wollen wir auch an die realen Tat sachen und nicht nur an die diplomatische Kunst denken. Die realen Tatsachen sind es nämlich, die mit elementarer Gewalt allen Großmächten und auch den im natürlichen Gegensätze zu einander im Orient und in Asien stehenden -England und Rußland die Friedenspolitik aufzwingen. Die Interessen der großen gemeinsamen Kultur sind in der Welt, dank dem Welthandel und dem Weltmärkte, der auch Asien umschließt, viel wichtiger als die Ausfechtung von Konflikten und Interessengegensätzen. Auch haben Rußland wie England für lange Jahre hinaus ganz andere Aufgaben auf den inneren Gebieten ihrer weiten Staaten zu lösen als ihre Interessengegensätze am Goldenen Horn oder am Gelben Meere auszukämpfen. Es decken fich eben in glücklicher Weise die Ziele der diplomatischen Kunst in Frankreich, England und Rußland mit dem realsten Bedürfnisse der Völker und dieses heißt: der Welt- friede. Die Tagesordnung hängt in der amtshauptmannschaftlichen Kanzlei aus. Dippoldiswalde, am 14. Juli 1903. Königliche Amtshauptmannschast. Lossow. WnWt Atzung Les WMMiW Donnerstag, am 23. Juli 1903, vormittags 1/2II Uhr, im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft.