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Iktt , ckch -^rü »IsE 7^ ' ' ^ ' u.I früh 7 Utzr. U ^ ^ s,s««t. w«dt, «»srnomme»: . . >,' /» »t,PVE4.«on«. ^ ^ - t»,» Hi, Mittag» N Uhr: Marienstraße 18. ''fksZ Wzeig. in dies. Blatt« staden eine erfolgreich« vertreitung. Auslage: 18,000 Lknuplan. PW . ^ jß-EMAttrk«. ßeianentgeldlicherkie- fmwg tnH iHa»«; Durchdi« «atzt. P^» vierteljährlich SS Ngr. Einzeln« Nummer» 1 Ngr. TaMM für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drob!sch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zell« S Ngr. ad «tzachm» der Herautzeb«: Liepsch k Neichardt. - Verantwortlicher Redacteur: Julius Nekchardt. Dr«<d«n, de« 3. Juli. — Die lönigl. LandeS-Commission erläßt folgende Be- kanntmachung: „Der lönigl. preußische Militairgouverneur des Königreichs Sachsen, Herr Generalleutnant von der Mülbe, Exc., hat die Anordnung getroffen, „daß alle auf die jetzigen politischen, administrativen und militairischen Verhältnisse bezüg lichen Bekanntmachungen allgemeiner Art — also von Ober behörden ausgehend — Seiner Genehmigung und alle loca len Bekanntmachungen gleicher Art der Genehmigung des am Orte commandirenden Offiziers bedürfen." Die von Sr. Ma jestät dem König niedergesetzte Landes-Commission bringt auf Antrag des königl. preußischen Civilcommiffars, Herrn Land rath von Wurmb, diese Anordnung zur allgemeinen Kenntniß und verordnet, daß alle Landesbehörden derselben nachgehen." — Dem Befehle des preußischen Militaircommandos ge horchend, lieferten gestern die Einwohner Dresdens ihre Waffen auf den dazu bezeichnten Plätzen ab. Die Mehrzahl der Waf fen war emballirt, doch sahen wir auch viele offene Waffen tragen, die mitunter einen ganz curiosen Anblick gewährten, und manche Gewehre wie Säbel verdienten bester einen Platz in einem Naritätenkabinet. Bei manchem Waffenstück mußte man daran denken, daß es der Gegner recht ungeschickt anfan gen muffe, wenn er hiervon eine Wunde davontragen wollte. Vogel-, Doppel und Communalgardenslinten, stumpfe Säbel, ^ verrostete Hirschfänger, Feuerschlvffer ohne Steine, Percussions gewehre mit zerbrochenem Hahne, so waren die meisten der offen getragenen Hieb-, Stoß- und Schußwaffen. Offenbar legten hierbei die Besitzer keinen großen Werth auf deren Conservir- ung. Andererseits sind auch viele ganz vorzüglich schön gear beitete Gewehre, Büchsen, Jagdflinten, Pistolen, Revolver, De gen, Hirschfänger, Dolche u. s. w. abgeliefert worden; die Waf fenfabrikanten und Büchsenmacher, die vielen Jagdlsibhaber und Schützen unserer Stadt führen natürlich eine gute Klinge, und gar Manchem mag es sauer angekommen sein, seine blanke Was« fenfreude einzusargen. — Am Sonntag Nachmittag kam wieder eine kleine Ab theilung kranker sächsischer Soldaten von Dippoldiswalda hier , durch, die in der Restauration von Engel von dem Publikum mit Bier und Lebensmitteln bereitwilligst erfrischt wurden. > — Vorgestern Abend sind mittelst Extrazugs von Berlin 750 Arbeiter zum Aufwerfen von Schanzen hier eingetroffen. Gestern sollten ihnen noch 1000 Mann hierher Nachfolgen. Die Elfteren wurden die Nacht vom Sonntag zum Montag auf dem Centralbahnhof untergebracht. Der Lohn derselben soll für den Tag pro Kopf 1 Thaler betrag:«. — — Das vorgestern Nachmittag über Dresden herangezogene Gewitter hat mehrfache Verwüstungen im Gefolge gehabt. Der dem Gewitter vorausgegangene Sturm entführte von der Großen- hainerstraße eine Straßenlaterne und trug dieselbe bis in die Scheunenhöfe. Dort riß er vor einem Gasthofe auch eine Marquise herunter, beschädigte an demselben Hause das Dach und warf in einem Nebengebäude das Lusthaus um. — — Der Rath zu Leipzig macht bekannt, daß nach einer ihm von der königl. preußischen Commandantur zugekommenen Benachrichtigung die gesammte telegraphische Privatcorrespondcnz bis auf Weiteres inhibirt worden ist. — Am 1. d. ist der Redacteur des „Chemnitzer Tage blattes", Herr Prifessor Lamprecht, der den politischen Theil des Blattes leitete, durch ein Detachement k, preußischer Ulanen von dort abge^ührt worden. — Vom Waldschlößchen zum Feldschlößchen! Juli 1865 und Juli 1866! Wohl keiner Stadt ist dir Wechsel aller irdi schen Dinge so jäh und grell vor die Augen geführt worden, als unserer guten Stadt Dresden in der kurzen Spanne eines Jahres. Namentlich aber wurden wir auf eine Vergleichung der beiden Julimonate von 1866 und 1866 durch ven Um stand hingeführt, daß zu den Arbeiterhütten bei den Schanz arbeiten vor d.m Feldschlößchen zum Theil die Bretcr be nutz! werden, aus welchen voriges Jahr die Sän gerhalle erbaut wurde. Vor einem Jahre der Wohnungs ausschuß in Thätigkeit, um alle die theuren Sangesbrüder aus Preußen und Oesterreich, Rußland und Amerika unterzubrin- ^ gen; jetzt heißt'S Einquartierungsamt; statt der humoristisch ge meinten Leichenkammer der Sängerhalle stellt man heute schwere Lazarethe her, damals flaggte man öffentlich, heute weint man heimlich, damals hunderttausend rüstige Hände thätig am fried lichsten Werke, heute — das Herz möchte Einem brechen, wenn man Alles ausdenkt. Damals brachte man in unser NedactionS- bureau die neuesten, allerliebsten und sinnreichsten Erzeugnisse der Sängersistindustrie, heute schwirren unheimliche Gerüchte, Nachrichten von Siegen und Niederlagen zu uns Heren, und weder die eine noch die andere Botschaft eignet sich zur Ver öffentlichung. Doch, wir wollen diese unerquickliche Parallele, so viel wir noch auf dem Herzen hätten, nicht weiter fortsetzen. Aber mahnen uns diese zum Schanzenbau verwendeten Sängcr- hallenbreter nicht wie mit ernster Strafpredigt, daß auf den Luxus und die ausgesuchten Genüsse des Sängerfestes nun die Zeit der bittern Noth gefolgt ist? Oder ist es nicht eine herz zerschneidende Ironie, daß an die Bre'er, an welche vor ei nem Jahre die deutschen Lieder schlugen von deutscher Einig keit, von der Größe des Vaterlandes, vonLibe, Heimath, Gott und Glauben, von Allem, was dem Menschenherzen lieb und theuer, was wohlthumd und erhebend das Menschenherz be wegt, daß nun an diese möglicherweise die Kugeln eines deutschen Bruderkrieges dröhnen werden? Oder endlich, sol len wir in der Erwägung eine schwache Hoffnung suchen und finden, daß vielleicht, wie jene Sängerhallenherrlichkeit nicht allzu lange währte, auch die Schanzennoth unsere Stadt nicht allzu lange ängstigen werde? Jedenfalls aber wirft diese Reise jener Breter von der Wiese am Waldschlößchen nach der Ebene vor dem Feldschlößchen ein blitzartiges Schlaglicht auf unsere ganze jetzige Zeit, und das folgende Geschlecht wird diese ver schiedene Verwendung der Breter zu dm charakteristischsten Zügen in dem Portrait der Zeit in der Mitte des 19. Jahr hunderts rechnen. — Den Berliner Polizei-Büreaus ist die Weisung zu gegangen, sämmtlichen dasigen Arbeitern, welche sich augenblick lich ohne Beschäftigung befinden, Arbeit nachzuweisen, und zwar sollen dieselben zu diesem Behufs nach Dresden gesendet wer den, wo es an Arbeitern zu den Befestigungsarbeiten mangelt. Die Leute sollen freie Hin- und Rückfahrt, täglich 1 Thaler Löhnung und noch freies Quartier erhalten, so lange die Be schäftigung hier dauert. (Inzwischen sind schon am Sonntag eine Zahl Berliner Arbeiter hier eingetroffen.) — Bei dem vorgestrigen Gewitter fuhr der Blitz Nachmit tags in d<r 5. Stunde in die Feueresse des Hauses Nr. 10 der Moritzstraße, spaltete die Esse und warf eine Partie Ziegeln herab. Beschädigt wurde hierbei Niemand. Ebenso ist ein Strahl in einm Baum in der Nähe des Pirnaische« Platzes gefahrm. — Vorgestern Nachmittag fiel ein kleines Kind in den vollständig ungeschützten Mühlgraben in der Nähe der Dres dener Papierfabrik und der Falkenstraße. Ein Markthelfer ret tete das Kind vor dem Tode des Ertrinkens. Wmn wird man dort eine schützende Einfriedigung anbringen? — An den Straßenecken sehen wir allenthalben Auffor derungen für Erdarbeiter, sich zu dem Schanzenbau, welcher von dm, königl. preuß. Militär-Commando angeordnet ist, zu melden. Es erregen diese Anlagen selbstverständlich kein beson ders freudiges Gefühl bei dem Dresdner, immerhin ist aber wenigstens einer großen Anzahl Arbeiter, die sonst feiern wür den, dadurch Brod gegeben. Es führt die Verweigerung der Arbeit dazu, daß, wie schon geschehen, wegen Mangels hiesiger Anmeldungen außersächsische Arbeiter rcquirirt werden Wie wir hören, haben die requirirten Freiberger Bergleute, welche Anfang in größerer Anzahl zur Arbeit erbötig waren, sich des halb zurückgezogen, weil sie unter militärischer Begleitung nach hier gebracht werden sollten. — Während eines ziemlich starkm Gewitters befand sich am 38. v. Mts. der auf dem Baierischen Bahnhof in Leip. zig angestellte Weichenwärter Engler aus Dölitz auf einer Wiese bei Lösnig auf seinem Heuwagen, als unter heftigem Donner der Blitz herabfuhr und ihn sofort tödtete. Durch das sich entzündende Heu waren die Kleider fast ganz vernichtet, auch wurde dadurch der Leichnam bedeutend verletzt. Der brennende Wagen wurde bald wieder gelöscht. — Am 28. v. Mts. Nachmittags gegen 4 Uhr schlug der Blitz in das Wohnhaus des Gutsbesitzers Friedemann in Topf seifersdorf, so daß dasselbe sehr bald in vollen Flammen stand und bis auf den Grund niederbrannte. Der größte Theil der nicht versicherten Habe ging hierbei verloren. Die nahestehende mit Schiefer gedeckte Scheune gerieth wiederholt in Brand, doch gelang es, dieselbe zu erhalten. — Am 27. v. Mts. setzte sich die Handarbeitersehefrau Richter aus Trebsen bei Neuweißenborn auf einen Wagen, um mit nach Hause zu fahren; da riß die Fahrleine, die Pferde gingen durch, die Richter stürzte herunter und blieb in Folge der dabei erhaltenen Kopfverletzung auf der Stelle todt liegen. Die übrigen Personen wurden mehr oder weniger beschädigt, befinden sich jedoch auf dem Wege der Besserung. Die Richter hinterläßt einen Mann mit zwei unerzogenen Kindern. — In Friedebach wurde am 29. v. Mts. dem Gutsbe sitzer Richter in Folge Blitzschlags das Wohnhaus mit einge bautem Stall, die Scheune und das Wafferhaus eingeäschert. Ein Schwein streckte der Blitz todt nieder. — Es kann nicht genug angerathen werden. Nachrichten vom Kriegsschauplätze, die von Privatpersonen verbreitet werden, mit der größten Vorsicht und lieber mit einer gewissen Ungläu bigkeit entgegen zu nehmen, da sie nur zu häufig falsch und aus irgend welche::, oft nur selbstgefälligen und unlauteren Mo tiven erlogen sind. So z. B. wurde am vergangenen Sonn abend Abmd in einer hiesigen Gartenwirthschaft die Mitthei lung von der Tags zuvor erfolgten Wiedereinnahme der an dis Preußen verlorenen Orte Münchengrätz, Skalitz u. s. w. durch die Oesterreicher mit einer solchen Bestimmtheit colportirt, daß man fast versucht war, dieselbe für wahr zu halten. Ein Herr befand sich dort anwesend, der diese Post mitgebracht hatte und das darauf bezügliche Telegramm desselben TagS in Pirna an den Straßenecken selbst gelesen haben wollte. Das einzige, waS mehrere schwergläubige Politiker bestimmte, die Sache nicht sofort für wahr zu halten, lag in der augenfälligen Unwahrscheinlich keit, daß das in Pirna befindliche königlich preußische Militär den Anschlag des behaupteten Telegramms geduldet haben sollte.— — Gestern begann im großen Garten, am Eingänge des selben die Rasirung der Obstbaumschule. — Vorgestern Abend entspann sich auf der Pillnitzer Straß« ein kleiner Exceß zwischen Militär. Soviel wir erfahren konn ten, hatte ein in der Pirnaische« Vorstadt gelegener Husar in einem Materialladen Schnaps requiriren wollen. Ein an derer Husar, ein Landwehrmann, hatte dies beobachtet und suchte ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Der Husar ab« wurde dadurch erst recht böse, meinte, weil jener Landwehrmann sei, glaube er wohl ein größeres Recht, ihn zu befehlen, zu ha ben und erging sich in Schimpfworten gegen den älteren Kame raden. Dieser ließ sich nicht schimpfen und gab ihm eine Ohr feige, daß jener niedertaumelte. Er erhob sich wird« uad best»« gingen mit entblößten Waffen aufeinander los, doch machten hinzutretende Soldatm bald dem Excesse, bei welchem kein Blut geflossen war, ein Ende. — Bei dem vorgestrigen Mittagsgottesdienste in d« Neu städter Kirche hielt Herr Diakonus Binkau seine Abschiedspre digt. Herr Binkau siedelt bereits in den nächsten Tagm nach Leipzig über, um seine neue Stellung daselbst anzutreten. — Se. Maj. der König hat am 25. Juni in Prag die Franziskanerkirche und sodann in der Josephstadt die israelmsch« Synagoge und dm alterthümlichen jüdischen Friedhof daselbst besucht. Wimer Blätter lassen Se. Majestät in Brandeis, da« bekanntlich dem Großherzog Leopold II. von Toscana gehört und an der Elbe zwischen Prag und Jungbunzlau gelegen ist, vorläufigen Aufenthalt nehmm. Nach zuverlässigen Mitthei lungen erfreuen Se. Maj. und unsere Prinzen sich des besten Wohlseins. — Einem Gerüchte nach kehren der kaiserl. französisch« und der kaiserl. russische Gesandte am königl. sächs. Hofe, Herr Baron Forth-Rouen und Herr Graf Bludoff, in den nächste« Tagen nach Dresden zurück. — An Stelle des exilirten Herrn Polizeidirector Schwauß ist sein bisheriger Stellvertreter, Herr RegierungSrath von Koppenfels, mit der Fortführung der Geschäftsleitung in der hiesigen königl Polizeidirection betraut worden. — Oeffentl. Gerichtsverhandlungen vom 2. Juli. Von den auf heute Vormittag anberaumten Einspruchsverhand lungen betrifft die erste eine beim Gerichtsamt Döhlen an hängige Privatanklagesache zwischen Johann Gottlieb Fleisch« zu Wurgwitz und Johanna Christiana verehelichte Müller da selbst. Letzterer ist wegen Beleidigung zu 1 Thlr. 10 Ngr. Geldbuße und Tragung der Kosten verurtheilt worden. D« Privatankläger Fleischer brachte nämlich zur Anzeige, die Mül ler habe ihm gegenüber die Aeußerung gethan, er habe kein „reines Gewissen." Die Privatangeklagte, darüber vernommen, gibt zu, dies gesagt zu haben und bezieht sich dabei auf den Umstand, daß bei Abhandlung eines öffentlichen Verhandlungstermines, dem Fleischer, auf der Gallerte oben sitzend, beigewohnt Habs, als von Seiten der Staats anwaltschaft an die Anwesenden die Frage gestellt wurde, ^ ob Fleischer sich unter ihnen befinde, welchen Falls er vor dm Gerichtshof treten solle, Fleischer gleichwohl still geschwiegen und der Aufforderung nicht nachgekommcn sei. Der Gerichtshof ändert heute an dein erstinstanzlichen Urtheil nichts. — Das Gerichtsamt Dippoldiswalda verurtheilte Carl August Hohlfeld und Friedrich Ernst Klotz, beide zu Deuben wohn haft, wegen Hausfriedensstörung Jeden zu 3 Tagen Gefängniß und in den betreffenden Antheil der Gerichtskosten. Klagegrund ist ein Vorfall, der sich an: Abend des 1. Nov. des vergangmm Jahres in der Zcidler'schen Schänke zu Hainichen ereignete. Hohlfeld und Klotz betraten dieselbe um die genannte Zeit, in dem sie Nachtquartier verlangten. Von dem Wirth nach ihren LegitimationSpapierm befragt, begannen die Beiden zu raison- niren und leisteten, als in Folge dessen Zeidler Ruhe gebot und ihnen sagte, sie sollten das Haus verlassen, nicht sofort Folge, so daß der Ortsrichter geholt werden mußte. Schließlich gelang es, nachdem einige Ohrfeigen gefallen sein sollen, natür lich zum Schaden der Ruhestörer, dieselben durch gütliche« Zu reden zum Fortgehen zu veranlassen. Herr Staatsanwalt Held beantragte hier die Bestätigung des ersten Erkenntnisses. Sie erfolgte. — 'Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Dm