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MsdrufferTageblati Amts- ! 78. Jahrg Nr. 287 Freitag den 12. Dezember 1S1S Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. (Erscheint seit dem Lahre 1841. v« .MIX»Nister Ta«e»I«tt- esschelnt ilgNch, »I« »li«na-me der Sonn» und F-stia-r, abend« ü Xhr für den folgenden Ta«. / Dnu««»»!« bei Selbfiabholung »on der Druckerei wbchenMch Pf«., menanich pfg., vieriellLhrlich Mk.; durch unsere Ru«irLger zugeiregen monaiiich Pfg-, »ierieilLhriich Ai.; del den deutschen postenstaiten viertelsckhrlich M. ohne Zustellungsgebühr. Nile pofianstatten, Postboten s«»ie unsere «uBrlgn und «efthüstssteste nehmen iedrrzett Bestellungen entgegen. / Im Jade hbherrr Gewalt — Krieg »der sonstiger irgendwelcher Storungen der 2«triebe der Zeitungen, der Lieferanten »der der Aeiörderungseinrichtungen — hat »er Arlieher keinen stlnspruch auf Lieferung »der Nachlieferung der Zeiiung »der auf Nück>«hl»ng de« 2ezugs»re>s«s. Ferner b«ck der Inserent in den »bengenannten Fällen keine «nsprgch», fall« die Zeitung »erspätet, in beschrkinstem Umfange »der nicht erscheint. / Sinrel» »erlausspret« der Nummer 1» Pf«. / Zuhchristen sind nicht »erstnlich I- «dressieren, sondern an den Nerlag, di« «christleitun, »der die «estbästsstelle. /- Anonhm« Zuscheisten bleiben unbertickfichtigt. / 2-rltn«r »ertretun,: lverlln SM. 4». Amtsgericht und den Stadtrat z« Wilsdruff reutamt zu Tharandt. »-01»,- ««>»,,,»» -«-» Insertionspret« Pfg. für die «»gespaltene Korpuszelle oder deren Naum, Lokalprei« pfg., Reklamen pfg., alle« mit Teuerungszuschlag. Zv «rau» und tabellarischer Satz mit 50"/ Ausschlag. Sei Wiederholung und Iahresun. 'tzen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil snur »»n BehSr. ns di« Spallzeile so pfg. bez. Pfg. / Nachweisung«- und Offertengeblhr ro be». pfg. / Telephonische Inseraten-Ausgabc schließt sedes Nestamatl»nsrecht au«. / Anzeigenannahme bi« 11 Uhr vormittag«. / Betlagengebühr da« Tausend. Pik., Ir die Postauslag- Zuschlag. / Für da« Srschelncn »er Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / Stritte Plahv»rfthrtst Ausschlag ohne Rabatt. / Die Rabatffttze und Nest»preise haben nur bei Bar zahlung binnen 30 Tagen Gültigkeit; längere« Ziel, gerlchlliche Sinziehung, ge meinsame Anzeigen versch. Inserenten bedingen die Berechnung de« Brutto-Zeilen- preise«. / Sofern nicht schou früher ausdrücklich oder stillschweigend al« Erfüllungsort Wilsdruff vereinbart ist, gilt e« al« vereinbart durch Annahme der Rechnung, fall« nicht der Smpsänger tunerh.» Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erhebt. Mr die Amtshauptmaunschaft Meitze«, für das g«rnlp»,ch»i Ami Wtledrusf Nr. k fpMie fük das Fprst- Amtlicher Teil. Versteigerung sowie freihändiger Verkauf von Heeresgut in Freiberg. Im Neben-Artillerie-DepotFreiberg, Jägerkaserne, werden am Montag de« 15.» Dienstag de« 16. »«d Mittwoch den 17. Dezember 1S1S» von vorm 9 Uhr ab gegen sofortige Bezahlung an den Meistbietenden öffentlich versteigert: neu« Sielengeschirre, neue Fahrzeugteile, neues Handwerkszeug, gebr. Geschirrteile. Daselbst findet gleichzeitig auch der freihändige Verkauf neuer Lastschlitten ohne Plane (Munitions-Schlitten) zum Preise von 200.— Mk. für ein Stück statt. Vom Käufer selbstgezeichnete Kriegsanleihe wird zum Nennwert an Zahlungsstatt angenommen (vergl. Bekanntmachung vom 20. 6. 1919, betr. Neuregelung des Ver fahrens bei Annahme von Kriegsanleihe beim Kauf von HeereSgut — Sächs. StaatS- zeitung vom 21. Juni 1919). Dresden, am 5. Dezember 1919. 6291 v kl 2 Reichsverwertungsamt, Landesstelle Sachfr«. Grumbach. Bis 15. Dezember 1S1S ist das Lichtgeld November/Dezember 191S zu bezahlen. Darnach erfolgt kostenpflichtiges Mahnverfahren. Grumbach, am 11. Dezember 1919. i2w Der Gemeindevorstaud. Mr Sille» MW, Meiges bi; 10 Ist mmiW achugM. Ablehnung der bedingungslosen Unterjochung. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Im Unlerrichtsausschub der preubmhen Lmwesoersamm- lung gab bas Zentrum die Erklärung ab, daß e- die Schul politik der Regierung nicht billige. * * In Bayern machen sich die Losiölungsbestrebungen vom Reiche erneut sehr bemerkbar. * Der vormalige Kronprinz von Bayern ist bereit, sich der Entente zur Verfügung zu stellen. * Die Bergarbeiter im Ruhrrevter bestehen auf Einführung Les Sechsstundentages. * Polizeidirektor o. Halfen und Assessor v. Salmutb in Saarbrücken wurden von den Franzosen verhallet und binnen zwei Stunden nach dem unbeletzten Deutschland avgeschodrn. Oie Vorgeschichte des Krieges Veröffentlichung der deutschen Dokumente. Nunmehr ist die amtliche Sammlung der „Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch* erschienen. Sie ist, wie es auf dem Titelblatt heißt, „eine vollständige Sammlung der von Karl Kautsky zusammengestellten amtlichen Akten stücke mit einigen Ergänzungen im Auftrage des Aus wärtigen Amtes nach gemeinsamer Durchsicht mit Karl Kautsky herausgegeben von Graf Montgelas und Professor Walter Schücking/ Das Werk besteht aus vier Bänden. Der erste Band enthält die Dokumente aus der Zeit vom Attentat in Serajewo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote, der zweite Band erstreckt sich auf die weitere Zeitspanne bis zum Bekanntwerden der russischen all gemeinen Mobilmachung, der dritte Band bis zur Kriegs erklärung an Frankreich und der vierte bis zur Kriegs erklärung Osterreich-Ungarns an Rußland. Irgendwelche Werturteile find an die einzelnen Dokumente nicht ge knüpft. Wo bleibt das feindliche Material- Die Vorbemerkungen der Herausgeber oeschränken sich auf einige Mitteilungen über die Arbeitsmethode bei der Zusammenstellung des Materials, auf den Text der Urkunden, die ohne Kürzungen oder irgendwelche Ände rungen abgedruckt sind — selbst zweifellose Schreibfehler sind unverändert wiedergegeben —, aui die Reihenfolge der Aktenstücke und aus die Randbemerkungen. Hierüber heißt es im Vorwort: „Bon Kautsky find auch die Randglossen des Kaisers mit in den Abdruck der diplomatischen Urkunden ausgenommen worden. Welche grundsätzliche Bedeutung ihnen für den Gang der Ereignisse beizumessen ist, kann an dieser Stelle nicht untersucht werden. Gelegentlich ergibt sich aus Len Akten selbst, daß die Randoersügungen zu spät eintrasen, um für Lie Entscheidung noch irgendwie verwertet werden zu können. In anderen Fällen ergeben die Akten, daß es sich um Wei sungen handelt, die nicht zur Ausführung gelangt sind. Sehr häufig handelt es sich um den Ausdruck momentaner Stim mungen. Zur Erleichterung der Prüfung, welchen Einfluß irgendeine kaiserliche Meinungsäußerung gehabt haben könnte, ist regelmäßig vermerkt, wann das betreffende Aktenstück mit den Randnoten zur amtlichen Stelle zurückgesandt wurde, oder wann die Noten sonst der zuständigen Berliner Stelle zur Kenntnis gekommen find. Die Randbemerkungen des Kaisers und die von ihm bei der Lektüre unterstrichenen Worte »der Sätze sind durch abweichenden Druck in lateinischer Kursivschrift kenntlich gemacht." Zusammenfassend kommen Graf Montgelas und Pro fessor Schücking zu dem Schluß, daß sich eine völlige Aufhellung aller Vorgänge nur dann erreichen lasse, wenn die ehemals feindlichen Staaten sich entschließen könnten, mit derselben rückhaltlosen Offenheit ihre Urkunden dem Publikum der ganzen Welt vorzulegen, wie es die deutsche und die österreichische Republik getan haben. Kaiser, Kanzler und Kronprinz. Am 20. Juli 1V14 richtete der Kanzler ein Telegramm an den Kaiser, worin er diese« meldet, -aß „der Kron prinz enigegen oen soamoemleioen erteilten und von ihm auch akzeptierten Ratschlägen neuerdings wieder mit telegraphischen Kundgebungen an die Öffentlichkeit zu treten beginnt. So hat Seine Kaiserliche Hoheit in der letzten Woche sehr warme Zustimmungstelegramme an den Oberstleutnant a. D. Frobenius zu der von diesem ver faßten Broschüre „Des Reiches Schicksalsstunde" und an den Professor Buchholz in Posen zu einer von diesem in Broschürenform vertriebenen Bismarck-Rede gerichtet." Schon am nächsten Tage untersagt der Kaiser dies dem Kronprinzen, und dieser verspricht Gehorsam. Oie Randbemerkungen Wilhelms II. An vielen Stellen der Akten befinden sich eigenhändige Randbemerkungen des damaligen Kaisers, die nachstehend unter den einzelnen Nummern wiedergegeben sind und von deren Bewertung oben schon die Rede war. Bethmann an den Kaiser. Unter dem 25. Juli 1914 telegraphiert Bethmann an den auf seiner Nordlandsreise befindlichen Kaiser folgendes: Der Chef des Admiralstabes der Marine teilt mir mit, daß Ew. M. mit Rücksicht auf ein Wolff-Telegramm *) der Flotte Befehl zur schleunigen Vorbereitung der Heim reise erteilt haben. Admiral v. Pohl dürfte Ew. M. in- zwilchen die Meldungen Ew. M. Marine-Attachös in London und des Vertrauensmannes der Marine in Ports- mouth unterbreitet haben, wonach die englische Marine keinerlei auffällige Maßnahmen trifft?) vielmehr die früher vorgesehenen Dislokationen planmäßig ausführt. Da auch die bisherigen Meldungen Ew. M. Bot schafters in London erkennen lassen, daß Sir E. Grey vorläufig wenigstens an eine dirette Teilnahme Englands an einem eventuellen europäischen Krieg nicht denkt und auf tunlichste Lokalisierung des österreichisch-ungarisch- serbischen Konflikts hinwirken will, wage ich allerunter- tänigst zu befürworten, daß Ew. M. vorläufig keine ver frühte Heimreise der Flotte befehlen?) ') Unglaubliche Zumutung! Unerhört! Ist mir gar nicht eingefallen!!! Auf die Meldung meines Gesandten von der Mobilmachung in Belgrad! Diese kann Mobilmachung Ruß lands nach sich ziehen: wird Mobilmachung Österreichs nach sich ziehen! In diesem Fall muß ich meine Streitmacht zu Lande und zu Wasser beisammen haben In der Ostsee ist kein einziges Schiff!! Ich pflege im übrigen militärische Maßnahmen nicht nach einem Wolff-Telegramm zu treffen, sondern nach der allgemeinen Lage und die hat Ler Zioil- kanzler noch nicht begriffen! r) Braucht sie nicht! Sie ist bereits kriegsbereit, wie die Revue eben gezeigt hat und hat mobilisiert! ') Wenn Rußland mobil macht, muß meine Flotte schon ln Ostsee sein, also fährt sie nach Haus! Lichnowsty über Englands Haltung. Über eine Unterredung, die unser Londoner Botschafter mit Grey hatte, drahtet jener an das Auswärtige Amt am 1. August 1914: Die Antwort der deutschen Regierung bezüglich der Neutralität Belgiens ist ungemein bedauerlich, weil die Neutralität Belgiens von Einfluß auf die Stimmung in England ist. Wenn Deutschland eine Möglichkeit sehen könnte, dieselbe bestimmte Antwort zu geben wie Frank reich sie gegeben hat, so würde das wesentlich dazu bei tragen, die Besorgnis und Spannung hier zu beheben, während es andererseits außerordentlich schwierig sein würde, die öffentliche Stimmung in England zu be schwichtigen, wenn eine Verletzung der Neutralität Belgiens durch einen der Kriegführenden stattfände, während der andere sie beachtet. ., . . . Frage, ob er unter der Bedingung, daß wir die belgische Neutralität wahrten, mir eine bestimmte Er klärung über die Neutralität Großbritanniens abgeben könne, erwiderte der Minister, das sei ihm nicht möglich?) doch würde diese Frage »ine aroße Rolle bei Ler biesiae« I oyemliVen Meinung spielen. Verletzten wir die belgische Neutralität in einem Kriege mit Frankreich, so würde sicherlich ein Umschwung in der Stimmung eintreten, die es der hiesigen Regierung erschweren würde?) eine freund liche Neutralität einzunehmen. Vorläufig bestände nicht die geringste Absicht, gegen uns feindlich vorzugehen?) Man würde dies, wenn irgend möglich, zu vermeiden wünschen. Es ließe sich aber schwerlich eine Linie ziehen, bis wohin wir gehen dürsten?) ohne daß man diesseits einschreite. Er kam immer wieder auf die belgische Neu tralität zurück und meinte, diese Frage würde jedenfalls eine große Rolle spielen. Er habe sich auch schon gedacht, ob es denn nicht möglich wäre?) daß wir und Frankreich uns im Falle eines russischen Krieges bewaffnet gegenüber- stehen blieben, ohne uns anzugreifen.^) Ich fragte ihn, ob er in der Lage wäre, mir zu erklären, daß Frankreich auf einen derartigen Pakt eingehen würde. Da wir weder Frankreich zerstören, noch Gebietsteile erobern wollten?) könnte ich mir denken, daß wir uns auf ein derartiges Abkommen einlassen würden, das uns die Neutralität Großbritanniens sichere. Der Minister sagte, er wolle sich erkundigen, verkannte auch nicht die Schwierigkeiten, beiderseits das Militär in Untätigkeit zurückzuhalten. Mein Gesamteinüruck ist der, daß man hier, wenn irgend möglich, aus dem Kriege herausbleiben möchte, daß aber die vom Herrn Staatssekretär dem Sir E. Goschen erteilte Antwort über die Neutralität Belgiens einen ungünstigen Eindruck gemacht hat. Lichnowsky. ') 's Das Gefasel von Grey zeigt, daß er absolut nicht weiß, was er machen soll. Wir werden nunmehr Englands Ent schluß abwarlen. Erfahre soeben, daß England bereits das Kabel von Emden unterbrochen hat. Also Kriegsmaßregel! Wäbrend es noch unterhandelt. 21 Falscher Hallunke asio! Flausen! Sie hat sie ja gar nicht eingenommen bisher. 9 Gelogen! Er hat es ja selbst vor vier Tagen Lichnowsky gesagt! «s Obne daß Engi. Gegenleistung genannt wird! °) Er hat ja schon mein Angebot von gestern nachmittag, das ist ganz klar! Und darauf ist vom König das Mißver ständnis erklärt! ') Der Kerl ist toll oder Idiot! Außerdem haben durch ihre Bomben schmeißenden Flieger die Franzosen den Krieg und den Völkerrechtsdruch begonnen. -s Blech! ') Mein Eindruck ist der, daß Herr Gren ein falscher Hund ist. der Angst vor seiner eigenen Gemeinheit und falschen Politik hat, aber nicht offen Stellung gegen uns nehmen will, sondern durch uns dazu gezwungen werden will. Telegrammwechsel der beiden Kaiser. Zur Durchführung des damals angeregten Vermitt« lungsoorschlages drahtete Kaiser Wilhelm am 30. Juli 1914 um 7^ abends an den Kaiser von Österreich: „Die persönliche Bitte des Zaren, einen Vermittlungs versuch z«r Abwendung eines Weltenbrandcs und Erhaltung des Weltfriedens zu unternehmen, habe ich nicht ablehnen zu können geglaubt und Deiner Regierung durch meinen Bot schafter gestern und heute Vorschläge unterbreiten lassen. Sie geben unter anderem dahin, daß Österreich nach Besetzung von Belgrad oder anderer Plätze seine Bedingungen kund gebe. Ick wäre Dir zu aufrichtigem Dank verpflichtet, wenn Du mir Deine Entscheidung möglichst bald zugehen lasten wolltest." Am folgenden Tage lief darauf folgende Antwort des Kaisers Fran» Josef ein: „Gleich, nachdem Dein Botschafter meiner Regierung gestern den Vermittlungsoorschlag Sir Edward Greys über mittelt hatte, ist mir die offizielle Meldung meines Bot schafters in St. Petersburg zugekommen, wonach der Kaiser »ox Rußland dte Mobilmachung aller Militärbezirke an meinen Grenzen angeordnet hat. Graf Szögyenq meldet mir, Du bättett Kaffer Nikolaus in einzig treffender Weise schon