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Dresdner Journal : 02.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189905021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-02
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 02.05.1899
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v<1«A»»ret»r Kar D re-den vtertrljährlich: > Marl LO Pf., bei den Kais«» ltch deiuschtn Postaastaltr» dierteljährluh »Mark; außer halb de» Deutschen Reiche» Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheine«: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend». Fernspr. -Anschluß:Nr1LOA DresÄmr M AmMül. Ankündtgungsgebkhren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift ro Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile üv Ps Bei Tabellen- und Zisiernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber. Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr-Anschluß: Nr. 1ÄVL O1OO 18SS Dienstag, dm 2. Mai abends. Amtlicher Teil. Tresde«, 2. Mai. Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde haben heute die Prinzl. Villa in Hosterwitz bezogen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Polizeikommissar Thiele bei der Polizei- duektion zu Dresden den Titel und Rang als Polizeirath zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ihnen verliehenen Ordensdekorationen, und zwar der Tafeldecker Till und der Leibjäger Voll precht die zum Roten Adlerorden gehörige silberne Medaille und der Hoflakai Lange die zum Kronen orden gehörige goldene Medaille annehmen und tragen. Das Ministerium des Innern hat der Zimmer- undMaurergesellenkassezuLausa und Umgegend eingeschriebene Hilfskasse) auf Grund des Vll. Nach trages vom 9. dss. Mts. zu den Kassensatzungen bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Kranken geldes, den Anforderungen des tz 75 des Kranken versicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, am 26. April 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, vr. Vodel. Klopfleisch. Errrmutmzea, Versetzungen rr. t« Sffeatlichm Dienste. JmtSeschiftSbereiche des Ministeriums der Finanzen. BezirkSsteuerverwaltung. Befördert: der BezirkSsteucr- felielär Günther in Chemnitz zum Bezirkssteuerinspektor in Löbau; der Burcauasfistent Uhlig in Leipzig zum Sekretär bei der Bezirkssteurreinnahme daselbst; die Expedienten Vödisch in Chemnitz, Winkler in Schwarzenberg und Hoff mann in Leipzig zu Bureauassistenten, und zwar Ersterer unter Versetzung zur Bezirkssteuereinnahme Plauen — Angestellt: als Expedienten Kabisch bei der Bezirkssteuereinnahme Leip zig, Voigtländer bei der BezirkSfteuereinnahme Chemnitz und Voigt bei der Bezirkssteuereinnahme Schwarzenberg. — Versetzt die Sekretäre Looß in Zwickau zur BezirkSstruer- einnahme Chemnitz, Auerswald in Plauen zur Bezirksfteuer- einnahme Zwickau, Fehrmann in Borna zur BezirkSsteucr- einnahme Plauen und Hennig in Leipzig zur Bezirls- fteucrcinnahme Schwarzenberg; die Bureauassistenten Teistler in Glauchau zur Bezirkssteurreinnahme Leipzig. Kretzschmann in Plauen zur Bezirkssteuereinnahme Leipzig, Pfretzschner in Flöha zur Bezirkssteuereinnahme Borna, Grund in Leipzig zur Bezirkssteuereinnahme Flöha, Trauer in Schwarzenberg zur Bezirkssteuereinnahme Glauchau, Nagel in Leipzig zur Bezirkssteuereinnahme Zittau, Keilich in Schwarzenberg und HausdLrfer in Zittau zur Finanzrcchnungsexpedition, Ab theilung für Steuersachen; die Expedienten Jähn in Glauchau zur Bezirkssteuereinnahme Freiberg und Thiemann in Frei berg zur Bezirkssteuereinnahme Glauchau. Im WeschäftSberciche des Ministeriums des Innern. Angestellr: Der Accefsist bei der AmtShauptmannschast Glauchau, Assessor v Thümmel als Bczirksassessor bei der AmtShauptmannschast Oschatz. — Versetzt: Regierungsassessor v. Carlowitz bei der AmtShauptmavnschaft Pirna als Hilss- rrbeitcr zur »reishauptmannschast Leipzig, der als juristischer Hilfsarbeiter bei dem Evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium beschäftigte BezirkSafsessor v. Pflugk als Bezirksasscssor zur AmtShauptmannschast Pirna. Nichtamtlicher Teil. Tir politische Leite der Mittellandkanalfrage. Aus Berlin wird uns geschrieben: Die Vorlage betreffend den Bau eines Schiffabrt- kanals vom Rhein bis zur Elbe, der jetzt in der Kunst und Wissenschaft. Ncsidenztheater. — Am 1. d Mts.: „Im Fege» feuer" (Der Brautstand). Schwank mit Gesang in drei Akten von Ernst Gettke und Alexander Engel. (Zum ersten Male.) Ernst Gettke, der ehemalige Regisseur des Leipziger Stadttheaters und jetzige Direktor des Wiener Raimund- theaters, hat in Gemeinschaft mit dem Wiener Kritiker Alexander Engel mehrere auf Mitglieder seiner Bühne zugeschnittene Stücke geschrieben, da» jüngste, „Coulifsen» zauber" für die auch hierorts wohlbekannte Lilli Petri. Der Schwank mit Gesang „Fegefeuer", der gestern al» erste Novität der Sommersaison de« Residrnztheater» in Szene ging, scheint dem gegenwärtigen Gaste de» Musen hauses m der Cirku»straße Frl. Hansi Niese zu liebe entstanden zu sein Zu den leichten, frivolen französischen Schwänken, die während de« Regiment« Richard Alexander» die Bühne de» Residenztheater» beherrschten, verhält er sich wie der perlende, prickelnde Sekt zu etwa« abge- standenem Gerstensafte, wie derbe Hausmannskost zu gaumenkitzelnden gastronomischen Genüssen. Man darf da« neue Stück nicht mit kritischem Maß stäbe messen, nicht über die Handlung, die etwa darin enthalten sein könnte, rechten, denn sie beschränkt sich auf drei szenische Genrebilder mit einem Durcheinander von Eltern, und Brautpaaren, Backfischen, Tanten und Jüng- lingen Man darf auch nicht nach dem Werte dieser Figuren fragen, auf heitere Verwickelungen hoffen und drastische Episoden erwarten — Typen, wie sie das Wiener Volk«leben in sich birgt, eine Dosis jene« resoluten Humor«, wie er in der österreichischen Kaiserstadt lebt und webt, und eine Reihe unterhaltender Augenblick«, bild«, da« ist alle«, was, in Bühnenbeleuchtung gerückt, Presse lebhaft erörtert wird, ist zwar im Grunde ge nommen eine rein preußische Angelegenheit und eine solche von wirtschaftlicher Bedeutung, aber die Art wie sich ihr einzelne Parteien gegenüberstellen, hat ihr einen politischen Charakter ausgeprägt, der die innere Lage Deutschlands zu beeinflussen geeignet ist. Von einer Kritik des Kanalprojekts absrhend, wollen wir hier die politische Seite der Angelegenheit ins Auge fassen. Von beiden Seiten der Interessenten, der Gegner wie der Freunde des Mittellandkanals, werden die größten Anstrengungen gemocht. Gründe stehen gegen Gründe, sowohl für als wider wird mit bemerkens werten Einwänden gekämpft. Es ist zugegeben worden, daß der Handel und Wandel ganzer Pro vinzen möglicherweise durch den Betrieb des Kanals gestört werden könnte, aber eS ist auch die Notwendigkeit einer neuen Wasserstraße anerkannt worden. Nun sollte man meinen, wenn die Erörterungen über das Projekt sich auf die Würdigung dieser Hauptpunkte des Für und Wider beschränkten, könnte cS nicht schwer werden, eine Einigung zu erzielen. Einer solchen Erwartung würde man sich auch hingeben können, wenn sich nicht bereits ganze politische Parteien und Gruppen diese» Gegenstandes bemächtrgt hätten, um ihn parteipolitisch auszubeuten. Obwohl nämlich zu den entschiedensten Gegnern des Kanalprojekts auch ein großer Teil unserer Industriellen und Handelsherren zählt, sucht man auf freisinniger und lmksnationalliberaler Seite — kurz im Lager der Freihändler — die Sache so darzustellen, als seien die eigentlichen Feinde der Vor lage die „Agrarier". Gewiß, die östliche Landwirt schaft hat zum Teil ebenso begründete Bedenken gegen den Rhein-Elbekanal wie die östliche Industrie und der östliche Handel, und daß die landwirtschaftlichen Bedenken anderer Art sind als die industriellen und kommerziellen, ist bei dieser wirtschaftlichen Angelegen heit selbstverständlich. Allein ebensowenig wie die anderen Interessenten sind die Landwirte grundsätz liche Kanal-, oder wie man sogar behauptet, „VerkehrS"- Feinde. Tie parteipolitische Ausbeutung der Kanalfrage wäre von vornherein verfehlt, wenn man die Sache wahrheitsgemäß schildern und diesmal die „Agrarier" nicht als die „böte noire" hinstellen wollte. Es scheint nämlich den Freisinnigen und Linksliberalen weit weniger daran zu liegen, daß die Kanalvo-logc- durchgebracht werde, als daran, einen Riß durch das gute Verhältnis, das gegenwärtig zwischen den konservativen Parteien und der Regierung besteht, zu machen. Man hält den Augenblick für günstig, um den Konservativen zu Leibe zu gehen, die „Politik der Sammlung" zu durchkreuzen und den Zusammen schluß der „gesamten" Linken von der national liberalen Partei bis zur Sozialdemokratie zur That- sache zu machen. Daß die Regierung solchen Ab sichten möglichst entgegenzutrcten gesonnen ist, ergiebt sich aus der wiederholten Mahnung des Finanz ministers und Vizepräsidenten des Staatsministenums v. Miquel, über der Kanalfrage die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen der produktiven Stände nicht zu vergessen. Anderseits machen sich schon Anzeichen dafür bemerkbar, daß eine bedauerliche Entfremdung zwischen einem Teile der Industriellen und der „Agrarier" im Werden begriffen ist. Für unsere ganze innere politische Entwickelung aber könnte cs nichts Ucbleres geben, als eine solche Folge der Kanalfrage. Wir meinen nun zwar, daß beide Häuser des Landtags schließlich dem Kanalprojekt in irgend einer Form zustlmmen werden; denn gerade in den konser vativen Parteien sind unter den Gegnern der Vorlage nicht wenige, die nur bedingten Widerspruch erhoben haben, die also wohl durch die sacklicken Erörterungen, m dem Stücke oargevolen wno. Genug für cas echte Wiener Kind, das nicht« so sehr ergötzt als die Selbst verherrlichung seine« Wesen«, das mit einer gewissen Hartnäckigkeit in seinen Schwänken und Poffen immer wieder da« goldene Wiener Herz, die behagliche Wiener Lebensfreude betont wiffen will, zu wenig für uns Nord deutsche, die wir anspruchsvoller in dramatischen Dingen sind und mehr gewöhnt, ein Spiegelbild de« allgemeinen al« des häuslichen Lebens zu betrachten In Wien ist Frl. Hansi Niese allein im stände ge wesen, dem Stücke zahllose Wiederholungen zu sichern. Bei uns wird e« schwerlich über eine Woche hinaus zug kräftig bleiben, trotzdem die Wiener Künstlerin mit unnachahmlicher Frische und Schalkhaftigkeit in ihm da« echte Wiener Blut verkörpert Alle« an ihr sprudelt in köstlicher Laune, in urwüchsigem, kräftigem Humor, in gesunder Lebendigkeit, das Mundwerk wie da» Mienen spiel. Sie giebt dem harmlosen Werke ein sonnige« Milieu, sie schüttet Garben flutenden Lichtes über da« eintönige Grau der Handlung aus, kurz sie steht — ob gleich nicht die Hauptperson de« Stückes — nicht nur um ihrer Persönlichkeit willen, sondern weil sie in der That virtuos die Handlung beherrscht, im Vordergrund de« Interesse«. Um de» einen Couplet« willen, da« Frl. Niese im zweiten Akte al« Einlage singt, ist der Schwank zu der unverdienten Ehre gelangt, al» „Schwank mit Ge sang" bezeichnet zu werden; selbst diese etwa« kühne Art bezeichnung ihre« Stücke« verzeiht man den Verfassern gern, da das eine Couplet au« Frl. Nieses Munde mehr erheiternde Wirkung auSzuüben im stände ist al« manche abendfüllende GesangSpoffe. Mit der Wiener Gästin, deren künstlerische Leistungen im weiteren Verlaufe ihre« Gastspiele« hoffentlich in dank- bareren schauspielerischen Aufgaben «st in ricbtiger Weise gewürdigt werden können, hat eine ganze Anzahl neu gewonnen« Kräfte Einzug in« Residenztheater gehalten. bei denen es an Entgegenkommen seitens der Kanal freunde und der Regierung nicht zu fehlen scheint, bekehrt werden können. Beachtet man jedoch neben den parteipolitischen Bestrebungen der Linken die auf fällige Zurückhaltung des Zentrums, in dessen Reihen ebenfalls Gegner und Freunde des Rhein-ElbekanalS sitzen, so liegt die Vermutung nahe, daß da« Zentrum wieder einen politischen „Coup" vorhabe, um sich schließlich als „Retter" hinstellen zu können. DieS würde möglich sein, wenn die Kanalvorlage mit einer geringen Mehrheit angenommen würde; gelänge eS aber, dafür eine erhebliche Mehrheit zu gewinnen, so würden die Rechnungen sowohl des Zentrums als auch der Linken feblgehen. Unter solchen Umständen dürften auch die Re gierung und die konservativen Parteien auf die'politische Seite der Kanalfrage größere Rücksicht nehmen als bisher. Die Kanalfreunde, soweit sie an der „Politik der Sammlung" festhalten, sollten sich bemühen, den Gegnern goldene Brücken zu bauen; die Kanalgegner anderseits werden bestrebt sein müssen, die patriotischen Gesichtspunkte voranzustellen und auch bei dieser Ge legenheit wieder zu beweisen, daß ihnen das Gemein wohl über alles geht. Dabei werden auch die bedrohten wirtschaftlichen Interessen nicht zu kurz kommen. Es würde von einem schwachen politischen Blick zeugen, wenn man die politische Seite dieser Frage unter schätzte. Denn selbst wenn die Kanalgegnerschast — was wir, wie gesagt, nicht glauben — siegen sollte, so wären die eigentlichen Sieger in politischem Sinne die Demokratie und das Zentrum. ES ist also sehr zu wünschen, daß die Kanalfrage durch das Einver nehmen zwischen den rechtsstehenden Parteien und der Regierung gelöst werde. Tagesgeschichte. Dresden, 2. Mai. Se. Excellenz der Hr. StaatS- minister v. Metzsch hat sich auf einige Wochen zum Kurgebrauch nach Wiesbaden begeben. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser nahmen gestern früh um 7 Uhr den Vortrag de« Chef« de« Zivilkabinetts v Lucanu« entgegen und begaben Sich darauf nach Berlin auf da« Tempelhofer Feld. Hier be sichtigten Allerhöchstderselbe die Bataillone de» 3. Garde- t'miment» z F und da» Garde-Schützenbataillon, sowie v« der darauf folgenden GefechtSüoung die Bataillone de« Augusta- und des Elisabeth-Regiments Da« Früh stück nahmen Se Majestät beim Offiziercorp« de« 3. Garderegiment« ein Nachmittag« hörten d« Kaiser den Vortrag de« Kriegsministers v Goßler, begaben Sich um 5 Uhr vom Schlosse au» nach der Kunstausstellung und kehrten um 7 Uhr nach dem Neuen Palais zurück. — Der Reichs- und Landtags-Abgeordnete Rath in Grevenbroich ist gestorben. Er vertrat den Wahlkreis Neuß. — Wie verlautet, wird sich auch die Reichs-Post- verwaltung an der Beschickung des deutschen Teils der Pariser Weltausstellung beteiligen — Von einer Wendung in Bezug auf die Kanal vorlage wiffen freisinnige Blätter zu berichten: Die kon servativen Parteien und die gegnerische Hälfte der Zen trumspartei haben mehr und mehr die Hoffnung aufge geben, mit einer blanken Ablehnung der ganzen Vorlage durchdringen zu können. Sie wollen deshalb den Dort mund-Rheinkanal zugestehen, um desto entschiedener den Mittellandkanal zu bekämpfen. Der Tortmund- Rheinkanal für sich allein würde wesentlich nur die Be deutung eine« Ausfuhrkanals für Kohlen nach dem Rhein unö nach Holland haben. Mit dem Mittellandkanal und der Preisgabe der Kanalverbindung nach der Weser und nach der Elbe würde auch die Kanalisierung der Weser bis Bremen scheitern. Für dieses sogenannte Kompromiß wird augenblicklich in parlamentarischen Kreisen sehr leb haft agitiert. Lerder waren sie mst durchgehend« gestern in Aufgaben beschäftigt, die ihr Können nicht ins geeignete Licht zu rücken vermochten Nur die Rollen des jugendlichen Helden und der Liebhaberin sind in dem neuen Stücke solche, die einige Bedeutung haben Sie wurden von Hrn. Hans Siebert und Frl. Else Nordegg gespielt. Der erstere scheint ganz ansprechende schauspielerische Fähig keiten zu besitzen, die allerdings zunächst noch durch eine gewisse Hast im Spiel, durch ein Zuviel an Gebärden und Bewegungen beeinträchtigt werden, während in dem an sich sympathischen Organe ein fast unausgesetz tes Tremolo, die Eigentümlichkeit vieler süddeutschen Künstler, störend auffällt. Die letztere, eine sehr anziehende Erscheinung, nimmt auch im Spiel durch Gewandtheit, Frische und liebenswürdige Natürlich keit für sich em. Sie scheint die begabteste unter den weiblichen Mitgliedern de» neuen Ensembles zu sein Nicht ganz die Vorgängerin Frl. Matthias erreicht die neue Darstellerin von Backsischrollen, Frl. Fritzi Niedt. Allerdings gab ihr die gestrige Rolle auch herzlich wenig Gelegenheit, unterhaltender Munterkeit die Zügel schießen zu lassen Man muß mit seinem Urteile über diese Künstlerin daher zurückhalten, bis dankbarere Aufgaben an sie herantreten Als flotter Chargendarsteller «wie» sich Hr. Alfred Lewent, und sehr günstig führte sich Hr Heinrich Stillfried al« jugendlich« Liebhaber ein Er ist gewandt, sich« im Austreren und mit d« für sein Fach erforderlichen burschikosen Keckheit aus gerüstet. In ein« Hosenrolle präsentierte sich Frl. Marie Eichenwald Da diese Rolle fast ausschließlich in da» Gebiet der Statisterie fällt, so ist «machst ein Urteil auch üb« di« Fähigkeiten dieser Schauspielerin nicht möglich Von den Mitgliedern d« vorigen Saison begegnete man «freulicherweise wieder den bewährten Künstlern Friese und Witt und Frau Julie Kronthal. — Ueber die Entwickelung de« Verkehr» au dem Kaiser Wilhelm-Kanal giebt eine dem Gesetz entwurf, betreffend die Gebühren für die Benutzung diefe« Kanals, bergejügte Denkschrift Auskunft Danach hat sich der Gesamtschiffsverkehr von 20 068 Schiffen mit 1 751 065 Registerton« im Jahre 1896 auf 25 224 Schiffe mit 3 009 011 Registerton» im Jahre 1898 ge hoben. Die Steigerung betrug bei den Schiffen 25,7 Proz, bei dem Raumgehalte 71,8 Proz Die Größe der den Kanal befahrenden Schiffe hat sich merklich gesteigert Das durch den revidierten Tarif eingeführte stärkere Ab fallen der Tarifsätze mit steigend« Schiffsgröße hat nicht unwesentlich zur Heranziehung der größeren Schiffe bei getragen. Der Anteil der Flaggen betrug 1898 m Re gistertons: deutsch 68,5 Proz, britisch 9,3 Proz , dänisch 7,3 Proz, schwedisch 5,2 Proz , niederländisch 3,4 Proz , norwegisch 3,3 Proz, russisch 2,2 Proz Der Rest entfiel auf die belgische, französische und sonstige Flaggen. — Anläßlich der „Maifeier" veröffentlicht der „Vor wärts" eine aus dänischer Quelle stammende Uebersicht der sozialdemokratischen Parteiverhältnisse in Europa, die auf Grund von Fragebogen beschafft ist Danach haben in Dänemark die GewerkschastSverbände etwa 75000 Mitglieder, während die sozialdemokratischen Parteiverbände deren 35000 zählen; da von den ein geschriebenen „Gen offen" zugleich 20000 Gewerkschafter sind, so kommen auf Dänemark mit 2'/, Millionen Ein wohner nicht wenig« als 90000 Sozialdemokraten In Norwegen zählt die sozialdemokratische Organisation 80 Vereine mit 11600 Mitgliedern, die 11 Gewerk schaften zählen deren 20700 In Schweden giebt e» 40000 sozialdemokratische Parteivereinsmitglieder und 60000 Gewerkschafter In England umfaßt die politische Organisation „iRs 8oeial vsmoeratio keäeraEon" etwa 10000, die ebenfalls auf sozialdemokratischem Programm fußende „inckspencksnt I-abour l'antv" 14200 Mitglieder, außerdem bestehen noch mehrere kleine Verbände mit zu sammen etwa 2000 Mitgliedern. Trotz dieser geringen Zahl politisch organisierter „Genoffen" schätzt Tom Mann die bei den Wahlen 1895 abgegebenen sozialdemokratischen Stimmen auf 485000 Die Mitgliedschaft der Iraäs- Omons beläuft sich auf 1600000. In Belgien zählen die sozialdemokratischen Vereine 60- bis 70000 Mit glieder, die noch junge Gewerkschaftsbewegung hat deren 17000. Für Deutschland fehlt die Angabe d« Mit gliederzahl der sozialdemokratischen Organisation, sie wird vermutlich eine sehr schwache sein. Man paradiert mit der Wahlziffer und beweist damit wieder den Mitläufern, daß sie lediglich dazu beitragen, der Sozialdemokratie ihren Nimbus zu verleihen. WaS die deutschen Gewerk schaftsoerbände betrifft, so zählen diese 419000 Mit glieder, eine Zahl, die im Vergleich zu den alteingewur zelten und weit umfassendere positive Aufgaben um- saflendcn ».».glischrn M-uls-Onion» immerhin nicht zu ver achten ist. — Die sozialdemokratische Maifeier hat sich in der Reich-Hauptstadt wie an anderen größeren Orten lediglich al» eine Ausdehnung des üblichen „BlaumachenS" am Montag dargeftellt Der diesmalige „Weltfeiertag" blieb hinter den Vorjahren erheblich zurück Im ganzen mögen etwa 4- bi« 5000 hitzige Sozialdemokraten wirk lich gefeiert haben. Nicht weniger al« 32 Versammlungen wurden in den verschiedenen Stadtteilen abgchalten, die fast alle ziemlich schwach besucht waren Wie immer waren die Gewerkschaften Berlins mobil gemacht worden, die in 27 Versammlungen über „die Bedeutung des ersten Mai" sich unterhalten ließen Ten stärksten Besuch hatte die Gruppenversammlung der Holzindustrie, die in der Neuen Welt in der Hasenhaide tagte, aufzuweisen Hier wurden am Eingänge an sämtliche Vcrsammlung«- besucher rote Kontrollmarken ausgegeben, die in die Ver- bandrbüch« einaeklebt werden sollen und so eine Kontrolle darüber ermöglichen, wer von den „Genossen" den Ge werkschaftsbeschlüssen nackgekommen ist. Den Arbe-^^ß^n gegenüber waren die Geirerkschasttkommissionen höflicher als sonst ausgetreten Doch nur di» wenigsten Brotherren hatten dem Wunsche der Gewerkschaftskommission um Freigabe de» 1. Mai für die Arbeit« gewillfahrt, um somehr als im allgemeinen die Arbeiter, namentlich diejenigen vieler Fabriken, erklärt hatten, daß sie bereit seien, an diesem Tage zu arbeiten. So kam es, daß nur die „berufsmäßigen" Sozialdemokraten Die Jnscenefctzung des Stückes hatte Hr. Reglffeur Rotter mit der oft bewährten Geschicklichkeit besorgt W. ToengeS. Tie Deutsche Kunstausstellung Dresden 1899. 1V. Die Sonderausstellung von Max Klinger In dem bisher Gesagten glauben wir dargcthan zu haben, daß die Idee, die Klinger in seinem „Christus im Olymp" zu »«körpern »«sucht hat, wohldurchdacht und geistreich durchgeführt ist. Es erhebt sich nun die Frage, ob es dem Künstler gelungen ist, seine Gedanken so lebendig in die Form zu übersetzen, vaß sie ohne weiteres durch die Anschauung de» Bildes verständlich werden. Kling« scheint selbst darüber in Zweifel ge wesen zu sein, ob ihm die Lösung dies« für ein Kunst werk wichtigsten und größten Aufgabe gelungen sei In den Katalog der Leipziger Ausstellung ist seiner Zeit eine in dem hiesigen leider fehlende Erläuterung de» Bilde« ausgenommen worden, die sichtlich auf die Angaben Klin ger« selbst zurückzuführen ist, und die den Beschau« über seine Absichien unterrichten soll Wir erblicken in diesem Zugeständnis der ErläuterungSbedürftigkeit die Anerkenntni« eine« entschiedenen Mangels an Allgemein verständlichkeit und damit zugleich die größte Schwäche de« genial ersonnenen Bilde« E« wird wenig Betracht« geben, die ohne den gedruckten Kommentar im stände sind, sich, selbst nach längerem Nachdenken, völlig über die Jntensionen des Künstler« klar zu werden Langen wir ab« «st wird« aus dem Standpunkt an, daß wir eine ge» druckte Erklärung zu Hilfe nehmen müssen, um un« üb« ein Werk der bildenden Kunst zu orientieren, dann sind wir von der glücklich aberwundenen Programmmalerei Wilhelm v. Kaulback« und fein« Nachahmer nicht mehr weit entfernt, und der Weizen der gelehrten Ausleger, die
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