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MöilbliM Tageblatt und Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr- Mitttvoch, den 19. Zuli 1882 ^165 Schweiz. Der Verkehr der Gotthard bahn hat sich sehr günstig gestaltet. Die Einnahmen im Monat Juni lassen sich auf 600,000 Fres, beziffern, was, da die Bahn 250 km lang ist (die Strecke Cadenazzo-Pino ist bekanntlich noch nicht im Betriebe), auf den Kilo meter 2400 Frcs. ausmacht. (Größere Einnahmen halten im Juni nur die Centralbahn und die Bötz- bergbahn.) Für den Juli ist bereits eine ordent liche Steigerung der Einnahmen vorhanden; es wird angenommen, daß dieser Saisonmonat 750,000 Frcs. bringen werde, 3000 Frcs. per km. Dazu muß bemerkt werden, daß für den Güterverkehr die Gotthardbahn von Deutschland und der Schweiz noch nicht in annähernd normaler Weise benutzt wird; aus Italien erhält die Gotthardbahn noch bei weitem nicht, was ihr zufallen wird, wenn die noch mangelnden Verbindungslinie», namentlich mit Ge nua, ausgeführt, die Tarife geregelt sind und die Zuleitung des Güterverkehrs gehörig erfolgt. Ordnung zu schaffen, wobei ein Individuum sich thätlich an Beamten vergriff. Die Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die kaiserliche Politik ist sorgfältig bemüht, jede Parteinahme zu vermeiden, die verhältnißmäßig wenig interes- sirte und verpflichtete Stellung Deutschlands im Orient erleichtert ihre Aufgaben, ihre guten Be ziehungen zu allen, auch zu den unter sich nicht einigen Mächten zu schonen. Es wäre eine große Thorheit, wenn Deutschland, ohne daß es seine In teressen und seine Ehre gebieten, seine guten Be ziehungen zu irgend einer europäischen Macht muth- willig gefährden wollte, sei es durch Eingreifen, ohne daß ein eigenes Bedürfniß dafür vorliegt, sei es durch eine verletzende Parteinahme gegen andere Mächte und gegen die Art, wie diese ihre Interessen wahrnehmen zu müssen glauben. Die deutsche Politik hat sich durch keinen ihrer Erfolge zu Einmischungen in die Politik anderer Mächte verleiden, sondern sich stets warnen lassen durch das Beispiel der napoleo nischen Politik Frankreichs, dessen vsrhängnißvollster Fehler es war, eine Art Zensoren- und Schulmeister rolle anderen Mächten gegenüber spielen zu wollen. Es bleibe unerwünscht und nachtheilig, wenn Journale, die sonst die Regierung unterstützen, durch eine scharfe Parteinahme für oder gegen eine andere Macht bei den anderen Negierungen Vermuthungen erweckten, als ob in ihnen irgendwelcher uneinge standener Hintergedanke der Reichspolitik vertreten sei. Die scharfe Parteinahme von sonst die Politik der Regierung vertretenden Blättern beispielsweise gegen das Vorgehen Englands habe die Regierung veranlaßt, durch ihre diplomatischen Vertreter erklären zu lassen, daß ihr die Parteinahme der Presse in dieser Richtung fremd fei und daß sie umsomehr in erwünschter Lage sei, anderen Regierungen die Wahrnehmung ihrer Interessen nach eigenem Er messen zu überlassen, als von keiner Seite eine Kundgebung des deutschen Urtheils über die Ab sichten oder das Verfahren der anderen Regierungen verlangt wurde. Das Berliner Centralcomitee für jüdische Aus wanderer aus Rußland hat nach Eydtkuhnen (der russischen Grenze) das Ersuchen gerichtet, keine rus sischen Auswanderer nach Deutschland weiterzube fördern, sondern sie mit allen zulässigen Mitteln nach Rußland zurückzusenden. Dieses Ersuchen ruht auf Nachrichten aus England und Amerika. In amerikanischen Handelsstädten sollen Tausende von Auswanderern unterhaltslos liegen und von allen Mitteln zur Rückkehr entblößt sein. Auch in Ham burg beginnt bereits die Rücksendung dortiger An kömmlinge. In Rußland waltet ohnehin nach Jgnalieff's Abgang ein etwas milderes Regiment. Der soeben erschienene Jahresbericht der Handels und Gewerbekammer für Oberfranken, umfassend die Jahre 1881 und 1880, knüpft rücksichtlich der allgemeinen Geschäftslage an den letzten Jahresbe richt an, in welchem der Hoffnung Raum gegeben wurde, daß der Einfluß des neuen Zolltarifs im Großen und Ganzen ein günstiger sein werde. „Diese Hoffnung," sagt der Bericht, „war keine trügerische. Wir wollen damit nicht sagen, daß etwa alle Klagen verstummt seien. Das ist nicht der Fall, denn gar manche Klagen lassen sich durch den Zolltarif überhaupt nicht beseitigen. So ist z. B- in Folge der allgemeinen Gewerbefreiheit die Concurrenz sehr groß. Alle Welt sucht sich zu etab- liren und ein selbstständiges Geschäft anzufangen, unbekümmert darum, ob die nölh'gen Mittel und die nölhige Erfahrung zur Seite stehen. Der Um satz kann nur durch billige Verkäufe erzwungen werden und beträgt trotzdem in Folge dieser großen Concurrenz für den Einzelnen heutzutage kaum so viel in Mark als früher in Gulden. Namentlich das Colonialwaarengeschäft ist zu einem Schatten herabgesunken, indem der Verkäufer zu viele gewor den sind, wobei noch hinzukommt, daß durch das billige Porto der 5 Pfund- und 10 Pfund-Packete es vielen Grossisten möglich wird, die Zwischenhänd ler ganz zu umgehen. Selbst da, wo der Zolltarif seine wohlthätige Wirkung ausübte und ausüben mußte, sind nicht alle Klagen verstummt, z. B. bei der Flachsspinnerei, aber abgesehen von solchen einzelnen Fällen ist eine Besserung in der all gemeinen Geschäftslage unverkennbar. Dies gilt namentlich für die in unserem Kreise weit ver breitete Baumwoll-Spinnerei und Weberei, auch von den Porzellanfabriken und von der Granitindustrie. Dieses erfreuliche Resultat verdanken wir ver neuen Zollgesetzgebung." Oesterreich. In Oesterreich ist man verstimmt über das englische Bombardement von Alxandrien. Das Wiener „Fremdenblalt" kann auf Grund ver lässiger Informationen von kompetenter Seite ver sichern, daß die Behauptung des englischen Unter- staatssecretärs Dilke, Oesterreich und Deutschland hätten die Action Englands für vollkommen legitim erklärt, wenigstens bezüglich Oesterreich-Ungarns vollkommen unzutreffend sei. Gelegentlich der ersten vertraulichen Meldung von dem beabsichtigten Bom bardement der Forts von Alexandrien seien zwar Erklärungs- und Entschuldigungsgründe für solchen an sich nicht zu billigenden Act der Selbsthilfe gel tend gemacht worden, von einer Anerkennung oder formellen Billigung der ganzen Flottenaction, be treffs welcher man ja nie befragt worden sei, sei nie die Rede gewesen. Es müßte daher auch be treffs der jüngsten Ereignisse in und um Alexan drien die volle Verantwortung nach wie vor Eng land und der englischen Regierung allein überlasten bleiben. Es werde Dilke nicht gelingen, diese Ver antwortung auch nur theilweiss auf andere Schultern zu laden. "Waldenburg, 18. Juli 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser machte am 16. d. nachmittags mit den großherzoglichen Herrschaften dem Könige von Wttrtemberg in Friedrichshafen einen Gegenbesuch. Abends fand eine von dem Offiziercorps des 114. Infanterie-Regiments veranstaltete Vorstellung statt, in welcher Episoden aus dem Leben des Kaisers vorgeführt wurden. Der deutsche Kronprinz, begleitet von seinem Adjutanten und andern Stabsofficieren, besuchte am Donnerstag in Berlin die Fabrik des Reichs tagsabgeordneten Ludwig Löwe, der auch die Ehre hatte, den hohen Herrn zu empfangen, welcher letztere mit wahrhaft stannenswerther Sachkenntniß die ein zelnen Abtheilnngen mit ihren 600 Arbeitern be sichtigte und feiner Anerkennung über Einrichtung der Fabrik und Sorge für die Arbeiter wiederholt Ausdruck gab. Die Arbeiter begrüßten den Kron prinzen enthusiastisch, der sich mit vielen eingehend unterhielt. Die aus Kiel nach Alexandrien abgegangene „Nymphe" ist eine ältere im Jahre 1863 erbaute Glattdecks-Corvette, welche als Schiffsjungenschulschiff gebraucht wird und jetzt dazu bestimmt war, mit dem zweiten Jahrgange der Schiffsjungen die übliche Tour nach Westindien anzutreten. Es kommt außer ordentlich selten vor, daß diese regelmäßigen Touren der Schulschiffe unterbrochen werden und deshalb fand die Nachricht von der beabsichtigten Entsendung der „Nymphe" nach Egypten in Kiel anfangs wenig Glauben. Wahrscheinlich hat man dieses Schiff gewählt, weil außeretatsmäßige Kosten vermieden werden sollen. Auch kann die Wahl eines Schul schiffes ja andeuten, daß es nicht zu irgend einer kriegerischen Demonstration bestimmt ist. Wenn eine solche beabsichtigt wäre, so würde die deutsche Regie rung in der Lage sein, im Laufe von 8—10 Tagen ein Panzergeschwader in See gehen zu lasten, welches mindestens so stark ist, als das englische, welches vor Alexandrien liegt. Die Panzerfregatten „Friedrich Karl", „Kronprinz", Friedrich der Große" und "dreußen" sind in Dienst, die Reparaturen unseres bedien Panzers „König Wilhelm" ist beendet und sturd zu Abhaltung von Probefahrten Dienst gestellt, die Panzerfregatten „Kaiser und „Deutschland" stehen in der ersten Reserve und die Panzercorvetten „Hansa", „Sachsen", „Bayern , „Wurtemberg" und „Baden" können in kurzer Zeit in Bereitschaft gestellt werden. Hoffent lich und wahrscheinlicher Weise werden die deutschen Seestreitkräfte in diesem Jahre nur zu den etats- mäßig vorgesehenen Zwecken in Verwendung treten, aber welche Anforderungen an die Marine heran treten sollten, man wird finden, daß sie bereit ist. In Berlin ist es bei der am Freitag auf dem Anhalter Bahnhof erfolgten Abreise der neuerdings ausgewiesene» Socialdemokraten durch die von de» Begleitern derselben versuchten Demonstration zu Excessen gekommen, welche, wie es scheint, ihr Nachspiel vor dem Strafrichter haben werden. Einer der anwesenden Socialisten hielt eine schr exaltirte Ansprache und in das Hoch, das seine College» den Abreisenden ausbrachten, mischte sich der Ruf: Es kann nicht anders werden, als bis Blut fließt." Die Polizei mußte den Bahnhof absperren, um Nnndelsreaisters ist heute verlautbart worden, daß Frau Julie Emma verw. Wilhelm geb. Bauch nicht mehr Auf Folium 25 des hiesig H diese Firma auf den Kaufmann Herrn Carl Bernhardt Bauch in Waldenburg übergegangen ist. Inhaberin der Firma Eugen König l. Sächs. Amtsgericht. Waldenburg, am 14. Juli 188^. Baumbach. Unger. Erscheint täglich mit Ausnahme^ g H Alle Postanstalten, die Expedi/ion und die Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg.