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Dresdner Journal : 14.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-14
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 14.06.1893
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3V135. Mittwoch, dm 14 Juni, abend«. 1893. O«WU*PrOl»t WOr vr«iä«» vi«rt»IM»rUcV » It»rk 5» kL, Ixt 4» I«»«t. ä«»t»vt»«o k»,t»a«t»lt«a M»4>ok » K«rk; «o—ertuUt» äs« ävutset»«» Lsto^s» tritt kost- uaä 8r»mp«I»u»eUt»^ Li»»«Io« liummers: 19 kl L»Itü»4i,u»,,U«dIVre»r kür äs» K»»m eivsr zs«»p»lteoe» 2«i>« itstuilt 99 ks. Vater „kla^v«»aät^ äi« 2«il« öv kl L«i Dsbollea- uaä Litlvrasat« satrpr. ^uk«rt»l»G. Lr»sd«Iu«»r mit ^u»a»Itat« äsr 8oao- u. ksierts^s «txiuii» k«n»»prect»-X»»ot»lu»»: Kr. 1LD». DresdnerIMmal. Für die G«iamt1«it»ng verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ^»»»IlM« von ^aküaäixvaxsa »o,Mtrt»r l^tpriU: />. Lraaärtsttsr, LowwixioaLr äs» vresäaer äourasl»; Usmdiir« ><rU» Vt«a bripriT I«»»i Lr«»I»a rr»«kt»re «. U.: I/aarsnrt ri »» <e 1'oAtrr, LsrUa Vt»a S»»ä>i»rU vr»U l.»ix«i, -kr»»>ltiltk «. ». Uitaed»»! ^lo««> v»rt» Lsaäoa I»rUi> 9r»»k1dirt ». N.- »tuttxrii^ <e t3o., I»rU»! /nea/iärsäant, >r»,l»a: L'mit LaLat^,' L»»aor»r: <7. Lc^äxtrr, L»u» «. >.! Larct <F o». Uer»u»xederr LSai^I. Lrpeäitioa äs» vresäoer äourvsl». Ororäea, ^«iazsritr. 29. korarprecir-^aicillu,»: Kr. 1295. Amtlicher Leit. Se. Majestät der König haben den zum Konsul der Bereinigten Staaten von Nordamerika in Anna berg ernannten Amerikanischen Bürger Theodor M. Stephan daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Wekanntrnachung. DaS Ministerium des Innern hat 1) der „Saxonia" Kranken- und Sterbekasse der Färberei- und Druckerei-Arbeiter beiderlei Ge schlechts, sowie anderer in Meerane Versicherungs- Pflichtigen Personen zu Meerane, eingeschriebene Hülfskasse, 2) dem Kranken- und Begräbnißunterstützungsverein der Stadt Groitzsch, eingeschriebene Hülfskasse, 3) der eingeschriebenen Hülfskasse „Harmonie" in Oberlungwitz, 4) der Kranken- und Begräbnißtasse für Handwerker und Arbeiter zu Radeberg und Umgegend, ein geschriebene Hülfskasse, 5) der eingeschriebenen Hülfskasse der Zimmergefellen zu Frankenberg und Umgegend auf Grund deren revidirten Statuten vom zu 1) 30. November 1892 - 2) 1. Juni 1893 - 3) 25. April 1893 - 4) 12. April 1893 - 5) 16. April 1893 bescheinigt, daß diese Kassen, vorbehaltlich der Höhe deS Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 genügen. Dresden, am 14. Juni 1893. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Lodel. Lippmann. Nichtamtlicher Teil, telegraphische und telephonische Nachrichten. Wien, 13. Juni. (W T. B.) Der Vierer auSschuß der ungarischen Delegation nahm heute nach den Darl.gungen de» ReichSfinanzministerö v. Kallay daS Budget für Bosnien und die Herzegowina und den Occupationskrrdit unverän- dert an. Fünfkirchen, 13. Juni. (W. T. B.) Im Laufe des Nachmittags hat ein größerer Teil der Streikenden die Arbeit wieder ausgenommen. Die Anzeichen sprechen für eine allgemeine Wiederauf- nähme der Arbeit. Buda-Pest, 13. Juni. (D.B.Hd) AuS allen Landeeteilen wird gemeldet, daß die überschwemm- ungen große Gefahren mit sich bringen; nament- lieh die Stadt Arad befindet sich in großer Gefahr. Paris, 13. Juni. (W.T. B.) Der Präsident Carnot begiebt sich dem Vernehmen nach, sobald sein gegenwärtiger Schwächczustand vorüber ist, auf den Rat der Ärzte nach Fontainebleau. Eine Kur in Vichy halten die Ärzte für entbehrlich, da Carnot weniger an Leberkrankheit als an Über müdung und Anämie leidet. Paris, 13. Juni. (W. T. B.) Ter Präsident der Republik, Carnot, Hat an die Behörden der Bretagne 50 000 Fres, überwiesen, welche er während seiner nunmehr rndgiltig aufgegebenrn Kunst und Wissenschaft. Margot» Träume. Von Hermann Heiberg. 7 (Fortsetzung). Alexanders erster Blick galt Luisella. Sie saß wieder an ihrem Platz und trocknete die Thronen, die ihr beim Lachen in die Augen getreten waren. Alexander suchte ihren Blick. Es verlangte ihm nach einem neuen, stummen Bekenntnis ihrer Liebe. Aber sie begegnete ihm mit ihrem gewöhnlichen Ausdruck; nur ein milder Lächeln, rasch wieder verschwindend, flog um ihren Mund Alexanders Inneres aber geriet in einen gewaltigen Aufruhr. Er antwortete auf die Fragen seiner Umgebung zerstreut, erntete dafür spöt tische Bemerkungen von Margot und schützte abermal- Unwohlsein vor. „Du hattest auch Kopfweh, nicht wahr, Luisella?" sagte Margot ein wenig boshaft. „Ja! Doch ist mir jetzt ganz gut!" erwiderte die Angeredete gelösten und ohne auch nur durch eine Miene zu verraten, daß sie sich durch den Inhalt der Rede getroffen fühle * * Im Schloß bewohnte Alexander eine Treppe hoch zwei Zimmer nach der Gartenseite in einem TurmauS- bau. Am bequemsten erreichte er seine Gemächer, wenn er unten bi« an den Ausgang des Korridor» schritt und dann eine kleine, hellxemalte Treppe em porstieg. Reise für verschiedene wohlthätige Zwecke zu ver- keilen gedachte. Pari», 13. Juni. (W T. B) Die Depu- tiertenkammer begann dir Beratung des Gesetz entwurfs betreffs teilweiser Erneuerung der Kammer Die Regierung wird sich in der nächsten Sitzung über diesen Gegenstand äußern. Luxemburg, 13. Juni. (W. T. B) Beiden Wahlen für die Kammer wurden in der Haupt- stadt gewählt: der Bürgermeister Alexi» Brasseur und das Gemeivderatsmitglied ServaiS. Zwischen dem bisherigen Vizepräsidenten der Kammer Karl SimonS und Herrige» findet Stichwahl statt. In Dickirch erhielt der frühere StaatSminister v. Blochausen die meisten Stimmen. Der Eisen industrielle Emil Metz wurde wiedergewählt. Im flachen Lande befinden sich die koalierten Klerikalen und Agrarier überall in der Mehrheit. Rom, 13. Juni. (W.T.B.) Der Senat nahm da» Budget des Auswärtigen an. Madrid, 13. Juni. (D B Hd.) Der Budget- au»schuß beschloß, der Kammer die Bewilligung der Aufnahme einer Anleihe von 150 Millionen durch die Regierung brhuf» Umwandlung der Staatsschuld in eine bleibende vorzuschlagen. London, 14. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern fand die feierliche Übergabe der Ehren- diplvme an die zu Doktoren der Musik ernannten Komponisten Saint-Satin«, Max Bruch und Tschaikowsky durch die Cambridge.Universität statt. Ler Komponist Grieg war durch Unpäßlichkeit verhindert, das Diplom persönlich in Empfang zu nehmen. Der Germanist Zupitza wurde gleich falls zum Ehrendoktor ernannt. Der italienische Dichterkomponist Boito, welcher eine Auszeichnung für Musik und Dichtkunst erhalten hat, wurde feierlich eingeführt. London, 13. Juni. (W T. B) Das Ober- hauS nahm heute die Bill, betreffend die AuS führung deS temporären Abkommen» mit Rußland über den Robbenfang im Behringsmeere in dritter Lesung an. — Im Unterhaus wurde bei der Be ratung des H 4 der Homerulebill, durch welchen die Befugnisse der irischen Legislatur bezüglich deS Erlasses von Gesetzen beschränkt werden, ein Amendement H. Foster, daß sich diese Befug nisse nicht auf die Bewilligung von StaatSgeldern für gewisse Zwecke erstrecken solle, von dem Pre mierminister Gladstone bekämpft und mit 2«i9 gegen 234 Stimmen abgelrhnt. Ein von Bartley beantragtes Amendement, wonach die irische Legis latur befugt sein sollte» Gesetze über die Dotierung von Konfessionen zu erlassen, wurde gleichfalls von der Regierung bekämpft und ohne Abstimmung abgelehnt. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde ein Amendement Henry JamcS, wonach die Befugnisse der irischen Legislatur sich nicht auf die Verfügung über bas Eigentum für wohl- thätige, fromme oder religiöse Zwecke erstrecken sollte^ mit 187 gegen 143 Stimmen abgelehnt. St. Petersburg, 13. Juni. (W. T. B ) Das Ministcrkomitee deS Departements für Reichs ökonomie hielt heute eine kombinierte Sitzung ab, in welcher es die Verstaatlichung der Lonez- bahn unter den bereits bekannten Bevingungen rndgiltig genehmigte. Die Bedingungen sind mit der Rassischen Bank als Bei treten» der Mehr- heit der Aktionäre abgeschlossen worden. Außer dem bestätigte das Ministerkomitee die Bildung der Südostbahnengesellschaft nnd genehmigte den Bau der Eisenbahnstrecke Charkow Pensa. Belgrad, 13. Juui. (W. T. B.) Die Skupt- schiua ist heute zusammengetreten; die Abgeord- Als sich die Gesellschaft „Gute Stacht" geboten hatte, ging Alexander nicht, wie sonst, gleich schlafen, sondern trat durch die Hausthür auf den Hof und be gab sich in den Gemüiegarten, der auch schöne Par tien bot, und an dessen AuSgang man einen herrlichen Blick über die Gegend genoß. Er konnte noch nicht schlafen und hoffte, in der freien Natur seine Gedanken zu beruhigen. ES gelang ihm auch, sein heißes Blut zu dämpfen, und nach einer kleinen halben Stunde trat er wieder ins Haus zurück, löschte auf dem Kor ridor die Lampe, die man seinetwegen noch hatte brennen lassen aus und tastete sich im Dunkeln bis an sein Zimmer. Aber mehr als erschrocken prallte er zurück, als er am offenen Fenster deS Ganges, hellbeleuchtet vom Monde, eine Gestalt stehen sah. Sie hatte das Haupt auf die rechte Hand gestützt und schaute in die stille Nacht hinaus. Auch rührte sie sich nicht, als Alexander näher trat und rasch auf sie einsprach. „Sie, Sie, Luisella!" rief er. „Ja, ich!" sagte sie leise und ihre Hand glitt über fein Haupt. „Es war mir unmöglich, so von Ihnen zu gehen. Noch einmal mußte ich fühlen, daß Ihre Seele bei mir sei — daß Sie mich liebten." Nachdem sie dann seine Umarmung geduldet hatte, fuhr sie fort: „Ich bin nicht mehr ich selbst, seitdem ich in Ihre Nähe kam. Und wenn die Menschen sich lieben, weS halb sollen sie sich nicht einander nähern? Ihr Ge fühl stammt von Gott Aber Schranken sind ihnen yezogen und diese dürfen wir nicht durchbrechen. So fft e» denn da« letzte Mal, daß ich meinen Arm um Ihren Hal» lege. Ich bin nicht geschaffen, eine» »eten sind fast vollzählig erschienen. Die Skupt- schina wählte Pafic zum Präsidenten, Katie und Vukvwic zu Vizepräsidenten. Der Krirgsmiuister Franassowic har seine Demission eingereicht. Der Bestand deS Kabinetts Dokic gilt durch die Haltung de» radikalen Klubs in Frage gestellt, da, wie verlautet, die extremen Elemente des radikalen Zentralautschusses auf die Bildung eines radikal-nationalen Kabinetts drangen. Belgrad, 13 Juni. (D.B.Hd.) Die Liberalen drohen, fall» da» zurückgetretene liberaleMivisterium in Anklagezustand versetzt werden sollte, mit der Veröffentlichung von Briefen radikaler Partei- chefs, in welchen die antidynastischen Bestrebungen der Radikalen nachgewiesen werden sollen. Unter diesen Briefen sollen sich auch solche an Erkönig Milan befinden. Dresden, 14 Juni. Zum Wahltage. Der morgende Tag wird dem deutschen Volke die Entscheidung in einem Wahlkampfe bringen, wie er erbitterter und heftiger seit dem Bestehen des Deut schen Reichs nicht geführt worden ist. Das Schau spiel welche- sich in den letztverflossenen sechs Wochen auf deutschem Boden vor den Augen der ganzen Welt abgespielt hat, ist ein wenig erfreuliches gewesen, arm an Lichtblicken, desto reicher an häßlichen Eindrücken. Unwahrheit und Verleumdung, Starrköpfigkeit und Eigennutz haben in ihm eine große Rolle gespielt, und das alles angesichts eines Appells der Reichs- regierung an den patriotischen Sinn des gesamten Volkes zur Wahrung seines höchsten Gutes, seiner eigenen Sicherheit! Werfen wir einen Blick zu unseren westlichen Nach barn hinüber, so sehen wir, in welcher lautlosen Stille sich dort die umfassendsten Rüstungen vollziehen. Keine Forderung der Regierung für Heereszwecke erleidet in der Volksvertretung einen Abstrich, die Abgeordneten überbieten sich geradezu in wohl durchdachten und nachdrücklich unterstützten Vorschlägen zur Steigerung der Wehrmacht bis an die Grenze, welche das vor handene Menschenmaterial seht. So beantragte noch vor wenigen Tagen ein Abgeordneter, da für den Heeresdienst nicht mehr Leute ausgehoben werden können als jetzt eingestellt sind, weil nicht mehr Dienst taugliche vorhanden sind, daß auch die Dienstuntaug lichen so weit möglich für Dienste, wie Krankenträger u. s. w, ausgebildet würden, um so die Soldaten, welche bisher diese Dienste verrichteten, für die Feld armee zu gewinnen. Und es ist kein Zweifel, daß dieser Antrag Annahme findet. Auch Rußland hat in den letzten Jahren, wie wir vor wenigen Tagen ausführten, außerordentlich viel für sein Heer gethan, ohne daß von diesen Rüstungen vorher etwas in die Öffentlichkeit gedrungen wäre. Und das alles angesichts des großen Notstandes, der in den letzten Jahren auf Rußland lastete und noch lastet! Wie an unseren Feinden, so können wir uns auch an unserem Bundesgenossen Österreich-Ungarn ein gutes Beispiel nehmen, wo gleichfalls in letzter Zeit sehr viel zur Ausgestaltung der Wehrhaftig keit deS Volkes gethan worden ist und wo die jüngsten namhaften Forderungen für Armeezwecke bei der Volksvertretung eine sehr wohlwollende Aufnahme gefunden haben. Während in Frankreich gar nicht danach gefragt wird, was eine Verbesserung der Armee kostet — das muß eben geschafft werden — scheiterte die Militäroorlage lediglich am Kostenpunkte ungeachtet des Umstandes, daß Deutschland erwiesenermaßen relativ am wenigsten von allen Grobstaaten für seine Mannes Weib zu werden. Es ist einmal so! Fragen Sie mich nicht, weshalb, und finden Sie sich in das Unabänderliche. Leben Sie wohl, mein Freund. Erleichtern Sie uns beiden len Schmerz und reisen Sie ab — bald ab — oder lassen Sie mich gehen!" Bei den letzten Worten weinte und schluchzte sie laut auf, und nun war's an Alexander, zu sprechen, zu fragen, zu trösten und zu bitten. Aber ihr Mund blieb fortan stumm, und als der Mond eben hinter dunklem Gewölk verschwand, hatte sie sich plötzlich umgewendet und war aus dem Gauge verschwunden. Am kommenden Tage suchte Alexander in LuisellaS Nähe zu gelangen, auch ihr ein Brieflein zuzustecken, in dem er sie um eine Unterredung bat. Aber sie wich jeder Annäherung auS, und sobald der junge Mann sein Auge auf sie richt te und durch stumme Blicke eine Frage an sie stellte, sah sie ihn mit einem so traurig stehenden Blicke an, daß er gar nicht wagte, ihr ander» zu begegnen, als sie eS verlangte. Als Alexander kurz vor Tisch, von einem Spazier gang heimkehrend, über den Korridor in seine Ge mächer schreiten wollte, öffnete sich die Thür zu dem Arbeitszimmer seines Onkels. „Du, Alexander! Einen Augenblick! Die Post ist da! EL sind Briefe für Dich gekommen!" rief dieser und forderte seinen Neffen durch ein? lebhafte Bewegung auf, näher zu treten. Und sobald sich die Thüre hinter ihnen geschloffen hatte, trat Herr v. Schulenburg auf Alexander zu, umarmte ihn stürmisch und rief: „Und da» hast Du un» verheimlicht, liebster Junge? Millionär bist Du geworden und sagst kein HeereSzwecke aufgewendet hat, und daß zahlreiche er fahrene Nationalökonomen ebenso wie der in feiner Stellung verantwortliche preußische Finanzminister die Kosten als wohl erschwinglich bezeichneten! An Patriotismus können wir sonach mit den Fran zosen nicht wttt.ifern. Wir mußten erleben, daß der ZenttumSführer vr. Lieber den Bestand des Zentrum» für wichtiger bezeichnete, als die Bewilligung der „Militärvorlage, selbst wenn diese für den Fort bestand und die Sicherheit des Reiches notwendig wäre", daß ein hervorragender freisinniger Abgeordneter, vr Baumbach, sich auf den französischen Botschafter bezog, um die Unnötlgkeit der Militärvorlage darzuthun, ganz abgesehen von den schamlosen, unsinnigen und unwahren Ausführungen, mit denen die sozialdemokratischen Blätter — allen voran der „Vorwärts" — fvrtqesetzt die Wähler bearbeiteten. Da ist es denn kein Wunder, daß die französischen Blätter, wie es in den letzten Tagen ge schehen ist, ihren Lesern auseinandersetzen, daß da» Deutsche Reich seinem Zerfalle nahe sei, daß ein Krieg mit demselben möglicherweise gar nicht mehr geführt werden könne, da der Deutsche Kaiser vielleicht nicht mehr auf die Bundesfürsten rechnen könne! Wenn nun solche Ausführungen auch nur traurige Hirngespinste sind, wie sie eben nur in französischen Ehauvinistenköpfen entstehen können, so sind sie doch bezeichnend für den Eindruck, welchen die Ablehnnng der Militärvorlage und der gegenwärtige Wahlkampf jenseits der Vogesen gemacht hat. Die beste Antwort auf derartige Beleidigungen des deutschen National- geftthlS wäre ein möglichst einhelliges Votum des ge samten deutschen Volkes zu Gunsten der Vorlage, welche die verbündeten Regierungen im Interesse der Sicherheit des Reichs eingebracht haben, damit die Franzosen erkennen, daß wir uns bis an die Zähne wappnen, um ihren Gelüsten, die Integrität des Reiches zu zerstören, auf das Schlagfertigste entgegentretcn zu können! Allerdings wäre es eine Illusion, wenn man sich der Hoffnung hingeben wollte, daß das Ergebnis des morgenden Tages in diesem Sinne ein einhelliges werden wird. Dazu sind unsere Parteiverhältnisse viel zu zerklüftet und dazu ist der große leichtgläubige Teil der Bevölkerung viel zu sehr durch Unwahrheiten getäuscht worden, die von verhetzenden Agitatoren in geradezu frevelhafter Weise verbreitet wurden. Anderer seits wäre eS aber durchaus verfehlt, wollte man der von den Gegnern der Militärvorlage znr Schau ge tragenen SiegeSznverstcht Glauben schenken. Diese ist vielmehr nur der Ausfluß einer hinterlistigen Wahl- taktik — darauf berechnet, den Anhängern der Oppo sition Mut und die vaterländisch gesinnten Wähler irre und in Ausübung ihrer Wahlpflicht lässig zu machen. Glücklicherweise ist im Deutschen Reiche die Zahl derer noch immer eine bedeutende, denen das Wohl und die Sicherheit des Vaterlandes mehr am Herzen liegt als die Ersüllung dieses oder jenes parteipoliti schen Wunsches. Wenn sie morgen einhellig zu- sammenstehen, so kann der segenbringende Erfolg nicht fehlen! Dazu ist allerdings nötig, daß kein vater landsliebender Wahlberechtigter unterläßt, morgen seinen Patriotismus zu bethäiigcn durch die Wahl eines Abgeordneten, der voll und ganz und mit Sicherheit sür die Militärvorlage eintritt. Von den Antisemiten kann man das allerdings mit Rücksicht auf ihre bisherige Haltung in dieser wichtigsten Frage nicht mit Bestimmtheit annehmen. Versäume daher niemand morgen seine Pflicht in der Meinung, daß es auf ihn nicht ankomme. Im Gegenteil! Ganz abgesehen davon, daß eine Stimmenthaltung nur dem Gegner zu statten kommt, kann die Entscheidung von einer einzigen Stimme abhängen! Darum auf zum Schutze der bedrohten Sicherheit deS Vaterlandes! Wort davon? — Na, gleichviel! Ich gratuliere. Und wie wird sich Deine Tante über Dein Glück freuen!" ES war bei den Weisungen, die Alexander bei seinem Fortgange von Hause zurückgelassen, begreiflich, daß seine erste Frage der Quelle galt, aus der sein Onkel die Nachrichten geschöpft habe. „Ich leugne nicht, lieber Onkel, daß alles sich so verhält", bestätigte er; „darf ich aber fragen, wer Dir verriet, was ich absichtlich verschwieg?" „Gewiß! Höre!" erwiderte der Onkel. „Mein alter Freund und Anwalt, der Justizrat Molk, auch Euer Rechtsbeistand in Berghöhe, schreibt hier als Postskriptum: „Was haben Sie denn zu Ihrem Neffen, dem jungen Herrn v. Schulenburg, gesagt? Alleiniger Erbe deS verstorbenen Bruders Ihrer Frau Schwägerin, der bekanntlich Millionär u. s. w." Da nun einmal die Sache anS Licht gezogen, hielt Alexander auch nicht ferner zurück und berichtete seinem Onkel über alles. Die Gründe seines Schweigen» führte er auf eine Laune zurück! „Ich wollte bei Euch einkehren", sagte er, „als der alte, in bescheidenen Verhältnissen lebende Alexander. Ihr liebt mich ja um meiner selbst willen. Beim Abschiede wollte ich Euch dann die Neuigkeit verkünden." „Sonderbarer Mensch! Ganz wie Deine Mutter!" rief der alte Herr, glättete mit der Linken da» vor- geschettelte Hoar und sah seinen Neffen verwundert an. „Na aber jetzt" — fuhr er wie rin mit einem Geheimnis beschwerte» Kind voll Eifer fort — „darf ich doch Deiner Tante nnd den übrigen die Sache mitteilen? Ah! da wird zum Essen geläutet! Ich lasse tasch Champagner heraufbringen! Wir wollen
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