Volltext Seite (XML)
Uabemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung fie HmM, Seisersdurs, Klein- n. GmMa Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., sür aus- . wärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 1 20 Pf. Annahme von An- / zeigen für alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskrast für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 112. Kernsprecher: «mt Deuben 2120 Dienstag, den 23. September 1913. Fernsprecher: «mt Denbea 2120 26. Jahrgang. im Krankenhause. — Lebensgefährliche Verletzungen zog sich — Ein Geburtenrückgang ist wie in Preußen so auch im Königreich Sachsen festznstellcn. Während 1903 noch fast 150000 Kinder in Sachsen geboren wurden, waren es 1910 nur noch 130000. Inzwischen hat ein weiterer Rückgang stattgefunden, — Der Gasthof in Kautzsch ist von Herrn Hänel — früher Oelsa — an einen Herrn Schuster aus Biensdorf verkauft worden. — In das Getriebe eines Kalanders geraten ist in der Thode'schen Papierfabrik in Hainsberg der Arbeiter Noack aus Somsdorf. Ein Arm wurde erfaßt u. mehrmals gebrochen. — Der Schneider Bellmann aus Bräunsdorf ist vom Landgericht Freiberg wegen Unzucht mit Kindern in 8 Fällen zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt worden. — Amtlich wird bekannt gegeben: Mit dem 1. Oktober 1913 wird die Landgemeinde Eckersdorf mit der Landgemeinde Coßmannsdorf vereinigt. Das Allodialgut bleibt als selbst ständiger GulSbezirk bestehen. — Der Bezirksausschuß bestellte als Rechnungs prüfer für die Bezirksvermögensrechnung für 1912 G.-V. Rudelt-Deuben und Bürgermeister Wittig-Rabenau. — Im Bezirksausschuß verabschiedete sich Kreishaupt mann Dr. v. Oppen von den Mitgliedern des Ausschusses, v. Oppen bat, der Bezirk möge seiner freundlich gedenken, wenn er auch einmal gegen ihn entscheiden muffe. Er hoffe, daß sich der Bezirk weiter so entwickeln möge wie bisher. — Während der Michaelisferien, vom 2. bis 4 Oktober, findet mit Zustimmung des Königlichen Kultusministeriums in Tharandt ein Lehrgang für Vogelschutz statt, der aus schließlich für Lehrer (von Volks- und höheren Schulen) ab gehalten wird. Diesem Lehrgang wird vom 9. bis 11. Oktober ein weiterer sür Lehrer landwirtschaftlicher Schulen folgen, an dem sich u. U. auch einige Lehrer höherer Schulen beteiligen können. Vom 27. bis 29. Oktober wird ein dritter Lehrgang sonstiger Interessenten offen stehen. Anmeldungen sind für den ersten Lehrgang bis 26. September, für die späteren bis 10 Tage vor deren Beginn an den Ausschuß für Vogelschutz nach Tharandt zu richten. — Der Landwirt Ernst Bellman inReichstädt hatte das Unglück, von seinem Pferde geschlagen zu werden. Beim Ackern auf dem Felde schlug das Pferd aus und traf das Bein so unglücklich, daß er schwer verletzt zusammenbrach. — Lehrer Pögen in Deuben beging dieser Tage sein 25jähriges Lehreljubiläum. Es wurden ihm aus diesem Anlaß zahlreiche Ehrungen zuteil. — Beim Kühehüten wurde die zwölfjährige Tochter des Wirtschaftsbesitzers Emil Liebscher in Neuhausen von einer störrischen Kuh derart mit den Hörnern fortgeschleudert, daß sie einen schweren Unterschenkelbruch davongetragen hat. — In Klingenthal wurde das ankommende Mili tär mit Musik in den Ort geleitet und Fußkranke mit Auto in die Quartiere gebracht. Den Offizieren brachte man Musik ständchen. — — Dem Getreidehändler Günther in Dahlen wurde in der Nacht auf dem Hofe seiner Villa von Unbekannten Pfeffer ins Gesicht geworfen, er wurde zur Erde gestoßen und mit Füßen getreten, sodaß er die Besinnung verlor. Dann raubte man ihm die Uhr und den Schlüssel zum Geldschrank, aus dem sie 11000 Mark stahlen. Günther erwachte erst am Morgen aus seiner Bewußtlosigkeit. Eine Suche mit einem Polizeihund blieb erfolglos, da die Täter Räder benützt haben. Kleine Notizen. — Das Liebespaar, das feit einigen Tagm in Grimma vermißt wurde, der Uhrmacher Zwiebel und das Dienstmädchen Puls, ist tot aus der Mulde gezogen worden. — Der 28 Jahre alte Artist Glöfe, der bei der z. Z. in Olbernhau weilenden Zirkustruppe Dietsch beschäftigt war, erstieg einen zu Vorführungszwecken aufgestellten sogenannten Schiffsmast; dieser brach jedoch und Glöfe stürzte etwa 10 Meter tief herab, sodaß er Schädel- und Beinbrüche, sowie schwere innere Verletzungen davontrug. Er starb darauf (Turner unter 17 Jahre) eingeteilt. Der Wettkampf erstreckte sich auf Hochweitspringen, Kugelstoßen und 100 Meter-Schnell lauf. Mil Interesse wurde von den Zuschauern das Turnen verfolgt. Nach diesem Wettkampf fand der Einzelwcltkampj in Schlcuderballwerfen statt, bei welchem die Höchstleistung von 31,57 Meter (Steimgen-Dippoldiswalde) erreicht wurde. Es folgte noch ein Baarlaufwettfpiel der Turnvereine „Vor wärts"- Rabenau und Dippoldiswalde, bei dem letzterer unter lag. Nun vereinigte man sich zu einem Geselligen in der „Mühle", bei dem die Siegerverkündigung durch Herrn Be- zirksturnwart Hofmann erfolgte. I. Sieger in Gruppe mit 45 Punkten wurde Hocke-Dippoldiswalde, II. mit je 45 P. Kallenda und Steinigen, beide Dippoldiswalde, III. mit 44 P. Hegewald-Seiferdorf. In Grupps L I. mit 58 P. Tiroll- Schmiedeberg, II. mit 53 P. Tietze-Schmiedeberg, III. mit 49 - P. Frenzel (Vorwärts), Rabenau, IV. mit 47 P. Büttner-!der Hilfsmaschinist Max Kühnert in Oberlungwitz durch Be- Dippoldiswalde, V. mit je 45 P. Bellmann-Dippoldiswalde, Rührung der Hochspannungsleitung zu. Er wurde schwer- Püschel-Schmiedebcrg, VI. mit 44 P. Schimmrohn, Vorwärts-v er brann t dem Hospital zugesührt. — Als im Hotel Rabenau, VII, mit 43 P. Weiße, Vorwärts-Rabcnau, VIII.> „Schwan" in Hartha bei Waldheim die letzte Tour getanzt mit je 41 P. Büttner, VorwärtS-Nabenau und Macht, Turn-wurde, trat der 21-jährige Tischlcrgehilfe Zeiher aus den verein I-Rabenau, IX. mit je 40 P. Merkel-Dorfhain und Reihen heraus und schoß sich mitten auf dem Saal eine Hoch-Dippoldiswalde. Belobigungen erhielten Grimmer-Höckcn-^ Kugel in den Kopf, die den sofortigen Tod herbeiführte. dorf (39 P ), Kästner-Oelsa (38 P.) u. Wobis-Dippoldiswaldef — Einem auf dem Nittergute Walda bei Großenhain (38 P.). Höchstleistungen erzielten im Laufen Ertel, Vorwärts-bediensteten Knechte war ein Geldbetrag von 70 Mark ge- Rabenau 20 P., im Kugelstoßen Wobis-Dippoldiswalde 20 P., stöhlen worden. Der Knecht klagte den Verlust des Geldes im Hochweitsprung Büttner, Vorwärts-Rabenau 19 P. und seinem Dienstherrn, der am Abend sein gesamtes Gesinde, da- Püschel-Schmiedeberg. Die Veranstaltung nahm einen ruhigen runter viele polnische Arbeiter, um sich versammelte, und nun Verlauf, und fiel das gute Verhalten der Zöglinge besonders auf. versuchte, daß der Dieb sich freiwillig melden sollte. Aber — Durch Abstürzen vom Dache zog sich in Hänichen vergebens- Keiner wollte das Geld haben. „Nun gut", meinte der Dachdecker Haufe aus Kreischa einen Handgelenkbruch zu. der Dienstherr, „wenn ihr den Dieb nicht verratet, kommt Wegen Reinigung der Geschäftsräume können Dienstag, den 23. und Mittwoch, den 24. Septbr. dieses Jahres bei der unterzeichneten Behörde nur Standesamtssachen und solche an beiden Tagen nur von 8—9 Uhr vormittags er- ledigt werden. Es sind an diesen beiden Tagen also auch die städtischen Kassen geschlossen. Rabenau, am 18. September 1913. Der Stadtrat. Hus Nab UNS fern. Rabenau, den 22. September 1913. — Zur Ephoralkonferenz in Dippoldiswalde hatten sich Donnerstag, den 18. September, sämtliche Geistliche der Ephorie Dippoldiswalde, etwa 40 an der Zahl, eingefunden. Sie begann mit gemeinsamer Andacht in der Kirche, wo Super intendent Hempel eine Ansprache über 1. Timotheus, Kap. 6, Vers 12 hielt: Kämpfe den guten Kampf des Glaubens! — In der darauffolgenden Sitzung im Saale der Kgl. Amtshaupt mannschaft begrüßte Superintendent Hempel die Anwesenden, und besonders den Vertreter des Ev.-luth. Landeskonsistoriums zu Dresden, Geheimrat von Zimmermann. Dieser legte darauf in einer längeren Ansprache den Pfarrern die Notwendigkeit ihrer wissenschaftlichen Weiterbildung ans Herz. Sodann erhielt Pfarrer Thomas (Seifersdorf) das Wort zu seinem Vortrage über Luthers Werdegang nach seinen Selbstzeugniffen. In der sich anschließenden Aussprache darüber wurde bemerkt, daß die „Selbstaussagen" des Reformators aus späterer Zeit nicht Quellen ersten, sondern nur dritten und vierten Ranges sind. Man darf sich bei streng wiffenschaftl. Behandlung der Frage nur auf das stützen, was Luther selbst vor 1517 geäußert hat. Hier bei verändert sich das Bild wesentlich: Luther suchte nicht (religiös) Frieden im Kloster, sondern vollzog diesen Bruch mit seiner Vergangenheit, weil er in Todesnot gelobt hatte, ein Mönch zu werden, und aus Pflichtgefühl dieses Gelübde nicht brechen konnte. Er war anfangs ein sich glücklich fühlender Mönch und noch lange Jahre hindurch der beste Katholik. Erst nach und nach, besonders durch Beschäftigung mit dem Neuen Testa mente, änderten sich seine Anschauungen derart, daß ihn die römische Kirche nicht mehr ertrug. — Mit ihrem „geschäftlichen Teile" zog sich die Konferenz bis kurz vor 3 Uhr hin, worauf in „Stadt Dresden" das gemeinsame Mittagseffen und schließlich im Hause des Superintendenten der Kaffee eingenommen wurde. H — Am Sonntag fand auf dem Turnplätze des Turn vereins „Vorwärts" inRabenaudas diesjährige Jugend- lurnen des Bezirks Dippoldiswalde vom Miltelelbegau bei schönem Wetter und unter zahlreicher Beteiligung statt. Bis nachmittags gegen 3 Uhr sammelten sich die Vereine in der Halle, wo bereits eine Anzahl Zuschauer anwesend waren. Nach einer kurzen Erholung wurden von 72 Jugendturnern exakte Freiübungen gezeigt. Nach diesen begann der friedliche Wettstreit um den schlichten Eichenzweig, an dem sich 65 Turner beteiligten. Die Turner waren in zwei Gruppen und zwar Gruppe (Turner über 17—18 Jahre) und Gruppe L morgen früh der Polizeihund, der wird ihn schon erwischen." Am anderen Morgen lagen die 70 Mark im Hausflur des Gestndehauses. Die Entdeckung durch den Polizeihund halte dem Diebe keine Ruhe gelassen; er hatte das gestohlene Geld nachts dahin gelegt. — Von einem liebenswürdigenZugdcs Kriegs ministers berichten die Oelsnitzer Blätter. Der Schuhmacher meister Gustav Pötzscher in Oelsnitz, ein Veteran von 1866 und 1870/71, wurde durch eine Einladung des Herrn Kriegs ministers Freiherrn v. Hausen erfreut, die ihn abends in das Hotel „Zum goldenen Engel" berief. Herr Pötzscher kam der Einladung natürlich pünktlich und mit größter Freude nach. Freiherr v. Hausen hatte als junger Offizier beide Feldzüge mitgemacht und war während derselben häufig mit Pötzscher zusammengekommen. Länger als eine halbe Stunde konnte Pötzscher beim Kricgsminister weilen, und manche KriegS- erinnerungen wurden während dieser Zeit ausgetauscht. — Die teueren Wirtschaftskosten zwingen die Land wirte dazu, mehr und mehr Höchsterträge in allen Kultur arten anzustreben. Infolgedessen wird jeder Frucht, sobald sie im Aussehen nicht vollständig befriedigt, noch Chilesalpeter, schwefelsaures Ammoniak oder unter Umständen auch Kalk stickstoff zugeführt, fo lange es irgend möglich ist. Das ist gut und lobenswert, aber gerade die elnseitige Düngung ist es, welche bei den Halmfrüchten Lagerung erzeugt, bei den Kartoffeln und Rüben Stärke- bezw. Zuckerarmut hervorbringt. Starke Stickstoffgaben müssen stets ausgeglichen werden durch verstärkte Anwendung von Phvsphorsäure und ganz besonders Kali. Deshalb müssen vorsichtige Landwirte der Lagerung im Jahre 1914 jetzt schon Vorbeugen, indem sie am besten mit der Saatfurche Kali einpflügen oder 10 bis 14 Tage vor der Saat eineggen und Phosphorfäure reichlich geben. Diese beiden Nährstoffe können im Frühjahr 1914 nicht mehr in den Boden gebracht werden, das geht nur im Herbst. Des halb sollten sich alle Landwirte mit ihren Händlern bezw. Ge nossenschaften dahin verständigen, daß Kalisalze (für schwere Böden sind nur 40prozentige zu empfehlen) und phosphor- säurehaltige Düngemittel stets am Lager vorhanden sind. Noch besser ist es natürlich, wenn der Landwirt sich so zeitig ein deckt, daß er diese beiden Hauptnährstoffe auf Vorrat im Schuppen liegen hat. Am 20. September vereinigte sich in ganz Deutschland und wett über dessen Grenze hinaus die gesamte Frauenwelt im Geiste zur Feier des achtzigsten Geburtstages der ehrwür digen Seniorin der deutschen Schriftstellerin Hedwig Dohm, die ihrem von Jugend auf in ihr schlummernden Drange nach literarischer Betätigung folgend seit ihrer Vermählung mit dem Leiter des „Kladderadatsch" nicht nur durch die Fülle ihres künstlerischen Schaffens, sondern hauptsächlich durch die Ten denz ihrer zahlreichen Schriften sich eine Menge begeisterter Verehrerinnen gewonnen hat. Von ihren vielen fesselnd ge schriebenen ist ihr Buch „Schicksal einer Seele" das künstlerisch bedeutendste, da sie sich hier als eine Meisterin der Schilde rung zeigt. Unser Bild zeigt den Charakterkopf der greisen Jubelarin, die sich bis in ihr hohes Alter eine bewunderns werte Elastizität erhalten hat.