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Bezirks- Anzeiger WMt für -it MWe -MWtmMW IW, da; LiSmgWe -mlrgmlßt Md dm Mral zu Irankmüerz i. Ku. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Freitag, den 18. Juli 1013 Der lerne Viten Richt amzm der-Mitten im näheren Orient meldet sich «ich jetzt Ostaprn mit drohenden Verwicklungen. Seit dem der Maudschu-Dhmfftie und der Schaffung der famosen kaiserlichen Republik ist man dort nicht mehr zur Ruhe gr- .Huptten, alles geht drunter und drüber, eine « wirkliche Re« ^äi«ü»gLputorität gibt es überhaupt nicht. Handel und Mandel liegen darnieder, alle Entwicklung stockt, und Unruhen Hi deo etnAnen Provinzen sind an der Tagesordnung. Dazu üapimt jetzt der alte» Gegensatz zwischen Nord und Süd wie« .der,puf; in der Provinz Kiangst ist rS bereits zu blutigen Dämpfen, zwischen den auS dem Norden und den aus dem .Süden stammenden Truppen gekommen, und dir Dinge haben . üch,.so.zugespitzt, daß. man den Ausbruch einer neuen großen Revolution «befürchtet. >.Ascht,«genug damit treten jetzt noch äußere Sorgen hinzu. Die Gefahr kommt von Rußland, das unerwartet hinsichtlich i.deS.Myugolei-Abkommrns mit neuen scharfen, »Forderungen koupnt- Rußland , hat einfach das unmittelbar vor dem Ab- . schhlß sichende Abkommen für null und nichtig erklärt, ob- ,Mhl. brrritS„die chinesische Regierung, sowie das Repräsen- ^tanteuhauS ihre Zustimmung gegeben hatten. Rußland macht .plötzlich neue Vorschläge, die von den Chinesen, als uygemein . harte< Bedingungen empfunden werden. In diesen wird die Volle Autonomie der äußeren Mongolei festgesetzt, indem China auf die Rolle des Suzeräns herabgrdrückt wird; des writeren poird ch gezwungen, die russische Vermittlung anzunchmen und .pll«. Rechte anzuerkennen, welche durch das Abkommen und dprch das ^Protokoll vom November vorigen Jahres den Rüssen zugestanden worden sind, ferner werden durch diese Vorschläge die Rechte der russischen Untertanen und Händler in jür. Mongolei festgesetzt. EL. ist begreiflich, daß diese »neuen russischen Bedingungen MtzastL Aufregung bei den Chinesen Hervorrufen und d«ß gegen ste ,scharfer Widerspruch laut wird. Das russtscheVor- ,gehen, ist wenig erfindlich, es kann sich nur darum handeln, ..daß.,Rußland die inneren Wirren Chinas auSnutzen will, um AchE Roman von Courths-Mahler . 2b > Hochdruck verbot» In Letziugen war alles bereit zum Empfang der jungen Herrin, i Renate hatte energisch gegen eine Hochzeitsreise pro-, testiert. DaS/konnte Setzingen nur angenehm sein. Renate, war »sehr bleich, als sie nach der Trauung dies Glückwünsche entgegennahm. Dem Blick ihres jungen Gatten ^vich( sie beständig aus. Er fühlte jedoch, daß «ine starke Erregung, in ihr gärte. Ihre Augen brannten und die Hände Waren kalh>: als sei, alles. Blut zum Herzen geströmt. Wäh- rvld tp«!« Hochzeitstafel schien sie sehr heiter. Den Auffüh rungen brachtest« scheinbar die größte Aufmerksamkeit ent gegen. Tie schob »die Trennung von der sehr fröhlichen Gesell- tfchgft so lange: wie möglich hinaus. Endlich konnte sie jedoch den Lufbruch nicht länger hinauSzögern. Der Wagen stand schon einr-Weile '.bereit, und die Pferde wurden ungeduldig. Rach einem heimlichen, kurzen Abschied von ihrem Vater und » Tcuür Josephine verließ sie an Setzingens Arm die Wald- >b«g. Sorgsam hatte er ihr selbst den kostbaren Pelzmantel um: die Schaltern gelegt. Draußen hob er sie in den Wagen «nd ,stieg/dann selbst ein. Renate drückte sich stumm in die Ecke des Wagens zu rück. -Auf der.ganzen Fahrt, die mehr als eine halbe Stunde ha»erte,.b sprach sie kein Wort. Auf ihre« Mannes Fragen, oh,shriMtDi, ob sie bequem sitze und so weiter, antwortete st« awiti «veem Neigen oder , Schütteln des Hauptes. Setzingen war selbst viel zu erregt, um viel sprechen zu können. Er fühlte, daß sie vor unterdrückter Erregung zitterte. Immer wieder suchte sein Blick da» Dunkel im Wagen zu durchdringen, um in ihren Zügen lesen zu können. Aber »S.g«languihmuicht. Endlich hielt der Wagen vor der Freitreppe des Lrtzinger WUShauseS. ES war lictn vornehmer, alter Bau in schönen «Verhältnissen. Zwei schlanke Ecktürme erhoben sich über die laUgg^tmmr Front. Uebrr der in Sandstein in wuchtigen Jonne« cherauSgearbeitetrn Eingangspforte war das Wappen der Setzingen ««gebracht. iHrhiz Letziugen sprang 'chnell aus dem Wagen, , und als Renate «ihren Fuß aus das Trittbrett stellte, hob er sie em por und trug sie über die Schwelle seiurS Hauses. »So will ich dich festhaltrn und durchs Leben tragen MWKMenate-, (sagte er. leise, «wm Gefühl überwältigt. ,TK konnte nichts, erwidrr... In der Vorhalle hatten die Lmt« in > feierlicher «seidurK Ausstellung genommen, sie br- gMteNi-ihre neue Herrig LWinglU führlk sie an der Hand durch die Reihe. »Gottistg»« -deinen Eingang-, sagte er laut und fest. Rwwte sah «Sloch MS Wie der Tod. »So »vill ich dich festhalten und durchs Leben tragen sich infolge dieser günstigen Gelegenheit größere Vorteile zu verschaffen. Dadurch wird die Sttution im fernen Osten un gemein verschärft, zumal unter diesen Umständen vielleicht «mach andereiMVchte auf dem Plane erscheinen, Venen an einer Machtverstärkung Rußlands in Ostasien nichts gelegen sein kann. In erster Linie käme hierbei Japan in Bettacht, das jetzt aus dem astatischen Festland selbst große Interessen hat und seinerseits zweifellos danach trachtet, auch in der Mandschurei festen Fuß zu fassen, um dort den Handel an sich zu reißen. Ein abermaliger Zusammenstoß zwischen Ja- pan und Rußland steht unter solchen Umständen keineswegs außerhalb des Bereichs der Möglichkeit, und wer weiß, ob es nicht bald zu einer Wiedrraufrollung der ostastatischen Frage kommt. OsrverdanOlungen iider Sen frieSen Die Konferenz der Ministerpräsidenten Serbiens, Griechen lands und Montenegrös in Nisch suchte sich über di« Friedens- bedingungen zu einigen, die der bulgarischen Regierung gestellt werden sollen. Die drei Verbündeten wünschen den Beute streit in direkter Verhandlung mit Bulgarien ohne die Ver mittelung Europas oder doch wenigstens Rußlands allein zu erledigen. Zu den Mischer Verhandlungen war ein Vertreter Bulgariens jedoch noch nicht hinzugrzogen worden, da diese Verhandlungen eben nur eine Vereinbarung über die Bulgarien zu stellenden Forderungen betrafen. Wichtig ist an der amt lichen Belgrader Veröffentlichung über die Ministerkonferrnz von Nisch die Mitteilung, daß gegenwärtig eine Waffenpause besteht. Bulgarien hat die russischen Vorschläge angenommen, die dahin gingen, es sollte sich zunächst mit Rumänien und den Balkanstaaten prinzipiell einigen. Danach wird die Herbei führung eines Waffenstillstandes für gesichert gehalten. Die Griechen traten besonders hartnäckig auf, da sie bei Italiens fester Haltung auf südalbanisches Gebiet nicht rechnen können. Auf den östlichen Küstenstrich am Aegäischen Meere wollen sie nur dann verzichten, wenn die Griechen Thraziens in re- allezeit.- Diese Worte klangen und sangen in ihren Ohren wie die Offenbarung eines unsagbaren Glückes. Gewaltsam mußte sie sich fassen und daraus besinnen, was sie sich für heute vorgenommrn hatte. Sie drängte alle Weichheit von sich und wappnete sich mit dem ganzen Stolz einer beleidig ten Frau. Ruhig und freundlich erwiderte sie die Grüße der Leute. Dann schritt sie an ihres Mannes Seite die Treppe hinauf zum ersten Stock. Dort befanden sich in einer Reihe ihre und ihres Gatten Zimmer. Sie waren getrennt oder vereinigt durch einen kleinen, neutralen Salon, aus dem man rechts in Renates, links in Setzingens Zimmer gelangen konnte. In diesen Salon traten die beiden Gatten ein. Renate wußte schon überall Bescheid, da sie in der letzten Zeit ost mit Tante Josephine und Ursula hier war, um zu bestimmen, wie sie alles eingerichtet zu haben wünschte. Noch hatte die junge Frau den Pelz nicht abgelegt. Er hing offen von ihren Schultern herab. Letzingen nahm ihn wortlos ab und legte ihn aus einen Sessel. Er war nicht weniger bleich und erregt wie seine junge Frau. Renate stand hochaufgerichtet mitten im Zimmer. In ihrem blassen Gesicht lebten nur die Augen, die jetzt einen Ausdruck düsterer Entschlossenheit zeigten. Setzingen trat auf sie zu und faßte ihre Hände. „Renate — endlich — endlich bist du mein", sagte er halberstickt vor Bewegung. Sie zog hastig die Hände zurück und sah ihn starr an. Sie vergaß in ihrer Erregung, daß sie diesen Mann erst vor wenigen Stunden ewige Treue gelobt. „Spare deine Worte. Es ist nicht nötig, daß wir länger Komödie spielen. Du hast dein Ziel erreicht — ich auch. Ich habe nicht vergessen, nicht einen Moment, wie du mich gedemütigt hast. Im Uebermut, in launenhafter Willkür hast du dir mein Jawort ertrotzt — weil dein Hochmut mir zu rückzahlen wollte, daß ich dir gesagt hatte: ich hasse dich. Ich weiß bestimmt, daß dir weniger daran lag, mich zu deiner Frau zu machen, als daran, mich zu demütigen. Das sollte wohl meine Strafe sein. Aber du hattest eines vergessen — daß sich rin Weib wie ich nicht ungestraft kränken und belei digen läßt. Deine Werbung war eine Beleidigung, denn du liebtest mich nicht. Jetzt aber liegt es an mir, Vergeltung zu üben. Vor der Welt bin ich deine Frau, aber zwischen uns wird keine Gemeinschaft bestehen. Mein Wille gegen den deinen! — Wenn dir das nicht gefällt — dann — dann kannst du rS ja ändern, — aber dann wird alle Welt er fahren, wie Baron Setzingen um seine Frau geworben hat.- Er wollte sie unterbrechen, aber st« streckte in leidenschaft- sicher Abwehr die Hände auS und sprach hastig weiter, als fürchte sie, nicht alles sagen zu können, waS sie sich so ost eingrprägt hatte. „Nein — ich will nichts hören — laß mich sagen, was ligiöser wie nationaler Beziehung volle Fettheit gttvährt er halten. Außerdem fordert Griechenland «inen SHäbrnkkatz von den Bulgaren für die von diesen angerichteten gMen Verwüstungen und für die KriegSauSlagen, zu Venen "sie Griechenland gezwungen haben. König Karl von Rumänien hat sich trotz seiner 74 Jahre zu den Truppen an der neuen Grenzlinie begeben. Eine Balkankonferenz in Bukarest wird von der rumänischen Regierung, die;an-Snltzari«»)Hin«Mip»tzrhe»hen Forderungen stellt, als di« im AWnbsick'd'et Mobilma erhobwen, in einer de» Großmächten unterbreiteten Note vosgffUMn. Durch Vetmittnung Rumäniens soll auf dieser Konferenz eine Verständigung zwischen den Balkanstaaten und eive md- gültige Lösung des europäischen Orientproblems herhjttzesührt werden. Ueber die bulgarischen Greuel hat die griechische Gesandt schaft zu Bersin im Auftrage ihrer Regierung so bestimmte Mittellungen gemacht, daß man an der Berübung bulgärWer Barbarentaten nicht mehr zweifeln kann, Umso weMer^äls König Konstantin^ persönlich «gen di« begaugenenSchMMch- keilen Protest erhob. In KiUisch wurden am 4. und b. dr M. von Bulgaren 700 Griechen bei lebendigem Leib« verbrarmt. In Ntgrita und BogdäNza massakrierten^ bulgarische Tr'tchptn an den beiden folgenden Tagen- die griechischen Einwohner. Bei Sarioul enthauptete eine bickgarischr Truppe ein« ver wundeten griechischen Leutnant und bvhrte seinenrzwölf^ver wundeten Soldaten die Augen aus. In DjmiHMr werden die Mauen dreier-Priester geschändet, eine ändere-Frau Zmrde zerstückelt, 100 Bewohner des Ottes wurden erwürgt. In Serres wurden 200 griechische-Notabel» massakriert. ^AÜr diese und zahlreiche anders Barbareien wurden urtter den Augen bulgarischer Offiziere verübt. * M * Sofia, 17. Juli. Masinow wurde mit der Kabinetts bildung betraut. Er bemüht sich, esn KonzenttatiouswinisMum aus allen Partrichefs zu bilden. DaS Programm seiner' aus wärtigen Politik wäre die Anlehnung an andere Machte je nach den Umständen. ich dir noch zu sagen habe, damit alles klar ist zwischen uns. — Wenn du iifl Ernst angenommen hast, ich könnte als deine Frau neben dir leben nach der Schmach, die hu mir angetan hast, dann kennst du mich eben nicht. Deine komödienhaften Zärtlichkeiten während unserer Brautzeit habe ich „dplden müssen — um dieser Stunde willen habe ich sie ertragen. Dadurch, daß du mir deinen Namen gabst, ist dir Schwach nicht von mir genommen worden. Bon heute an, das schwöre ich dir, sollst du mich nie mehr ohne Liebe berühren. Ich werde es nicht dulden, und wenn ich daran sterben müßte. Und nun habe sch dir nichts mehr zu sagen. - Nach diesen Worten verließ sie schnell, ehr er es hipdern konnte, das Zimmer und trat in ihr daneben liegendes Ge mach. Er hörte, wie sie es abschloß. Drüben lehnte sie halb ohnmächtig an der Türe und lauschte, was er beginnen wollte. Ihrem Stolz halt« sie nun Genüge getan — aber das Gefühl der Befriedigung, das sie erwartete, wollte sich nicht einstrllen. Heißer und mächtiger als je überflutete sie die Liebe, die in allem Sturm und Drang sich stark und tief in ihrem Herzen elngenistet hatte. Atemlos drückte sie ihr Ohr an die Türe. Rief er noch nicht? Flehte er nicht um ihre Verzeihung? — Nichts regte sich. Und plötzlich war etwa« in ihr, das ihr zurief: Dieser Mann beugt sich nicht. Das ist es ja, was du an ihm liebst, daß er wie von Stahl ist, baß er dich bezwungen hat, selbst deinem eigenen Willen zum Trotz. So stand sie zwischen Furcht und Hoffen. Und sie wußte nicht, was sie fürchten und hoffen sollte. Hatte sie ihm nicht zum Schluß noch einen Weg gezeigt, wie er zu ihr gelangen konnte. Brauchte er ihr nicht nur zu sagen: „Ich liebe dich, Renate, ich habe gelernt, dich zu lieben?- Dann war ja alles gut, dann wollte sie selbst auf seine Bitte um Verzeihung verzichten, wenn sie nicht über seine stolzen Lippen wollte. War denn alles umsonst gewesen — all ihr heimliches Ringen um seine Liebe? Warrn wirklich seine Küsse nur Komödie gewesen. Sprach gar nichts in seinem Herzen für sie. Hatte sie ihr Spiel verloren? Blieb nun nichts mehr als rin fremdes Lrbrn an seinrr Seite, wie rS ihr Stolz vorhin gefordert hatte — ihr Stolz, von dem ihr Herz nichts wußte? Setzingen hatte drüben eine Weile sossungslos nach der Türe gestarrt. Das kam ihm unerwartet. Froh, die MaSke von sich werfen zu können, hatte er Renate gleich jetzt in dieser Stunde alles beichten wollen. Sie sollte gar nicht erst dazu kommen, etwas zu tun, was ihr der vrrlrtzte weibliche Stolz eingab. Daß sie etwas plante, wußte er, und er wollte ihr zuvorkommen. Auf diese Sz«ne war er nicht vorbereitet gewesen. Zu schnell hatte sie versucht, sich Genugtuung zu schaffen. Er stand uud dachte über ihre Worte nach. Fottsetzun« folat