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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050907023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905090702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905090702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-07
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
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Utir Die I Iva>li,twru»d- «eile lco » Silben- so Pt, . An- Iünd„u»,en aut der Priuatleite Seite ss Pta : die rivaitiaeSeile auilert leite so Pt, . al« it»i,«iimd» Seil« w Pt, In Pummer» »ach Souu- und ariert»,!» 1 tvalliae Arundreil« so Pt, . aui Privatteiie «0 Pia . sivaltiae Seile aut Lerveue und als Einaelandi «0 Pt,. AuSwärli,eAut. Iraae nur ,e»cn VorauSde»al>lii»w Beieadlaller werden mit 10 Pt»> berechnet. fternlvrechauichtuk: «t», I Sir. U und Sir. LOS» LttiUuürk trkiikL voreliLU!, müsst?« —— L'reisv. — — M»» Lnisaol - v>'ier,cich»uilg des FiiedciiS. Neueste Drablberichte Hvs.iachrichtcn, Metollarbeiterbewegnng, Bahnanlagen! ^ Lallte»»»»!«»»« 1 Tpllssll. Plonenscheu Gründe. Marokko. Wettiner nnd Hoseiibaiivvrdeii. Berliner Herbstpnrade. Eholerogelohr.! S ^lllls» « » dl^IlkUlvkS I.V«I» ii» Planenscheu Gruude. Tie Unter^eichnttnst des PortSmouther ^riedensvertrages durch die beiderseitigen Unterhändler ist nunmehr glücklich erfolgt: DienStag nachmittag um 3 Ubr 47 Minnten wurde, wie einem Teile der Leser bereits gemeldet werden konnte, das historische Dokument unterzeichnet. Witte unterschrieb zuerst, daraus Aomura. «0 ist denn allo des Krieges blutige Herrschaft in Ostasien nach tSinonatigcr schreckenSvotler Dauer beendigt und ..Friede nnd Freundschaft" herrschen wieder, wie es im Bertragc Hecht, zwischen Rußland und Jahn»! Wie von einem bangen Drucke befreit, atmet alle Welt ans ob dieser frohe» Botschaft. Begannen doch schon Sorge nnd Zweifel sich ciiiznrechen, ob nicht noch im letzte» Äugeublicke ungeahnte Hindernisse den Ab sch ins; des Friedens werkes in Frage sielten tonnten. Ans Japan kamen Nachrichten, die »on deni An-iiruche einer Nevolnlion infolge des Unwillens der Bevölkerung über den Friedensschstis; wissen wollten, dazu sollte die telegraphische Verbindung mil Japan unterbrochen sein und schließlich fanden ans dem mandschurischen Kriegsschauplätze auch bereits wieder Kämpfe statt. Tic Pennruhigung war um so gröher, als tatsächlich eine Hinausschiebung der Unterzeichnung des Vertrags slattsand. Nachdem aber nnnniehr das Dokument unlerschriftlich vollzogen worden ist, erscheinen alle weiteren Be fürchtungen gcgenslandslos. Konmra kann nach seiner ausdrück lichen Erklärung nur auf telegraphische Anweisung ans Tokio seinen Namen unter den Beitrag gesetzt haben, und damit ist denn auch bewiesen, das; die Nachricht von der angeblichen Palastrevo lution auf Erfindung beruht und der Mikado die Zügel nach wie vor in der Hand hält. Der Genius der Menschheit kann nun wieder sein Haupt er heben, das er verhüllen und niederbcugen muhte angesichts der wahrhaft schaudcivollen Menschenschlächterei, die dieser unselige Krieg mit sich brachte. Ob freilich ein dauernder Friede in Ost- asicn mit den Abmachungen von Portsmouth, die ja nun bald amtlich bekanntgegeben werde» müssen, zu erzielen sein wird, er scheint noch uugcwis;. Im Innern denken vielleicht beide Teile schon jetzt an die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten, Rußland um seiner ostasiatischen Stellung willen, Japan um der Vorteile Wille», die ihm diesesmal entgangen sind. Für die künftige Entwicklung wird mit bezug auf die Frage, ob Krieg oder Frieden, sehr viel, wenn nicht alles von der Art alchängen, wie man in London und Tokio das neiigeschlosscne Bündnis verwertet. Einstweilen beruht die Hoffnung ans eine !än;erc Friedcnsdaucr hauptsächlich aus der durch den Krieg herbeigesuhrten Entkräftung beider Gegner, die in jedem Falle so grob ist, das; ein unmittelbarer Nenausbruch von Feindseligkeiten als ausgeschlossen gelten »ins;. In der Zwischen-eit wird es gerade genug Sorgen in Europa geben. Der ostasiatische Krieg hat auck auf unserem Kontinent alles in Fluh gebracht »nd eine Gleichgewichts- veneilung hcrbeigesührl, die bereits früher an dieser Stelle ein gehend beleuchtet wurde. Für die herrschenden Stimmungen und Strömungen ist bezeichnend, daß gerade jetzt ein Leitartikel der „Nowoje Wremja" ganz offen die Kündigung des r u s s i s ch - fr a n z v s i s ch e n Bündnisses und den A n schluh Rußlands an Deutschland befürwortet. Aus der anderen Seite ist man in London unausgesetzt bemüht, die marokkanische Frage zur Erzielung eines künstlichen Gegensatzes zwischen Deutschland und Frankreich zu benützen, Be mnhungen, die nach dem Friedcnsschluß in Ostasien noch stärker cinsctzcn dürsten. Unsere Diplomatie wird nach dieser Richtung ihre besondere Aufmerksamkeit zu lenken haben. Ein weiterer geradezu empörender englischer Hctzversuch findet sich in der neuesten Nummer der berüchtigten „National Review" In dem genannten, sattsam bekannten Blatte wird im Anschluß an den Friedensabschlnß folgender vergütete Pfeil gegen unseren Kaiser abgeschosscn: „Es ist überflüssig, zu bemerken, daß der Abschluß des Krieges in Ostasien allenthalben freudig begrüßt werden würde, mit Ausnahme von 'Deutschland, dessen Herrscher als derjenige gilt, der ihn hcraufbeschworcn »nd mit am meisten Vorteil davon Hai. In zuständigen Kreisen wird dem Kaiser zugeschriebcn, daß er sein Aeußerstcs ausgebotcn habe, um die amerikanischen Unterhandlungen auszuhalten von dem Augenblicke an. wo er den Zaren zu der geheimnisvollen Zusammenkunft in der Ostsee ersuchte isrurrmoneckl" In diesen Auslassungen liegen, worauf die „Kölnische Zeitung" mit Recht hinweist, nicht weniger als dr : bewußte Uiiwohrheiten: der Deutsche Kaiser hat nicht zum Kätteg getrieben, und das wußte der Herausgeber der National- Review" <ms den wiederholten amtlichen Versicherungen; der Kaiser hat die Friedensbemühungen nachdrücklich gefördert, darüber haben wir das besondere Zeugnis des Präsidenten Roose- velt, auf das jene gelbe Zeitschrift übrigens nicht hätte zu warten brauchen, wenn sie etwas anderes als eine Unwahrheit hätte Vorbringen wollen: und der Kaiser endlich, der den Zaren neben- bei nicht zu „ersuchen" pflegt, ist einer Einladung des russischen Herrschers gefolgt, wie seit Wochen amtlich »nd deutlich er klärt worden ist. Bisher haben zum Schaden des Ansehens. der englischen Presse die Londoner Blätter sich gescheut, gegen > das Treiben der „Times" und ihres Ablegers, der „National-1 Review", Front zu machen. Dieses Mal aber wird das Vor gehen der „National - Review" von den „Daily News" als großartige Verwegenheit bezeichnet. „Daily Chronicle" beschuldigt die „National - Review" unehrlichen Spiels und möchte wissen, wer die „maßgebenden Kreise" sind, die glauben, daß der Kaiser zu dem russisch-japanischen Krieg anlrieb und die äußersten An strengungen machte, den Erfolg der Fricdensverhandlungen zu hintcrirciben. Minder klar sieht das „Daily Chronicle", wenn es die Antwort des Kaisers auf das Telegramm des englischen Admirals kühl nennt und bedauert, daß der Kaiser die Gelegen heit für eine sehr herzliche Begrüßung der englischen Flotte unbenutzt vorübergehen ließ; gerade die Taüache, daß zwischen den beiden Nationen Kälte gewesen sei. hätte zur Betonung der Herzlichkeit Anlaß geben sollen. Das Blatt übersieht offen bar, daß das Telegramm des Admirals dem Gefrierpunkte nahe ist. Die neuesten Meldungen lauten: Portsmouth sNew-Hampshircs. Im Marine - Arsenal abgcfeuerte Schüsse gaben Kunde von der Unterzeichnung des Friedensvertrages, die nach der amtlichen Mitteilung um 3 Uhr 47 Minnten vollzogen wurde. Die letzte halbe Stunde vor der Unterzeichnung war mit dem Verlesen des Vertrages aiisgesüllt. Unmittelbar nach Abgabe der Saluttchüsse im Marine- Arsenal erklangen die Glocken aller Kirchen von Ports mouth, Ncw-Eastle und Kittcry. Das Geläute dauerte etwa 40 Minuten; allenthalben wurden Flaggen gehißt. Neueste Drahtmelduttstcn vom 6. Scplbr. Die Clrolcrrr-Etcfakrr. Paris. In Havre werden aus Anlaß der Ebolera- g es ähr folgende Maßnahmen verfügt: Alle aus dem Hafen zu Helsingsors und Hamburg kommenden Schisse werden vom Arzte des Sanitätsdienstes genau untersucht. Die Lotsen werden diese Schiffe veranlassen, allen Unrat schon auf der Reede zu beseitigen und gründliche Desinfektion vorznnehmen. Ausländer dürfen nicht in der Stadt verweilen, sondern müssen sich sofort an Bord ihres Schisses begeben. K o n sta n t i n o p cl. Für alle hier zu Wasser und z» Lande aus Europa ankommcnden Reisenden ist heute die ärzt liche Untersuchung angcordnct worden. Marokko. Frankfurt a. M. sPriv.-Tel.I Maro Zu der Entsendung des ^ , , — . ^ — . jukünstiqcn Gesandten in Marokko. Dr. Noten, nach Paris erfährt die „Franks. Ztg.". daß es sich in der mündlichen Be- sprecbunq um nähere Feststellungen über die im Prinzip bereits anerkannten Vorschläge handelt, daß die Leitung der militärisch organisierten Polizei im algerischen Grenzgebiete den Franzoien zusalle, für die übrigen Gebiete aber international sei. sowie daß ferner die Jinanzverivaltung einen internationalen Charak ter haben werde, inioiern. als das Kapital der zu gründenden marokkanischen Staatsbank und ihre Verwaltung nicht nur fran zösischer Herkunst sein werden. Paris. Halbamtlich wird gemeldet, daß die Antwort Marokkos aiü das Ultimatum Frankreichs in der An gelegenheit Bu Mzians erst morgen oder übermorgen erfolgen werde. Zur Loge in Rußland. Petersburg. Aus Nishni-Nowgorod wird der „Han dels- und Industrie-Zeitung" depeschiert, das doriig« Börsen- komitee habe den Finanzminister um energische Maßnahmen gebeten, damit die Ereignisse in Baku nicht den ganzen Wolgahandel, sowie die 'Fabrikindustrie lahmlegen. Moskau. sPriv.-Tests Nach Meldungen aus Eliwbechpol überfielen Tataren die Häuser dort wohnender Armenier, er mordeten zahlreiche Personen und plünderten die Häuser. Die Polizei verhielt sich passiv. T i s I i s. Wie aus Baku gemeldet wird, veranstalteten dort die Geistlichkeit. Volksvertreter und der Gouverneur einen Umzug in der Stadt, durch den es ihnen gelang, dos Jeuer- gesecht vorübergehend zum Schweigen zu bringen. Als jedoch wieder ein Haus in Brand gesteckt wurde, brachen die Un ruh e n von neuem ans. Armenier und Tataren schossen wie der auseinander und mehrere Häuser gingen in Flammen aus. Als jedoch die Tataren in die Stadt eindrongen, gelang es durch Veranstaltung einer seierlichen Prozession, Beruhigung zu schassen. Tiflis. sPriv.-Tel.s In Baku begannen gestern die Unruhen mit starkem Gewebrfeuer wieder, das aber am Abend infolge der Bemühungen des Gouverneurs nachließ. Es fand ein Kampf zwischen Truppen statt, bei dem eine Anzahl Personen aetötet und verwundet wurde. Das Gewehrfeuer war iehr stark, besonders bei den Petroleumwerken iZalkhanakh. wo zudem ein großer Brand wütete. Die schwarze Stadt brennt. Die Brandursache ist unbekannt. Die Truppen gehen energisch vor Während der dreitägigen Unruhen sind amtlicher Bekanntmachung zufolge 52 Personen getötet und ebensoviele verwundet ge- meldet worden. Die letzten Tage hindurch strömten aus Tiflis zahsrciche Familien, die ans den Provinzen Elisabethpol, wie aus Baku flüchteten, wo Metzeleien herrschen; ebenso aus der Umaegend von Tiflis, wo Greueltaten der Tataren befürchtet werden. Tiflis. sPriv.-Tel.s Stadt Schuch« arteten zwischen Privatpersonen geführte Streitigkeiten am 29. August derart aus, daß die Bevölkerung zu den Waffen griff. Die verschiedenen Nationalitäten nahmen gegeneinander Stellung, und es ent spann sich ein Gewehrkampf. Die Tataren suchten den Zugang zum Armenier-Viertel zu erzwingen, die Armenier ins Talaren-Vicrtcl cinzudringcn. Am nächsten Tage gelang es, eine Einigung zwischen Vertretern dieser Nationalitäten wieder berznstellen. woraus durch Boten der Friede in der Stadt ver kündet wurde. Gleichwohl dauerte das Gewehrseuer fort: auch breitete sich der entstandene Brand bei dem herrschenden Winde aus. Am 2. September herrschte in der Stadt Ruhe, doch tobten in der Umgegend Kämpfe. Im ganzen sind ettoa 260 Personen getötet und verwundet und 200 Häuser niedergebrannl worden. London. sPriv.-Tel.s Telegramme aus Baku berichten, daß die Kämpfe zwischen Armeniern und Tataren fortdouern. Das Militär hat zwar Verstärkung erhalten, aber die Truppen sind ohnmächtig, die Rübe wiederberzustellen. Mehrere Londoner Firmen, die in Baku Vertreter haben, erhielten die Mitteilung, daß sich die Lage von Tag zu Tag verschlimmere und Hände! und Verkehr stocken. Berit n. Ter Kaiser nnd dieKaiserin gedenken sich beute abend von der Wildparkstation nach Homburg v. d. H. zum Manöver des 18. mit dem 6. Armeekorps zu begeben. W i l h el in s h a v e n. Die letzten Schiffe der aktiven SchlachtsIotte mit dem Flottenslaggschiss sind heute früh in See gegangen. Gegen 10 Uyr verließen auch die Boote der Mmeusuchdivision den .Hasen. Kunst nn- Wissenschaft. -s* lieber eine neue Veröffentlichung Tolstois er fahrt die „Voss. Ztg." interessante Einzelheiten. Es war. so schreibt das Blatt, cm eigentümliches Zusaiiimentressen. daß gerade an dem Tage, wo in Portsmouth die Friedcnsunterhandlungen mm Abschluß kamen, Gras Leo Tolstoi in den „Times" den ersten Teil ei»es Brieses veröffentlichte, der die Ucberschrift trägt: „ Eins ist n o t." Diesem ersten, nicht weniger als sechs eng- gcdrnckte Spalten nmsaffenden Teile ist nun ein zweiter, nur um weniges kürzer gefolgt. Ohne Zweifel hatte das Blatt einen günstigen Abschluß der Unterhandlungen nicht erwartet. Wir wollen ihm gewiß daraus leinen Vorwurf machen, obwohl aller dings die überaus bestimmte Art und Weise, mit der sein nach Portsmouth cntsondtcr Berichterstatter bis fast zuletzt der Welt alle nnd jede Hoffnung ans einen friedlichen Ausgleich abschnciden zu müssen glanbic, einigermaßen überraschend gewirkt hat und icdensalls m der englischen Presse nicht ungeteilte Zustimmung stmd Wohl aber darf man sich fragen, ob mit dicler neuesten cröffenllichnng des rnisischen Reformers der Sache des allgemein ni Völkersricdens wirklich gedient ist. Wir glaube» es nicht. Fern liegt cs uns, die hoben Jdcole des Verfassers antastcn zu wollen. Er ist nicht der einzige, der in gerechter Entrüstung »bcr das Böse in der Welt und beseelt von dem glühenden Wunsche, die Menschhcit m heben, zu befreien, zu beglücken, den Blick vor dem tatsächlich Möglichen verliert nnd das Bestehende oft unrich tig. ja ungerecht beurteilt. Tolstoi findet in den das Leben des einzelnen wie der Gesamtheit liehenschcnden LebenSordmmgen nichts als ein dunkles, wüstes Chaos. Der Gute »ad der Weise unterliegt, der Tor und der Böse triumphiert. An einen Fort schritt des Menschengeschlechts ans Grund der bestehenden Levens- ordnnngen zu denken, ist völlig ansgeschlosscn. Wieerwarte», beginnt Tolstois Brief mit einer Schilderung aller schrecken des mm beendeten Krieges. Die Frage aber, wer dafür verantwortlich zu machen sei. bcaiilwortet er dahin, daß weder die kämpfende» Lffizicre und Soldaten, noch auch selbst die Fürsten, deren Befehl sic gehorchten, die Schuld dafür trügen. Auch Nikolaus II. und der Mikado Wien nur die mehr oder weniger »»freiwilligen Ver treter und Opfer eines Systems. Als dieses System aber bezeich net tt die Machtherrjchaft der Minderheit über die Mehrheit, die sa V Beugung der besitzlosen großen Maile des Volkes durch die ver hältnismäßig kleine Zahl derer, die, unterstützt von den mm ein mal herkömmliche» Anschauungen, alleinigen Anspruch ans Besitz und Herrschaft erheben. Tolstoi überschaut die Geschichte Europas von Iwan dem Schrecklichen an »nd findet überall in der Becin slnsstmg der Majorität durch die Minorität den Grnnd sin alle die Kriege und all das soziale Elend, an denen die Geschichte io reich ist. Dabei ist cs il»n gleichgültig, ob die Verfassung der Staaten eine» autotratischen, konstitionellcn oder demokratischen Ebarnkter trägt. Ob ein „gewissenloser, grawamer Schurke und Wüstling" wie Heinrich Vlil. oder ein „Erzhenchlcr und Bösc- wicht" wie Eromwell, ..der die Staatsmaichine in die Hand nimmt und eine» anderen, ihm ähnlichen Heuchler. Karl l, hinrichtet", sich an der Spitze des Staates befindet, der Fehler in der Grmid anschaimna ist überall derselbe. Die „Rooievelte". „Nikalase". „Ehamberlaine" alter und neuer Zeit sind nur verschiedene Euchei nnngen ein nnd desselben arnndsätzlichen Irrtums. Selbst die liberal »nd radikal, ja selbst oie revolulionär gerichteten Parteien der Gegenwart teilen diesen Irrtum, denn auch sie nieinen, die Lage der Menschheit verbessern z» können durch äußere Mittel, durch Zwangsmaßregcln der betreffenden stiegieningSgewatt Nicht von außen, so schließt Tolstoi seine Ausführungen, sondern viel mehr von innen muß die Erncncrimg der Menschheit komme», in der stetigen sittlichen Arbeit des einzelnen an sich selbst Zn diesem Zwecke muß die Kirche den wesentlich ethischen Charakter der Religion niebr als bisher anerkennen, aber auch die Wissen schast darf die Religion ihrer metaphnsischen Grundlage» nicht berauben wollen. Der Mensch, ein gottähnliches, geistiges Wesen. deS Menschen Aufgabe die Erfüllung des göttlichen Willens, der Wille Gottes das Glück des Menschengeschlechts und das Mittel seiner Verwiiklichnng die selbstlose Nächstenliebe — das ist die alle» große» Religionsihstcmen in ibrem imversälschtcn Zustande zu grnnde stelzende Wabrbcit. vom Brahmanismus. Konstitianisinns und Judaismus an bis ;n Comics Positivisinns. Das etwa ist der Gednnkengang des Brieses. Wir haben absichtlich davon Ab stand genommen, besonders scharfe Stelle» hervvrznhcbe». Das ganze Schriftstück spricht laut für den trüben, erbitterten Gemüts zustand seines greisen Vcrsassci's. Seine überaus beißende nnd persönliche Krim des russische» Herrscherhauses findet lelbst hier nicht überall Zustimmung. Die „Daily News" spricht sogar die Meinung ans. das; im Vergleich zu der Ideenfabrik voir IaSnaja Poljana die Bombcnsabrikeii von Moskau ein wahres Kinderspiel sind, und das; es der russischen Regierung und Bevölkerung zu aller Ehre gereicht, daß man oen greisen Reformer in Frieden sterben läßt. I» England wäre so etwas sicher nicht möglich. beremouiell am Hoflager wettinischer Fürsten bei der feierlichen Investitur mit dem hohen englischen Orden vom blauen Hosenbande. Nur vier Regenlcii Sachsens, zwei Kurfürsten und zwei Königen, war es bisher vergönnt, diesen von König Eduard Hl. zu Anfang des 14. Jahrhunderts gestifteten Orckre ok ll», kui ter zu tragen, über dessen Entstehung zwei Lesarten existieren, eine romaittffchcr als die andere. Die wahrscheinlichere ist folgende: König Eduard tanzte auf einem Hofvalle mit der schönen Gräfin von Salisbury. Diese hatte ihr linkes blau- seidenes Sirunipföand nicht sorgfältig befestigt: während des Tanzes Ivckerie es sich und rutschte herunter. Der galante König bückte sich, um es seiner Tänzerin auszuheben, und bei dieser Gelegenheit hob er auch einen Zipfel des Kleides der Gränn mil empor. Als die Hosedclleute darüber ihre Scherze »lachicn und die Gräfin schmollte, ries der Monarch aus: „Ich werde dieses Sirumpsband zu solchen Ehren bringen, daß ein jeder danach geizen wird, cs zu tragen. Honnv -z»it qui m-,1 v ,,e„8n!" Hierauf befestigte der König das gräfliche Strumpf- band als sein stnkes Hoscnband und hängle einen Orden daran. Nach der zweiten Lesart habe König Eduard III. vor der Schlacht von Erecy, in der er die Franzosen aufs Haupt schlug, e»i blaues Hosen- oder Sirumpsband aus eine Lanzenlvihe auiwießen lasten und dieses eigentümliche Banner als Standarte ausgepstaiizt. Tie zweite Version deutet also mehr aus ein Erinnerungszeichen an kriegerischen Rubin hi», während dre crfiere dem gawnrcn Hoslebcn damaliger Zeit Rechnung trägt. Sie ist wohl a»ch deshalb die gebräuchlichere. Prachtvoll und prunkvoll wie das ganze Milieu der In- vcsiittir sind auch dos Ordciiskleid selbst und die Insignien. Ersteres besteht aus einem Schwert, einem purpurfarbenen Samtman-Ä mit Goldstickereien, lchwarzcm Samtbarev
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