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Thmndt, Dsse«, Meckhs m- die NMgMk. ImtsblM No. 9S. 18SS Dienstag, den 13. August Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Dienst" tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Nlk. 30 Pf., durch die Post bezogen s M. 53 Pf. Einzelne Nummern sO Pf. - Inserate werden Montags, Mittwochs und freitags bis spätestens Mittags ^2 Uhr angenommen. )nsertionspreis (0 Pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Ugl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. Bekanntmachung. Sonnabend, de« 24. Angnst dss. Js., Vormittags 8 - Uhr findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, den 10. August 1895. Königliche Amtshauptmannschaft. I. V. Meusels Freitag, 16. dies. Mo«., 19 Uhr Bormittags gelangen an hiesiger Gerichtöstelle folgende Gegenstände als: 1 Sopha, 1 Vertiko, 1 Spiegel, 1 Gemälde, I Kiste u. a. m. zur öffentlichen Versteigerung. Wilsdruff, den 8. August 1895. Sekr. Ger.-Vollz. Aus Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. (Nachdruck verboten) 10. Militärische und politische Lage in -er Weiten Äugustwoche 1870. Durch die schweren Niederlagen bei Wörth und Spicheren war das französische Heer in zwei Theile auöeinandergeriffen worden. Es würde nun hier zu weit führen, im Rahmen dieser kurzen Darstellung, welche nur die Hauptmomente der Ereignisse festzuhalten vermag, im Einzelnen auseinanderzusetzen, wie die Demoralistrung der französischen Armee mehr und mehr hervortrat, noch mehr der Mangel jeder einheitlichen Führung und militärischer Strategie. Die Folge dieser heillosen Zu stände war, daß sich die Rückzugsbewegungen womöglich zu noch unheilvolleren Katastrophen gestalteten, als die verlorenen Schlachten selbst. Mac Mahon mit seiner geschlagenen Armee befand sich auf dem Rückzüge nach Chalons an der Marne und im kaiserlichen Hauptquartier zu Metz war man gewillt, auch die Bazaine'sche .Rheinarmee* auf Chalons zurückgehen zu lassen; die Deckung der Hauptstadt und die Ansammlung aller verfügbaren Streitkräfte um dieselbe, um hier dem Feinde mit aller Energie begegnen und ihn zurücktreibcn zu können, war der Gedanke und nach dem Urtheil von Fachmännern der richtigste Gedanke. Allein Napoleon zögerte; ihm und seiner Gemahlin erst rechi, die in Paris bereits von feindlichen Elementen umgeben war, erschien es bedenklich, die Moseilinie und alles Land bis zur Marne dem Feinde ohne Schwertstreich preiszu geben. Also entschloß er sich, an der Mosel Stand zu halten. Am 12. August, demselben Tage, an welchem Napoleon, ge drängt von seinem Kriegsrath, dabei krank und mißgestimmt, den Oberbefehl über die Armee niederlegte und Marschall Bazaine an seine Stelle trat, stand dieser mit seiner verstärkten Rhein armee, 180,000 bis 200,000 Mann, um Metz. Die deutschen Armeen hatten, um die Mosellinie zu er reichen, eine große Rechtsschwenkung zu vollziehen; den längsten und beschwerlichsten Weg hatte die dritte Armee des preußischen Kronprinzen und sie kommt zunächst bei den Schlachten um Metz nicht in Betracht. Die erste Armee ging von Saarbrücken über Forbach auf Metz, die zweite Armee von Saargemünd auf Pont L Mousson, drei Meilen südlich von Metz an der Mosel gelegen. Das Hauptquartier des Königs Wilhelm befand sich am 11. August in St. Avold auf französischem Boden, von wo aus der König eine Proklamation an das französische Volk erließ, das sich vielfach sehr feindselig gezeigt und sich sogar an einzelnen Punkten am Kampfe betheiligt hatte, ^n dieser Proklamation, in der es u. A. hieß: „Ich führe Kneg mit den französischen Soldaten und nicht mit den Bürgern Frankreichs*, wurde der feindlichen Bevölkerung vollkommene Sicherheit der Person und des Eigenthums gewährleistet. Zwar war man im französischen Hauptquartier von der Stärke und den Bewegungen der deutschen Armeen nur ober flächlich unterrichtet, allein es war doch ziemlich klar, daß eine Umgehung der Stellung von Metz von Süden her drohte. Da hierdurch die Rheinarmee leicht von Paris abgeschlossen werden konnte, beschloß Bazaine am 12. August, in Metz eine Besatzung zu lassen und sich mit seiner Armee auf Verdun zurückzuziehen. Dieser Rückzug, an und für sich verständig, hätte sofort begonnen werden müssen, denn es galt, die Mosel zu überschreiten und durch Metz mit seinen engen Gassen zu ziehen. Der Abmarsch begann aber erst am 14. August, um einen Tag zu spät, wie wir noch später sehen werden In Paris ging es inzwischen bereits drunter und drüber. Am Mittag des 6. August, nachdem man sich über die Weißen burger Niederlage mit der überlegenen Feindeszahl getröstet hatte, verbreitete sich, wahrscheinlich als eine Börsenspekulation das Gerücht von einem großen französischen Siege, der irgend wo erfochten sei; die Begeisterung war groß, im Nu bedeckte sich die gewaltige Stadt mit Fahnen. Am anderen Morgen war die Bestürzung desto größer, als das Napoleon'sche Tele- ramm, das einzige wahre während der ganzen Kriegszeit, ein- lies: „Mac Mahon hat die Schlacht verloren, Frossard ist ge zwungen, sich auf die Saar zurückzuziehen. Der Rückzug wird in guter Ordn»ng bewerkstelligt. Alles kann wieder gut werden." Die erste Niederlage erschütterte sofort das ganze politische Ge bäude. Eine Proklamation der Kaiserin, welche alle guten Bürger beschwor, Ruhe zu halten, nützte ebensowenig als die sofortige Einberufung der Kammern und eine zweite Prokla mation, in welcher Paris in Vertheidigungs- und Belagerungs zustand erklärt wurde. In der ersten Sitzung der Kammern am 9. August kam es bereits zu Tumulten. General Trochu, der früher bereits mit männlichem Freimuthe auf die Unfertig keit der französischen Armee hingewiesen hatte, wurde als Retter gepriesen und es wurde verlangt, daß ihm die Diktatur anver traut werde, wogegen die Linke, wohl wissend, daß die Zeit zum Sturze des verhaßten Napoleoniden gekommen sei, ein Vertheidigungskomitee von 15 Mitgliedern an Stelle aller anderen bestehenden Gewalten »erlangte, „in Erwägung, daß die Unfähigkeit des Staatsoberhauptes Frankreich in Gefahr gebracht hat und bewirkt hat, daß unsere Soldaten trotz ihrer heldenmüthigen Tapferkeit zwei große Schlachten verloren haben." Bei den Tumulten, die sich erhoben, erhielt der Herzog von Gramont eine Ohrfeige, das beantragte Vertrauensvotum wurde nicht gegeben und das „Ministerium der Schande", wie es später genannt wurde, gab seine Entlassung. Die Kaiserin stellte den Grafen von Palikao, den Besieger der Chinesen, an die Spitze eines neuen bonopartistischen Ministeriums; wenn schon der Graf mit seiner veralteten Kriegskunst den weiteren Bewegungen im Kriege mehr schadete als nützte, so war doch vorläufig das Kaiserreich noch einmal gerettet. Die Verthei- digung von Paris wurde sofort energisch in Angriff genommen und mit einer ebenso brutalen als unnützen Maßregel, der Aus weisung der in Paris lebenden Deutschen begonnen. Im Uebrigen beruhigte man sich in Paris sehr bald wieder und hoffte auf alle möglichen Allianzen. Jndeß wurde es bereits klar, daß auf diese Bündnisse nicht mehr zu rechnen, daß man allseitig entschlossen war Frankreich mit Deutschland den Kampf allein auskämfen zu lassen. Oesterreich, dessen Minister von Beust am meisten Neigung gehabt hätte, Deutschland in den Rücken zu fallen durfte nach den ersten Siegen nicht daran denken, etwas zu unternehmen und mußte England gegenüber, welches eine gut gemeinte Warnung sandte, noch die Miene der Unschuld an nehmen. Der italienische König hätte wohl gern an Napoleons Seite gekämpft; allein seine Staatsmänner waren weitsichtiger und als am 3. August Napoleon seine Truppen aus Civita Vecchia abrief, war es Jedem bereits klar, daß die deutschen Waffen auch für Italien den Weg nach Rom frei machen mußten. 11. Der Krieg um Metz I (Colombey-Nouilly.) Es kann an dieser Stelle von einer eingehenderen Aus einandersetzung der militärischen Maßnahmen bis zum Beginne einer Schlacht nicht die Rede sein; insbesondere würde die allerdings sehr interessante Erörterung der Frage, wie sich die ganze Lage voraussichtlich gestaltet hätte, wenn der Feind nicht diesen und jenen Fehler begangen, nicht auf dieser oder jener falschen Voraussetzung operirt hätte, zu weit führen. Es sei jedoch auf gute Geschichtswerke verwiesen (denen wir später noch einige Worte widmen) und in diesen nicht blos das Studium der blutigen Schlacht, sondern des „Werdens und Vergehens" derselben empfohlen. Dieses „Wenn" innerhalb der Kriegsge schichte ist durchaus nicht von geringer Bedeutung. Ein Bei ¬ spiel für viele: es dürfte bekannt sein, daß es in der fran« zösischen Armee an Karten von Elsaß-Lothringen fehlte, dagegen solche von Deutschland genug vorhanden waren. Ganz gewiß sind diese mangelnden Karten von bedeutendem Einfluß auf den Gang der Ereignisse gewesen. Rathlos tappten die fran zösischen Offiziere bezüglich französischen Gebietes im Dunkeln, genau so wie in allen Operationen dieses wunderbaren Krieges, genau so wie dieser Krieg des französischen Kaiserreiches ein Schritt in's Dunkle war. Man muß, in Kürze gefaßt, für die drei Schlachten um Metz Folgendes sesthalten. Die Unsicherheit, das ewige Zaudern, das An und Her in der obersten Leitung auf französischer Seite mußte auch der Armee des Marschalls Bazaine verhängnißvoll werden. Der Marschall neigte dazu, vor Metz den deutschen Armeen Stand zu halten und sie, Metz als Stützpunkt, aus Frankreich hinauszuschlagen. Man hatte aber in Frankreich von den deutschen Truppenbewegungen fast gar keine Ahnung und überschätzte oft die Zahl ebensosehr, als man sie vorher unterschätzt hatte. So kam es, daß der Kaiser und seine Rath geber, die trotz Bazaines Oberkommando immer noch mitbe stimmend waren, sich für den 'Rückzug auf Chalons, oder wenigstens auf Verdun entschieden. Das Richtigste wäre nun gewesen, sofort abzuziehen, sich bei Verdun oder bei Chalons oder noch weiter im Lande zu sammeln und dann mit vereinten Kräften die deutschen Truppen, die naturgemäß nicht alle rasch auf ^em Plan versammelt sein konnten, anzugreifen Aber selbst in dieser Rückzugsbewegung lag keine militärische Energie mehr, es war und blieb Alles nur halbe Arbeit. Baraine batte mit über 180,000 Mann die Mosel zu überschreiten 2 durch Metz zu ziehen und wenn er wirklich ernsthaft der deutschen Armee auswetchen wollte, so mußte er, noch ehe ich die ersten feindlichen Reiter sehen ließen, von Metz bereits zenugend entfernt sein, mindestens aber die Mosel überschritten haben. Es war aber, als ob die französische Armee niemals von Metz wegkommen solle. Auf deutscher Seite wurde man sich, sobald man erkannte, daß Bazaine abziehen wollte, bewußt, daß es von ungeheurem Vortheil sein könne, die französische Armer festzuhalten, ihr den Rückzug zu verlegen, sie nach Metz hineinzuwerfen. Bazaine jedoch, der den Rückzug flau betrieb und dem man es schließlich nicht verdenken konnte, daß er den Kanonendonner, der ihn zum Standhalten zwang, mit Freuden begrüßte, glaubte unbegreiflicherweise, daß man ihn deutscherseits von Metz abdrängen wolle und diese Annahme wurde ihm ver hängnißvoll. Von diesen Gesichtspunkten aus sind die drei Schlachten um Metz zu betrachten. (F- f.) Christenverfolgungen in China. In Kutscheng am Gelben Flusse, nur 160 Kilometer von Futschen entfernt, wo stets fremde Kriegsschiffe vor Anker liegen, sind in diesen Tagen zehn englische Unterthanen, ein Mann, sieben Frauen und zwei Kinder grausam ermordet worden. Die Ermordung der Fremden erfolgte unter stillschweigender Billigung des chinesischen Mandarinenthums. Diejenigen, welche für den Schutz der Fremden verantwortlich sind, können nicht einmal als Entschuldigung für sich geltend machen, daß die Unruhen zu überraschend gekommen wären; denn bereits nach den Nieder lagen der Chinesen im Kriege gegen Japan wurden Befürch tungen über einen Ausstand in Kutscheng laut, und die euro päischen Großmächte sahen sich veranlaßt, unter großem diplo matischen Geräusch Vorkehrungen zum Schutze ihrer Staatsan gehörigen zu treffen. Daß diese Vorkehrungen keineswegs ge nügend waren, beweist das entsetzliche Blutbad. In Kutscheng in der Provinz Honan war es besonders eine Sekte der geheimen Gesellschaft, welche sich „Vegetarianer" nennt, die den Fremdenhaß schürt, eine Sekte, die früher gar keinen Einfluß besaß, aber bald nach dem Ausbruch des chinesisch japanischen Krieges an Zahl bedeutend zunahm. Schon im vergangenen Herbste wurden infolgedessen die Missionare beleidigt,