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Dresdner Journal : 16.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189902166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-16
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 16.02.1899
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v«zn«»*ret«: Htr Dresden vierteljährlich: 2 Marl 50 Ps., bei den Kaiser» »ich bruNch.n Pc-llanslallru vierteljährlich 3 Marl; außer- Grschetnen: U^ich «it Autaahmc d« <»»»- und Feiertag» abend«. Ferner.Anschluß: Nr11-t Dresdner Äurml. Aukü»di«ung»»«bührrn: Für den Raum einer arspal- tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Linacsandt" die Zelle 50 Pj. ' Bei Labeilen- und Zifferusatz entsprechender Aufschlag Hera««geher: Königliche Gwedition de« Dresdner Journal- Dresden, Zwtngerstr 20. Fernspr.-Anschluß: Nr. 1 L-ü M3r^. Donnerstag, den 16. Februar abends. 18SS. Amtlicher Lell. Dresden, 8. Februar. Se. Majestät der König Kaden Allergnädigst geruht, dem katholischen Pfarrer Kanonikus Franz Krahl in Zittau dar Ritterkreuz 1. Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. Dresden, 14. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem vormaligen Orts- richter und Friedensrichter in Bernsbach, Christian Friedrich Wötzel, jetzt in Sosa, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. . Bekanntmachung, betreffend die Gewährung von Beihilfen 'aus der Friedrich-Wilhelmstiftung für den Kurort Marienbad in Böhmen. Nach 8 4 und 8 5 des Statuts der Friedrich- Wilhelm-Stiftung für den Kurort Marienbad ist das Finanz-Ministerium berechtigt, alljährlich bis Ende März drei Personen, welche die Marienbader Heil quellen und Bäder brauchen wollen, aber die Kosten einer solchen Kur aus eigenen Mitteln nicht zu trogen vermögen, dem Stiftungs-Vorstände zur Gewährung von Beihülfen aus Mitteln der gedachten Stiftung, die statutenmäßig entweder in freier Wohnung oder einer Geldunterstützung oder beiden zugleich bestehen können, vorzuschlagen. Die zum Reffort des Finanz-MinisteiiumS ge hörigen Beamten, die zum Gebrauche einer Kur in Marienbad in diesem Jahre eine solche statutenmäßige Beihülfe zu erhalten wünschen, weiden daher hier durch aufgefordert, ihre dieSfallsigen Gesuche und zwar, soweit daS Finanz-Ministerium nicht selbst die Dienstbehörde ist, durch Vermittlung ihrer vorgesetzten Dienstbehörde längstens bis zum 15». März dieses IabreS Anher einzureichen Dresden, den 15. Februar 1899. Finanz-Ministerium. i36t v. Watzdorf. Die Renten- und Lebensversicherungs- Anstalt zu Darmstadt hat hinsichtlich ihre« Geschäfts betriebes im Königreiche Sachsen ihren Sitz von Leipzig nach Dresden verlegt. Gemäß 8 6 der Verordnung vom 16. September 1^56 wird die- hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 13. Februar 1899. Ministerium des Inner», Avtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. lZ02 I>r. Vodel. Edelmann. Ernennungen, verfetzangen rc. im öffentliche« Dienste. I» Geschäftsbereiche des Minifterinms »es Kult»« und öffentliche» Unterricht». Zu besetzen: eine neu- errlchtele ständige Lehreiftelle in Epprndors Kollator: die oberste Schulbehörde. Der Gehalt beginnt nach der neuen Clane! mit 1200 M. und steigt nach je 3 OrtSdienstjahren aus 1400, 1600, 1800, 1950, 2050, 2150, 2250 M. Auswärts verbrachte Dienstjahre können in Anrechnung gebracht werden. Verheirateten Lehrern wird eine WohoungSentschädigung von 180 M., unverheirateten eine solche von 120 M gewährt Bewerbungen sind bis zum 6 März an den König!. Bezirks- schulwsvektor Schulrat Dachselt in Lhemniy einzureichen; — die 5. ständige Lehrerstelle in Wolkenstein. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1300 M Behalt, 20,45 M. von der Kirche, 90 M für FortbildungSschulunterricht, bis auf weitere- 100 M für 2 Stunden Unterricht an ter Selckta und 200 M. WohnungSgeld an einen verheirateten, ISO M an einen unverheirateten Lehrer Günstige BehaltSstassel in Vorbereitung Gesucbe mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 23 Februar bei dem König! Bezirksfchulinfpektor vr Bräutigam in Marienberg einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Die neue politische Lage in Bulgarien. Man hat in Sofia kürzlich „nach berühmten Mustern" innere Politik gemacht, indem man eine Behebung schwieriger Verhältnisse durch die Berufung eines „Koalitionskabinetts" anzubahnen suchte. Diese Bezeichnung darf unzweifelhaft auf das Ministerium Grekow angewendet werden, obschon dasselbe nicht als eine Vertretung aller Parteien deS Landes erscheint. Die intimen Anhänger des früheren Kabinett» stehen der neuen Regierung feindselig gegenüber, und einige andere Fraktionen haben bisher jede Kundgebung ver mieden, die die Unterstützung deS Ministeriums Grekow verheißen würde. Das Kabinett trägt aber trotzdem das Gepräge einer Koalitionsregierung, da eS in seinem Schoße Elemente vereint, die noch vor kurzem durch schroffe Gegensätze getrennt waren und die durch ihre» Einfluß das Zusammenwirken großer Gruppen verbürgen, deren Anschauungen und Absichten in wichtigen Punkten wesentlich von einander abweichen. Die Möglichkeit einer solchen Vereinigung hat daS Ministerium Stoilow geschaffen. Diese Behauptung mag paradox klingen, sie läßt sich aber sachlich be gründen. Die frühere Regierung hat in der aus wärtigen Politik keine klare Haltung beobachtet. Sie suchte bald da bald dort Anknüpfungen und Stütz punkte, und sie beengte sich selbst in ihrer Bewegungs freiheit auf dem internationalen Gebiete, indem sie durch ihre in zahlreichen Einzelheiten verfehlte innere Politik Gegnerschaften im Lande hervorrief, die so mächtig waren, daß die Stellung des Kabinett- vor jeder weiteren Kraftprobe sorgsam behütet werden mußte. Das Kabinett Stoilow mußte stet- darauf bedacht sein, in den auswärtigen Fragen einen Schritt zu vermeiden, der eine Gruppe der Regierungsanhänger verstimmen konnte, und eS war sogar wiederholt ge nötigt, in der auswärtigen Politik greifbare Zu geständnisse an die Wünsche einer oder der anderen Partei der Mehrheit zu gewähren. So ergaben sich Schwankungen, die eine planmäßige Führung der Außenpolitik verhinderten und außerdem da» Ansehcr- BulgarienS schädigten, da sie mehr al- einmal den Anlaß zu wenig schmeichelhaften Zurückweisungen seitens ausländischer Faktoren boten. Ferner ist zu bemerken, daß die Härten und Verstöße der inneren Politik Stoilows, insbesondere seine Unduldsamkeit gegen alle Widersacher, so manche Politiker, deren An schauungen keineswegs harmonierten, schließlich zu ge meinsamer Abwehr bestimmten, wodurch die Opposition an Stärke gewann. Damit waren aber die Vor bedingungen der Annäherung hergestellt, die nun in der Namensliste des neuen Kabinetts ihren Ausdruck findet. Endlich darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß die finanzielle Gebarung deS Kabinetts Stoilow eine sehr mangelhafte und unglückliche, wenn nicht gar leichtfertige war. Infolgedessen hat sich die finanzielle Lage höchst unbefriedigend gestaltet, und es herrscht in vielen Kreisen der Bevölkerung eine Ver stimmung, die selbst die Verbreitung von Gerüchten über da» angebliche bedenkliche Vorgehen einzelner Würdenträger bei finanziellen Abmachungen ermög lichte. Die Schwierigkeiten, in welche die Regierung durch den Geldmangel geraten war, kamen schließlich auch vor der Orffentlichkeit zur Geltung, al» da» Kabinett sich geneigt zeigle, die Vereinbarungen über die Orientdakn und die Anleihen-Konvention eventuell um den Preis eines Konflikte» mit der Pforte zu vollstrecken. Diese Episode bot den letzten Anlaß »um Sturze deS Kabinetts und sie gewährte zugleich einen nichts weniger als eifreulichen Einblick in die finanzielle Lage. Die hier berührten Einzelheiten bezeichnen mittel bar den Weg, den das neue Kabinett einschlagen muß, wenn eS die Gesundung der politischen und Wirtschaft lichen Zustände Bulgariens mit Aussicht auf Erfolg einleiten will. Die Beseitigung der finanziellen Be drängnis kann erreicht werden, wenn die Regierung die planmäßige Ausnutzung der mächtigen Hilfs quellen des Landes fördert und wenn sie die augen blicklichen Schwierigkeiten unter Vermeidung eines Bruche- mit der Pforte überwindet. Dies wird ihr leichter gelingen, als dem Kabinett Grekow, dessen finanzielle Umernrhmungrn häufig dadurch erschwert wurden, daß man diesem Ministerium bedenkliche Neigungen in Bezug auf die auswärtige Politik zu- mutete. In der inneren Politik werden Grekow und seine Kollegen auf die Beruhigung der Bevölkerung, auf die Milderung der Partrikämpfe hinarbeiten müssen. Zu einem solchen Bestreben haben sich wohl alle Regierungen, die in Sofia ans Ruder kamen, bei ihrem Amtsantritte bekannt; sie haben aber ihre eigenen Verheißungen stets sofort dadurch entwertet, daß sie ihr Wirken mit der Verfolgung der An hänger des früheren Ministeriums begannen. Seitens des Kabinetts Grekow sind bisher erfreulicherweise keine Maßnahmen im Sinne dieser beliebten, aber verfehlten Praxis verfügt worden, und die Hoffnung, daß die neue Regierung davon gänzlich absehen dürfte, ist um so mehr berechtigt, alt die Stellung deS Mini sterium» gegenüber den Parteien ein versöhnliches und wohlwollendes Vorgehen geradezu gebietet. Jeder Ver such zur Vergewaltigung der Gegner müßte sogleich im Schoße des Kabinett» selbst auf den Widerspruch jener Männer stoßen, die unter Verzicht auf manche Punkte ihre» politischen Programms nur in das Kabinett eintraten, um die friedliche Lösung der inneren Kämpfe zu fördern. Vermag die Regierung aber die Milder ung der Parteikonflikte herbeizusühren, so wird sie damit auch schon die Grundlage für eine gesunde und wahrhaft patriotische auswärtige Politik geschaffen haben Erwirbt sie sich durch ein gerechtes Vorgehen, durch die Vermeidung jeder Gehässigkeit und Einseitig keit einen starken, verläßlichen Anhang im Volke und bei den Parteien, so wird sie nicht genötigt sein, in den auswärtigen Fragen vor allem des Popularitäts moment zu berücksichtigen. Dann wird sie ihren Freunden nicht mit russenfeindlichen oder -freundlichen Schlagworten schmeicheln müssen und dann entsällt auch jeder Zwang zum Kokettieren mit irgendwelchen Umtrieben, deren wirkliche Unterstützung die schlimmsten Folgen nach sich ziehen kann. Alle Kundgebungen des Kabinetts Grekow betonen, daß die neue Regier ung in der auswärtigen, der inneren und der Wirt schaftspolitik eine Hutung beobachten wolle, die dem hier dargelegten Gedankengange entspricht. Das Kabinett wird zerfallen, sowie es von der Richtlinie abweicht, die den einzigen Weg für ein gedeihliches Zusammenwirken der keineswegs einheitlichen Kräfte im Ministerium Grekow bezeichnet. Bleibt e» aber seinem Programm treu, so kann seine Thätigkeit sür Bulgarien segensreich werden. Tie Militärvorlaße in der Budgetkommisfion des Reichstages. Ja der gestrigen Sitzung wurde zunächst durch den Referenten Gröber da« Ergebnis der Beratungen der Sub- kommifsion betreff« der Bauten für Arbeiterwohnungrn auf RemonledepotS im zurückgcpellten Kap. 5 Lite! 88 der Militär etats vorgrtragen. Man rst darin übereingckommcn, 12^ Proz der gesordcnen Summe (178 050 M) abzuziehen Damit ist di« Kowmilkion einverstanden und bewilligt 155 800 M Kunst UN- Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Aschermittwoch: Mit Aller höchster Genehmigung: Große Musikausführung zum Besten des Unterstützungsfond» für die Witwen und Waisen der König!, musikalischen Kapelle. Der Anfang de« gestrigen Konzerts brachte un« eine Freude, daS Wiedererscheinen de» Hrn. d'Albert, der mehrere Jahren von Dresden ferngeblieben war. Was musikalische Leute entbehren, wenn dieser Künstler nur in einem Winter unsere Stadt übergeht, bekundete der all gemeine, unmittelbare Eindruck seine- gestrigen Spiel« aus die Hörer Hr. d'Albert zeigte sich wieder als voll endeter Musiler und al- Techniker ersten Range« Beide« verschmolz sich in seiner Abführung de« Beethooenschen L->äur-Konzert«, da« soviel geistige Reife al« virtuosen Glanz des Vortrags beansprucht E« war in dieser Leistung eine Fülle feinster Nuancen, eine höchste Klar heit, Wärme und Weihe de« Ausdruck«, die von neuem die besondere Berufung de« Künstler« zur Beethoven- Interpretation bestätigte Wenn er im ersten Satze nicht den erwarteten großen Ton produzierte, so mag da« zum Teil an dem im Di«kant nicht allzu au«giebigen Stein way-Flügel gelegen haben; auch braucht man selber in dem Riesrnhause erfahrungsmäßig immer einige Zeit, ehe man sich mit diesem Instrumente sozusagen in da« richtige Hör-Verhältni« gesetzt hat Als Bravourspieler erntete Hr d'Albert für die Wiedergabe der „Unga rischen Weisen" von Litzt außerordentlichen Beifall, den er mit zwei Zuaaben vergalt Der Künstler spielte da« «in« Stück (Soiree de Vienne) zum Entzücken schön, diese« und auch da« Chopinsch« in so freier poetischer Haltung, bei aller Ausmeißelung de« Vortrags so der augenblicklich«» Emgrbung folgend, daß man an eine Improvisation hätte glauben mögen Neben den Darbietungen de« Hrn d'Albert, die vom Publikum mit reichstem Dank ausgenommen wurden, hörte man rm ersten Teile de« Konzerts noch die Ouvertüre zur Oper „Der Bärenhäuter" von Siegfried Wagner. Dieses Musikstück ist ein ziemlich gute« Spiegelbild de« Werke«; e« zeigt neben dem Einfiuffe der Tonsprache von Wagner- Vater einige Züge selbständiger Erfindung und Empfind ung, neben der gewandten und in einzelnem wirksamen Behandlung de« orchestralen Ausdrucke« die Oekonomie- losigkeit im Zuschnitt de« Ganzen. Die König!. Kapelle spielte die Ouvertüre unter Hrn. v. Schuch« Leitung vor trefflich. Sie hatte vorher den Solisten bei dem Bert- hovenschen Konzerte in besonder« nachdrücklicher Weise unterstützt; e« war ihr und dem Leiter offenbar ein nicht geringere« Vergnügen, mit diesem Pianisten zusommen- zuwirken, wie dem letzteren, von diesem so geführten Or chester begleitet zu werden Der zweite Abschnitt war dem Oratorium „Die Auf erweckung de« Lazarut" von Don Lorenzo Perosi ein- geräumt Man hat den Namen diese« italienischen Musiker« (Abbate und Kapellmeister der Sistina in Rom» in den letzten Monaten rrcht oft gelesen, zumeist in Berichten von heimatlicher Seite, die für ihn sehr freundlich klangen Teilweise waren die Empfehlung«» gar so stark ausgedrückt, daß man unwillkürlich an Ma«cagni« einstige Einführung in Deutschland erinnert wurde Von nichtitalienischer Seite klangen die Ansichten freilich minder gut und da« dämpft« drnn auch, abgefthen von der natürlichen Vorsicht in dieser Zeit unverfrorener Reklame, unsere Erwartung wesentlich ab Wer freilich der lobreichen Ankündigung der Perosischen Werke keine Zweifel entgegengesetzt hat, der wird eine arge Enttäuschung erlebt haben , schon die unsnge war immer noch kräftig genug. Perosi« Oratorium, dem Vernehm«« nach da« bist« d«r drei, die der 26 jährige Komponist bereit« neben fünfzehn Messen, zahlreichen Motetten rc. fertig gebracht hat, ent spricht im Aeußern der Form der Passion, wie sie durch Heinrich Schütz, der den Evangelisten einführte, die einzelnen Personen selbständig auftr«t«n ließ und da« Polk im Chor beteiligte, fistgele^t und von Bach mit eigentümlicher Gestaltung im Einzelnen angenommen worden ist Inhaltlich hat das Werk de» Italiener« »ich!« mit der Leidensgeschichte de« Heiland« zu thun; es hat, wie der Titel besagt, die bekannte Wunderhandlung Christi zum Vorwurf. Daß dieser dem Johannes-Evangelium (elfte« Kapitel) wörtlich entnommene, nur am Schluffe der beiden Teile durch katholische Hymnen verbreiterte Text sonderlich günstig für die musikalische Darstellung sei, wollen wir nicht behaupten; anderseits hat ihm aber auch die Art, wie er von Perosi durchkomponiert worden ist, keine«weg« gut gethan E« findet sich in diesem Oratorium nicht ein einzige«, breiter au«legende« Ge sangsstück; keine der Solopartien kommt über kurze ario«-rezitativische Sätzchen hinweg und der Chor bescheidet sich mit ebenfall« ganz knappen, meist choral- artigen » capolla-Gesängen Dem Orchester ist freilich ein um so größerer Spielraum gegeben, es überschüttet un« förmlich mit Vor-, Zwischen- und Nachspielen. Wir würden diese« Ueberwiegen willig hinnehmen, wenn in den instrumentalen Teilen soviel ursprüngliche Erfindung, eigentümliche Kraft, Innigkeit, Tiefe des Gefühls hrrvor- träte al« in den vokalen Abschnitten der Komposition — zu vermissen bleibt. Wir stellen an italienische Kirchen musik n cht die Forderungen, di« un« die deutsche mit bezug aus Innerlichkeit der Tonsprache an die Hand giebt, aber auch unter dem paffenden Gesichtswinkel erscheint dir Musik P«rosi zum Teile ziemlich flach, äußerlich und im ganzen nicht ftilrinheitlich Die Einzel- gesänge entbehren jeder individuellen Unterscheidung, der Evangelist singt nicht anders als Jesu«, Martha nicht ander« al« Maria, ja selbst die kleinen weib lichen Partien sondern sich von den männlichen fast nur durch die Stimmlage ab. Im Orchester sind neben vorwiegender Einfachheit der Stimmführung auch Anläufe zu feincer Satzbildung vorhanden, und der zumeist maßvolle Aufwand an Tonmitteln sowie der durchgehende Wohlklang be rühren günstig, auch fehlen nicht einig« effektvolle Steiger- Sodann wurde in der Beratung deS GefetzenIwurstS, be treffend die FriedenSprästnzstärke des deutschen Heere-, sort- gesahren Referent Bassermann: Bei den Aushebungen haben sich jährlich 302 000 Mann al- krieaSbrauchbar ergeben. Ein gestellt wurden 220000 Mann, bleibt Urberfchuß 82 000 Mano Rechnet man einen Ausfall wegen Tode-, Krankheit und Zurückstellung mit 10 000 Mann, so bleiben immerhin 72 000 Mann Auf die drei alljährlich zur Vorstellung gelangenden Rekrutenjahrgänge gleichmäßig verteilt ergiebt, daß dauernd an Tauglichen jährlich 24 000 Mann mehr au»- gehoben werden können. Da nun erfahrungsgemäß vom UeVrrfchuß (72 000 Mann) etwa die eine Hälfte dem jüngsten, die andere den beiden älteren Jahrgängen angehört, fo läßt sich die Zahl der dauernd über den Bedarf vorhandenen Tauglichen aus jährlich 36 000 Mann berechnen. DaS Material also zur Vermehrung des Heeres ist vorhanden Redner geht zum Nachweis über, daß bei der Infanterie die EtatSstärke zu gering fei und einer Erhöhung bedürfe. Es sei auch als eine Folge der zweijährigen Dienstzeit anzusehen, daß die Erhöhung der Bataillonsstärken gefordert wird Die laufeuden Ausgaben betragen 4 651000 M., die einmaligen 9129 523 M einschließlich der bayerischen Quote Der Militärbevollmächtigle Bayerns stellt die Verhältnisse seine- Landes klar. Major Wandel betont, daß die hohe EtatSstärke nur sür Grenzbataillone und für die Garde gefordert werde, und begründet diese Forderung Abg. Gröber findet eS doch bedenklich, daß die Einjährigen nicht mit eingerechnet werden Redner fordert die Angabe der Zahl der Einjährigen Gegen die Forderung de- hohen Etat- bei den Grenzbataillonen hab« er nicht- zu erinnern; daß aber die Garde den hohen Etat haben müsse, könne er nicht einsehen. Redner führt eine Ent wickelung der EtatSstärke vor; erklärt sich gegen die Erhöhung General v. d. Boeck giebt die Zahl der Einjährigen auf 9 Ki lo 000 Mann an; augenblicklich beträgt sie »700. Bei den heutigen niedrigen Etats würden im Falle einer Mobilmachung die Reservisten die aktive Mannschaft bedeutend übersteigen, da» BerhältniS würde sein 55,8 zu 44,2. Das fei ein unerträglicher Zustand. Gras Stolberg hält die Erhöhung der EtatSstäike für eine Folge der zweijährigen Dienstzeit Redner verteidigt sich und seine Freunde gegen den Vorwurf, al» ob sie beadsich ten, die dreijährige Dienstzeit wieder klnzuführen. Er habe sich aus den Boden deS Versuchs der zweijährigen Dienstzeit gestellt, bewillige de-halb nur alle-, was notwendig sei, um die Nach teile, welche die zweijährige Dienstzeit mit sich bringe, aus zugleichen. Würde er die zweijährige Dienstzeit zu Fall dringen wollen, so würde er die geforderte Erhöhung ablehnen müssen Abg. Richter polemisiert seinerseits gegen die Erhöhung der Etat-, nicht nur gegen die Erhöhung der Etat» der Greuz- bataillone, sondern hauptsächlich gegen die der Gardebataillone Sodann weist er auf die niedrige Frieden-prasenz der französi schen und russischen Bataillone. Ferner bemängelt Redner die vielen Abkommandierungen, wodurch die Etats so verringert werden In Frankreich diene ein großer Teil nur 1 Jahr; Redner fei überzeugt, daß in Frankreich im Durchschnitt die Leute nicht einmal 2 Jahre dienen, zumal sie 6 Wochen später ernberufen werden, als bei un- Man solle nicht die zwe- jährige Dienstzeit al» eine Schraube benutzen, um immer größere Forderungen durchzufetzen Kriegsminister v. Goßler giebt dem Grasen Stolberg darin recht, daß die hier gestellten Forderungen eine Folge der zweijährigen Dienstzeit seien. Da« Prinzip der Erhöhung der Präsenzstärke al» eine Folge der zweijährigen Dienstzeit fei auch durch die Zusammenlegung der vierten Bataillone zu Regimentern nicht durchbrochen worden. Seine Meinung sei die, daß die BuSrückestärke der Bataillone an Mannschaften de- aktiven Dienstr» die Reservisten übersteigen müsse Wenn andere Militärverwaltungen anders versahren, fo fei das ein Fehler, den er nicht mitmachen wolle. Würde man sämtliche Bataillone aus die Stärke von 600 Mann erhöhen wollen, so müßten statt der 8000 etwa 11000 Mann mehr gesordert werden. Der Kosten wegen habe man von dieser Forderung Abstand genommen Gras Oriola legt besonderen Wert daraus, daß der Etat der kleinen Bataillone erhöht werde. E« sei Thatsache, daß die Hauptleute der einzelnen Compagnien so geringe Ueber stände an alten Mannschaften hätten, daß eine DurcybUdun- der Mannschaften nicht möglich sei. Hier müsse unbedingt ab- geholfen werden. Wenn man nach den Vorschlägen des Abg Richter die Arbeiten, die jetzt durch Mannschaften deS zweiten Jahrganges gemacht würden, durch Zivilaibeiter machen ließe, so würde die Rechnung eine höhere werden als die jetzt gefor derte Summe sür die Bermchrung der EtatSstärke der Batail lone Eine Vermehrung der Ganzbataillone sei ebenso not wendig Was jedoa die Erhöhung der Gardebataillone be treffe, so müsse er noch andere Beweisstücke haben, als die bis jetzt beigcbrachten. Abg Gröber verleid,gl nochmal« seinen Standpunkt. Abg. Gras Roon konstatiert, daß eine Erhöhung der EtatS der Grcnzbataillone nicht gefährdet erscheine; was die kleinen Bataillone anbetreffe, so stehe er ganz aus dem Standpunkte de« Grafen Oriola. SS 'ei sicher, daß dieser Zustand eine ungrn; aber damit erreichen diese Teile de« Oratoriums bei wertem nicht einen unmittelbar anregenden und fesseln den, musikalisch gehaltvollen Eindruck Die Chöre sind noch da« ansprechendste, was da« Werk zu bieten hat; sie werden im katholischen Gotteshause, noch dazu an einem hohen Feiertage mit seinem stimmungsvollen Prunk, eine starke Wirkung machen, obwohl auch sie nicht von selbständiger Bedeutung sind. In die Bedürfnisse des Gottesdienste« «ingereiht, vor ein andächtig gestimmtes Publikum ver wiese», wird Perosis Oratorium überhaupt bester bestehen al« im nüchternen Konzert- oder Theatersaal vor kritischen Hörern Faßt man nach der „Auferweckung deS Lazaru«" seine Meinung über den jungen i onislen zusammen, so möchte man ihn al« einen Musiker bezeichnen, der die ältere, auch die deutsche Litteratur mit Eifer studiert und soviel Herrschaft über die Kunstmittel gewonnen hat, um da« vorwiegend Anempfundene zum teil gewandt und flüssig auSzudrücken Da« Werk, da« überdies in Tonalität, Taktarten und Zeit maßen wenig mannigfaltig ist, ermüdete die Hörer sehr schnell und fand nach der ersten Abteilung ga, keinen, am Schluffe der zweiten nur spärlichen Beifall Gegen Ende de« Oratorium«, in dem ? ckur-Chor (gregorianischer Choral) drohte da» sich wiederholende merkwürdige Quint und Ouartspi«! zwischen den Holzbläsern sogar Heiterkeit zu erwecken Di« Au«führenden thaten unter Hrn Hagen« Leitung ihre Schuldigkeit; von den Solisten, Frl Malten, Herren Anthe« und Scheidemantel, hatte der Zwett- genannte di« umfänglichere aber auch nicht dankbare Partie de« Evangelisten H P 17SS. Ein Erinnerung«blatt II. Unterliegt e« keinem Zweifel, daß größer« und kleiner« Kreis« in Deu ich and die Stimmung teiltn», mit d«. Schiller» alter Mannheimer Genoss« Iffland die „Piccolo-
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