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WöchknUich crschklncn t««i Nummern. V«ä»»mcr»iion<-Pttit 22j Sildng«. tj Tblr.) vOricijahrllch, z Th!r. jur da» ganz« Jahr, ohne Erhöhung in allen TdcUc» der Preußischen Monarchie. Magazin sür die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Bei« u. C o m p., IugerUraßc Nr. 2S), so wie von allen König!. Post-Aemiern, angenommen. Literatur des Auslandes. 101 Berlin, Dienstag den 24. August 1847 Texas. Expedition der deutschen Kolonisten nach der San-Saba in Teras, im Januar 1847.°) Bekanntlich ist die San-Saba das Fabel-Land von Teras. Die Spanier hatten hier um 1710 eine Niederlassung gegründet, welche durch ein Fort ge schützt wurde, das im Jahre 1780 durch ComancheS, die sich zu diesem Zweck in größerer Masse vereinigt und sich immer als Herren des Landes betrachtet hatten, ausgehungert und größtcnthcils zerstört wurde. Der Schreck, den die Vernichtung dieses Forts über ganz TeraS und Mejiko verbreitete, ließ eine geraume Reihe von Jahren diese Thaler und Berge von Weißen unbc- trcten, und die von da an immer mehr zunehmende Kühnheit seiner Bewoh ner, die in blutigen Raubzügen die Geißel von Teras und Mejiko wurden, brachte nur einzelne militairisch organisirte Truppen als Rächer hierher. So kam eS, daß die San-Saba mit einem dichterischen Nimbus umgeben wurde und Jedermann die reichen Gold- und Silbcrschätze ihrer Berge und die Fruchtbarkeit und paradiesische Schönheit ihrer Thaler pries, ohne sie jemals gesehen zu haben. Dieser Landstrich zwischen dem Colorado, dem Llano und der San-Saba war ursprünglich vom texanischen Gouvernement als Grant (Land-Konzession) dem Konsul Fisher verliehen und von diesem durch Kauf auf den Verein zum Schutze deutscher Einwanderer in TeraS übergegangen. Für die Besitznahme dieses Landes war dem General-Commissair des Vereins in Teras, Freiherrn von Meusebach, vom Gouvernement militairische Hülfe zugesagt. Dieses Versprechen konnte jedoch wegen Ausbruches des mejika- nischen Krieges nicht gehalten werden; ja der Gouverneur von Teras ricth in einem Schreiben vom vorigen Herbst dringend von dem weiteren Vor- schrcitcn der deutschen Ansiedler ab, weil eine feindliche Begegnung mit deu von den Mejikanern zu neuen Einfällen angestachcltcn Comanche-Indianern unvermeidlich sep. Es handelte sich aber für den Verein um die Einhaltung eines vertragsmäßigen Termins für Besitznahme und Vermessung des Landes, welcher im Herbst dieses Jahres ablief. Herr von Meusebach beschloß daher dennoch, den eigenen Kräften der Kolonie vertrauend, unverzüglich vorzu rücken. Einer seiner Unterbeamtcn in Friedrichsburg hatte bereits im De zember v. I. voreilig mit 20 Begleitern einen Zug bis zum Llano unter nommen , war aber dann, ohne die Ucberschreitung dieses Flusses zu wagen, zurückgewichen und hatte die fabelhaftesten Gerüchte von 40 — 60,000 zwischen Llano und San-Saba lagernden Comanches zurückgcbracht, wodurch die ganze Linie der Ansiedelungen in Furcht und Schrecken versetzt worden war. Nach Ansicht des Herrn von Meusebach, welcher von der Uebertriebenheit jener Gerüchte fest überzeugt war, erforderte es nun die Politik des Vereins, augenblicklich zu zeigen, daß es durchaus keine Gefahr habe, wirklich bis in die Mitte des GrantS mit einer kleinen Schaar vorzudringcn. Er fand daher ei» doppeltes Motiv zur Beschleunigung der Expedition, an der Theil zu nehmen wir das Glück hatten. Am 22. Januar 1847 waren die nöthigen Vorkehrungen beendet, und unser Zug, bestehend auS einer zu diesem Zwecke errichteten Reiter-Compagnie, mehreren Freiwilligen, fünf Mejikanern und den amerikanischen Vermessern, vierzig und einige Mann stark, wohl bewaffnet und beritten, setzte sich von Friedrichsburg aus in Bewegung. Einer der Mejikaner, Lorenzo de Rozas mit Namen, der von den Comanches als Kind geraubt, später aber wieder auSgelöst worden, und der mit den Sitten und der Sprache dieser Indianer vollkommen vertraut war, sollte uns als Trailer und Dolmetscher dienen. Herr von Meusebach, den noch einige dringende Geschäfte zurückhicltcn, versprach, uns bald nachzufolgen, was auch «m 2ten Camp von Friedrichs- bürg aus geschah. Dieses Lager war für uns eines der unglücklichsten der ganzen Reise, indem wir hier, auf der Büffeljagd begriffen, einen der tüch tigsten Gefährten durch daS Zerspringen seiner Büchse verloren, der schwer verwundet zurückkchren mußte. Außerdem entstand beim Feucranmachen durch '> Wir chcUen diese» Berich« IMS de» Papieren zweier so eben nach Denischland zuriiSgekehrien 2inziere, welche an der Expedition Theil nahmen, al» einen imeressanlen Bkinag zur (öeschichw der lungen deutsche» Niederlassungen in Texas niit. Ein beson deres Interesse erregt der Umstand, daß hier gewiß zum erstenmal der deutsche Voik», stamm al» ein selbständiger und sür sich berechtigter bei einem Friedens-Abschluß mit den Indiancniammcn anerkannt worden ist. Auch im Innern ist dieser Kolonie eine gleiche Selbständigkeit de» deutschen Elemente« durch Kongreß-Beschluß vom vorigen Jahre ge sichert , wonach die deutsche Sprache sür de» Bereich jener Niederlassungen zur Magistrai»- und Gerichtssprache erhoben und die Uebersexung der texanischen Gesetze in die deutsche Sprache angcordnet morden ist. Unvorsichtigkeit ein Prairicbrand, gegen den wir 36 Stunden lang erfolglos ankämpstcn und der unseren Pferden auf viele Meilen weit das Futter raubte und unseren Proviant und unsere Bagage in große Gefahr brachte. Am anderen Tage hatten wir einen steilen Bergrücken zu übersteigen, der den Transport der drei mitgenommenen Wagen nicht wenig erschwerte; doch kamen wir am 26sten Abends in das schöne Thal des oberen Pidernales, wo wir die Beschwerden der bestandenen Reise bald vergaßen. Von hier bis zum Llano durchzogen wir eine reizende Gegend, die uns zugleich eine große Menge alles möglichen Wildes bot. Mit dem Llano, einem der bedeutendsten Flüsse des Westens von TeraS, erreichten wir die Gränze des Comanche-Landes und bei weitem die schönste Gegend, die wir bisher gesehen hatten. Das krpstall- klarc Wasser des Llano durchströmt ein fruchtbares Thal, von malerischen Bergen eingeschlossen, nimmt jedoch nur theilweis die ganze Breite des Fluß bettes ein, da der Llano die Eigenthümlichkeit der texanischen Flüsse theilt, welche häufig im oberen Lauf stärker als im mittleren sind. Steile Felswände verengen oft das Bett des Llano und bilden Katarakten und große und kleine Bassins von bedeutender Tiefe, die, im Verein mit dem von riesigen Baum stämmen und üppigen Schlingpflanzen bedeckten Flußbett, eine der reizendsten Scencriccn bilden. In diesem Flußbett sanden wir schon grünes GraS, und da unseren Pferden eine kleine Erholung nöthig war, so beschlossen wir, einige Tage zu rasten, welche Muße die Lurve^orx zur Vermessung des schönen Thales benutzten. Am 3lstcn batten wir die Freude, aus der Jagd auf einen Shawnie- Jndiancr zu stoßen, der in daS Lager geführt und hier regalirt wurde. In gebrochenem Englisch erzählte er uns, daß er mit 6 — 8 Leuten seines Stammes sich hier der Jagd halber aufhalte. Herr von Meusebach ergriff diese Gelegenheit, drei dieser Leute für unsere Expedition zu engagircn, um uuS als Jäger zu dienen, da für Weiße in jenen Gegenden die Jagd ziemlich erfolglos ist und nur in großer Anzahl unternommen werden kann. Diese ShawnicS gehören zu den halbcivilifirten, in Arkansas in großen Ortschaften angesicdcltcn und Ackerbau treibenden Indianern. Wegen der Jagd machen sie dann Züge in entfernte Gegenden. Mit dem Ucberschrcitcn des Llano waren wir, wie gesagt, in das Ge biet der Comanches eingerückt. Obwohl wir wußten, daß diese hier in zahl reichen Stämmen leben, sahen wir in de» ersten Tagen nach dem Uebergange keinen Indianer. Daß wir beobachtet waren, unterlag keinem Zweifel, denn unsere Shawnies versicherten uns, wir würden fortwährend von Comanches begleitet, die sie zwar nicht gesehen, aber gespürt hätten. Es war nun also eine verdoppelte Aufmerksamkeit nöthig, und wir mußten in beständiger Be reitschaft zum Gefecht vorrücken. Dies war aber in der That keine Kleinig keit; man stelle sich nur einen Weg vor, den noch kein Mensch vielleicht be treten, der uns bald über Berge, mit Kalksteingcröll bedeckt, bald über tief eingeschnittene Schluchten und bald durch dicht verwachsene Wälder führte. Oft mußten wir uns erst mit der Axt für unsere Wagen den Weg bahnen, oft für sie längs steilen Abhängen mit der Schaufel einen Einschnitt machen. So kam eS, daß wir, trotz der kleinen Tagcmärsche, immer sehr ermüdet das Camp erreichten, daS mit vieler Uebcrlegung gewählt werden mußte. Denn erstens bedurften wir Holz und Wasser und Futter für die Pferde; sodann mußte der Lagerplatz vertheidigungsfähig und möglichst abgeschlossen und gegen die hier immerr häufiger werdenden dsoxGerri geschützt seyn. War nach diesen Bedingungen der Platz gewählt, so wurde er halbkreisförmig durch sechs bis acht Feuer und Zelte eingefaßt. Wir waren nämlich der größeren Ordnung halber in so viele Massen eingetheilt, deren jede für sich verproviantirt war und sür sich kochte. Die offene Seite des Lagers wurde durch zweckmäßiges Auffahren der Wagen geschlossen. In diesem Kreise wur den des Nachts die Pferde so nahe an einander gebunden, als dies in Berück, sichtigung des Futterplatzcs geschehen konnte. Lon zwei zu zwei Stunden halten immer vier von uns die Wache. Leider waren aber schon beim Be ginn der Reise alle mitgenommenen Uhren unbrauchbar geworden, so daß die Ablösung nach Gutdünken geschah, und so wurde eS in der Regel um zwei Stunden zu spät Tag, d. h. die letzte Wache mußte vier statt zwei Stunden stehen. So angreifend nach tagelangcm Reiten die Wachen auch oft waren, so war eS doch interessant, unsere Gesellschaft zu beobachten, wie sich dies Gemisch von allen Nationen in den verschiedensten Kostümen beim Schein der kolossalen Feuer gegen den dunklen Hintergrund abhob. In der Mitte hatten wir mit Baron Meusebach unser Feuer, der durch heitere Laune und Scherz nach der Abendmahlzeit uns oft noch bis spät in die Nacht an sich fesselte. In unserer Nachbarschaft lagen in der Regel die Mejikaner, die, wie alle