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Nr. SL. So««abe»d, den L7. Januar IVOS. 5. Jahrgang. »rscheml ILßlich «ach«, mtt «usnahmr der «onn- u. Fesuägr^ csgevisn s. Wad,de», kecdt u. Vreidett. J»s«ra1» «erden die Sgespalt. PetttzeUe oder deren Raum mit IS Pf. berechne«, bet «tederholiuig bedeulender Rabatt. «,»dr«>ker«t, «»daktta« »ud tzS»s»ä»tSft«L», Prebde«. Pttl-'Nl«-- 4K - ^er -n^echer Rr. IMS. 2um keburtslag Oer Libers. Siehst du des Adlers hohen Flug. Hörst du sein mächtiges Rauschen? Vom Fels zum Meer geht stolz sein Zug; Alldeutschland täl ihm lauschen. Und wo sein lauter Fliigelschlag Durch deutsche Lande schwebet. Schweigt jeder Hader, jeder Zwist, Begeistrung rings sich hebet. Und Jubelrufe. Glockenklang, Im ganzen Land ertönen. Dazwischen donnert freudebang Dumpf der Kanonen Dröhnen. Dem Kaiser gilt der heil'ge Schwur, Der Schwur der deutschen Treue. In dem geeint das deutsche Volk Sich deutscher Grütze freue. Mit jedem Jahr erstarkt das Band, Das Fürst und Volk verbindet: Ist doch in unsres Kaisers Hand Des Reiches Glück begründet. Mit weitem Blick und festem Griff Führt sicher er das Steuer, Umsegelte manch stürmisch Riff, Bezähmte wildes Feuer. Er weih des Reiches Herrlichkeit All überall zu wahren, Zu schützen vor des Feindes List Und vor des Kriegs Gefahren. Wenn immer macht' der Nachbarn Neid Uns tückisch Ränke schmieden. Nur auf des Reiches Wohl bedacht, Erhielt er uns den Frieden. So gebe Gott, daß manches Jahr Er glorreich uns regiere, Im Innern eins, nach außen stark, Zu Glück und Wohlstand führe! Wir aber stehen Mann für Mann Ihm treulich stets zur Seite Und rufen laut durchs weite Land: „Hurra, Wilhelm der Zweite!" Egon Ewald. Unser Kaiser tritt heute in sein 48. Lebensjahr. Jubelnd begrüßt das deutsche Volk dieses Ereignis und hat den 27. Januar zu seinem Festtag gemacht. Au diesem Tag.' reicht sich Ost und West, Nord und Süd neuerdings die Bruderhand. Der Oiedanke der Einigung schöpft neue Kräfte am Tage, da jener seinen Geburtstag begeht, der die Kaiser krone des gesamten deutschen Volkstums stolz auf seinem Haupte trägt. Bedarf es da noch der Glocken auf den Türmen? Bedarf es da der Banner und Blumen, der Jubel- lichter und Guirlanden? Schauen wir nicht die festliche Stimmung im Auge jedes Einzelnen? Hören wir nicht die Festfreude im Klange jeder Stimme? Und das deutsche Volk kann heute mit Recht freudig erregt sein und Gott danken, daß er ihm einen guten Fürsten gegeben. Wir schlauen um uns: eine Welt in Waffen umstarrt uns. In eine politische Siedehitze scheint das Leben der Völker getaucht. Einer traut nicht dem anderen. Ter uns Aug in AugeFreund nennt, hintergcht uns hinter demRücken. Der uns bieder die Rechte schüttelt, sucht uns mit der Linken in den Abgrund zu stoßen, uns zu verderben. Arglist und Trug, Niedertracht und Heuchelei gehen um in der Welt und suchen die Herrschst über alle Dinge auf Erden an sich zu reißen. Um derartiger Bosheiten Herr zu werden, bedarf cs eines scharfen, weitblickenden Auges, eines kraftvollen, unbeugsamen Willens und einer starken, mächtigen Hand. Das deutsche Volk verfügt über einen Mann, der alles dies sein eigen nennt. Wir brauchen ihn nicht zu nennen, denn jedermann kennt ihn. Jeder weiß, wie auf .Haaresbreite sich im letzten Jahre die internationalen Wirren zum unlös baren Knoten zusammenzuziehen drohten. Und jedermann weiß auch, wessen Hand es war, die rechtzeitig dieses Zu sammenziehen verhinderte und friedeliebend und kraft bewußt zugleich in die Welt hinausrief: „Das Schwert ge schliffen und das Pulver trocknen!" Mag um uns geschehen, was da will: wir stehen fest! Wir wissen, daß eine starke Hand uns leitet. Wir wissen, daß unser Pfad nicht der schwankende Steg sein wird, son dern daß wir auf granitenem Erdboden ins Land der Zu kunft marschieren werden. Kein Säbclrasseln, kein über lautes Wort, keine Phrase — unsere Tat, unsere Arbeit unsere Kraft, unsere Ehrlichkeit und unser guter Wille wer den für uns zeuge». Wir wissen, lvas wir uns, unserem Volke, unsrem Monarchen schuldig sind. Wer vor sich selbst bestehen kann, besteht vor jedem, besteht vor der Welt. Das soll unser Wahlsprnch am heutigen Tage sein. Auch in der inneren Politik hat unser Kaiser in den letzten Jahren eine einheitliche Taktik eingelialten. Am her vorstechendsten ist wohl der Kampf gegen die Sozialdemo kratie, welchen der Kaiser positiv durch Betonung des christ lichen Gedankens geführt hat und führt. In die Tat setzt er die Wahrheit nm, daß er sich als Herrscher einer Nation fühlt, von der ein Drittel seiner Konfession nicht angehört. Daher achtet und schützt er die Interessen der Katholiken ebenso wie jene der Protestanten. Das deutsche Volk weiß in seiner überwältigenden Mehrheit die großen, persönlichen Vorzüge deS Kaisers, sein Eintreten für alles, was er für recht und gut hält, seine religiöse Gesinnung und Gerechtigkeit gegen Anders gläubige, seine unermüdliche Sorge für das Wohl des Reiches zu würdigen. Unser Gebet und ansrichtiger Wunsch sei daher nm heutigen Tage, daß Gott den Kaiser und sein Hans segnen möge für und für! Deutscher Reichstag. 1c. Berlin. 28. Sitzung am 25. Januar 1906. Ter Reichstag befaßte sich heute mit der ersten Lesung der Maß- und Gewichtsordnung. Ter wichtigste und strittigste Punkt war: soll das Eichamt verstaatlicht wer den oder nicht. Es scheint, als ob sich eine Verständigung darüber erst, in der Kommission anbahnen werde. Ter Ge setzentwurf betreffend das llrheberrecht.an Werken der bilden den Kunst wurde nach kurzer Debatte an eine Kommission von I I Mitgliedern überwiesen. Das Haus vertagte sich darauf ans Freitag; ans der Tagesordnung stehen kleinere Vorlagen. Politische Rundschau. Dresden, den 26. Januar 1S06. — Zur Feier der silbernen Hochzeit des KaiscrpaareS werden ans Wunsch des Kaisers je eine Serie von silbernen Fünf- und Zweimarkstücken mit dem Toppelbildnis des Kaiserpaares und den Jahreszahlen 1881 und 1906 geprägt. — Tic Königliche Landwirtschaftliche Hochschule in Ber lin veranstaltete am Donnerstag einen Festakt zur Feier des Geburtstages des Kaisers und ihres 25. Stiftungsfestes. — Ter Minister des Innern, v. Bethmann-Hollwcg, erklärte heute in der Budgctkommission des preußischen Ab geordnetenhauses, daß er nicht die Absicht habe, eine Einge- meindnng der Vororte von Berlin in größerem Stile herbei zuführen. Tie Bildung selbständiger Gemeinden rings um Berlin sei weiter zu verfolgen. Tie Bildung von Zweckvcr- bänden nach dem praktischen Bedürfnis sei zu empfehlen. Bei dem gegenwärtig vorhandenen gespannten Verhältnis zwischen Berlin und den Vororten sei aber wenig Aussicht, daß Zweckverbände in größerem Umsange gebildet würden. — In den höheren Kommandostellen der Armee sollen zum Frühjahr Veränderungen bevorstehen. So beab sichtigen die Divisionskommandeure Generalleutnant v. Kett- ler, 21. Division, Frankfurt a. M., Generalleutnant v. Collani. 16. Division, Trier, und Generalleutnant Zedler, 12. Division, Neiße, ihren Abschied einzureichen. Auch soll der Herzog Albrecht von Württemberg, zur Zeit Komman deur der 26. Division, 1. württembergische, für den bis herigen kommandierenden General v. Hugo an die Spitze des 16. (württembergischen) Armeekorps treten. -- Ter Bundesrat hat in seiner Tonnerstag-Sitzung die Vorlagen betr. den Entwurf eines Gesetzes wegen Aende- rnng einiger Vorschriften des Reichsstempelgesetzes und die Ausprägung von 25 Millionen Mark in Reichssilbcrmünzeu den zuständigen Ausschüssen überwiesen. — Tic Blldarttoinuiissiv» des Reichstages begann am Donnerstag die Beratung der Kamernn-Eisenbahnvorlag- mit einer Art Generaldebatte: der Erbauer der Balm, Geb. Rat Lenz, war zngezogen worden. Prinz v. A rcnberg erörterte zuerst die Frage: Soll das Reich bauen oder da? Privatkapital? Redner spricht sich für letzteres aus; ebenso Tr. Paaiche (nat.lib.). Lattmann (W. Vcr.) empfiehlt dagegen Ban ans Kosten des Reiches. M üller - Fulda <Ztr.): Wir haben drei Systeme des kolonialen Bahn- banes; in Ostasrika ans Kosten des Reiches, wo riesige lleber- schreitungen eintreten; dann durch Uebertragung des planes an eine Firma, Uns sich sehr bewährt hat; endlich hat man durch Konzessionen an Gesellschaften den Bahnban ansge- führt. (Taressaalam- Mrogoro.) Damals hat man zwei Millionen Mark mehr genehmigt, aber die Kosten für Er Weiterung der Spurweite haben nur eine Million Mark be tragen. Nach solchen Erfahrungen muß man sehr vorsichtig sein und gegen Dementis der Kolonialverwaltung gleich falls. Ich glaube ilmen nicht. Bei dem Konzessionsweseu bilden sich höchst verderbliche Zustände heraus. Tie Pro Visionen sind ans dem Kostenvoranschlag nicht ersichtlich; sie werden aber doch gegeben. Da tonnen ja Millionen noch drinnen stecken! Geb. Rat Tr. Seitz: Soll das Reich selbst bauen, so verzögert sich die Bauausführung nm ein Jahr; niemand kann billiger bauen. In Ostasrika kostet das Kilometer 60 000 Mark. Geh. Rat Helf s e r i ch tritt für den L^au durch eine Privatgesellschaft ein. Geh. Rat L e n z führt ans. daß der Kostenvoranschlag sich nicht geringer nn- setzen lasse; wenn das Reich ans seine Kosten baue, werde Mozart. (Zu seinem ISO. Geburtslage am 27. Januar 100N) Von Anton Knüppel. ,Nachdruck verbot-,,.) „Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Mann, Ihr Sohn ist der größte Komponist, den ich von Person und dem Namen nach kenne; er hat Geschmack und überdies die größte Kompositionswissenschaft." Mit diesen Worten Josef Haydns möchte ich Mozart kennzeichnen. Johannes Chrysostomus Wolfgangus Thcophilus (Ama deus) Mozart wurde am 27. Januar 1756 geboren als Sohn des fürsterzbischöflichen Vizekapellmeistcrs und Violin- lehrerA Leopold Mozart zu Salzburg. Der Knabe zeigte frühzeitig eine ausnehmend reiche musikalische Begabung, so daß er die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkte. Im vier ten Lebensjahre schon, wenn andere Sterbliche nicht einmal die Feder führen können, machte er Kompositionsversuch'; er schrieb nämlich eines Tages ein — Klavierkonzert. Selbi- ges hat aber mehr einem großen Tintcnklex ähnlich gesehen, alS einer musikalischen Komposition, denn sobald er eine Note falsch geschrieben, wischte er sie mit dem Fingerchen wie- der aus. Immerhin aber ist ein solches Unternehmen eines Vierjährigen zu bewundern. Mehr Glück hatte Mozart als ausübender Musiker; kaum sechs Jahre alt, machte er mit seiner elfjährigen Schwester unter Begleitung des Vaters eine große Konzertreise nach Wien, München, Paris und London, auf welcher beide das größte Aufsehen erregten. 1767 führten Studenten zu Salzburg eine lateinische Oper, die erste Mozarts, „Apollo und Hyazinthus" auf, welcher nn folgenden Jahre ein zweites Bühnenwerk, die Operette „Bastien und Basttenne" folgte. Ein Jahr später sehen wir ihn in Wien eine Messe dirigieren. Vom Kaiser beauftragt, schrieb er hier ein drittes Werk: „I-a kinlu sewpliee". Die Operette ist eine entschieden deutsche Musik, wohingegen letzteres ausfallend italienischen Charakters ist, was uns um so mehr in Erstaunen setzt, da der Koniponist erst 12 Jahre alt war. Am 12. Dezember 1769 trat Mozart eine Reise nach Italien an, die einem wahren Triumphzuge glich. Ueberall wurde er mit großem Enthusiasmus anfgenommen. Eine vom Mailänder Theater bestellte Oper führte mau zwanzig mal vor stets überfülltem Hause aus; der Papst verlieh ihm das Ritterkreuz zum goldenen Sporn und in Bologna wurde er zum Mitglied der „Philharmonischen Akademie" ernannt. Angeregt durch diese Ruhmesernte kehrte er nach Salzburg zurück und hielt sich meistens hier auf, schrieb Opern, Sin- fonien, Messen, Ouartette und Klavierwerke. Eine Reise nach München, Mannheim und Paris zur Erlangung einer auskömmlichen festen Stelle war leider ohne Erfolg. Am 29. Januar 1871 führte er zu München seine für den dortigen Karneval komponierte Oper „Ido- meo" auf, eine „Arbeit des zu völliger Selbständigkeit ge reiften und in friscl)er Jngendkraft stehenden Meisters." Leider hatte der langdauernde Aufenthalt in München ein Zerwürfnis mit seinem Vorgesetzten Erzbischof Sigismund, zur Folge. In Wien, wo dieser gerade weilend, ihn zur Rechenscl-aft zog und Mozart sich von ihm lossagte, ließ sich der junge Künstler nun dauernd nieder und fristete sein kummervolles Dasein durch Erteilung von Klavierunterricht und aus dom spärlichen Erlös seiner hcrausgegebencn Kom positionen, und die Armut hat ihn von diesem Zeitpunkte an nur allzu treu begleitet bis an sein Grab. Zu all dem verheiratete er sich, trotz des energischen Widerstandes seines einsichtsvollen Vaters, der die ganze Schwere des herankom- wenden Elendes voraussah. Seine Gattin Konstanze, die Tochter eines Mannheimer Theatcrsoufflcus, war mittellos, wie er selbst. Jedoch ließ Mozart den Mut nicht sinken, immer wurde geschafft, gearbeitet bis tief in die Nacht hinein. 1782 ent stand eine neue Oper, „Tie Entführung ans dem Serail", bei deren Aufführung des Beifalls kein Ende sein wollte, trotz der Jntrignen eines Salieri und anderer Komponisten, die nur zu bald das Sinken der damals florierenden italieni- scheu Herrschaft einsahen. Ter „Entführung" folgten nun der Reibe nach die Operette: „Ter Schauipieldirektor", die Opern „Figaros Hochzeit" und „Don Juan". Ter „Figaro" wurde am 1. Mai 1786 zum ersten MLile mit durchschlagen dem Erfolge gegeben, mußte aber dem Werke eines Rivalen tneichen und kam erst bei de rAnssührung in Prag zur vollen Geltung. Tie verständnisvolle Entgegennahme von seiten der Prager veranlaßte den Künstler, für das Prager Theater den „Ton Inan" zu schreiben. In diesem steht Mozart voll ständig auf der Höhe seiner Kunst, jede Situation, jede Empfindung, jeder Scherz, jede Leidenschaft kommt hier musikalisch scharf gezeichnet, zum Ausdruck. Es ist daher einznsehen, daß die Oper »och heute ans der Bühne den ersten Platz cinnimmt, wie auch der „Figaro" niemals auS dem Repertoir schwinden wird. Es entstanden nun noch) „l'«mi vnn tutta" und „Titus", die heute weniger mehr gegeben »'erden. Das Werk aber, das Mozarts Ruhm, nicht nur als Opernkomponist, sondern überhaupt als Komponist, begründen sollte, und das ewig neu ist und bleibe» wird, ist die „Zanberslöte", sei» letztes dramatisches Werk. Hören wir, was Riclxwd Wagner über dasselbe sagt: „Der Deutsche kann die Erscheinung dieses Werkes gar nicht erschöpfend genug würdigen. Bis dahin hatte die deutsche Oper so gut wie gar nicht eristiert; mit diesem Werke lvar sie erschlaffen. Der Dichter des Sujets, ein spekulierender Wiener Theaterdirektor (Schikaneder), beabsichtigte gerade nichts weiter, als ein recht großes Sing spiel zu Tage zu bringen. Dadurch ward dem Werke von W ,11 n I