Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenleyn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich IO Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. Freitag, den 10. Juli 1874. Bekanntmachung. Die Grasnutzungen links am unteren Bache und im Schulgarten sollen kommenden Montag den 13. dieses Monats Nachmittags 5 Uhr im Rathssesfionszimmer unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen an den Meistbietenden verpachtet werden. Neflectanten wollen sich zu dem angesetzten Termine am gedachten Orte einfinden, ihre Gebote eröffnen und sich sodann des Wei teren gewärtigen. Wilsdruff, am 9. Juli 1874. Der Stadt rath. Ficker, Brgmstr. Offene RatMciicr-Stelle. Die hiesige Ratbsdienerstelle, mit welcher neben freier Wohnung ein jährliches Gehalt von 240 Thlr. —- —- verbunden ist, wird zum 1. September ds. Js. vacant. Geeignete Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche unter Beifügung von Zeugnissen bis zum 25. dieses Monats bei uns einreichen. Wilsdruff, am 8. Juli 1874. DerStadtrath. Ficker, Brgmstr. Es wird dabei beabsichtigt, ähnlich wie an Polytechniken, durch Auf stellungen bestimmter Studienpläne auch bestimmte Fackabtheilungen zu gewinnen, so daß sich für Bergbau, Markscheidekunde, allgemeine Hüttenkunde, Eisenhüttenkunde je" ein besonderes Studium ergeben würde, natürlich in der Art, daß jedem Studircnden gestattet bleibt, die Vorlesungen verschiedener Abtheilungen seinen besonderen Ab sichten gemäß zu belegen. Wie schon bisher der Erzbergbau, so wird in Zukunft auch der Kohlenbergbau in gleicher Vollständigkeit und den Forderungen der Zeit entsprechend gelehrt werden. Durch aus neu ist die Eisenhüttenkunde. Die Frequenz der Academic ist in beständigem Wachsen begriffen, obschon man größere und strengere Anforderungen bei der Aufnahme stellt. Erfreulich ist die Zunahme der in Freiberg studircnden Deutschen, sodaß wohl Alles in Allein der Wille und das Bestreben der gegenwärtigen Leitung, zur Hebung der Academie das Möglichste zu thun, als erfolggekrönt zu betrachten ist. In dem Lustgarten des Rittergutes Grünlichtenberg bei Wald heim fand man am 3. d. M. unter einem Steinhaufen den Leichnam eines ueugeborncn Knaben auf. Die Mutter desselben wurde in dec dortigen Wirtschafterin, Katharine Lüttich aus Dresden, ermittelt. Oschatz, 4. Juli. In einem Hause in der Bahnbofstraße sind heute Vormittag drei Kinder eines Tagearbeitcrs durch Kohlendämpse erstickt aufgehoben worden. Das vierte Kind ist durch sofort ange- stcllte Wiederbelebungsversuche glücklicherweise noch gereitet worden. Die Mutter hat sich früh in die obere Etage des Hauses begeben, um dort häusliche Arbeiten zu verrichten und deshalb die in dem Alter von 5,3, 2 Jahren und von 7 Monaten stehenden Kinder in ihrer im Souterrain befindlichen Wohnstube allein zurückgelasscn und eingeschloffen. Nach ungefährem Verlauf einer halben Stunde kehrt die Mutter zurück und findet die Wohnstube mit Rauch angesüllt, auch nie drei jüngsten.Kinder todt, während das vierteile und älteste noch Lebenszeichen von sich gab. Der vor dem Ofen stehende und mit Hobelspänen angcfüllt gewesene hölzerne Kasten ist auf zur Zeit noch unermittelte Weise angekohlt und durch die hierbei sich entwickeln den Dämpfe der Tod der Kinder herbeigeführt worden. Plauen, 5. Juli. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr ist, wie dem „Dr. I." berichtet wird, der aus Mechelgrün gebürtige Dienst knecht des Gutsbesitzers Walther in Gausgrün, Ferdinand Kürschner, beim Heumachcn auf der Wiese vom Sonnenstich getroffen worden, umgefallen und, aller Wiederbelebungsversuche ungeachtet, todt ge blieben. Bei den gegenwärtig in Leizig stattsindenden Schwurgerichts- Verhandlungen ereignete sich ein gewiß seltner Vorfall. Ein des Gift mordes Angeklagter, welcher freigesprochcn wurde, hatte durch sein Tagesgeschichte. Die stellenweise vorgckommene Mißhandlung der Recruten durch ihre Vorgesetzten, und hier natürlich wieder durch die Unterofficiere, hat es zuwege gebracht, daß eine schon lange bestehende kaiserliche Anordnung in Erinnerung gekommen ist, wonach Mißhandlungen Untergebener auf das allcrsirengste verpönt sind und jeder Ueber- trelungssall dem Kaiser zur Kenntniß gebracht werden soll. Auf Be obachtung dieser Verordnung wird gegenwärtig mit äußerster Strenge gewacht, und wenn vereinzelte Ausschreitungen noch immer vorkommen, so sind viese — nur auf Rechnung einzelner gewaltthätigcr Menschen zu setzen, deren exemplarische Bestrafung nickt ausbleibt. Die Schulze-Dclitzschen Wirchschaftsgenoffenschaftcn verschiedenster Form umspannen Deutschland wie ein Netz, aber cs zappeln in diesem Netz nicht Gründlinge, die geschlachtet werden, sondern Millionen spar samer Haushalter. Jetzt schon Hal fast jede größere Stadl eine Dotks- bank und cs giebt allein 2600 Genossenschaften, welche genau nach Schulzcschem System eingerichtet sind. Immer mehr Schlauköpse finden, daß das Sparen.doch besser bekommt als das Vcrthuen und Verjuxen. Die süddeutschen Guldcnstücke verlieren nach Beschluß des Bundcsraths mit dem 31. Dcmbcr d. I. ihre Geltung als gesetzliches Zahlungsmittel. Königsberg j. Pr., 7. Juli. Nackdcm in der letzten Zeit mehr fache Auflehnungen der Knechte und Dicnstleute gegen die Amtsvor- steher ßattgefunden hatten, Ämtsgefängniffe dcmolirt und die darin befindlichen Arrestanten befreit worden waren, sind gestern größere Unruhen in dem nahegelegenen Mcdenau ausgebrochcn, so daß Mi litär requirirt werden mußte. In Gumpoldskirchen in Oesterreich sind dreißig Häuser ab- gebrannt. . Ocrtlicht und sächsische Angelegenheiten. In unserm engeren Vaterlande Sachsen werden im Laufe des Jahres 1874 mancherlei wichtige Veränderungen vor sich gehen. Zu nächst scheint das neue Schulgesetz nun doch noch vom' 1. October d- I- an in Kraft treten zu sollen. Die Ernennung der meisten Schulmspcctoren scheint bereits erfolgt zu sein. Auch der altberühm- ten Freiberger Vcrgacademie steht eine Reorganisation bevor. Das laufende Jahr ist das 109. Lehrjahr der Academie. Nachdem nun schon in den beiden lctztvcrgangnen Jahren mancherlei Veränderungen mit der Anstalt vorgcnommcn wurden, stehen neue für den 1. Oct. bevor. Es werden dann an der Akademie jn, Ganzen 17 Doccntcn lhätig sein.