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Dresden, den 7. Februar. — Se. Maj. der König hat dem Oberpfarrer und Su perintendenten vr. Ferdinand Körner zu Frankenberg das Rit terkreuz vom Verdienstorden verliehen. — In einer vorgestern Abend im Saale des Odeums abgehaltenen Gemeindeversammlung der hiesigen Deutschkatholi ken wurde der bisherige Dcminikanerpriesier Joseph Krolop/. welcher am 17. Januar d. I. seine Prob-Predigt gehalten hat, als Prediger der hiesigen deutsch-katholischen Gemeinde ge wählt. — Königliches Hoftheater. Freitag, den 5. Februar, kam neu einstudirt zur Aufführung: „Das Por trät der Geliebten", Original-Lustspiel in drei Acten, von L. Feldmann. Ohne die ausgelassene Munterkeit der Posse zu haben, nähert sich das Stück doch sehr stark dem Possenhaften. Man sucht darin vergebens eine feinere oder auch nur richtige und wahrscheinliche Ausführung der Charactere und glaubhafte Motivation der Begebenheit. Das Komische liegt nur in de« dargest llten Situation und in dem allerdings gut benutz t n Einfall, daß der ungeschickte Liebhaber, dem ein Ge ständniß seiner Liebe in Worten schwer wird, es recht fein anzulegen meint, indem er seiner Angebeteten einen Spiegel mit der Aufschrift: „Porträt der Geliebten" in die Hände spielen will, durch seine Ungeschicklichkeit aber mit diesem Ein fall die größte Verwirrung anrichtet. Vergeßlichkeiten, Unge schicklichkeiten und Verwechselungen reihen sich sehr possenhaft aneinander. Da das Stück gut und schnell gespielt wurde, so verfehlte es weniastenS bei einem Theile des Auditoriums dle durchschlagende Wirkung nicht, durch die es vor 20 Jahren gefallen hat. Es wurde viel gelacht, auch lebhaft applau dirt, besonders Herrn Deitmer, welcher dm ungeschickten Helden mit großer Komik spielte. Wir müssen indessen den befähigten Künstler vor einem Umstande warnen. Dies unarticulcrte kurze „Hä" und „Hm", die einzige unangenehme Hemmurn in seiner sonst leicht fließenden, gefälligen Conversa tionssprache, fängt an, sich in bedenklicher Weise bei ihm als Angewöhnung festzusetzen. In komischen Rollen, wie Jacob Un fall, ist düs natürlich nicht nachtheilig, unterstützt vielmehr noch dis komische Wirkung. Aber Rollen dieser Art sind nach unserer Meinung Herrn Dettmer sehr gefährlich, wmn er zugleich da- Fach der tragischen Liebhaber und der Salonhelden beibehalten will. In diesem Fache bedarf es. um edel und zugleich vornehm zu er scheinen. fortwährender Uebung, die keine Unterbrechung verträgt. Ein Schauspieler, der wenige Tage zuvor den Camonfiet in „Eine Taffe Thee" oder den Jacob Unfall dargestellt hat, wird den Prinzen in Emilia Galotti oder den Clavigo oder auch nur den Ottfried nicht mit Sicherheit spielen können. An die Aufführung des genannten Lustspiels schloß sich eine Neuigkeit an: der Wahr sager, Operette in einem Act nach dem Französischen, eompo- v rt von Louis Schubert, deren eingehendere Beurtheilung tvk unserm Referenten für die Oper überlasten müsten. Wir §egistriren heute nup, daß diese Neuigkeit, jnM MwjMmg Herren Rudolph, Räder und Scharfe und der Damen Fräulein Weber und Alvsleben und der Frau Kriete sehr beifällig ausge nommen wurde, daß die luchte und melodiös hinfließende ver ständliche Musik des in unserer Stadt wohnenden geschätzten Componisten uns an die Operetten Offenbachs erinnert, und daß die munter bewegte Handlung eine Bauern-Jntrigue mit vieler Laune darstellt. — Vorigen Donnerstag hat Herr Hofrath Grüße in seiner 1. Vorlesung seine Uebersicht der Dämonen des classt, schen Alterthums beendigt. Er begann mit den Dämonen deS geselligen Lebens, fast durchgänig symbolischen Wesen (z. B. der Zufall, Gerechtigkeit, Freiheit rc.) und schloß daran die Dä monen des Raums (Meer- Fluß- und Quellgoitheiten) und der Zeit (Sonne, Morgenröthe, Tag, Monat, Woche, Winde re ) Am Schluffe besprach er noch der Vollständigkeit wegen einige rein italische Gottheiten, die sich unter keine bestimmte Rubrik bringen lasten, z. B. der JanuS, Silvanus , Faunus, Prester, Laren rc. In seiner letzten Vorlesung (11 Februar) wird Herr Grüße seine mythologische Uebersicht mit der Darstellung des Gespensterwesens bei den Alten schließen. — Von vielen Seiten ist die Anfrage an un- gestellt worden, wann Wohl der Prozeß Schönfelder in zweiter Instanz beim k Ober. AppellationSgericht zur Hauptverhandlung kommen wird. Auf hierüber eingezogene Erkundigung können wir ver sichern, daß darüber wohl noch 3 bis 4 Monate hingehen kön nen. D.rmalen befinden sich die Acten noch beim Untersuch- ungSgericht, den, hiesigen k. Bezirksgericht. — In einem hiesigen Manufacturwaarenzeschäft entnahm eine unbekannte Dienstperson im angeblichen Aufträge einer hier wohnhaften und dort bekannten russischen Staat-räthrn, vor Weihnachten eine seidene Robe im Werthe von 33 Thle. auf Credit Vorgestern, wo die Frau StaatSrärhin persönlich in jenem Geschäft erschien, stellte sich heraus, daß sie weder Je mand mit dem Einkauf der Robe beauftragt, noch letztere über haupt zu Gesicht erhalten habe. Nach der Personalbeschreibung, die von der Schwindlerin vorlag, gelang es der Polizei, der selben auf die Spur zu kommen und sie vorgestern zu ver haften. — Vergangenen Mittwoch Nachmittags 2 Uhr fand die Beerdigung des Sonntag den 3l. Januar verstorbenen Hoff, theatermaschinennreisters Hänel in feierlicher Weise und unter einer Betheiligung seiten deS Publikums statt, welche vcm der allgemeinen Theilnahme Zeugniß gab, die der Tod diese- Thren- maune- in allen Ständen unserer Residenz gesunder». Li« Trauer-Marschälle eröffneten den Zug, ihnen folgte der Theater- Wachtmeister mit de« gesammten Maschinenpersonal de- k. Hof- theaterS, alle mit Palmen oder Kränzen in den Händen, sodann zwei Marschälle, Maschinengehilfen mit Kiffen von weißem Atla- und Lorbeerkranz, auf beiden Seiten von Palmenträgern be gleitet; hierauf folgte der Leichenwagen, und unmittelbar hinter demselben ein langer Zug Leidtragender, voran Herr Kaprll- der ^Meister Vr. Rietz, hie Regisseure und in. höchst zahlreicher Brr-