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„Wei-erttz'Zrttung" «scheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer» KM. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz -Zkitmz. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage del Blattes eine sechr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und compkieirt« Inserate mit entsprechen den! Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pf«. für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 52. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit heute beginnt nach Be endigung der Osterferien der Unterricht des Sommer halbjahres der Müllerschule zu Dippoldiswalde, höhere Fachschule für Müllerei und Mühlenbau. Bereits seit einigen Tagen beleben wieder die weißen Mützen auf wohlbekannten und neuen Häuptern unsere Stadt, und noch immer ist erfahrungsgemäß Zuwachs zu er warten, so daß jedenfalls der Schülerbestand des Wintersemesters 1887/88 nicht nur erreicht, sondern höchst wahrscheinlich überstiegen werden wird. Der neue uns vorliegende Stundenplan weist in 3 Klassen 108, also für jede Klasse 36 wöchentliche Unterrichts stunden auf, welche sich zum Theil auf allgemeine Fächer (Deutsch, Rechnen, Planimetrie, Stereometrie, Physik, Chemie,) zum Theil auf besondere Berufs fächer (Müllerei und Mühlenbau, Mechanik, Wasser räder, Transmissionen, Dampfmaschinen bez. Dampf kessel, sowie die einschlagenden kaufmännischen Wissen schaften Korrespondenz, Buchführung, Kreditpapiere, Komptoirarbeiten, Handelsrecht) erstrecken. Es ist dies in der Thal ein Stundenplan, der bei exakter Durch führung seitens der Lehrenden und Lernenden, in Ver bindung mit der praktischen in der Lehrmühle zu üben den Thätigkeit einen einigermaßen befähigten jungen Mann vollständig für höhere Anforderungen seines Berufs auszurüsten geeignet erscheint. Daß die Bor trefflichkeit unserer Müllerschule in immer weiteren Kreisen Anerkennung findet, dafür liegen zahlreiche Zeugnisse vor. In No. 14 des Central-Organes für die Interesse» des allgemeinen Mühlengewerbes „Deutscher Müller" sind mehrere höchst ehrenvolle Empfehlungen derselben von völlig unparteiischen Per sonen enthalten, in denen z. B. ein gewisser Herr C. Bartzsch schreibt: „Ich rathe Ihnen den Besuch der Deutschen Müllerschule in Dippoldiswalde an. Die selbe hat sich trotz vielseitigen Anfechtungen, doch als die zweckentsprechendste Anstalt bewährt. Ich muß offen eingestehen, daß s. Z. meine Ansicht über diese Anstalt eine völlig irrige war, indem ich eine andere empfahl, die trotz bedeutenden Schutzes und bedeutender Hülfe eine Lebensfähigkeit kaum besitzt. Gegen wärtig bin ich eines Besseren belehrt und habe erkannt, daß die Deutsche Müllerschule, welche nicht die Güte und das Wohlwollen eines Verbandes ge nießt und keine Treibjagden nach Schülern anstellt, ihre gegenwärtige Stellung einzig und allein durch eigene Tüchtigkeit errungen hat. Man hat gesehen, daß nicht Reklamen und Stipendien im Stande sind, eine minderwerthige Anstalt in die Höhe zu bringen. Nur das wirklich Gute bricht sich Bahn!" — An die Stelle des abgegangenen Herrn Ingenieur Wolff ist mit dem neuen Semester Herr Ingenieur Cron, bis her gegen 4 Jahre Leiter einer Mühlenbauanstalt in Dresden, getreten, die übrigen bewährten Lehrkräfte sind geblieben, und so wünschen wir denn der Anstalt auch in dem neubegonnenen Abschnitte ihrer Thätig keit die erfreulichsten Erfolge und eine wie bisher immer mehr sich steigernde Frequenz. — Herr Theaterdirektor Kautzky, der Nachfolger des hier wohlbekannten Feist, der gegenwärtig in Poffendorf eine Reihe von Vorstellungen giebt, beab sichtigt, in unserer Stadt, mit nächsten Donnerstag, 3. Mai, beginnend, drei Vorstellungen zu geben. Wie wir hören, wird an diesem Abend „Der Salontyroler" gegeben werden. Da wir innerhalb der letzten Jahre keine Gelegenheit hatten, hier ein Theater besuchen zu können, dürfte den Vorstellungen ein fleißiger Besuch gewiß sein. — DaS Haupt- und Vogelschießen der hiesigen Schützen-Gesellschaft wird, wie wir hören, Heuer am 8., 9. und 10. Juli gefeiert werden. — Da der dauernde Eintritt freundlicher Witterung endlich doch zur erfreulichen Thatsache wird, so sei das wanderfrohe Publikum jeden Alter» und Standes auf Donnerstag, den 3. Mai 1888. einige, leider auch mit jedem jungen Lenz wieder kehrende Ausschreitungen aufmerksam gemacht. Zu nächst wird daran erinnert, daß beim Sammeln von Feldblumen, botanischen Erfordernissen, grünen oder blühenden Zweigen sorgfältigste Schonung der Fluren und Wälder ja für sich eigentlich selbstverständlich aber auch darum im Interesse des Publikums nothwendig ist, weil sich sonst der doch gewiß vorhandene gute Wille der Grundbesitzer wesentlich mildern dürfte. Namentlich seien Alle, denen die Beaufsichtigung von Kindern obliegt, gebeten, dieselben von verschwen derischem unnöthigen Abreißen von Blumen und Zwei gen, die dann ost genug als lästig geworden später verwelkt am Wege liegen, abzuhalten; denn bei Er wachsenen darf man so viel Einsicht doch sicher als von Hause aus vorhanden voraussetzen. — Was ferner hin die Zweige für die Hüte der Touristen anlangt, so sei man namentlich auf Schonung der Wipfel be dacht; ein Forstmann sagt uns, es würde jeder Wald besitzer wohl einen Seitenzweig eines kräftigen Stämm chens gern missen, traurig aber sei der Anblick von kleinen, durch Entnahme ihrer Krone zum unheilbaren Krüppel gemachten Bäumchen. — Eine weitere Gefahr für den Wald erwächst im Frühjahr, namentlich bei trockenem Wetter, durch unvorsichtiges Umgehen mit Rauch- und Zündrequisiten, glimmenden Cigarrenresten und deral. Es läßt sich über den gesundheitlichen und sonstigen Werth des Rauchens beim Gehen ohne hin streiten, muß es denn aber sein, so bedenke man wenigstens, welchen Schaden man durch Unvorsichtig keit anrichten und welche Verantwortung man sich zu ziehen kann. — Für die Ueberschwemmten im Weichsel-, Elbe- und dem Odergebiet sind in Nassau 63 M. 75 Pf., in Dittersdorf mit Börnchen 63 M. 4 Pf., in Großölsa 26 M., in Wendischcarsdorf 23 M. 75 Pf., in Possendorf 90 M., in Stadt Geising 93 M., in Seyde bei Hermsdorf im Erzgeb. 15 M. 10 Pf., in Breitenau 35 M. und in Löwenhain 13 M. 60 Pf. bis jetzt gesammelt und an die kgl. Amtshauptmann- schast Dippoldiswalde zur Weiterbeförderung eingesendet worden. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat April d. I. 679 Einzahlungen im Betrage von 51,416 M. 5 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 369 Rückzahlungen im Betrage von 49,982 Mark 67 Pf. Sparmarken ä 5 Pf. sind 250 Stück verkauft worden. 'Altenberg. Der Stadtrath zu Freiberg sucht als Grubenvorstands-Vorsitzender der Gewerkschaft Zwitter stocks tiefen Erbstolln zu Altenberg einen Obersteiger zu alsbaldigem Antritt. Vollständiger Besuch der Berg schule und mehrjährige praktische Thätigkeit in der Grube ist Bedingung für die Bewerber. L Glashütte. Die Prüfung in der deutschen Uhr macherschule fand vergangenen Sonnabend statt, und zwar von Vormitt. 9 bis 1 Uhr Mittags. Die selbe verlief, mit einigen Ausnahmen, sehr gut. Mit der Prüfung war eine Ausstellung von Schülerarbeiten verbunden, welche sich zwar nicht in der Quantität mit den vorhergehenden vergleichen konnte, wohl aber in der Qualität. Anwesend waren 3 Herren aus Berlin vom Vorstand des Central-Verbandes deutscher Uhrmacher, die Mitglieder des Aufsichtsrathes, der Stadtgemeinderath, einige Uhrmacher aus Berlin, Burg b. Magdeburg, Dresden, Deutz-Köln, Leipzig, Meißen, Wien, Dippoldiswalde, viele ehemalige Schüler und eine große Anzahl hiesiger Uhrmacher rc. An die Prüfung schloß sich eine Prämienvertheilung, zu welcher die Zinsen der zum 1. Mai in Kraft tretenden Groß- mann-Stistung verwendet und 8 der besonders fleißigen Schüler durch gute Werkzeuge oder Fachschriften prämiirt wurde. Für einen weiteren Schüler hatte ein Dres dener Herr das werthvolle Buch von Littrow: „Die Wunder des Himmels" gestiftet, während 5 andere Schüler lobende Anerkennungen erhielten. — Aus An 54. Jahrgang. laß des 10jährigen Bestehens der Schule fand Nach mittags 2 Uhr im Gasthof „Stadt Dresden" ein Fest mahl statt, an welchem sich gegen 100 Personen be- theiligten. Der Vorsitzende des Aufsichtsraths, Herr Uhrenfabrikant E. Lange, gab in warm empfundener Rede einen kurzen Rückblick der Entwickelung der Schule und brachte auf Kaiser und Reich, König und Vaterland ein begeistert aufgenommenes Hoch aus, worauf die Sachsenhymne stehend gesungen wurde. Eine Reihe ernster und heiterer Toaste folgte. — Zu Ehren des 10. Stiftungsfestes hatten die Schüler einen Fackelzug arrangirt, welcher recht stattlich ausfiel und zu einer Ovation vor oer Schule führte. Die Schule, wie auch eine Anzahl Häuser hatten illuminirt, zahl reiche bengalische Flammen erhellten den Weg durch die mit Fahnen rc. geschmückte Stadt. Ein recht animirter geselliger Abend beschloß den Tag. — Den folgenden Sonntag hatten die Schüler zur Weihe der Fahne bestimmt, welche sie der Schule in Gemeinschaft mit einigen hiesigen Uhrmachern rc. zum Geschenk machen wollten. Einen prächtigen Tag verkündend, stieg die Sonne am Himmel empor, als früh der Weckruf durch die Straßen der Stadt erklang. Recht zahlreich war das im Hotel „Zur Post" stattfindende Frühschoppen- Concert besucht. Nachm. 2 Uhr setzte sich der statt liche Zug, an welchem sich außer den Schülern sämmt- liche hiesige Vereine mit ihren Fahnen betheiligteu, von „Stadt Dresden" aus in Bewegung, um nach Aufnahme der in „der Post" versammelten Ehrengäste in den Schulhof der Uhrmacherschule zu ziehen, wo die Fahnenweihe stattfinden sollte. Nach dem Gesänge des Liedes: „Gott grüße Dich," ergriff Herr k. Gast zu einer gediegenen Weihrede das Wort, worauf das Lehrerkollegium, die Jungfrauen, sowie die verschiedenen Vereine der Stadt, ebenso der Leipziger „Uhrmacher- gehülfen-Verein" ihre zum Theil recht werthvollen Geschenke überreichten. Zum Schluß, nachdem die Fahne den Vertretern der Schule überreicht worden war, sang der Gesangverein noch ein Fahnenweihelied. Nach einer hierauf folgenden photographischen Auf nahme durch den hiesigen Photographen Herrn Buch mann ordnete sich der Zug zum Umzug durch die Stadt. Der Abends stattfindende Ball wurde durch ein Concert des Herrn Musikdirektor Hoppe-DippoldiS- walde mit seiner Kapelle eingeleitet. Die Leistungen der letzteren waren sehr gute und möge noch erwähnt werden, daß den gesammten, nicht unbedeutenden musi kalischen Theil der beiden Tage genannte Kapelle über nommen hatte. Der Ball wurde insbesondere von der Jugend stark frequentirt, zeigte deshalb eine besonders lebhafte Färbung und — lange Dauer. — Der Mon tag war den Schülern freigegeben. — Wie stets, wies auch diesmal der Jahrmarkt, welcher am Montag hier stattfand, einen recht geringen Besuch auf und haben nur einige Verkäufer eine mittelmäßige, die andern eine sehr geringe Einnahme erzielt. Reichenau, 29. April. Die heutige im hiesigen Kempe'schen Gasthofe stattgesundcne sehr zahlreich be suchte Wander-Versammlung des Bezirks-Obstbau vereins eröffnete der Vorsitzende, Herr Amtshaupt mann von Kessinger, mit einer längeren Ansprache, in welcher derselbe den Werth der Wander-Versamm lungen mit wissenschaftlichen Vorträgen auch für die Hebung des Obstbaues beleuchtete, hierauf die Orga nisation des sächsischen Landesobstbauvereins und der Bezirksvereine erläuterte und zum Schluffe eingehend den Nutzen der Ausbildung von Baumwärtern hervor hob und die sehr günstigen Bedingungen bekannt gab, unter welchen dieselben mit Hilfe ansehnlicher Stipen dien sowohl in den Fachschulen zu Rötha als auch Bautzen erzielt werden könne, sodaß nur zu wünschen sei, daß immer mehr Gemeinden des Bezirks im In teresse ihre» Obstbaues geeignete Leute, z.B. Semeinde- straßenwatter und dergl., zu Baumwärtern ausbilden ließen. Doch erhält auch jeder geeignete Privatmann,