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Anzeiger. Amtsblatt des Äiinigl. Bezirksgerichts Md des Raths der Stadt Leipzig. M 146. Sonnabend den 26. Mai 18««. Bekanntmachung. Sonnabend den 26. d. 21k. Vormittags 9 Uhr sollen auf der großen Wiese im oberen Park mehrere Klaftern Holz und Reisig haufen an den Meistbietenden gegen sofortige Zahlung und Abfuhre öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 23. Mai 1866. Die Deputation des Raths zu den Anlagen. Politische Ueberficht. Die in der Sitzung des Bundestags am 24. d. abgegebene Er klärung Preußens lautete: „ Die königlich preußische Regierung würde sich an dem vor liegenden Anträge bereitwilligst bethemgt haben, wenn derselbe rechtzeitig zu ihrer Kenntniß gelangt wäre. Sie stimmt dem selben zu und wird Ihren Bundesgenossen in der nächsten Sitzung gern erklären, unter welchen Voraussetzungen sie ihre Truppen auf den Friedensstand zurückzuführen vermag. Die königliche Regierung hat es natürlich gefunden, daß die kaiserlich österreichische und königlich sächsische Regierung sich bei der Antragftellung nicht betheilrgt haben, oa dieselben zuerst ge rüstet und dadurch den Anstoß zu der Reihe von Rüstungen gegeben haben, aus welche sich der vorliegende Antrag bezieht. Dre königliche Regierung hätte erwartet, daß auS demselben Gefühle auch die königlich württembergische sich der Betheiligung enthalten hätte. Der Antrag würde dadurch den der Sachlage entsprechenden Charakter einer Interpellation an diejenigen 3 Regierungen er halten haben, welche zuerst, ohne sich der Art. 11 der BundeS- acte und 19 der Schlußacte zu erinnern, Vorbereitungen zur Selbfthülfe getroffen, und dadurch die rein defensiven Rüstungen Preußens und in deren Verfolg die ganze gegenwärtige Span nung hervorgerufen haben. Die königliche Regierung, in voller Würdigung der Leiden, welche die bedrohliche Haltung einiger BundeSglieder schon jetzt in Gestaltung der Stockung des Verkehrs und der Erwerbs quellen über Deutschland heraufbeschworen, hat ihreiffeitS recht zeitig den Weg eingeschlagen, auf welchem dem Kriege vorge beugt und sichere Bürgschaften gegen die Wiederkehr deS un natürlichen Verhältnisses gewonnen werden können, daß Deutsche gegen Deutsche unter Waffen stehen. Sie hat am 9. April die Berufung deS deutschen Parla ments beantragt, in der Gewißheit, daß daS Parlament den Frieden sichern wird. In dem einträchtigen Zusammenwirken der Regierungen und des Volkes für die Befriedigung gerechter Forderungen der Nation würde der drohende Zwiespalt sich lösen und die sichersten Bürgschaften des künftigen BundeSfrie- denS gefunden werden. Es hat sich offenkundig gezeigt, daß die Stämme deS deut schen Volkes die Ausgleichung ihrer Interessen und Eigen- thümlichkeiten auf friedlichem Wege erstreben und die Verfolgung der sie künstlich trennenden Sonderintereffen auf dem Wege kriegerischer Cabmetspolitik nicht gutheißen. Die schleunige Be rufung des deutschen Parlaments wird daher da- oefte, vielleicht das emzige Mütel sem, den Krieg innerhalb des Bundes nnt allen daran sich knüpfenden, für die Wohlfahrt und die Sicher heit Deutschlands verhängmßvollen Folgen zu verhüten. Die königliche Regierung benutzt deshalb auch diesen Anlaß zu erneuerter dringender und ernster Mahnung an ihre Bundes genoffen, dem deutschen Volke daS Elend eines inneren Krieges zu ersparen, indem sie zu schleuniger Beschlußuahme über sie am 9. April von Preußen beantragte Berufung der deutschen Volksvertretung schreiten." Die Prov.-Corr. in Berlin schreibt in Betreff der Congreß- Aussichten: „Seitdem die Gefahr eines Krieges zwischen Oester reich eurerseits, Preußen und Italien andererseits näher gerückt ist, haben sich mehrere der europäischen Mächte bemüht, eine Ver mittlung herberzuführen. Namentlich hat der Kaiser von Ruß land in aufrichtiger Friedensliebe die dringendsten Vorstellungen in Wien und in Berlin zu Gunsten des Friedens gemacht, ohne jedoch eine Einmischung in die streitigen Angelegenheiten zu ver suchen oder in Aussicht zu stellen. Nachdem drese Bemühungen einzelner Mächte gescheitert waren, haben sich Rußland und England mit der französischen Regierung in Verbindung gesetzt, um wo möglich gemeinschaftlich eine Vermittlung durch allgemeine Friedensverhandlungen zu Stande zu bringen. Der Kaiser der Franzosen hatte bereits vor drei Jahren einen allgemeinen europäischen Cvngreß zur Schlichtung aller streitigen Fragen in Vorschlag gebracht. Preußen hatte schon damals seme Bereitwilligkeit dazu erklärt; der Plan scheiterte jedoch an dem Widerstreben Englands und an der Weigerung Rußlands, die polnische Frage zum Gegenstand einer Einmischung der fremden Mächte machen zu lassen. Gegenwärtig liegt diese Schwierigkeit nicht mehr vor, und Rußland eben so wie England sind jetzt auf den Vorschlag Frankreichs zurückgekommen. Es war von vorn herein zu erwarten, daß der Kaiser Napoleon die Verwirklichung eines alten Plane- nicht von der Hand weisen würde, wenn auch >ie großen Schwierigkeiten, welche einer Durchführung in diesem Augenblicke entgegenstehen, nicht zu verkennen sind. Die drei Machte haben sich zuvörderst unter einander über die Grundlagen der einzuleitenden FriedenSverhandlunaen zu verständigen gesucht, und inzwischen nur vorläufige Anfragen an Preußen, Oester reich und Italien in Betreff der Geneigtheit derselben zu solchen Verhandlungen gerichtet. Preußen und Italien haben eine Be- thelltgung un Allgemeinen nicht abgelehnt, wenn sie auch bei dem gAenwärtigen Stande der Dmge wenig Vertrauen zu einem Erfolge deS Congreffes hegen können. Eine der Haupt fragen deS CongreffeS müßte nämlich die venetianische Angelegen heit sein; Oesterreich aber sträubt sich, auf Verhandlungen wegen einer Abtretung VenetienS einzugehen. Es wird überhaupt sehr schwierig sein, Grundlagen für dre Verhandlungen festzustellen, welche eine Aussicht auf Gelingen gewähren; ohne eine solche sehr bestimmte Aussicht aber wird es kaum möglich sein, die betheiligten Mächte zu einer Einstellung ihrer mit den größten Anstrengungen unternommenen Rüstungen zu bestimmen, während eS andererseit- eben so unmöglich ist, drese Rüstungen längere Zeit hindurch aufs Ungewisse hin aufrecht zu erhalten. In dieser Erkenntniß scheinen sich die vermittelnden Mächte mit ihrer vorgänaigen Verständigung und mit ihren Vorschlägen an die betheiligten Negierungen beeilen zu wolle», und dürsten in den nächsten Tagen vestimmtere Auf forderungen zu dem Congreffe zu erwarten sem. Oesterreich hat wirklich jetzt die Abtretung VenetienS gegen eine Landenttchädigung ausdrücklich für erörterbar erklärt. Nach Anzeige der Weserbahn-Verwaltung wurden sämmtliche in der Richtung vom Rhein nach Thüringen und Sachsen mit Benutzung der Main-Weserbahn, der Nordbahn und der Thüringer Bahn angesagten 69 preußischen Militairzüge, die schon beginnen sollten, wieder abbestellt. Um sich einigermaßen eine Vorstellung davon zu machen, was dazu gehört, eine Armee wie die preußische im Falle eine- Krieg en Felde zu verproviantiren. theilt die Tribüne eine Berechnung deS nothwendigen Bedarfs mit. Um die mobilen 7 Armeecorps auf zehn Tage mit Proviant zu versorgen, sind erforderlich: 363L4 Ctr. Brot, 9082 Ctr. Zwieback, 5838 Ctr. Reis, 1460 Ctr. Salz, 973 Ctr. Kaffee, 97664 Ctr. Hafer, 26290 Ctr. Heu und 30672 Ctr. Stroh. Außerdem an Schlachtvieh 18480 Ctr. oder 10 Ochsen, die 14575 Ctr. Fleisch liefern. Der Transport deS Zropiauts wird durch die Proviantcolonnen bewerkstelligt, deren jedes meacmwS 5 hat. Um die Verpflegung eines ArmeecorpS auf 5 Lage ficherzustellen, brauchen die 5 Proviantcolonnen 3554 Ctr.