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Wochen- und Nachrichtsdlatt zugleich WG-Znznzn str Kohndors, Mktz, Kmvdorf, Mors, ZI Wm, Knmichrori, Amma M Ws» Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. 4«. Jahrgang. Nr. 4S. »<-.'»«« «.'.>». Freitag, den 38. Februar 1896. Dies«« Blatt «rschMt tt«ltG <«ch« Samr- -nd Festtag«) abend« str den sslgeod«« Lag.' ««rttljShrÜche» Bgngtprest I Mart SL Pftnnig». — st«»« 1V Pf«mta» — VesteLrmg« «h«« «ch« dm «kpiditio» in Achteatzeiu, Mm« 170, all« Lästert. Postaastalt«, Pvstbatm, so»»« di« »o»trSg« «tgeg«. — Inserat« ««rd« dl« »immlp«»«» LorMwM» oder h«nn »au« mit 10 Pfennigen berechnet. — «u»h»i str Inserat« täglich bst spLtest«« vormittag 10 llhr. Tagetgeschichte. *— Lichtenstein, 27. Febr.» Mit den hoff. nungSvollsten Erwartungen sah man schon längere Zeit dem gestrigen Abend entgegen, an welchem vom hiesigen Muflkoereiu im dasigen Schützeuhaus« unter Hinzuziehung begabter GesavgSfiäfte ein Corc-rt zur Aufsührung gebracht werden sollt«, welche- au» dem Rahmen de» gewöhnlichen hinauSgeht und in die höheren Sphären der Kunst einführt.. Und man hat eS auch verstanden. Da» in große, Zahl an wesende Publikum sah sich in seinen Erwartungen nicht getäuscht, denn mit atemloser Stille lauschte eS den Einzel- und Chorgesängen, und wenn dieselben erst leis«, dann zu voller Macht sich entfaltend zu rauschenden Tönen wurden, daun empfand wohl manche» der Anwesenden die Macht des Gesanges, wie sie rein die Seele durchglüht und begeistert. ES ist eine schöne Sache um die Sangeskunst und eine Freude, wer sie übe» kann. E» ist aber auch dir höchste Anerkennung dem zu zollen, der sich die Auf gabe macht, sie zu bilden, zu pflegen uud mit ganze, Kraft darin aufzugehen, wie es der Leiter deS Musikvereins, Herr Kantor Reuter, versteht.. An seinen Sängern merkt ^pa» eS, eS klappt all-S; mit ArguSaugen betrachte» sie ihren Meister, um ihm jeden Wunsch fast vom Munde ablesen zu können.« Die mitwirkendeu Künstler, Frl. Rockstroh, Concert- sängerin aus Chemnitz, und Herr Fricke, Corcert- sänger aus Dresden, verfügten über schöne Stimm mittel, die erstere sang ihre Sopranstimme mit Hin- gäbe und tiefem Gemüt und Herr Fricke sang seinen Bariton mit markiger, kräftiger uud wohlklingender Stimme. Wie in den Einzelvorträgen de« ersten Teile» de» Programm», wirkten die Künstler auch im zweiten Teile, der Liederkantate „Der Lands knecht". Mit ganzer Kraft traten sie ein und halfen, vereint mit den durch SoliS durchflochtenen schönen Chorgesängen, die Aufführung zu einer wohlgelunge- mn zu gestalten. Die Stimme deS Herrn Kaufmann Richter, der wegen Indisposition nicht Mitwirken konnte, wurde durch Herrn Lehrer Schramm vertreten. — Die morgen sich ereignende Mondfinsternis, bei welcher unser Trabant z-var nicht total, aber doch zum größten Teil verfinstert wird und das zu einer dem Beobachter gewiß sehr gelegenen Zett. Der Aufgang de» in der Nähe des hellt» Sternes Regulus stehenden Mondes erfolgt wenig links vom Oilpunkte deS Horizonts 5 Uhr 35 Mi nuten nachmittag», also »och 12 Minuten vor Sonnenuntergang. 7 Uhr 15°Vio Min., heißt eS im „L. Tgbl.", findet de, Anfang der Finsternis statt, indem der zu dieser Zeit zwischen Ost und Ost Süd- Ost befindliche Mond in den Kernschatten der Erde, oder, wie eS uns scheint, der Erdschatten links unten in die Mondscheibe eintritt. 8 Uhr 45'/ia Min. ist der Mond am meisten und zwar '/« (genauer 0,874) seines Durchmesser» verfinstert. Es ist alsdann rechts unten »och ein stgelförmiger, hellleuchtender Teil des Vollmondes unbedeckt. Bou nun an wird die in der Rich'ung »ach rechts oben abziehende dunkle Schat- tenfläche immer kleiner, bis endlich 10 Uhr 15*/s Min. abends die Finsterui» ihr Ende erreicht. Die Ent fernung deS Monde» von der Erde beträgt zur Zeit der Finsternis 48,100 geographische Meilen, bieder Sonne von der Erde 19,942,000 Meilen. Der Kerr schatten der Erde hat eine Länge vou 186,050 Meilen; sein Durchmesser beträgt da, wo ihn der Mond durchschneidet, 1273 Meilen. — Für Seminare soll in Sachsen viel ge schehen. In den außerordentlichen Staatshaushalt für 1896 und 1897 sind für Neu-, Um- und Er weiterungsbauten von fünf Sewinarieo, allerseits einschließlich der mneren Ausstattung mehr als 2'/r Millionen Mark eingrftellt, uud zwar sind gerechnet: auf den Neubau de» Seminar» in Annaberg 850,000 Mk., aus den Neuba» de» Seminar» i» Plauen im Logst. 815,000 Mk., aus de» Erweiterungsbau bet de« Seminar Grimma 120,000 Mk., auf den Um- und Erweiterungsbau beim Lehreriuuenseminar Calla- berg 290,000 Mk., auf den Neubau eines Lehrer- innensemiaar» tn Dresden, einschließlich der Kosten deS Bauplatzes 500,000 Mk. *— Der Um- und Erweiterungsbau beim Leh- reritmenseminar Call» berg verlangt: 221000 M. für den Um- und Erweiterungsbau des Haupt- gebäudeS, 13000 M. für da» Thorwärterhau», 19000 M für da» Turnhalleagebäude, 12000 M. für Nebenanlage», 15000 M. für Ergänzung deS Mo biliars, 4000 M. für interimistische Baulichkeiten während deS Umbaue» und 6000 M. für unvorher- gesehene Fälle, in Summa 290000 M. — Wie veranlaßt man säumige Schuldner zum Zahlen? Als Beitrag zu den Anregungen wie mau säumige Schuldner zum Zahlen veranlaßt, schreibt man dem „Deutschen Kaufmann" Nachstehendes: „Der Kaufmann, der lange Zeit von seinem Schuld ner aus alle Mahnungen keine Antwort, viel weni ger Bezahlung erhalten kann, soll e» nur einmal versuchen, den Schuldner um einen höheren Betrag alS dieser wirklich schuldig ist, zu mahnen. Damit ist keineswegs beabsichtigt, den Schuldner zu veran- lassen, eine höhere Summe zu bezahlen, allein fast immer erfolgt daraufhin ein geharnischter Brief, der die Mitteilung enthält: „Ich schulde Ihnen nur so und so viel und da» bezahle ich Ihnen . . . heute, morgen oder in acht Tagen — die frühere Faktura habe ich am Xten bezahlt." .Sie sollten besser Buch führen" . . . und ähnliche?. — Di« eventuell mit einfließendrn Unhöflichkeiten muß man dann wohl über sich ergehen lassen, allein man hat hier durch doch wenigsten» eine Schuldanerkennung in der Hand, auf die man sich berufen kann; man hat Veranlassung, wegen de» „Versehen»" um Entschul digung zu bitten und dabei wieder an da« gegebene Beripcechen zu erinnern, wenn man da» Geld nicht gleich erhält. — Eine indirekte Steuer, welche aber Jeder- mann gern auf sich nimmt und ohne Murren all monatlich entrichtet, ist da« Lotterie spiel; der Ertrag aus dieser Spekulation auf die menschliche Leiden schaft ist ein ganz bedeutender. Die königl. sächs. LandeSlotterie hatte im ve stoffenen Jahre eine Ein- »ahme an zusammen 10 433,436 M. 78 Pf.; sie hat den Voranschlag um 18,936 M. 78 Pf. übertroffen, hauptsächlich infolge eine« Mehrergebnisse« au» zu fälligen Einnahmen (nicht abgehobene Gewinne rc.) In den Ausgaben ist bei Titel 11, Herstellung von Drucksachen rc., der veranschlagte Bedarf von 170000 M. um den Betrag von 597 M. 22 Pf. überschrit ten, während bei einigen anderen Titel» MmderauS- gaben nachgewiesen find, so daß im Ganzen eine Er sparnis von 16,509 M. 6 Pf. gegen den Boran- schlag fistgestellt ist. DaS ReiuerträgniSvon 8,500,407 M. 84 Pf. ist um 35,445 M. 84 Pf. höher als veranschlagt, aber um 13,640 M. niedriger alS in der Vorperiode. — In den „Fliegenden Blättern" schenkt ein liebevoller Neffe seinem Onkel zu dessen Geburtstag statt de» gewünschten Barometers einen Laubfrosch, weil derselbe billiger ist. Doch die Zeiten sind vor bei, wo der Laubfrosch da» Wetter besser voraussah, als daS Barometer; singt doch schon ein in Studeu- tenkreisen bekanntes Lied: An Ansehen und Credit vrrliert Der Laubfrosch uns'rer Bäter. Wo er einst lustig voltigiert Hängt heut' ein Barometer. Daß dem heute so ist, wäre gut zu nennen, wenn nur alle Barometer gut und zuverlässig wäre»; allein man kommt dem Instrumente noch nicht mit vollem Vertrauen entgegen, weil viele sich von seinen An gaben getäu'cht wähnen. Zum Teil liegt die- an leider viel verbreiteten minderwertigen Instrumenten, zum Teil an der trügerischen Skala: veränderlich, Schön Wetter usw., und zum Teil schließlich daran, daß man sein Instrument nicht reguliert, nicht wie seine Uhr von Zeit zu Zeit vergleicht. E« wäre nützlich, wenn daher die Verkäufer von Barometern jedem Instrument «ine Anleitung mitgeben, die de» Laien in den Stand setzt, sei» Barometer selbst zu regulieren. Leider geschieht dies unsere» Wissen» nicht. Bekannt ist uv« nur eine Firma, nämlich Wilh. Lambrecht in Göttingen, die sür ihre Kunden eigen» eine Broschüre erscheinen ließ, deren Titel: „Zeigt mein Barometer richtig, und wie stelle ich ,S ein, falls eS nicht der Fall ist?", und die uns gerade vorliegt. Die Broschüre ist zwar wesentlich für die Kunden genannter Firma herge stellt, doch glauben wir, das sie für den angesetzten Preis von 25 Pfennigen auch wohl anderen Interes senten zur Verfügung steht. In kvapper über sichtlicher Form werden zuerst die verschiedene» Mo delle an Dosenbarometern besprochen, die Lambrecht konstruiert, und sodann zu der Regulierung geschrit ten, für die einfache Methoden angegeben werden. Hierbei wird die Nichtigkeit der „Erdbeben-Skala" dargethan und der Weg zu einer richtigen Wetter prognose beschrieben. Den Schluß bildet die Be kanntmachung der Errichtung eine« Bureau« zur Be antwortung meteorologischer Fragen, daS jedem, sei er nun Kunde de» Haases oder nicht, jede Frage au» dem Gebiete der Meteorologie gegen Entschädigung von e'ner Mark beantwortet. Hierin glauben wir ein wesentliches Mittel zu sehen zur Erreichung de» Zieles, da» sich die Firma überhaupt gesteckt hat, nämlich die Errungenschaften der Meteorologie in die Praxis einzuführe». Hoffen wir denn, daß eS der Industrie und Wissenschaft gelingt, nicht nur den Laubfrosch durch den Barometer, sondern auch schlechte Barometer durch bessere zu vertreibe». Dann wird man sein Instrument lieb gewinnen und eS so ungern missen wie seine Uhr. — Im Königreich Sachsen b. finden sich zur Zeit folgende Eisenbahnen im Bau: Limbach-Wüsteubrand mit den Verkehrsstrllen Kändler, Rabenstein und Bad Grüna, Waldheim Kriebethal mit den Verkehrs- stellen Rauschenihal und Kriebethal, Kohlmühle- Hohnstein mit den Verkehrsstellen Lohsdorf, Ehren berg und Hohnstein, Mulda-Sayda mit den Ber- kehrSstellen WolfSgrund, Dorfchemnitz, Voigtsdorf und Sayda, Cranzahl Oberwiesenthal mit den Ber- kehrSstellen Neudorf, Bierenstraße, Hammerunter- Wiesenthal, Unterwiesenthal und Oberwiesenthal, W flzschhaus CarlSfeld mit den Berkehrsstellen Wilzsch- mühle und CarlSfeld. — Am 4. März vollendet der kommandierende General deS XII, (sächsischen) Armeekorps, Prinz Georg von Sachsen, Königl. Hoh., daS fünfzigste Jahr seiner militäiischen Thättgkeit. Der Prinz diente abwechselnd bet der Infanterie, bei der Artillerieund bei den Gardereitern. Nach der Schlacht bei St. Privat übernahm er, nachdem der damalige Kron prinz von Sachsen daS Kommando über die MaaS- armee erhalten hatte, daS Kommando de« XII. Korps. In ganz Sachsen werden Mlliiär- und Krieger vereine daS Jubiläum de» Prinzen festlich begehe». Aber auch die preußische Armee wird sich auf Befehl Sr. Maj. des Kaisers an der Feier beteiligen, in dem die kommandierenden Generale de» der zweiten Armee-Inspektion, deren Seneral-Jnspekteur Prinz Georg ist, unterstehenden fünften und sechsten Armee- korps und eine Deputation von 4 Offizieren und einem Feldwebel des 16 preußischen Ulanenregiment», dessen Chef der Prinz ist, sich nach Dresden begeben Werden. — Diejenige» Mitglieder der sozialdemokrati schen Fraktion der Zweite» Ständekammer, welche nach Beendigung der gegenwärtigen Wahlperiode auf Grund der bestehenden Landtageordnung ihr Man dat niet erzultgen haben, sind folgende: Abgg. Gyer- Lepzig, Horn-Löbtau, Kaden-Kötzschevbroda, Schulze- Cossebaude und Stolle-Gesav.