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WsdrufferTageblatt W ^geblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreisr die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige. die «gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Aeichspfennige. Dorge- schriebene Erscheinungs- , cm ,2«- m tage und Platzvorfchriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wusdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bisvorm.10Uhr. - . Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, LLULL W-ch°n«-t,!ii-W!,sd.usf».Umgegend »ein Anspruch auf Lieferung Ler Zeitung oder Kürzung Les Bezugspreises. Rücksendung eing^undtcr"S^ ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 204 — 92. Jahrgang Freitag, den 1. September 1933 Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Feststimmung in Nürnberg. politische Wallfahrt. Jubelnd grüßt die Dorfjugend die lange Reihe der langsam nach Nürnberg fahrenden Wagen, überall die gleiche Begeisterung, das Bewußtsein, etwas ganz Großes, einen Markstein der deutschen Geschichte mit- zuerleben. Stolz marschieren die ersten Kolonnen der SA. ein. Das gesamte Deutschland ist in seiner SA. vertreten. Stahlgrüne Farben aus Österreich, dunkel weinrote Spiegel aus Ostpreußen und das leuchtende Smaragdgrün der Nordmark. Es geht hinein in die alte Freie Reichsstadt, die bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation keinem Landesfürsten unterstand. Die Stadt spricht eine deutliche historische Sprache. Die Bauten haben das stolze Gesicht des Mittel alters, aus ihnen spricht mittelalterlicher Bürgerstolz eines Peter Vischer, eines Veit Stoß, eines Hans Sachs. Mit Tannenberg und der großen Feier auf dem Niederwald-Denkmal begann die Woche, und nun erleben wir Nürnberg unter dem Motto: „F ü r die Einigkeit des Volkes,für die Stärke des Reiches." Der äußere Eindruck ist der einer großen Heerschau, wie sie im Mittelalter die deutsche Geschichte zur Zeit der alten Kaiser als Mai- oder Junitage erlebt hat. Der erste Eindruck ist der Wille zur Tradition, in die alte Stadt mit ihren wundersamen Bauten ist eine junge Idee eingezogen, deren politisches Wollen dahin geht: „Werde poli tisch, oder st i r b!" Nun endlich ist es soweit. Wir sind politisch geworden, Deutschland ist erwacht; vor uns steht aber eine neue Aufgabe, die uns jetzt die Geschichte stellt: dieErziehung zur Nation." Noch immer ziehen die Zeiger auf der Uhr der Lieb- srauenlirche ihre kunstvollen Kreise, noch immer erscheinen jeden Mittag der Kaiser Karl VI. und die sieben Kur fürsten. Sie erinnern uns, daß jener Kaiser einst seinen ersten Reichstag in Regensburg abhielt, und wir denken daran, daß Nürnberg es war, das drei Jahrhunderte lang die Reichsinsignien des alten Reiches aufbewahrt hat. Aber eine neue Atmosphäre haben wir hineingetragen, überall sprudelt das Leben des neuen Staates, überall treffen sich Deutsche aus den verschiedensten Teilen des Reiches, aus den verschiedensten Ständen, grüßen einander und reichen sich die Hände. Ganz anders wie 1929, wo der junge Berliner Student Horst Wessel sein Lied zum erstenmal in die deutschen Lande hineintrug, wo das Horst-Wessel-Lied zum erstenmal außerhalb Berlins erklang. Heute sehen wir es und gedenken derOpfer,die der Kampf von uns gefor dert hat. In dieser Stimmung erklangen die Glocken, als derFührerin Nürnberg einzog. Und wir alle, die wir hergeeilt sind, wir warten nun auf den großen Augenblick, wo der Führer an demselben Platze, auf demselben Stück Erdboden wie in den Jahren 1927 und 1929 diegroße Heerschau seiner Braunen G a r d e abnehmen wird. Die Lehre, die uns allen daraus erwächst, rst die des Willens zum Leben, die Lösung der Aufgabe unserer Generation. Mit freudigem Herzen und frischem Mut gehen wir in dieser herrlichen malerischen Umgebung, die den Atem deutscher Geschichte ausstößt, freudig an die Arbeit und beginnen das Werk des Parteitages. Ministerpräsident Göring Prominente Nationalsozialisten. Unser Bild zeigt prominente Führer der NSDAP, bei der Eröffnung des Reichsparteitages in Nürnberg. Von links nach rechts: Stabschef Röhm, Statthalter für Bayern von Epp, den Stellvertreter des Führers, Hetz, Reichskanzler Hitler und den Nürnberger Ober bürgermeister Liebel. * Nürnberg am Donnerstag. Oie Gonderzüge rollen ein. Donnerstag früh sind auf dem Nürnberger Haupt bahnhof die ersten Sonderzüge mit den Amtswaltern der N S D A P. eingetroffen. Bis in die späten Morgen stunden des Sonnabend hinein rollen nun in durchschnitt lichen Abständen von zwanzig Minuten die Züge an. DM Anfang machten heute die Westf alen, die Rhein länder und die Ostpreußen. Besonders den O st - Preußen bereitete man nach ihrer weiten Reise ein herz liches Willkommen. Bald werden die Thüringer da sein, die B er l i ner und die von der Wasserkante, die Schlesier, die Pommern und so fort. Die Reichsbahndirektion Nürnberg hat eine Riesenarbeit zu leisten. In mehrwöchiger angestrengter Tätigkeit ist alles bis auf die Minute genau eingeteilt worden. Eine achttägige Fahrplankonferenz der Referenten aller Reichs bahndirektionen Deutschlands hat 1500 Fahrpläne für die Voll- und Leerzüge und die Lokomotivführer auf gestellt. 340 Sonderzüge kommen in diesen zwei Tagen an, so daß die letzten hundert Kilometer vor Nürnberg aus den Schienensträngen ein Verkehr herrscht wie auf der Berliner S-Bahn. Im einzelnen kommen 180 000 politische Amtswalter, 100 000 SA.- und SS.-Männer, 60 000 Angehörige der Hitler-Jugend und 12 000 Mitglieder des Bundes deutscher Mädchen in Sondcrzügen an, und zwar 36 aus dem rechtsrheinischen Bayern, 34 aus dem Rheinland, je 25 aus Berlin, Nieder- und Oberschlesien, 23 aus West falen, 21 aus Hessen-Nassau, 20 aus Hannover, 19 aus dem Freistaat Sachsen, 16 aus der Provinz Sachsen, 15 aus Ostpreußen, 14 aus Württemberg, je 11 aus Pommern und Thüringen, 10 aus Schleswig-Holstein, 7 aus dem Gau Südhannover-Braunschweig und weitere ZHge aus den übrigen Landesteilcn. Auch aus Basel wird ein Sonderzug erwartet. Auf 110 Kilometer Gleis werden die Leerzüge bis zu 13A Kilometer von Nürnberg entfernt für den Rück transport bereitgehalten. Der Güterverkehr, der trotzdem keine Verzögerung erleidet, wird in weitem Bogen um die Stadt Nürnberg herumgeleitet. 2S3000 Quartiere. In Nürnberg und Fürth und den Vororten dieser beiden Städte sind etwa 253 000 Quartiere bereitgehalten, darunter über 200000 Lager in Massenquartieren, wie Schulen, Fabriken und Sälen. Nicht gerechnet sind dabei die Lager in den riesigen Zeltstädten. Bald wird hier ein Lagerleben von nie gesehenem Aus maß einsetzen. Die Zelte sind mit Wasserleitung und elektrischem Licht versehen und recht wohnlich eingerichtet. 40 000 Zentner Stroh sind angefahren worden. Gekocht wird in riesigen Kesseln, und das größte Zelt lager bei Langwasser umfaßt 75 Zelte im Umfange von je 80 mal 100 Meter und einem Fassungsvermögen von je 500 Mann. Allein für dieses Laaer wurden 90 000 Quadratmeter Zellstoff benötigt. Hinzu kommen un gezählte kleinere Zelte. Hohe Kommandotürme sind errichtet worden, von denen die Befehle über das weite Lager gegeben werden. * Die '4000 sächsischen SA.-Männer, die als einzige die Erlaubnis bekommen haben, einen Fuß - marsch zum Parteitag anzutreten und sich unter der Führung von Gruppenführer Hayn von Plauen über Hof und Bayreuth mit einem Tage Ruhepause in Be wegung gesetzt haben, werden am Freitag ihr Ziel im Zeltlager erreichen. Es wird gekurbelt. Von der herrlichen Ausschmückung der Stadt werden fortgesetzt Aufnahmen für den Film gemacht. Bekanntlich stellt die Reichspropagandaleitung der NSDAP, auf Weisung der Reichsleitung einen groß artigen Tonfilm vom Reichsparteilag her. Die Wochenschauen, deren Tonwagen in großer Zahl in den Dienst der Sache gestellt sind, werden alsbald kleinere Ausschnitte von dem bevorstehenden grandiosen Aufmarsch zeigen. Die künstlerische Leitung der Film aufnahmen hat auf Wunsch des Führers LeniRiefen- stahl übernommen. * Blomberg und Krick in Nürnberg. In Nürnberg ist jetzt auch Neichsinnenminister Dr. Frick eingetroffen. Der Reichswehrminister, General oberst von Blomberg, hat sich ebenfalls mit seinen Adjutanten, Korvettenkapitän von Friedeburg und Haupt mann von der Decken, im Flugzeug zum Parteitag begeben. In seiner Begleitung befindet sich außerdem der Chef der Marineleitung, Admiral Dr. e. h. Raeder, der Chef des Ministeramtes, Oberst von Reichenau, der Chef der Wehrmachtabteilung, Oberst von Vietinghoff. Der Chef der Heeresleitung, General der Infanterie von Hammerstein-Equord, ist bereits vorher nach Nürnberg abgereist. Auch der Vizekanzler auf dem Parteitag. VizekanzlervonPapen traf abends zur Teil nahme am Reichsparteitag in Nürnberg ein. Der Reichs minister des Auswärtigen, FreiherrvonNeurath, fuhr gleichfalls mit seinem Kabinettschef, Vortragenden Legalionsrat Dr. Völkers, nach Nürnberg ab, um an den Feierlichkeiten des Parteitages alsGastdesFührers teilzunchmen. In seiner Begleitung befindet sich Ministe rialdirigent Aschmann und Vortragender Legationsrat von Bülow-Schwante. Um 20 Uhr kam der unendlich lange Sonderzug mit den Abordnungen der Berliner Ortsgruppen auf dem Hauptbahnhof an. Die mehrere tausend Mann starke Berliner Abordnung wurde von der Bevölkerung mit lebhaften Heilrufen empfangen und zog unter dem Gesang des Liedes „Märkische Heide" durch die Stadt in ihre Quartiere. Auch Reichsbankpräsident Dr. Schacht traf als Ehrengast in Nürnberg ein. Mit Einbruch der Dunkel heit setzte wieder die Beleuchtung der historischen Baulichkeiten ein. An den Häuserfronten flammte die fest liche elektrische Beleuchtung auf und auf den großen Plätzen begannen die Standkonzerte der SA. Reichsittttemmmstcr Dr, Frick