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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Loknl-AnzeiMr für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal and NmzegM. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hans I Mark 2v Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltsne Korpurzeils 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag Vz11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Nr. 50. Schrislleitung, Vruck «nö Verlag von N. Schurig, Bretnig 17. Jahrgang. Sonnabend den 22. Juni 1907. Bekanntmachung. Die Gemeinde-, Armen und Feuerlöschkassen-, sowie die Schul- und Kirchenanlagen-Rechnungen auf das Jahr 1806 liegen für die Beteiligten vom Zum Gustav Adalf-Mefte in PulSnitz. Der Sammelbote ist in letzter Zeit in unserer Gemeinde herumgegangen, Liebesgaben zu sammeln für die große Sache unsere» Gustav- Adolf Verein», Es sind reiche Gaben ge flossen, nicht allein deshalb reich zu nennen, weil sie au» den Händen der Reichen kamen, weil sie wirklich reichlich zu nennen waren, sondern vor allem deshalb, weil viele Gaben dabei waren au» der» Hütten der Armen, aber reich an Liebe und Opfersinn. — Soll da« aber alle» sein, was wir bei diesem Feste tun wollen? — Ja, was wollen wir? — Wir wollen durch persönliche Teilnahme an den Festtagen ein Zeugnis davon ablegen, daß in unserer Gemeinde noch viele Herze» schla. gen, die für die evangelische Sache ganz und voll einzutreten gewillt sind. Wir wollen un« durch solches gemeinsames Zeugni« gegen seitig stärken, un« gegenseitig Kraftvewußtsein uno Mut einflößen! Wir werden davon reichen Gewinn Haden für unser eigener evangelisches Gemeindeleben. Und solch eine gemeinsame Erhebung und Begeisterung tut un« allen sehr not! — Aber wir wollen auch den fremden Vertretern der notleidenden Diasporagemeinden einen erhebenden Eindruck mit in ihre Heimat, in ihre Not und in ihren Kampf geben, zu ihrer eigenen Stärkung. Eie sollen wissen, daß im lieben deutschen Vaterlande der Name Gustav-Adolf» noch Zugkraft hat, daß auf seinen Ruf wie eine gewaltige Schutz- und Trutzmauer Tausende evangelische Christen sich zusammenschließen, wenn e» gilt, notleidenden Glauden»brüdern Hilfe und Stärkung zu bringen. An diesem Bilde einmütigen Eintreten» für unsere Glaubensgenossen sollen sie und ihre Gemein den sich stärken. Darum komme jedermann Mm Feste, wer nur irgend kann, — und man kann meisten», wenn man nur ehrlich will, — und lege sein Zeugnis ab: Hie gut evan gelisch und protestantisch allewege! Die ganze Gemeinde ist herzlich zu den Festveranstal tungen eingeladen! Gott segne da» Fest, er lasse un» reichen inneren Gewinn davon- tragen. — Wir geben das Festprogramm zur allgemeinen Kenntnisnahme hiermit zum Ab. druck: Montag, den 24. Juni: Abend» 8 Uhr im Schützenhaus öffentlicher Familien abend. Begrüßung, Ansprachen, Gesänge der vereinigten Gesangvereine. — Dienstag, den 25. Juni: Vormittag» 9 Uhr im Schützen haus Hauptversammlung (Gäste, Frauen und Männer sind herzlich willkommen). Festan- spräche de« Vorsitzenden. Bericht de« Berg Bautze» über die zur großen Liebe»gabe vorgeschlagenen Gemeinden Neustadt a. o. Tafelfichte, Rakitt-Cosemühl, Ramsau. Schluß gegen 2 Uhr. Nachmittags 4 bis 6 Uhr geselliges Beisammensein auf dem Schweden- stein. Gesänge des Kirchenchores. Abends 8 Uhr im Schützenhaus öffentliche Volksver- sammlung. Bericht de« Pfarrer Blanckmeister- Dresden, Ansprachen, Gesänge der vereinigten Gesangvereine. — Mittwoch, den 26. Juni: Früh 6 Uhr Einläuten de« Festes. Vorm. 8 Uhr Kindergollesdienst. Festprediger: Superintendent von Seygewitz Pirna. Kollekte sür Bleistavt (Böhmen). Vormittags r/zlO Uhr Stellen zum Festzuge am Schützen- Haus. Vormittags 10 Uhr Festgottesdienst. Festprediger: Superintendent a. D. Pfarrer Jäkel - Pottdam. Kollekte für Bleistadt (Böhmen). Nachmittag» 1 Uhr: Fest tafel im Herrenhaus. Gedeck 2 Mark. Teilnahme auch der Damen sehr erwünscht. Oertliches und Säcdstfckes Bretnig. Die geehrte Einwohnerschaft unseres Rödertale» wird hierdurch daraus aufmerksam gemacht, daß die ersten Ruhebänke durch den „Heimatverein Rödertal" am sogen. Stern !m Massenei-Walde und an dem Treffpunkt der 5 und 6 am langen Flügel, sowie bei dem Zusammentreffen des Arnsdorfer Flügels auf die 7 aufgestellt worden sind. Dis Aufstellung von Ruhebänken an anderen schönen Orten unserer näheren Umgebung soll baldigst erfolgen. Diese Bänke werden hiermit der allgemeinen Benutzung übergeben, zugleich aber sei die herzliche Bitte um Schonung Le« Vereinseigenlum« ausgesprochen. Ebenso herzlich bitten wir, die betreffenden Plätze nicht durch Wegwsrfen von Papierab fällen und dergleichen verunstalten zu wollen. Sobald wie möglich sollen, um das zu ver meiden, geeignete Papierkörbe an diesen Orlen aufgestellt werden. Vor allem aber liegtuns d i e Bitte am Herzen: Schutz den betreffenden Forstwaldungen! Wir hoffen auf allgemeine Unterstützung der gesamten Einwohnerschaft de» Rödertal»! Wir dürfen wohl erwarten, daß wir uns in unserem Vertrauen auf den Takt und Anstand unserer Einwohnerschaft nicht getäuscht haben! Großröhrsdorf. Das am 16. d. M. im Restaurant „Feldschlößchen" adgehaltene 1. Verbandsksgeln des Keglerverbandes „Rödertal" erfreute sich einer regen Betei ligung. Bei den 484 abgeschobenen Num mern de« Geld-Punkt-Kegeln» wurden insge samt 494 Punkte erzielt. Die höchsten Punkte hierbei haben zu verzeichnen: Emil Schurig, Großröhrsdorf, 9, 6, 8 gleich 23 Holz, Bruno Haup^t, Großröhrsdorf, 7, 9, 7 gleich 23 Holz, Paul Seckendorf, Großröhrs dorf, 8, 8, 7 gleich 23 Holz. Bei dem sich anschließenden Ehren-Preis-Keqeln wurden 69 Karten abgeschoben, n 5 Kugeln. Er erhielten den I. Preis Rasch mit 34, 2. Preis Armed Schurig mit 31, 3. Preis Buntzel, Radeberg, mit 31, 4. Preis Emil Schurig mit 31, 5. Preis Boden mit 30, 6. Preis Alfred Schurig mit 29, 7. Preis Stephan mit 29, 8. Preis Oikar Schmidt, Radeberg, mit 29, 9. Preis Lange mit 29 und den 10. Preis Mehnert mit 28 Holz. Die acht Kegler ohne Ortsangabe sind sämt lich Großröhrsdorfer. Pulsnitz. In Hedersleben im Harz ertrank am Sonnabend beim Baden der von hier gebürtige, im 20. Lebensjahre stehende Tischler Ernst Bartsch. Durch den frühen, jähen Tod ist die Familie desselben rn tiefe Trauer versetzt. Kamenz. Vom Kriegsgericht der 3. Division in Dressen wurde der Unteroffisier St. vom hiesigen Regiment wegen eine» kürzlich in oer Näh- der Kasernen an einer verheirateten Frau begangenen Sittlichkeits- Vergehens zu 7 Monaten Gefängnis und Degradation verurteilt. Kamenz. Herr Obergendarm Krauß 20. äirfrr Monats 4 Wochen lang während der Dienststunden im Gemeindeamts zur Einsicht au». Bretnig, 18. Juni 1907. Der Gemeinderat. hier ist vom 1. Juli 1907 ab zum Kreis- obergendarm in Zwickau befördert worden- An seiner Stelle ist der bisherige Gendar meriebrigadier Rougk in Stötteritz zum Odergendarm in Kamenz ernannt worden. D emitz-Thumitz, 18. Juni. Gestern nachmittag kurz vor 5 Uhr ist im Granit bruche der Firma C. G. Kunath „Jungfern stein" der Steinarbeiter Ernst Hensel au« Oberneukirch tödlich verunglückt. Hensel, der verheira'et und seit vielen Jahren bei der Firma in Arbeit ist, hat bei seiner gewohnten Beschäftigung, Begleitung der Wagen im Bremsberge des genannten Bruchs, vermutlich einen Stoß von irgend einem Wagen oder Stein- erhalten, oder aber er ist während der Fahrt an eine Weiche gestoßen, sodaß ihn der Brustkorb eingedrückt worden ist. An dem Unglück de« sehr zuverlässigen Ar- beiters trifft niemanden eine Schuld. Bautzen. Von der 1. Strafkammer des Königl. Landgericht» wurde der 30 Jahre alte Handlungtgehilfe Paul Gustav Richard Kühn in Pulsnitz wegen Unterschlagung von 2658,20 Mark Jnvalidenkaffenbeiträgen zu 10 Monaten Gefängnis und 3 Jahre Ehren rechtsverlust verurteilt. Dresden, 20. Juni. Gestern abend schob sich ein Mann im „Westendpark" in den Mund und erlag der schweren Verletzung. Bei ihm wurden ein Führungszeugnis der Stadt Glauchau, auf den Maschinenweber Richard Heinze lautend, sowie 1000 Mark vorgefunden. Die Polizei überführte die Leiche nach dem Plauenschen Friedhöfe. — Der Berliner „Vorwärts" entwirft auf Grund einer Schilderung des Dep.-Bur. Herold über die Audienz einer Anzahl Redak- teure bei Sr. Maj. König Friedrich August ein so anmutige« Bild, daß wir e» unserem Leserkreis nicht vorenthalten möchten. Maje- stät kam u. a. auf die Tendenz der „Dres dener Reuest. Nachrichten" zu sprechen und meinte: „Sie legen wohl den meisten Wert auf die Sammlung der neuesten Nachrichten; eine eigene Parteistellung haben Sie wohl nicht?" Auf die Entgegnung, daß die „Dresdner Neuesten Nachrichten" zwar kein Parteiblatt seien, aber doch eine ausgespro- chene politische Richtung hätten, sagte der König: „Was ist denn eigentlich Ihre Ten denz?" Herr Chefredakteur Wolf erwiderte: „Am besten läßt sie sich wohl al» national- demokratisch bezeichnen." Der König fragte lächelnd: „Wie läßt sich diese Richtung definieren?" Herr Wolf erwiderte: „Maj., wir sind monarchisch bi« in die Knochen" — darauf der König ihm in« Wort fallend: „Aber auch demokratisch bis in die Knochen?!" — „Jawohl, Majestät! — Der König nahm dies« Antwort mit freundlichem Lächeln auf. „Na aber vor allem wollen Sie doch immer da« Neueste bringen?", worauf Herr Wolf erwiderte: „Majestät, wir wollen vor allem eme gute Zeitung machen." Als dem König der Chefredakteur Vollrath (Berliner „Volks zeitung") vorgestelll wurde, fragte der König auch ihn nach der Richtung seines Blattes, die Herr Vollrath als entschieden liberal be zeichnete. Der König fragte: „Aber Sie sind doch gemäßigt?", worauf Herr Vollrath erwi derte : „Wie e« die Situation erfordert, Maje stät!" Auch diese Antwort nahm der KöniÜ freundlich lächelnd auf. Dresden. Von der Kriminalpolizei wurde eine internationale Gaunerin, die von verschiedenen Gerichtsbehörden gesucht wird, festgenommen. Sie ist 23 Jahre alt und legte sich einen adligen Namen bei. Trotz ihres jugendlichen Alter» hat sie eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Sie will aus wärt» als Tänzerin aufgetreten sein und große Summen verdient haben. Es scheint aber, al» habe sie ihr Augenmerk auf Herre« besseren Stande» gerichtet und durch unwahre Angaben große Summen erschwindelt. Auch trat sie al» Hsiratrschwinolerin auf und hat sich falscher Namen bedient. Freiberg, 18, Juni. In der Sieben- lehner Brandstifteraffäre wurden Baumeister Straube, Kaufmann Zetzsche und Schlosser- meister Kaden zu je 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, Wirtschaft»besitzer Nendel zu S Jahren 6 Monaten Gefängnis, Schuhmacher Sohr zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis, Schuh macher Starke zu 1 Jahr 6 Monaten Gefäng nis und Schuhmacher Franke zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt. Die übrigen 5 Ange klagten wurden freigesprochen. — Durch Kaltblütigkeit rettete auf dem Hauptbahnhofs in Chemnitz ein St»tion«ar- deiter sein Leben. Ec wurde bei der Ein. fahrt eine« Berliner Schnellzuge« von der Maschine erfaßt, klammerte sich aber blitzschnell an dieselbe und wurde so eine große Strecke geschleift. Ec ist ohne jede Verletzung davon gekommen. — Der Rechtsanwalt Hugo Burkas 1 au» Leipzig, der sich am Montag vor der Straf- kammer wegen Betrugs verantworten sollte, aber bereit» am Sonnabend von Leipzig ver schwunden ist, soll in der letzten Zeit Spuren von geistiger Umnachtung gezeigt Haden. Burka» 1 bat sich durch Beteiligung an finanziellen und industriellen Unternehmungen ruiniert. Er war früher bei einer Anzahl Brauerei-Unternehmungen stark beteiligt uno hatte selbst eine Äosenbrauerei gegründet, die aber auch nicht einträglich war. Ferner hat er sich viel mit Erfindungen und Patenten abgegeben, wa« wohl auch zu seinem Ruin nicht wenig beigetragen hat. In seiner Blütezeit war Burka» ein vielbegehrter Rechtsanwalt, besonders in Sachen, wo es sich um Ansprüche gegenüber Behörden handelte und in Theater. Prozessen, lieber seinen Verbleib ist noch nichts bekannt geworden. — Eigenartige Kinder-Ausfetzung. Am Dienstag abend nach 6 Uhr kamen mit dem Zuge, der Plauen 4,55 Uhr verläßt, zwei russisch-polnische Frauen mit dem sächsischen Postznge in Hof an und hatten ein etwa acht Tage altes Kind bei sich, zu dem sie unter folgenden Umständen gekommen sein wollten. Eine etwa 22jähcige galizische Frauensperson sei in Zwickau erngestiegen und haoe den Frauen erklärt, sich des Kindes auf irgend eine Weise entledigen zu wollen, selbst wenn sie e« zum Fenster hinauSwersen müsse. Darauf, hin nahmen die beiden Frauen sich des Kinde» an, während die Mutter zwischen Zwickau und Reichenbach au» dem Eisenbahnwagen 4. Klaffe verschwand-