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tll Gegrünöet 18S6 »nick u. »«klag! rieplch e Reich««»», Lielden. V«Mcheck'»w. »sei Dreedei, Nachdruck NU« Mil deull.OueNenangad« (Dreedn. Nachr.) »uILIIlg. Unverlangt« Schriftstück« werden nicht aulbewadrt Lridtanichrifl! Nachrichten Lreiden 8«n>Iprtcher-G»mmrInummer! iS««» Nu, I», N-chtgewrichet «r.»»0l» «chriltleitun, n. HauptgelchälltsteN«! Lreeden-N. l, Martenstr«»« «S/t» »«»ugügedühr tei tügstch »weimaltger Austestung monatlich ».»0 Mi. leinichlleillch 70 Big. kür Trüge» lodn>, durch Postbejug st.io Mk. einlchllebllch dü Psg. Postgebühr lohne Postjustellung»gebühr> bei 7 mal wbchentllchem Perland. «tngelnummer 1<> P,g„ auterhalb Sachken» lü Pfg. «ngeigenprell«: Di« elnlpaltlge »ü mm drei» Aelle «ü PI,., st« «utwürt» «0 Pfg., die N) mm brelle Neklamegeil« »00 Psg., «uherhalb »ist Pf«, ad». Krilenatichlag lt. Taris, yamllienanjelgen und ktellengeiuche ohne NadaN lü Psg., außerhalb »» Psg. vssertengeiühr »o Psg. Nuüwürllge Nultrüge gegen Borau»be»ahlung. Kombinationen zum Reichstagsbeglnn Klara Zettln will vraslbleren vrabtwolckaog nneervr Berlin, 28. August. In den politischen Kreisen Berlins beschäftigt man sich, je näher der Termin des Z »sa m m e n- tritteS des Reichstages rückt, desto eingehender mit der Krage, welches Ende die erste SihungSperivbe des neuen Parlaments nehmen wirb. Wenn nun die Ne- »terung, entsprechend ihrer Erklärung, bah sie gewillt sei, vor den Reichstag zu treten, inzwischen auch ihre Dis positionen bekanntgegeben hat, so geht doch die Stimmung tm großen und ganzen dahin, daß sich die Anslösnn- d«S eben erst gewählte« Parlaments nicht vermetben lassen werbe. Mit ganz besonderer Spannung steht man schon der ersten Sitzung des Reichstages entgegen, in der die kommunistische Abgeordnete Klara Zetkin, die „Großmutter der Re volution^, die eigentlich aus ihrem Verhalten längst den sinngemäßen Schluß hätte ziehen sollen, auch osftziell Sowjetbürgerin zu werden, als sogenannte Alters- präsidenttn austreten will. Die kommunistisch« Fraktion hat Henle sogar dem Prä« fibente« d«S bisherigen Reichstags die seierliche Mit« tetlnng zngehe» lasse«, baß Klara Zetkin a«s jedenKallkomme« würde. Danach verspricht schon die erste Sitzung überaus lebhaft zu tverden, denn Li« starke Rechte, die der neue Reichstag auf weist, denkt nicht daran, sich eine Leitung der Geschäfte auch nur sür eine Sitzung durch di« Kommunistin gefallen zu lassen. Wie jetzt bekannt wirb, sind die konnnunisttschen Führer Stoecker, Körnen und Pieck in Moskau gewesen, wo das Verhalten der kommunistischen Fraktion und der Allerdvrästbentin Krau Zetkin bet den bevorstehenden RetchStagSflbungen eingehend besprochen und festgelegt wor den ist. Man muß daher aus allerlei Ueber- raschungen in dieser Sitzung gefaßt sein. ES ist nickt unmöglich, baß schon diese erste Sitzung des neuen Reichstags „aufsltegt", was bann zur Folge haben würde, daß Fra« Zetkin al» AlterSvrtisibenti« de« Reichstag a«ch weiterhin »ertrttt bis zur nächsten Vollsitzung, von der noch niemand misten kann, wann sie stattftnbet. ES würden also vielleicht sogar für LarUaor SckrUtleltuvg längere Zett die sehr weitgehenden Rechte des Reichs- tagSprästdenten in den Händen einer kommunistischen Ab geordneten liegen, die in völliger Abhängigkeit von Moskau steht. So geht auch das Gerücht um, daß Frau Zetkin beabsichtige, taS vorläufige Präsidium am Er öffnungstage nur aus Kommunisten bestehen zu laste», während bisher nach altem Brauch je ein Vertreter der gröberen Parteien In dieses vorläufige Präsidium be rufen wurde. Da das Auftreten der alten Kommunistin höchst wahrscheinlich den Anlaß zu schweren Lärmszenen geben wird, hat man in einigen Kreisen die Krage aufgeworfen, ob sich den« nicht Mittel «nd Wege finden lasten, den unwürdigen Zustand, baß anS» gerechnet eine Äertreterin der bolschewistischen Sowjet regierung den neuen Deutschen Reichstag leiten will, zu vermeiden. So hat man auch die Frage gestellt, ob die NeickSregierung nicht irgendwelche Polizcimittel finden könnte, um den Unfug, den ganz zweiselloS das beabsichtigte Auftreten Klara ZetkinS bedeutet, zu verhindern. Diese Anregung hat sofort den lebhaften Widerspruch der „Naatserhal- tenben" demokratischen Presse gefunden, für die das „Berliner Tageblatt" erklärt, eS sei gar nicht ein- zuschen, „warum sich die sogenannte nationale Mehrheit tm Reichstage die Alterspräsident!« Klara Zetkin nicht gefallen lassen soll". Aus Grund der Verfassung steht einer Ver- etnbarung einer Mehrheit der Reichstags- srakttonen nichts im Wege, da» System des sogenannten Alterspräsidenten avzusckassen. Die Weimarer Versassung bestimmt in ihrem Artikel St! lediglich, daß der Reichstag seinen Präsidenten sowie besten Stellvertreter zu wählen habe. Darüber, daß di« erste Sitzung auögerechnet von dem ältesten Mitglied deS Reichstages z« leite« sei, sindet sich i« der Verfassung nichts, es handelt sich hier um «ine bloße Gepflogenheit, mit der man, wenn es nottut, durchaus und ohne irgend welche bestehenden Vorschristen zu verletzen, breche«» kann. Bis jetzt ist allerdings eine Initiative in dieser Rich- tnng noch nicht ergriffen worden. zeitweiliges Regieren Me Parlament? Die RcichSregterung beabsichtigt, dem Aeltestenrat des neuen Reichstages vorzuschlagen, daß der Retchskanz- ter am Montag, dem v. September, «ine programmatisch« Rede im Reichstag« hält, an die sich eine allgemeine politische Aussprache ««schließen soll. ES ist zunächst geplant, voin 60. August bis einschließlich 1. September Vollsitzungen abzuhalten, die der Erledigung der Formalten dienen sollen, und bann mit Rücksicht auf den in Esten stattsindenden Katholiken tag «ine Vertagung bis zum 8. September eintreten zu lasten. Die Wiederaufnahme der Sitzungen will bann der Reichskanzler mit einer umfassenden Rede einlciten. Im übrigen will die NeichSregterung, nachdem der Reichskanz ler am kommenden Sonntag in seiner angekttnbtgten Rede vor den «estsälischen Bauernvereine« in Münster die Grundsätze des neuen Wirtschaftsprogramms bekannt- gegeben haben wird, in einer Notverordnung einzelne Maßnahmen dieses WlrtschastSprograinmS noch vor her NeichStagSrede des Kanzlers verösfentlichen. Die wettere»» Entscheidungen der Regierung mürben bann von der Haltung des Reichstages selbst abhängen. Da die Sozialdemokraten bereits M t ß t r au en Santräg e angekündigt Haven, und da nicht damit zu rechne»» ist, baß die OpposittonSstellung der Nationalsozialisten gegen das Kabinett v. Papen bis zum Zusammentritt des Reichstages «ine Aenbcrung erfährt, so ist mit einer ziemlich erheb- lichenMehrhettgegenbteNcgierungim Reichs- tage zu rechnen. Diese Mehrheit wird aller Wahrscheinlich- kett nach bet den kommenden Anträgen aus Aufhebung der Notverordnungen vorhanden sein. Selbst wenn man e» für möglich hält, was verschiedentlich der Fall ist, baß eS durch taktische Manöver gelingen könnte, die Abstimmung über die Mtßtrauensanträge so zu gestalten, daß sie nickt in der bisher üblicken varlamentartschen BetracktungSwetse als Sturz des Kabinetts anzuseken wäre, so bliebe aber sür die Anträge aus Aufhebung der vom Kabinett Papen erlassenen Notverordnungen noch immer eine Mehrheit in AuSNckt. AnS diesem Grunde rechnet man mlt der Auflösung des Reichstage», «nd zwar mancherorts schon z« einem Zeit punkte vor der allgemeine« politische« Aussprache »der an «ine« Lage, an de« diele politisch« Aussprache «och nicht znm Abschluß gelangt ist. Z« betone« ist jedoch, daß eine »sstzielle «ntscheibnng de» ReichSkablnettS in dieser Hinficht bi» jetzt «och nicht gefallen ist. Da» Kabinett will vielmehr erst einmal sehen, mit welcher Lag« e» im Reichstage zu rechnen hat. Di« weitere Krage, was geschehe« soll, wenn die RetchStagSanflvsnng zur Tatsache wird, ist, zur Zeit wenigstens, noch in vollkommenes Dunkel gehüllt. Recht interessant tst ein Aussatz in der be kanntlich sehr wett rechts stehenden „Berliner Börsen- zettung", der mit folgenden Sätzen schließt: „Wir misten nicht, mit welchen Plänen sich die Regierung trägt, mir könnten eS uns aber sehr wohl vorstellen, daß das Inter- esse von Volk und Wirtschaft, mit einer» Wort, die Staats räson, «in zeitweises Regiere« ohne Parlament, einen von oben diktierten Umbau des Staates, eine Reform der Verfassung auch gegen ihre bisherigen Träger, zur unbedingten Notwendigkeit machen könnte. Hinter solche zwingende»» Erfordernisse hätten alle andern Rücksichten zurückzutreten, denn bas Leben der Nation ist schließlich wichtiger als der tote Buchstabe des Gesetzes. Eines allerdings darf keine Negierung, die sich große Taten zum Ziele setzt, darüber vergeßen: man kann zwar «ege« «nd ohne Parlament, gegen und ohne Verfassung regieren, nicht aber, jedenfalls nicht aus die Dauer, ganz ohne daS Volk. Man mnß zum mindesten bestrebt sein, sich in den nativ- nal-akttven Elementen des Volkes einen Rück halt zu sichern, und wen»» diese Verbindung zeitweilig ab gerissen sein sollte, so muß man sich bemühen, sie baldtgst wieder herzu st eilen. StaatSautorttäre Lösungen, die des Rückhaltes im Volke entbehren, können vorüber gehend von Erfolg begleitet sein, aus lange Sicht gesehen, müssen sie scheitern. Deutschland ist zwar nicht Spanten, immerhin ist der Verlaus des Regimes Prtmo de Riveras «in Beispiel, daS historisch interessant, wichtig und nicht zu übersehen tst." ES wird hier also der Negierung der Rat gegeben, bei ihren eventuellen weiteren Maßnahmen nicht zu übersehen, daß ein Negieren gegen die starke deutsche Rechte schädlich wäre. Jedenfalls sieht man in den politischen Kreisen Berlins der Entwicklung, die die nächste Zett bringen wird, mit dem denkbar größten Interest« entgegen. Slti-enburg bleibt in NeubeS Berlin, 28. August. Bon zuständiger Stelle wirb mit- geteilt, baß nunmehr feststeht, baß der Reichspräsident von Hindenburg noch einige Zett in Neudeck bleibe»» und seinen dortigen Aufenthalt auch durch ein« Reise zum Stahlbelmtag nach Berlin nicht unterbreche»» wirb. Dagegen nimmt man an, daß der Reichskanzler vonPapen und der RelchSwehrmtnIster von Schleicher an der einen oder anderen Veranstaltung des Stahlhelms teilnehmen werben. Wie der Stahlhelm mtttetlt, werben sich zum IS. Reichs- ^onNolda^entag 2000 ost preußische Stahlhelmer nach Dee Ruf nach Kolonien Bon Seich DuemS, Generalsekretär der Dentschen Kolonialgesellschast Weshalb gilt eS, gerade jetzt aufzustehen und dt« K o l o n i a l sch u l d l tt g e als den gröbsten Betrug der Weltgeschichte anzuklagen? ES ist nach unserer Ansicht heute der geschichtliche Augenblick gekommen, in dem daS deutsche Kolontalproblem in seiner ganzen Bedeutung auf gerollt und in bas Licht der Wahrhaftigkeit gestellt werben muß. Ich erinnere an die WoNe, die der deutsche Reichs kanzler vor wenigen Wochen zu einem ausländischen Pressevertreter sprach: „Den ungeheuerlichen Diskrimi nationen, deren Gegenstand Deutschland durch den Ver sailler Vertrag geworden ist, muß iin Interesse der Welt ein Ende gemacht werden, insbesondere muß die moralische Aechtung Deutschlands, die in der KriegSschuldlüge liegt, und in der Wegnahme unserer Kolonie»» zum Ausdruck kommt, die unter der Begründung erfolgte, »vir seien die schlechtesten Kolonisatoren der Welt, abgcschasft werden. Der Kamps gegen diese AcchtnngSbestimmnngen wird unerbittlich sortgcsührt werben." ES mehren sich die Zeichen, daß eine Neuordnung der Kolonialfrage binnen kurzer Zett bevorsteht. Italien hat offiziell erkläre»» lasten, daß eS eine baldige Erfüllung seiner Kolonialansprttche gemäß den Zusagen der Alliierten vor Eintritt Italiens in den Weltkrieg erwartet. Noch hat Italic»» seine Forderungen aus afrikanischen Kolontalraum nicht konkretisiert, eS besteht aber durchaus die Gefahr» baß Italien seinen Anteil an den koloniale« Mandaten fordert. Auch für England könnte die erneute Ausrollung der Kolonialfrage insoweit erwünscht erscheinen, als die Befürworter der Schaffung eines ostafrikantschen DominiumS durch Verschmelzung von Deutsch-Ostasrtka mit Kenya und Uganda die Erfüllung ihrer Absichten von einer kolonialen Neuregelung erhoffen. Schließlich meldet sogar — Polen koloniale Ansprüche an, mit der absurden Begrün dung, baß eS einen Anteil an den deutschen Kolonien tm Verhältnis zu dem Umfang des im Osten an Polen ab getretenen deutschen Gebietes beanspruchen könne. Abgesehen von diesen kolonialen Ansprüchen, mehren sich auch tm AuSlande die Stimmen für ein« gerechte koloniale Neuordnung: ES mnß daran erinnert werden, baß Präsident Hoover ii» seiner Botschaft über das Schulden seierjahr in» Zusammenhang »nit der Darlegung der Gründe für die Weltwirtschaftskrise und der Mittel zu ihrer Be hebung ausdrücklich erklärt hat, daß die Vereinigten Staaten mit Absicht nicht teilgenoinmen haben an den Reparationen «nd an der Austeilung der Kolonien. Vor allem aber sind eS zwei Tatsache»», die bewirken, daß überall in der Welt, sogar in Frankreich, weiteste Kreise bereit sind, Deutsch land sein koloniale» Recht nicht mehr vorzuenthalten. Die erste Tatsache: Die angeblichen Unterlagen der Kolontallügc sind — eine Reihe von Jahren nach dem Abschluß des Versailler Vertrages — in demselben Lager, in der» man sie anserttgte, als Fälschung gebrandmarkt worden. Die unter dein moralischen und physischen Druck der südafrikanischen BesatzungStruppen von einzelnen Ein geborenen erwirkten Aussagen über angebliche deutsche Grausamkeiten, Ungerechtigkeiten und unsere Unfähigkeit zur kolonisatorischen Erschließung der Kolonien gaben daS Material ab, bas, in einem Blaubuch zusammengetragcn, al» „BemeiSbokument" für unsere Unwttrdtgkcit und Unfähig keit zur Erschließung kolonialen Neulands dienen und den gemeinen Landraub in Einklang mit dem Grundsatz eine» „Friedens des Rechts und der Gerechtigkeit" bringen sollte. ES ist immerhin anznerkcnnen, daß sich die Süd afrikanische Union, die Urheberin dieser Schniähschrist. ihre» Unrechts zu schämen begann und heute ganz von diesem Dokument abgerückt ist. In» Inlt 1026 ersuchte der Landes- rat von Südwestafrtka einstimmig den Premierminister der Südasrtkantschen Union, das Blaubuch zu vernichten, und der Premierminister ließ daraufhin die unzwctdenttge Er klärung abgebcn: „Die Unzuverläfstgkeit und Univürdigkett dieses Dokumentes der Kriegspropaganda ist nach Ansicht des Premierministers genügend, um eS dem unehrenhaften Grab aller ähnlichen Papiere der KriegSzeit zu über antworten." Dieser nüchterne Beweis vernichtet endgültig die Koloniallüge und gibt Deutschland den unbestreitbaren Rechtsanspruch, seine Kolonien zurttckzusordern. Die zweite Tatsache hat ebenso schweres Gewicht! ES «st die Erkenntnis, daß man ohne die Hilfe Deutschlands tteute: ver » O Ki-aMakfer 8e11e 8 uml 9