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DK „Wet-eritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan italten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchentz-IkitW. Amtsblatt ..«äse. welche bei der r.veulenden Auslage de» BlatteS eine sehr wirk- same Verbreitung finden, «erden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und coniplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Carl Ithm in Dippoldiswalde. Nr. 104. Donnerstag, den 6. September 1883. 48. Jahrgang. Die ungarisch-kroatische Krise. Die Wendung, welche die kroatische Wappenfrage genommen, ist überaus merkwürdig und politisch von ungewöhnlicher Wichtigkeit. Durch die Zeitungsnach richten sind die Leser bereits unterrichtet davon, daß gegenwärtig nicht blos eine kroatische, sondern auch schon eine ungarische Krise bestehl, und daß im weiteren Verlauf der Dinge auch noch eine österreichische Krise keineswegs ausgeschlossen erscheint. Zum besseren Verständniß der jetzigen Lage dürfte es angezeigt sein, die letzteren Ereignisse hier kurzweg zu rekapituliren. Mitte Juli d. I. hat der Finanz direktor David in Agram auf den gemeinsamen Aem- tern plötzlich neue Wappenschilder mit ungarischen und kroatischen Umschriften anbringen lassen, und etwas später wurden die gleichen Schilder auch in anderen Städten Kroatiens angebracht. Solche waren früher, seit dem Bestand des „Ausgleichs", also seit 1868, nicht vorhanden gewesen. Man weiß, daß diese Wappen schilder von den Kroaten gewaltsam entfernt worden sind. Hierfür verlangte Ungarn, als für eine Belei digung seines Staatswappens, Satisfaktion, und be stand umsomehr auf seinem Verlangen, als sich hinter dem Streit um die Umschriften auf den Wappen un endlich mehr verbarg, nämlich die Auflehnung der Kroaten gegen die Zusammengehörigkeit mit Ungarn. Es kam zu Wiener Minister-Konferenzen, die vor einer Woche stattgefunden haben. Hier setzte Tisza seinen Willen durch. Unter Vorsitz des Kaisers be schloß der gemeinsame Ministerrath, daß Ungarn seine Satisfaktion erhalten soll. Die Wappen sollten wieder an ihren früheren Stellen in feierlicher Weise ange bracht werden, dafür versprach Tisza, im ungarischen Reichstage eine gesetzliche Regelung dieser Angelegenheit herbeizuführen, welche dem Wunsche der Kroaten gemäß ausfallen soll. Der Banus reichte seine Entlastung ein, diese wurde angenommen, doch beauftragte ein kaiserliches Handschreiben den demissionirenden Banus Grafen Pejaczewicz mit der Fortführung der Geschäfte bis zur Ernennung eines Nachfolgers und gleichzeitig auch mit der Durchführung der Wiener Beschlüste, d. h. Graf Pejaczewicz wurde in dem kaiserlichen Hand schreiben beauftragt, die Wiederanbringung der Wappen zu überwachen. Pejaczewicz übernahm stillschweigend diesen Auftrag und reiste heim. In Kroatien hatten sich inzwischen alle Parteien des Landes geeinigt, die Wappen um keinen Preis, was auch kommen mag, wieder aufrichten zu lasten. Gleichzeitig tauchten vermummte Gestalten auf, die von Ort zu Ort, von Amt zu Amt zogen, um die ungarischen Wappen zu entfernen, und im Kreise Zaporien brach eine offene Revolte gegen die ungarische Herrschaft aus. Da erklärte Pejaczewicz, er könne die Wiener Be schlüsse nicht ausführen und bitte um seine sofortige Entlastung. Damit hat sich Pejaczewicz direkt gegen die Krone aufgelehnt, ja sogar den Kaiser blosgestellt. Dieser unerhörte Fall mußte bei Hofe und allgemein den tiefsten Eindruck machen, einen uni so tieferen, als buchstäblich ganz Kroatien dem Grasen wegen seiner kühnen That enthusiastisch zujubelte. Allein weniger denn je zuvor kann jetzt Tisza einen Schritt zurückmachen. Er kam abermals nach Wien, und er wird verlangen, daß Kroatien gedemüthigt werde; geschieht dies nicht, dann tritt das Kabinct Tisza zurück. Ungarns Forderung ist aber nur mit den Waffen zu erfüllen. Wir haben zunächst also ent weder die Suspension der Verfassung in Kroatien, welche wahrscheinlich einen Aufstand im Gefolge haben wird, oder einen Kabinetswechsel in Ungarn zu er warten. Was sich weiter noch aus diesen Wirren er geben wird, ist heute noch gar nicht abzusehen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 4. Septbr. Der National - festtag wurde dieses Jahr bei uns dadurch ausge zeichnet, daß bereits Sonnabend, den 1. Sept., in den Oberklaffen der Stadtschule auf den Tag und seine geschichtliche Grundlage hingewiesen wurde. Nach mittags unternahmen die erste Mädchenklaffe, unter Führung des Herrn Kantor Hellriegel, einen Ausflug nach Tharandt. Auch andere Schulen hatten Partieen veranstaltet; so eine größere Schülerabtheilung von Glashütte nach Schmiedeberg, die Schule von Sadis dorf nach Dresden. Am Sonntage war geflaggt, der Militärverein hielt eine Neveille ab und schmückte die Gedenktafel der Gefallenen mit Eichenkränzen, und das Stadtmusikchor spielte von 11—12 Uhr auf dem Markte patriotische Weisen. — Nachmittags hatte die Schützengesellschaft einen Auszug und ein Festscheiben schießen veranstaltet. Abends fand sodann das recht gut besuchte Concert der Geschwister Tronicke im Schieß haus statt, das jedoch keinerlei Beziehung auf die Be deutung des Tages darbot. — Heute, am Konsti tutionsfeste, vermißten wir die sonst übliche Aus zeichnung des Tages durch Flaggenschmuck und Reveille. - Ihre Majestät die Königin hat am 4. Septbr. dem Jagdschloß Rehefeld einen kurzen Besuch abge stattet. Hochdieselbe langte mit der Bahn in Schmiede berg Vormittags an, von wo die Wagen benutzt wurden und kehrte am Abend auf demselben Wege nach Pillnitz zurück. — Hr. Hofrath Ackermann wird nächsten Frei tag im hiesigen Rathhaussaale sein Programm vor der Wählerschaft entwickeln. Dippoldiswalde. Im Monat August d. I. wurden an hier durchreisende Fremde als Stadt- geschenk 260 Marken gegen 240 im gleichen Monat des Jahres 1882 verabreicht. — Von Herrn Oberförster Marhold in Höckendorf geht uns folgende Berichtigung zu: „Wegen des in Nr. 103 der Weißeritz-Zeitung enthaltenen Artikels, den Selbstmord Nülke's aus Hennersdorf betreffend, wird gegen den Einsender Strafantrag gestellt werden. Ohne mich auf cine Widerlegung der in demselben enthaltenen Unwahrheiten und Entstellung der That- sachen einzulassen, sei nur bemerkt, daß die kompetente Behörde nicht die „Königliche Oberförsterei Höcken dorf" sondern der Gemeindevorstand zu Reichstädt war. Frauenstein, 4. September. Zur Feier des Sedantages fand im Gasthause „Zum goldnen Stern" hier ein von den Herren Günther und Müller ans Dresden unter Mitwirkung des hiesigen Doppelquartetts gegebenes ungemein zahlreich besuchtes Konzert statt. Die Herren Günther und Müller zeigten sich auch diesmal als Virtuosen auf der Violine und Cello. Hoffentlich bieten die Herren Günther und Müller im Laufe dieses Winters uns wieder einige Male ähnliche Kunstgenüsse. Wie diesmal wird auch dann der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt sein. — Bei dem am vergangenen Sonnabend über unsere Gegend, hinziehenden heftigen Gewitter, ver bunden mit starken Regengüsten, schlug der Blitz in ein Kartoffelfeld unterhalb der vor hiesiger Stadt be findlichen Scheunen. In Hermsdorf fielen beim Zoll hause Schloßen, ebenso in Zaunhaus-Rehefeld und Böhmisch - Moldau. — Im Monat August wurden in die hiesige Spar kaffe 24040 M. 5 Pf. in 217 Posten eingelegt und 21277 M. 74 Pf. in 99 Posten zurückgezahlt. Die Gesammteinnahme betrug in 263 Posten 28228 M. 88 Pf., die Gesammtausgabe in 134 Posten 45 587 M. 83 Pf. — Das Ortsgeschenk wurde im vorigen Monat an 133 Personen verabreicht, wodurch der Armenkaffe eine Ausgabe von 13 M. 30 Pf. erwuchs. Dresden. Der zweite allgemeine deutsche Berg mannstag tagte vom 3. September an in den Mau ern Dresdens und hatten sich zu demselben bis TagS vorher 175 bis 180 Theilnehmer zu demselben ange meldet. In der ersten Versammlung im Polytechnikum wurde zunächst das Präsidium, mit dem Oberberg hauptmann wirklichen Geh. Rath v. Decher, Exc., auS Bonn an der Spitze, gewählt, worauf Vorträge ge halten wurden über die bisherige Thätigkeit der Schlagwetter-Kommissionen und über den Mineral- reichthum Deutschlands. — Dienstag wurden die Muldener Hütten und Freiberg, am Mittwoch die Hänichener Steinkohlenwerke besucht. — Am 1. Juli 1883 hatten die Betriebsmittel der sächsischen Staatseisenbahnen folgenden Bestand: 719 Maschinen, 557 Tender, 2058 Personenwagen, 340 Pastagiergepäckwagen, 6899 bedeckte und 12 810 offene Güterwagen. Für schmalspurige Bahnen sind 6 Maschinen, 28 Personenwagen, 2 Postwagen, 21 bedeckte und 85 offene Güterwagen, in Summa 136 Wagen, vorhanden. Die im Betriebe der sächsischen Staatseisenbahnen befindlichen Privatbahnen Gaschwitz- Meuselwitz, Altenburg-Zeitz, Zittau-Reichenberg und Oberhohndorf - Steinsdorfer Kohlenbahn besitzen im Ganzen 22 Maschinen, 11 Tender, 38 Personenwagen, 7 Passagiergepäckwagen, 65 bedeckte und 810 offene Güterwagen. Meißen. In der königlichen Porzellan-Manu faktur zu Meißen wird gegenwärtig auf Befehl Sr. Majestät des Königs eine große Porzellanvase herge stellt, welche zum Geschenk für den deutschen Kaiser bestimmt ist. Auch wurden in dem weltberühmten Etablissement in letzter Zeit zwei prächtige Leuchter aus Porzellan gefertigt, welche König Ludwig von Bayern eigens bestellt hatte. Dieselben stellten Wein stöcke dar, an deren Füßen die vier Elemente symbolisch dargestellt waren. Der bayrische König hat der königl. sächsischen Porzellan-Manufaktur schon mehrfach größere Aufträge ertheilt, wie denn u. A. auch für ihn eine Lohengrin - Figur mit dem Schwan in weißem Por zellan angefertigt wurde, welche durch ihre Schönheit die vollste Zufriedenheit des Monarchen gefunden hat. Leipzig. Bekanntlich findet jetzt ein vollständiger Umbau des hiesigen Hauptpostgebäudes am Au- gustusplatze statt, welches dabei in der Hauptfront auch eine Attika erhält, deren Schmuck, aus allegorischen Kolosialfiguren von Sandstein der Elbbrüche bestehend, von der Hand des Berliner Bildhauers Kaffsack aus geführt wurde. Vis jetzt sind vier dieser Figuren, „Handel, Wissenschaft, Kunst und Gewerbe", hier an gekommen und bereits aufgestellt. Die Wissenschaft präsentirt sich als geheimuißvoll verschleiertes Weib, die Kunst als halbverhüllte Mädchengestalt, das Ge werbe als kraftersüllter Arbeiter mit Ambos, Rad und Hammer, und der Handel als eine modern aufgefaßte Merkurgestalt. Die beiden noch erwarteten Figuren werden die „Post" und die „Telegraphie" versinnbild lichen. Da die Figuren in bedeutender Höhe ausge stellt werden, etwa 100 Fuß hoch, so hatte der Künstler auf diesen Umstand wesentlich Rücksicht zu nehmen und durch namhafte Ausladungen und tiefe Schatten ihre Gestaltung dem Auge des Beschauers anzupaffen. Die Aufstellung sämmtlicher sechs Koloffalfiguren wird in den nächsten Tagen vollendet sein, während die geflügelten Eckfiguren nicht vor Ende dieses Monats fertig zu bringen sind. — Unter den im letzten Termin geprüften 32 theologischen Kandidaten befinden sich 8, welche nicht geborene Sachsen sind. Ein großer Theil der Ge prüften hat sich dem Landes-Konsistorium zur Ver wendung im geistlichen Amte zur Verfügung gestellt. Schwarzenberg. Die normalspurige Sekundär bahn Schwarzenberg-Johanngeorgenstadt soll am 20. September dem Verkehr übergeben werden. — Während gegenwärtig viele geistliche Stellen in Zwischenräumen vou wenigen Jahren den Inhaber wechseln, hat die kleine Gemeinde Stangengrün bet