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Wchkkitz -Zeitung - Verantwortlicher Redacteur: Carl JehNk in Dippoldi-walde. Nr. 17. 54. Jahrgang. Donnerstag, den 9. Februar 1888. Znt«ate, welche del der bedeutenden Auslage d«t Blatte« «in» sehr wirk same Lerbreitunäfinden, «erden mit 1V Pfg. di« Spalten,eile »der vere» Raum berechnet. — La- bellarische und compktrirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell« Theile, die Spaltemeil» S0 Pfg. lvt» ,,«ek»eri-Sektung" erscheint wSchentlich drei mal: DienStag, DonnerS- taa und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 A. Sb Psg-, zweimonatlich St Pfg-, einmonatlich 42 Pf«. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehm« Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadiräthe» zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächstsches. ' Dippoldiswalde, 8. Febr. Ein Vorkommnis; in einer hiesigen Familie mahnt zu größter Vorsicht. Ein Kind fand nämlich in einer Fastenbrezel, die, wie wir ausdrücklich bemerken wollen, nicht von hier, sondern aus einem benachbarten Dorfe hercührte, eine feine spitze Nähnadel. Glücklicherweise war die Spitze ein wenig herausgetreten; der kleine Knabe hatte dieselbe bemerkt, zog die Nadel heraus und brachte sie den Eltern. Welches Unglück konnte das Verschlucken zur Folge haben! Sollte man nicht von jedem Bäcker voraussetzen, daß er seine Backvorbereitungen an einem Orte vernehme, wo man mit Nähnadeln, Stecknadeln und anderen gefährlichen oder unappetitlichen Dingen, die man in Backmaaren nicht mag, nichts zu thun hat, und daß die Unsitte, Nähnadeln oder Stecknadeln nach dem Gebrauche in den Brustlatz zu stecken, bei Bäcker frauen, die beim Backen mithelfen müssen, niemals vorkommen dürfe. Möge diese Mittheilung zur War nung dienen. — Die Winterlandschaft steht wieder in vollster Reinheit und Schönheit da. Bäume und Strauchwerk sind aufs Neue mit dem blendendsten Weiß überzogen, und der Wald zeigt unter den lockeren Schneemassen Fichten und Tannen in Gestalten, die die Phantasie zu Gnomen und Waldgeistern umwandelt. Das ist rechtes, schönes Winterwetter. Nun werden wohl end lich die Schlittenfahrten in Fluß kommen; allzulange pflegt ja das Schlittenwetter nicht anzuhalten. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umg. auf Monat Januar. Einnahme: 4666 Mark 89 Pf. Kassenbestand vom vor. Monat. 49417 Mark 02 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 17153 Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. 5413 - 50 - Spareinlage. 19616 r - Verkaufte Staatspapiere und Rückzahlungen von der Bank. 237 - 28 - Zinsen von S. Slaatspapieren. 18473 s - zurückgezahlte Vorschüsse. 307 - 32 - Provision. 703 - 03 - Zinsen. 26096 - 79 - zurückgezahlte Spareinlagen. 6 - — - Stamm-Einlagen. 52 - 40 - Regie-Aufwand (Druckkosten). 43308 Mark 19 Pf. Summa der Ausgabe. — Für diejenigen jungen Leute, welche gesonnen sind, als Dreijährig-Freiwillige in das stehende Heer einzutreten, ist die Zeit bis zum 3l. März d. I. insofern die günstigste, als allen bis dahin einge stellten Mannschaften später ihre Dienstzeit schon vom 1. Oktober v. I. an gerechnet wird, während dieselbe bei allen vom I. April als Dreijährig-Freiwillige Eintretenden erst vom 1. Oktober d. I. an zählt. Wer eintreten will, hat die Erlaubniß zur Meldung bei einem Truppentheil bei dem Civilvorsitzenden nachzu suchen. Derselbe giebt seine Erlaubniß durch Erthei- lung eines Meldescheines, welcher von der Einwilligung des Vaters oder Vormundes und von der obrigkeit lichen Bescheinigung, daß der zum freiwilligen Dienst sich Meldend- durch Civilverhältnisse nicht gebunden ist und sich untadelhaft geführt hat, abhängig gemacht wird. Die ertheilten Meldescheine haben nur bis nächsten l. April Giltigkeit. Außerdem sei noch be merkt, daß den mit Meldeschein versehenen jungen Leuten die Wahl des Truppentheils, bei dem sie dienen wollen, frei steht. Frauenstein, 7. Februar. Seit Jahren haben wir hier nicht so schreckliche und langanhaltende Schnee stürme gehabt, als wie vom vergangenen Freitag Nach mittag an bis Sonntag Nacht. Durch denselben waren sämmtliche Wege unpassirbar geworden und wir waren hier vom Verkehr mit der Außenwelt ziemlich abge schnitten. Am Sonnabend und Sonntag konnten die Posten nach Bienenmühle gar nicht abgelassen werden. Mit der größten Mühe konnte statt der zweimaligen Postverbindung mit Klingenberg eine einmalige er halten bleiben. Sowohl die Sonnabend-, als auch die Sonntagnachtpost blieb außen. Erstere traf statt Sonnabend Nachts V«12 Uhr Sonntag Mittag nach I I Uhr ein. Letztere den Montag Mittag 12 Uhr. Der Botenfuhrmann Grohmann von hier kam statt Sonn abend erst Sonntag Mittag aus Freiberg zurück. Die hiesigen Botenfrauen, welche gewöhnlich mit Herrn Grohmann's Geschirr von hier nach Freiberg hin- und zurückreisen, fuhren am Sonnabend per Bahn von Freiberg nach Bienenmühle, um von da nach hier mit der Post zu reisen, sahen sich aber infolge des Außen bleibens derselben bitter getäuscht und mußten einen unfreiwilligen Rasttag in Bienenmühle halten. Die Nassauer Butterhändler kamen mit ihren Geschirren über einen Tug später von Dresden zurück. Infolge der riesigen Schneewehen gleicht unser Marktplatz einer tüchtigen Schanze. Der seit diesem Winter bei uns zum ersten Male angewendete Schneepflug bewährt sich vortrefflich, da mit demselben (freilich mit tüch tiger Pferdebespannung) in sehr kurzer Zeit die Wege fahrbar gemacht werden. Die „Schneeschurer" sehen freilich auf den Schneepflug, als auf ihren Konkurren ten, mit scheelen Blicken. — Bei der letzten Sitzung des Ausschusses des hiesigen Vorschuß Vereins, eingetr. Genossenschaft, konstituirte sich derselbe fürs Jahr 1888. Es wurden durch Stimmzettel gewählt ein Vorsitzender, ein Schrift führer, die Begutachtungsdeputation, die Nechnungs- prüsungsdeputation, sowie Kassenrevisoren. Der bis herige Vorsitzende, Herr Lehrer Haupt, wurde aber mals hierzu gewählt. Als dessen Stellvertreter wurde Herr Fleischermstr. Albert Kaden bestimmt. Der Herr Postverwalter Riesen wurde wiederum zum Schrift führer ernannt, die Herren Posthalter Robert Kaden, Postverwalter Riesen und Flanellweber Osw. Berger zu Rechnungprüsern, die Herren Schuhmachermeister Heinrich Wolf und Fleischermeister Albert Kaden zu Begutachtungsdeputirten (die Herren Oswald Berger und Posthalter Kaden zu deren Stellvertreter) und schließlich die bisherigen Kassenrevisoren Riesen und Haupt aufs Neue hierzu berufen. Sämmtliche in Frauenstein wohnende Gewählte nahmen die Wahl an. Schmiedeberg. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Januar in 169 Posten 9839 M. 99 Pf. eingelegt, dagegen in 63 Posten 3046 M. 31 Pf. zurückgezahlt, überhaupt 10,055 M. 18 Pf. einge nommen und 4046 M. 31 Pf. ausgegeben. Altenberg. Das Schneetreiben der letzten Tage hat der hiesigen Gegend Schneemasien gebracht', die fast noch bedeutender sind, als die am Weihnachten 1886. Die Thüreii vieler Häuser waren verschneit oder verweht und mußten ausgeschaufelt werden. Die Postverbindung wurde trotzdem leidlich aufrecht er halten, doch konnte am 4. keine Post nach Kipsdorf und am 4. und 5. Februar kam keine Nachtpost von dort. Lungkwitz. Der Regen und Schnee haben es verhütet, daß unser Ort von Neuem durch ein Schadenfeuer in Angst und Schrecken versetzt wurde. An der Kehrseite des Wohnhauses der Mögel'schen Wirthschaft wurden vorigen Montag einige Päckchen Schweselhölzer gefunden. Die vom Rauch geschwärzte Mauer und das bereits versengte Stroh lassen ver- mulhen, daß jener Verbrecher sein teuflisches Werk be reits wieder versucht hat, aber, Gott sei Dank, ver geblich. Da man aus genannter Wirthschaft die Sachen bereits in ein Nachbargut geräumt hatte, machte der zufällig anwesende Gendarm den Besitzer und die Besitzerin, sowie den Vater des Besitzers, den Finder der Streichhölzer, dingfest und überlieferte die Ver hafteten noch an selbigem Abend dem Amtsgerichte Dippoldiswalde. Kreischa, 6. Februar. Gestern wurde im hiesigen Gasthof zum Erbgericht ein Kinderconcert abgehalten, ausgeführt wurde dasselbe von Herrn Kirchschullehrer Hennig mit der ersten Klaffe der hiesigen Volksschule. Das sehr ungünstige Wetter hatte die Einwohner der Schulgemeinde nicht abzuhalten vermocht, das Concert sehr zahlreich zu besuchen; der geräumige Saal konnte die Zuhörer kaum fassen. Das Programm, welches u. A. zwei Kinderfestspiele „Herbst und Winter", so wie mehrere Deklamationen enthielt, wurde in allen seinen Theilen ausgezeichnet durchgeführt, so daß sich im Auditorium, welches mit der größten Aufmerksam- . B keit der Ausführung der einzelnen Nummern folgte, in jeder Beziehung die vollste Befriedigung kund gab. Das Concert ergab den ansehnlichen Ertrag von US Mk. 30 Pf. Es wird diese Summe zur Bezahlung eines Harmoniums, gebaut von Kaufmann und Sohn in Dresden, verwendet werden. K Glashütte. Seit ungefähr 14 Tagen weilt Herr Theaterdirektor Unger mit seiner Truppe in un serer Stadt und giebt im „goldnen Glas" seine Vor- stellungen. An den ersten beiden Theaterabenden war der Besuch nicht besonders, doch waren die nächsten Vorstellungen sehr gut besetzt, 2 Mal sogar überfüllt. Diese Truppe ist unbestritten die beste, die wir bis jetzt hier sahen. Die Mitglieder spielen in jeder ihrer Rollen so exakt und haben sich so gut zusammen ein gespielt, daß man, um die Leistungen zu kritisiren, vielfach statt des Prädikates „gut" den Ausdruck „vor- Ä züglich" setzen muß. Hervorzuheben sind die Herren Dir. Unger, Regisseur Rieger, Reinhardt, Adriano, Schuy und die Damen Frl. Willfried, Frl. Siegmann, Frl. Jentschek, Frl. Conrad. Die anderen Mitglieder haben wir in größeren Rollen noch nicht gesehen, doch ) : sind ihre bisherigen Leistungen sehr gut. Hoffentlich wird das Wetter günstiger, so daß auch der Besuch von auswärts eia steigender wird; die durchgängig guten, theilweise neuen Stücke, besonders wenn sie so ausgeführt werden, wie hier, sind eines Besuches wohl Werth. - M Dohna. Mit dem Bau der Müglitzthalbahn scheint baldigst begonnen werden zu sollen, denn be reits waren Ingenieure in unserem Orte, um sich passende Wohnungen zu miethen. Obwohl die Ge- W nehmigung der Bahn bei dem größten Theile der Be völkerung große Freude erregt hat, giebt es doch, wie überall auch Solche, die mißmuthig der Zukunft ent gegenblicken, sei es einestheils, weil sie schöne Stücke ihres Besitzthum abtreten müssen, sei es, weil die Be nutzung ihrer Fuhrwerke infolge des Güterverkehrs auf der Bahn abgeschwächt werden dürfte. Dresden. Erzherzogin Maria Josepha, Toch ter des Prinzen Georg, ist mit ihrem Gemahl am 7. Februar von Brünn zum Besuche ini väterlichen Hause eingetroffen. Freiberg. Am 6. Februar trat der bei der hie- M sigen Firma Paschke und Kästner angestellte 24 Jahre alte hiesige Schmied Hadamowsky von hier über Leip- zig eine weite Reise an, deren Ziel La Barranco bei Quaymos im Staate Sonara in Mexiko ist. Der junge Mann wird dort eine Goldwäsche und eine Drahtseilbahn anlegen und gedenkt erst in 3 Jahren - hierher zurückzukehren. AuS dem Bogllandr. Die englischen Aufkäufer, welche sich jetzt hier einstellen, um Spitzen und Stil lere ien zu kaufen, bieten so niedrige Preise, daß da für kein Fabrikant liefern kann. Dieser Umstand erschwert das Geschäft mit England, das stets einen bedeutenden Umsatz brachte, außerordentlich. Die Engländer sind durch Vorgänge im eigenen Lande sehr verwöhnt, denn in England werden jetzt noch große Lager an Spitzen zu niedrigen Preisen verkauft. Machen uns die Engläuder aus diesem Gebiete eine unangenehme Konkurrenz, so zahlen wir eS ihnen auf dem Gebiete der Gardinenfabrikation heim, denn hierin