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Wchmh-Mmg Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhllk in Dippoldiswalde. 51. Jahrgang Dienstag, den 9. Juni 1885 Nr. 67 Mängel thunlichst bald beseitigen lassen zu wollen. — Die Schulübungen der Feuerwehr zu Kreischa klappten ganz ausgezeichnet und kann dieselbe getrost allen Korps als Muster empfohlen werden, auch in Kreischa wurden die Geräthe in gutem Zustande gefunden und werden auch hier in nächster Zeit von feiten der Ge meinde mehrere Neuanschaffungen geschehen. — Zu bedauern ist immer noch, daß beide Korps von feiten der Bewohner der Orte durch Beitritt zur Feuerwehr als thätiges Mitglied nicht die erwartete Unterstützung finden. — 8. Juni. Im benachbarten Rabenau wurde gestern die Feier des 25jährigen Bestehens des dortigen Turnvereins I in entsprechender, gelungener Weise abgehalten. Der hierzu ergangenen Einladung hatten viele Nachbarvereine Folge geleistet, so auch unser Turnverein mit 23 Mann. Trotz der großen Hitze wurde fleißig und wacker geturnt und das zahlreich erschienene Publikum verfolgte mit großem Interesse die vorgeführten Uebungen. Nach Beendigung des Turnens formirten sich die Festtheilnehmer zu einem Kreis und nachdem die Festjungfrauen eingetroffen, bestieg der Vorsitzende des Jubilarvereins die Tribüne, um die Gäste von nah und fern herzlich willkommen zu heißen. Hierauf nahm Herr Kantor Kind, welcher seit Gründung des Vereins demselben angehört und aus Anlaß dessen, gleich Herrn Münch, zum Ehren mitglieds ernannt worden war, das Wort; er wies in kurzer, kerniger Weise auf die Bedeutung des Tages hin, gedachte der Kämpfe, welche s. Z. die Turnsache zu bestehen gehabt und gab zum Schluß dem Wunsche Ausdruck, daß nach abermals 25 Jahren die Turnkunst eben solche erfreuliche Resultate aufzeige, als jetzt. Ein „Gut Heil" beschloß diesen Akt, dem sich noch die Üebergabe eines prachtvollen Bandes feiten der Festjungsrauen, sowie je eines Nagels von der Feuerwehr zu Rabenau, des dortigen Militär vereins und der Turvereine „Vorwärts" Rabenau und Allg. T.-V. Striesen für die Fahne des Jubilar vereines anreihte. Der sich hierauf formirende Fest zug zählte 8 Fahnen in seiner Mitte und nahm seinen Weg durch alle Straßen des mit Fahnen, Guirlanden, Ehrenpforten rc. reich geschmückten Städtchens, wobei sich mehrere turnerfreundliche Bewohnerinnen ange legen sein ließen, die Festzugtheilnehmer mit Blumen sträußchen zu erfreuen. Ein animirter Ball im Gast haus zum Amtshof bildete den Schluß der ohne jeden Mißton verlaufenen Jubelfeier. Glashütte. Die alljährliche größere Partie der Lehrer mit den Schülern der „deutschen Uhr macherschule" findet diesmal Mitte Juni statt. Die Partie erstreckt sich auf Meißen mit seiner Porzellan fabrik, der Albrechtsburg und einigen gewerblichen Etablissements; da 2 Tage in Aussicht genommen sind, so wird dieselbe recht instruktiv für die jungen Leute werden, die Erlebnisse hierbei werden, wie jedes Jahr, an unsere Fachzeitung eingesandt und zwar durch die Schüler selbst. — Zum Bürgermeister in Lauenstein hat der Stadtgemeinderath in seiner Sitzung am 4. Juni, und zwar einstimmig, den Nathsregistrator Friedrich Börner in Taucha gewählt. Ueber die Zeit des Amtsantrittes Seiten des Neugewählten ist definitive Bestimmung noch nicht getroffen worden. Dresden. In der letzten Sitzung des Gesammt- ministeriums, der König Albert persönlich präsi- dirte, ist gutem Vernehmen nach über den Antrag Preußens betreffs der Braunschweiger Thronfolge und die Abstimmung Sachsens im Bundesrathe hierüber Stellung genommen worden. — Für die 3. diesjährige Sitzung des königlichen Schwurgerichts zu Dresden ist bei der am 6. Juni stattgehabten Auslassung aus den Amtsgerichtsbezirken Altenberg und Lauenstein Herr Fabrikbesitzer Nonicki in Glashütte ausgeloost worden. Zum englisch-russischen Konflikte. Vor einigen Tagen verkündete die englische Zei tung „Daily News", daß der afghanische Streitfall zwischen England und Rußland durch die Annahme der englischen Vorschläge nunmehr gütlich abgeschlossen fei. Hinterher ist nun diese Mittheilung widerrufen worden, da die Zustimmung Rußlands zu dem eng lischen Anerbieten noch nicht eingetroffen sei. Trotz dem darf man wohl annehmen, daß dem englisch russischen Konflikte schon längst die Spitze abgebrochen worden ist und der „afghanische Zwischenfall" im Sande verlaufen wird. Die maßgebenden Faktoren Rußlands und noch mehr diejenigen Englands wollen eben einen Krieg nicht, da, wie man sich schon beim Beginn des Grenzstreites in Centralasien sagen konnte, der Einsatz eines englisch-russischen Krieges in ganz ungeheuerem Widerspruche mit dem Gewinne stehen würde, den eine der beiden streitenden Mächte in einem Kriege erzielen könnte. Rußland würde im Siegesfalle doch nicht daran denken können, sich in Indien festzusetzen, weil noch unkultivirte Länder von enormer Ausdehnung zwischen dem kultivirten Ruß land und Indien liegen, und England hätte überhaupt nur im günstigsten Falle einen erfolgreichen Ab wehrungskrieg gegen Rußland geführt, aber sonst nichts gewinnen können. Der Hinweis auf die vielen Gefahren, riesengroßen Verluste an Menschenleben, Geld und Gut, fatalen Zwischenfällen und auf die im günstigen Falle doch nur im Verhältniß zu den Opfern ganz geringen Vortheile, mußte die Lust an einem kriegerischen Austrage des afghanischen Streitfalls in England wie in Rußland bedeutend abkühlen. Frei lich hatte man, zumal von Seiten Englands, in leicht fertiger Weise zum Kriege gehetzt und allerlei bedenk liche Fragen aufgeworfen, aber die Anrufung eines Schiedsgerichts bewies auch schon, daß man sich nach einem Auswege aus der Sackgasse sehnte, in der man sich im ungeschickten Eifer verrannt hatte. Jetzt be richtet man aber gar nichts mehr von dem Schieds gericht, das der König von Dänemark über die an gebliche Verletzung der englisch-russischen Konvention für die afghanische Grenzregulirung übernehmen sollte und man thut recht daran, denn es waltet offenbar das ersichtliche Streben der englischen und russischen Staatsmänner ob, die Wogen des vor Kurzem drohenden Kriegsbrandes sich mehr und mehr be ruhigen zu lassen und dann die Affaire überhaupt beizulegen. Treten doch jetzt auch die einflußreichsten russischen Zeitungen dafür ein, daß es klug sei, an Stelle der fortwährenden Jntriguen und Eifersüchte leien zwischen England und Rußland in Centralasien «in gut nachbarliches Verhältniß zu setzen, welches sogar den Charakter eines englisch-russischen Bünd nisses erhalten könnte, ein Bündniß, welches den In teressen beider Mächte gerecht werde und auch die Stellung Englands in Indien stütze. Rußland denke nicht daran, England aus Indien zu verdrängen, sondern wolle nur seinen centralasiatischen Besitzstand befestigen und der Kultur eröffnen. Danach wird der offizielle Abschluß der englisch-russischen Verständigung in Centralasien wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. — In welcher geradezu großartigen Weise sämmt liche Beamte der sächs. Staatsbahnen während der Pfingstfeiertage in Anspruch genommen wurdest, zeigt eine ausgegebene Uebersicht über den Verkehr auf den sächs. Eisenbahnen. Hiernach sind in den Tagen des 23., 24., 25. und 26. Mai bei sämmtlichen Stationen und Haltestellen im Ganzen 467,054 Stück Billets verkauft worden. Da sich hierunter 290,527 Tages- billets befinden, so ergeben sich zusammen 751,581 Fahrten oder gegen das Vorjahr 40,080 Fahrten mehr. Die Billetgeldeinnahme stellte sich an diesen 4 Tagen auf 718,328 M. 75 Pf. Von den ver kauften Billets entfielen auf den Pfingstsonnabend 102,711, auf Pfingstsonntag 150,890, auf Pfingst- dienstag 84,754 Stück. Die meisten Billets verkaufte Dresden-Altstadt mit 40,480 Stück. — Der aus Anlaß der Lutherfeier begründete Centralverein der deutschen Luther-Stiftung, dec sich die Gewährung von Unterstützungen zur Erziehung von Söhnen und Töchtern evangelischer Pfarrer und Lehrer zur Aufgabe gemacht hat, veröffentlicht seinen ersten Jahresbericht 1883 bis 1884, aus dem wir entnehmen, daß durch freiwillige Beiträge zum Kapital fonds der Stiftung 217,611 M. eingezahlt worden sind, und daß nach Abzug der Unkosten das Vermögen sich Ende 1884 auf 211,678 M. belaufen hat. Haupt vereine sind im Ganzen 16 ins Leben gerufen worden. Zugleich erläßt der Verein, dessen Protektor bekannt lich Kaiser Wilhelm ist, einen neuen Ausruf, bei diesem Denkmal der Einigkeit aller evangelischen Deutschen werkthätig zu helfen. — Der Landwirthschaftliche Creditverein für das Königreich Sachsen hielt am 4. Juni seine 20. ordentliche Generalversammlung ab, an der sich ca. 100 Mitglieder betheiligten. Es ward u. A. be schlossen, von dem Reingewinn (629,138 M.) eine Dividende von 7»/o auf die Stammantheile der Mit glieder zu vertheilen. — Der Wasserstand der Elbe hat sich bei der anhaltenden Trockenheit, welche jetzt nur durch einige stärkere Gewitterregen unterbrochen wurde, derart ver ringert, daß der Schifffahrt bereits bedeutende Schwierig keiten erwachsen sind. — Die Anmeldungen zur Betheiligung am VI. deutschen Turnfest mehren sich von Tag zu Tag. Gegenwärtig ist die Zahl 10000 bereits überschritten. Da bei der Anmeldung zugleich der Festbeitrag von 4 Mark pro Person mit einzuschicken ist, kann auch der Finanz-Ausschuß mit Genugthuung auf das seit herige finanzielle Ergebniß blicken. Es ist sicher an zunehmen, daß sich die oben angegebene Zahl noch bedeutend erhöhen wird, denn der Anmeldetermin war diesmal etwas früh gesetzt. Es sind also noch weitere Einnahmen zu erwarten. Allerdings stehen diesen auch bedeutende Ausgaben entgegen, die aber voraus sichtlich durch Eintrittsgelder und andere Abgaben ge deckt werden. Die Zeichnungen zum Garantiefonds nehmen dabei ihren Fortgang. Bezüglich des Garantie fonds sei wiederholt bemerkt, daß derselbe lediglich zur Deckung eines etwaigen Defizits bestimmt, daß also keineswegs davon die Rede ist, die gezeichneten Beträge seien auch wirklich zu erlegen. Mit der Ga rantiefondszeichnung verleiht man seinen Sympathien zur Sache, sowie dem Vertrauen zu einem Unternehmen Ausdruck, das ja ein nationales Volksfest im groß artigsten Style sein wird, und opfert eventuell einen kleinen Prozentsatz des gezeichneten Betrags zu Deckung des etwaigen Defizits, falls sich nicht andere Mittel und Wege hierzu finden lassen. Im Hinblick auf den hohen sittlichen Werth des Turnens darf die Fest leitung, an deren Spitze sich die angesehendsten Mit bürger gestellt haben, bei dem Herannahen des Festes noch weitere Zeichnungen zum Garantiefonds erwarten. — Der Stand der Saaten im Königreich Sachsen hat sich im Mai im Allgemeinen nicht gebessert; die --lokales und Stichstsches. Dippoldiswalde. Die von dem Bezirksverband ier freiwilligen Feuerwehren der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde gewählte Jnspektionskommission unter zog am gestrigen Sonntage die freiwilligen Feuer wehren von Reinhardtsgrimma und Kreischa einer eingehenden Inspektion. Den Schulübungen des ersteren Korps ist in Anbetracht der Verhältnisse die Eensur „gut" zu ertheilen gewesen, die Geräthe wurden für genügend erachtet und versprach der vollzählig erschienene Gemeindevorstand in zuvorkommender Weise die bei der Spritze gefundenen nicht unwesentlichen Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast MppMswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und die StadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein „Weißeritz-Zeitung «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LK Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie Die Ageirten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutende» Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1l) Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eilige» sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Pfg.