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»»» r. -MK ol»vr. lNhof. ß nächsten est "VS im Vorstand a. tand. Ksrtenstk". ^»rrr»tnr- rn, rLUsr »N8 unä 8vl»!»k- nnd ärzt- n Naun- 14« ichricht, daß ei > Mittag W »ren, sowie e Sülze, :st, haus- berwurst enstraße. me urst s Faust, rstraße 50. fest steinberger manu. ßrtsölatt für DreWm, Inniickhliin, Aksßtrshniii. AciiG, AoMfl, Lim, MiUmi5hjn, Iiilh;sDi» 8r4'slkiiibkk^ SIi»P. Wra. Sici^ism. Nmsitindni. LiMmS!. SkifkilHiin. Liiüiiiiitz. Wfhii«. Kkt«s»ilh m) »MMü. Mil einer illustrierten - Vcilage Mittwoch, den 21. November 1900 Nr. 137 11. Jahrgang Dieses Blotl erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mir dem Datum des nachf.'Igenden DagcS und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Mari. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, sür solche ausserhalb der AmtShauptmannschast Grimma, sowie für Anzeigen am Kopse und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Frau Martha verehcl. Nebe in Naunhof beabsichtigt, in den: Grundstücke Nr 69 41 des Brand- versicherungökalaswrs für Naunhof eine Schlachte ei- anlage für Kleinvieh zu errichten. In Gemäßste t von A 17 der Neichsgewerbcord- nung iviro dies m.t der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechtstiteln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Be- kanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Grimma, den 15. November 1900. Königliche Amtshauptmannschaft. Hänichen. Zum Butztag. In dem Bliche der Bücher wird eine große Stadt Gottes erwähnt, drei Tagereisen groß, also etwa 15 Stunden im Durchmesser, mit 120000 Menschen, die nicht wissen Unterschied, was rechts und links ist, also 120 000 Kindern. Man hat dies vielfach, wie so Man ches in der Bibel, bezweifelt. Allein nicht blos der alte griechische Schriftsteller Herodot, der Vater der Geschichte, wie inan ihn auch nennt, berichtet Gleiches. Auch die Ausgrabungen und Entdeckungen unserer Alter tumsforscher bestätigen die Aussagen der Bibel völlig. Tagelang kann der Reisende, noch jetzt durch die unge heuren Trümmerfelder der großen Stadt, die nach Diodor 9,6 geogr. Meilen im Umsang hatte, auf seinem Kamele reiten, und zu einer Zeit, wo unsere Vorfahren, die alten Deutschen, in Bärenfelle gehüllt, im Hütten kaum besser als die jetzigen Neuseeländer hausten, ragten dort schon Riesentempel und prächtige Paläste, und die ehrfurchts gebietenden Bur - und Tempelbauten von Ninive und Khorsabad des Sennacherib, Assurbanipal und Saryon mit an siebenzig Sälen, großen Pylonen und Reihen von gewaltigen geflügelten Stieren überträfen an Pracht und Großartigkeit weit die doch nicht kleinen Residenzen unserer modernen Könige. Wurden doch in diesen Palästen strotz-nd von Alabaster, Marmor, Gold, Elfen bein, Perlmuiter, wie man aus dem Anfänge des BucheS Esther schließen kann, Hoffeste gefeiert, gegen die die modernen Hofbälle in den Kaiserschlössern zu Berlin oder Petersburg wie nichts sind, und gab es doch schon 1600 Jahre vor Christi Geburt in Ninwe, wie aus den Tafeln des Königs Saryon von Agam zu ersehen ist, eine öffentliche Bibliothek, wo man gegen Einschrei ben von Namen und Adressen von den dienstthuenden Bibliothekaren wissenschaftliche Werke bekam, z. B. Tafeln und Berechnungen über den Planeten Dilbat, den wir jetzt Venus nennen. Durch eines der Thore d'eser Weltstadt des Alter tums umgeben mit Mauern, auf denen drei Streit wagen neben einander fahren und dreißig Reiter neben einander reiten konnten, .die planmäßiger und großar tiger aufgebaut war als unsere modernen Weltstädte mit ihren häßlichen und charakterlosen Vorstädten, zog nun auf Befehl Gottes etwa 800 Jahre vor Christi Geburt der israelitische Prophet Jonas, um Buße zu predigen, — ein unangenehmer Auftrag, dem er sich auch ent- z ehen wollte. Denn keine Predigten sind bekanntlich unbeliebter als Buß- und Gerichtspredigten. Eine Tagereise weit hinein wandert er so predigend in der Stadt. Und siehe der Geist der Buße ergreift mit einem Male die gesamte Bevölkerung. Vom Könige zu Ninive selbst wird ein allgemeiner Buß- und Bettag ausgeschrieben. Der steigt herab von seinem Throne, so erzählt das alte Buch Jonas, das vor der Zerstörung Ninives, zu einer Zeit, wo Ninive mit seinem Tempeln und Palästen noch stand, offenbar geschrieben sein muß, legt seinen Purpur ab, hüllt einen Sack um sich und setzt sich in die Asche und läßt ausschreien zu Ninive: „es soll weder Mensch noch Thiere, weder Ochsen noch Schafe etwas kosten und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken lassen und sollen Säcke um sich hüllen, beide Menschen und Tiere, und zu Gott rufen heftig." Das iü einer der ältesten Bußlage, von dem uns erzählt wird, vor fast 3000 Jahren gefeiert, bei einem Heidenvolke, bei einem uralten Kulturvolks, in einem Mittelpunkte d am a liger Wel t kultur. Diese Geschichte, die uns übrigens Herodot in ge wißen Einzelzügen z. B. die Ausdehnung des Bußtages sogar auf die Tierwelt bestätiget, kann uns Manches sagen Sie zeigt zuerst die Bedeutung eines Buß tages. Buße thun soll der einzelne Mensch immer. Sein ganzes Leben soll, wie die eiste der 95 Thesen Luthers sagt, eine stete Buße sein. Er soll jeden Tag sich selbst prüfen, sein Reden und Thun und seine Ge danken vor das Selbstgericht ziehen. Aber der einzelne Mensch ist nur em Glied in einer großen Kette, in der der gesamten Menschheit. Mit jeder guten Tbat hilft er anderen Menschen, mit jeder bösen That schädigt er andere und zieht sie mit in das Verderben. Es giebt eine große Gemeinsünde und Gemeinschuld. Diese zeigt sich um so gewaltiger da, wo die Menschheit in großen Kulturstaaten und Kulturcentren zusammen lebt. Sie ist niemals mehr a'S heutzutage empfunden worden. Wurzelt doch in ihr zum Teil die Sozialdemokratie. Darum muß es Tage geben, wo ein ganzes Volk vom Könige im stolzen Palaste an bis zu dem einfachsten Arbeiter in der niedrigen Hütte im Bewußtsein allgemeiner Sün denschuld sich beugt und spricht wie ron Schenkendorf, der Dichter der Freiheitskriege, singt: „wir haben alle schwer gesündigt, wir mangeln allesamt an Ruhm; man hat, o Herr, uns oft verkündigt der Freiheit Evangelium; wir aber hatten uns entmündigt, das Salz der Erde wurde dumm. So Fürst, als Bürger, so der Adel, hier ist nicht einer ohne Tadel." Das ist die Be deutung des Bußtages. Die Geschichte zeigt aber auch die Notwendig keit eines Bußtages, so daß man etwa sagen kann: wäre der Bußtag nicht scholl erfunden, er müßte besonders jetzt erfunden werden. Wie von selbst, so hören wir nemlich in jener Geschichte, unterwirst sich das Volk in Ninive der Buße, obwohl der Anlaß dazu von einem ausgeht, der nicht einmal dem Assy rischen, sondern dem Judenvolke angehört. Es ist nirgends ein Widerstreben. Der König geht darauf ein und mit ihm das ganze Volk. Des Jonas Predigt kommt also offenbar einem Herzensbedürfnis entgegen Ims Rausche ihrer Weltkultur, im Taumel ihres Luxus, ihrer raffinierten Sittenlosigkeit sehnen sie sich dort auf einmal nach einem stillen Tage des Selbst besinnens und der Umkehr. Dabei ist es merkwürdig, was aber wiederum durch die Berichte unserer Send boten in den Ländern der Heiden bestätigt wird, daß sie ihre Götter, die Mondgöttin Jschtar, der die Stadt geweiht war, und andere ganz vergeßen und bei Seite stellen. Der König ordnet in der Ausschreibung des Bußtages vielmehr an, sich an Gott zu wenden. Durch den Götzen dienst bricht mit einem Male das Bewußtsein von dem einen großen unbekannten Gott, der hoch über allen Göttern steht, wie das auch bei der großen Pest zur Zeit des peloponesischen Krieges in Athen geschah. Ge rade also dem Geschlechte unserer Tage mit seiner hoch gesteigerten Kultur, mit seiner Unruhe, mit seinem rast losen Erfindungen, mit seinen verschiedenen Strömungen in der Politik ist ein Bußtag nötig. Die jagende Mensch- heit soll an diesem Tage, so zu sagen, ein wenig stille stehen und sich besinnen auf sich selbst und auf Gott. Giebt es daher Menschen, die sprechen: „was soll ein Bußtag, er nimmt uns einen Arbeitstag weg und damit ein gut Stück Geld," so sind das Leute, die sich auf das wahre Wohl des Volkes ganz schlecht verstehn. Dopt in dem Bußtagserlaße des Königs von Ninive heißt es zuletzt: „wer weiß, Gott mochte sich kehren und ihn reuen und sich wenden von seinem grimmen Zorn, daß wir nicht verderben." An dieses: „wer weiß", an dieses V.eüeicht klammern er und sein Volk sich. Wir Christen haben nun bekanntlich mehr als ein solches: wer weiß! Wir haben einen festen Grund der Hoffnung aus Friede und Gnade bei Gott. Wie melmchr Anlaß haben wir recht Bußlag zu feiern: Soll uns denn dieses Heidcnvolk von Ninive b.schämen? sobsnksl. Deutsches Reich. — Die gegenwärtige Reichstagsseffion wird sich von ihren Vorgängerinnen durch eine wohlthuende Kürze auSzeichnen. Es sind denr Reichstag diesmal so wenig Vo>lagen zugegangen, wie schon seit Jahren nicht mehr. Tne Reichsregielung ist d:r Ansicht, daß die Gesetzgeb- ungsm^chin: in den letzten 10 Jahren etwas gar zu hastig gearbeitet habe und daß es Zeit sei, eine Pause zu machen, damit alles das, was auf diesem Gebiete in so kurzer Zeit geleistet worden ist, auch vom Volke verdaut werde. — Wie schon vor einiger Zeit vorausgesagt, ist das Verhältnis zwischen Invaliden- und Altersrenten noch im laufenden Jchre ein solches geworden, daß die Zahl der laufenden Invalidenrenten mehr als das Dop pelte der Altersrenten ausmacht. Rund 190 000 laufen den Altersrenten standen zu Beginn des Oktobers 1900 rund 387 oOO Invalidenrenten gegenüber. Das Ver hältnis w rd sich voraussichtlich noch geraume Zeit hin durch in derselben Richtung entwickeln ; denn, wenngleich auch der in der letzten Zeit zu beobachten gewesene Rückgang in der Zahl der Altersrenten bald zum Still stände kommen zu sollen scheint, so wird doch die Zu nahme der Invalidenrente so groß sein, daß auch die Erreichung der dreifachen Summe der Altersrenten- Zahl durch sie garnicht allzulange auf sich warten laßen düifte. Am 1. Januar 1901 werden es zehn Jahre sein, daß die Jnvaltditäts- und Altersv.rsicherung in Deutschland zur Einführung gelangt ist. Man kann als ganz sicher annehmen, daß es zu diesem Zeitpunkte nicht w Niger als 600 000 Personen geben wird, welche auf Grund dieser Versicherung Renten beziehen. Man ersieht schon aus dieser Summe der Renten-Empfänger, wie segensreich auch der letzteingeführte Veisicherungs- zweig wirkt. Man wird aber als ganz sicher annehmen dürfen, daß, bis das Beharrungs-Stadium erreicht sein wird, diese Zahl sich noch beträchtlich erhöhen wird. — Die gesummten deutschen Anleihekredite be laufen sich zur Zeit auf 2.280,300,584 Mark 75 Pfennig. — Die Breslauer Attentäterin ist die vierzig jährige Wollwarenhändlerin Selma Schnapka, die im Juni von Oberschlesien nach Breslau verzogen ist und in der Gartenstraße Nr. 83 wohnt. Sie wird von den Hausbewohnern als unzurechnungsfähig geschildert. Nach Berichten von Augenzeugen flog das Beil im Bogen bis an die Räder des kaiserlichen Wagens, schien eines derselben zu streifen und fiel dann zu Boden. Der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, der neben dem Kaiser saß, hatte, wie zur Abwehr, den einen Arm erhoben. Der Kaiser mußte den Vorfall ebenfalls beobachtet haben, er verharrte aber in vollkommener Ruhe. Beim Ver hör auf der Polizei gab die Frau auf alle Fragen zur Antwort: Alle Menschen wolle sie ermorden, deshalb müße sie den Kaiser ermorden! — Ein großes Skatdreschen findet an diesem Sonn tage in Halle a. S. statt. Nicht weniger als 18 Turnierbedingungen sind vorgeschrieben, von denen die wichtigste ist: „Es wird nach Altenburger Regeln mit Zahlen gereizt." — Wie ein Beamter der Krupp'schen Werke mit teilt hat Herr Krupp seine Beamten und Arbeiter er sucht, ihn auch künftig nicht „Exzellenz", sondern ein fach Herr Krupp anzureden. Die neue Exzellenz hat bekanntlich auch, ebenso wie sein Vater, den Adelstitel abgelehnt. — Köln. Laut „Köln. Ztg." klingen die Nach richten über das Befinden des Zaren bedenklicher. Es sei anzunehmen, daß der Kaiser EiSwaßer genoßen habe, das aus verseuchten Quellen stimmt. Den letzten