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Dresdner Journal : 14.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188005145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800514
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1880
-
Monat
1880-05
- Tag 1880-05-14
-
Monat
1880-05
-
Jahr
1880
- Titel
- Dresdner Journal : 14.05.1880
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»tfch- Such- I die i den htet. »8 lütter ile IL- m Otlo Pfarrer anz Leu inson rn mit Frl. Ar. Kau! mit Fr!. Friedrich Krügel, eferendar Elisabeth idelicutc- 1 Sofie »er, geb lonomie- Wilhrlm iermeifter itz) Hr. mann in L. S. Henriette geb. Ber- aumeister einhard), erge, geb. dreSde». -4- 1S2 -l- 182 trecke ltimctern eitzen . . . IK4 . . . lKS . . . tkb ßtttltt «0. tten.) r b»38 18IS1 23Kb 1 bSS7b »8844 »872 l i bk 4, »41,4 »8S01 I7S4 >VS4 1171 >784 ^110 Freitag, de« 1t. Mal. 1880. ä«D ä»nt»eb«m Leiode» tritt Loat- icoü 8t«np«l»u»et>l»^ tun«». 1» ss««« Lontaet»«» : ^Urrliabr . . 18 jt jtbrlivti: 4 U»rb bOkk. Itü»»lo« Huranrorn: 10 Lt I»»«r»teaprel,er VLr ä«o k»um «iu«r x«p»1tea«n ?otit«il» 20 kk. Vutor „Lioß„»oät" üi« Letts K0 kk. Ir»rl»»1»o»t I^liok mit Xaanirkm« cler 8onv- nn6 k'eiertnbk Xdsnrl^ tür den fol^enüeo l'u^ Zrcs-M IMrnal. Verantwortliche Redacüon: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. laneratenannakms an^vürt«; ». /teaneie-Otte!, t.>>:i:un ivn" <!.'« UresUuvr ^ouruuk; LauodaiU-larltn Vi,a Laipilg 8»,«l-Se«,I»u reinkln l ». ».: Aaa»e»uite<n L t^-Ater, LsrNa Viso-ttundur^ kr^-l^ipiix rrsokkort ». IN »riacdslli //»</ 8«rltn: §. /corenct'. /»>, u/,</«-«<ta»ut, Lr«m»»: F Sr«,i»<i Kta»«Ae»< « ttiireLU; Odammt»: />. kr»aIttner ». N.: F ^aeAer'ücb« u. «/. <7. ^/eeeuin»,»- »cbe UneblinrxUnnßt; ObrUt»: te Nslmovsr: t? Lei»» /,,, karli Baelru-knurltkurt » H. Stuttgart: Datibe « e,o,' Lawbueg ^lü. Lteiner. Nornnsgeiker: TSni^l. k»peäitivo cle« I>iekün«r ^ouroul», I>ee«tien, Lvin^ersi eu»»v Ko. 20. Ämtlicher Theil. Dretden, 13. Mai. Se. Majestät der König ist heute Vormittag 8 Uhr 35 Min. nach Berlin gereift. Dresden, 8. Mai. Se. Majestät der König hat zu genehmigen geruht, daß der Geheime Hofrath Pro« fessor vr. BruhnS, Director der Sternwarte zu Leipzig, da» ihm von Sr. Majestät dem König von Italien verliehene Commandeurkreuz des Ordens der Italienischen Krone annehme und trage. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, den Finanzrath bei der Zoll- und Steuerdirection Albert Golz, und den Hilfsarbeiter im Finanzmini sterium, Finanzrath 0r. jur. Paul Hermann Ritter- städt, unter Versetzung de- Ersteren in das genannte Ministerium, zu Geheimen Finanzräthen zu ernennen. Se. Königliche Majestät hat dem Rechtsanwalt OScar Ferdinand Damm zu Dresden den Lharacter eines HofratHS mit dem Range in der IV. Classe der Hofrangordnung allergnädigst zu ertheilen geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Buchdruckereibesitzer und Verlagsbuchhändler Oskar Leiner zu Leipzig die ihm von Sr Majestät dem Könige von Schweden und Nor wegen verliehene goldene Medaille mit der Aufschrift ,flitteris et artidus" annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Berlin, Donnerstag, 13. Mai, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Se. Majestät der König von Sachsen traf H12 Uhr hier ein und wurde von mehreren Generälen und vom Polizeipräsi denten empfangen. Heute Nachmittag empfing der König im Schlöffe den Besuch Sr. Majestät deS Kaisers, sowie der königl. Prinzen und stattete Gegendesuche ab. Zu dem Nachmittags 5 Uhr im königl. PalaiS stattfiudeudru Diner find 4« Ainlad« ungeu ergangen. Es nehmen daran Theil: Se. Maje stät der König von Sachsen nebst Gefolge und Ehren dienst, General v.Loönund OberstFaffong, der königl. sächsische Gesandte v. Nostitz-Wallwitz, der königl. sächsische Militärbevollmächtigte, Oberstlieutenant Edler v. d. Planitz, die königl. Prinzen, Kürst Hohenlohe, di« preußischen Minister v. Kameke, v. Stosch, Graf v. Schleinitz, der Oberstkämmerer Graf v. Nedern, der Gouverneur und der Stadt kommandant von Berlin. Morgen gedenkt Se. Majestät der König Albert die KischereiauSstrl- lung zu besuchen. Ragusa, Mittwoch, 12. Mai. (Tel. d. Boh.) Die DelimitationScommisfion für Montenegro ist gestern zusammengetretrn, hat sich aber sofort wieder vertagt, nachdem Montenegros Vertreter erklärt hatte, angesichts der Vorgänge an der albanefischrn Grenze sich an den Arbeiten nicht betheillgev zu können. (Vgl. die Rubrik ,Zeitungs schau".) Paris, Donnerstag, 13. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Kronprinzessin deS deutschen Reiches und von Preußen ist gestern hier eingrtroffen und wurde auf dem Bahnhöfe von dem Personal der deutschen Botschaft empfangen. Der Vicomte Civry wurde wegen Einbruch- diebstahlS zu 3 Jahren Gefängniß verurtheilt. _"»>>> > Feuilleton. -tedigirl von Otto Banck. „Daniel Rochat." ES wurde der Erregungen, die dieses neueste Gardou'sche Tendenzdrama in Paris herbeiführte, schon an anderer, sowie an dieser Stelle unseres Blattes al» einer interessanten TageSerscheinung im modernen Culturleben gedacht. Da» Stück ist allmählig Reper toirestück am ThöLtreffranyaiS geworden. In den letzten Tagen wurde e» auch im Wiener Stadttheater ge geben. Hier wurde e» mit großer Ruhe ausgenommen, wie die „WAbendp." meldet; ganz ander» bei seinem ersten Erscheinen in Pari». Da» Schauspiel spiegelt den Kampf der Geister und Gemüther der französischen Gesellschaft von heute ab. Die religiöse Frage wurde von der Tribüne auf die Bieter gebracht. Die Ga lerie der Kammer war Votant geworden. Beifall und Mißfallen gaben sich von den Bänken der ungewählten Repräsentanten de» Volke» au» kund. Wovon heute in Frankreich Herz, Kops und Mund voll sind, davon strömt Sardou» Lebensbild über. Gehört aber die Erörterung solcher Fragen auf da» Theater? Ohne Frage, wenn da» Theater Höhere» sein soll al» ein Tummelplatz von mehr oder minder gelungenen, mehr oder minder abgebrauchten Scherzen. Und vollend» übt der Dichter sein beste» Recht, wenn er nicht die Flammen schürt, sondern, über den Parteien stehend, gerecht und weise, die Wage in der Rechten, die Palme m der Linken, den Kämpfenden ihre Ueberlrribung, Bordeaux, Mittwoch, 12. Mai, AbendS. (W. T. B.) In dem Entrepot der Handelskam mer brach Feuer auS. Der angerichtetr Schaden wird auf 2 Millionen ArcS. geschätzt. London, Mittwoch, 12. Mai, AbendS. (W. T B.) Der Ausschuß deS Unterhauses zur Ent scheidung über die Weigerung deS UnterhauSmit- gliedeS Bradlaugh, den vorgeschriebrnen Paria- meutSeid zu leisten, hat sich mit einer Majorität von 1 Stimme, nämlich derjenigen deS Präsiden ten deS Ausschusses, gegen die Eidesverweigerung ausgesprochen. Dem Staatssekretär deS Auswärtigen, Earl Granville, ist durch Guedella ein Protest von Be sitzern türkischer BondS gegen dir Convention der Pforte mit der ottomanischen Bank zugesandt wor den. In dem Proteste wird zugleich um den Schutz der Rechte und der Interessen der BondSinhaber von Seiten der englischen Regierung nachgesucht. St. Petersburg, Donnerstag, 13. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie der „RegierungSanzriger" meldet, traten im Verlaufe der verflossenen Woche bei der Kaiserin die KrankheitSanfälle weniger acut auf. DaS Befinden hat sich gebessert; die Kräfte halten sich. Odessa, Mittwoch, 12. Mai. (W. T. B.) Der Generalgouverneur General Totleben hat sich gestern nach St. Petersburg begeben. (Nach St. PeierS- burger Privatdepeschen der „Nordd Allg. Ztg." und der „Nat. Ztg." dürste eS sich um die Besetzung deS durch den Rücktritt deS Grafen Kotzebue zur Erledi gung kommenden Postens eines Statthalters von Po len handeln.) Konstantinopel, Mittwoch, 12. Mai, AbendS. (W. T. B.) Die Pforte hat sich mit der Ernen nung Göschen» »um Botschafter in Konstantinopel einverstanden erklärt. Dresden, 13. Mai. In Albanien ist ein Aufruhr ausgebrochen, von welchem sich zwar noch nicht voraussehen läßt, welche Dimensionen er annehmen wird, der aber jedenfalls schon jetzt an Tragweite die gewöhnlichen Aufstände der Balkanhalbinsel, welche wir seit 1875 beinahe all jährlich da oder dort zum Ausbruche kommen sahen, weit überbietet. Wie der neuesten „Politischen Corre- spondenz" aus Skutari vom vorgestrigen Tage gemel det wird, hat cs mit der vielseitig verbreiteten Nach richt über eine angeblich erfolgte gänzliche Lossagung der diversen albanesischen Stämme von der Herrschaft »es Sultans keineswegs feine volle Richtigkeit. Alle bisherigen albanesischen Manifestationen bezwecken die Organisirung eines autonomen Fürstenthumes Alba nien unter der Souveränetät des Sultans, mit Ali Pascha von Gusinje als Fürst von Albanien. Da Izzet Pascha, der Vali von Skutari, den bisherigen Schritten der Albanesen', welche auf eine autonome Stellung derselben abzielen, jedwede Anerkennung ver weigert hat, sah er sich genöthigt, Mit der geringen Anzahl der ihm zur Verfügung stehenden türkischen Truppen sich einstweilen bis zum Eintreffen der Truppenverstärkungen in das Schloß von Skutari zurückzuziehen. Es war vorauszusehen, daß der Ber liner Vertrag nicht sofort die Ordnung in Südost europa wiederherstellen würde. Eine der einflußreich sten Ursachen, welche diese immer wiederkehrenden Störungen deS Friedens herbeiführen, ist in der bunten Mischung der Bevölkerung jener Länder zu suchen. ES ist unendlich schwer, Grenzlinien zu ziehen, durch welche eS möglich wäre, Staaten zu begründen, in welchen einem großen, an Zahl mächligen Volksstamme Einseitigkeit, Unbilligkeit und Ungerechtigkeit gleich zu- mißt, wenn er, der Geistreiche, für die Situation das richtige Wort, Wahrwmt und Mahnwort findet, feines Lächeln über Andere und über sich im Auditorium hervorzaubert. Die Wahrheit der Tribüne, durch die Kunst gehoben und verschönt, das ist Herrenrecht des Theaters, seit eS Schaubühne giebt. Gerecht und geistreich, das ist Sardou in seinem „Daniel Rochat". Das Wiener Publicum verhielt sich völlig objectiv gegen den Pariser Autor, das Schauspiel hatte einen großen, unbestrittenen Erfolg. In Paris, wo Sardou gegen die Uebertreibungen der Parteien kämpfte, nahmen beide Theile, die der Dichter geißelte, Partei gegen den unparteiischen Dritten; in Wien hörte und sah man ruhig zu und ward dem Autor de» Bühnenwerkes gerecht. Wien dachte und fühlte wie eine Figur deS Stückes selbst, Mr. FargiS, welchen der Autor seinen eigenen wohl wollenden, versöhnlichen Standpunkt einnehmen läßt, waS in Paris nicht verstanden, nicht hervorgehoben wurde. Wien dachte wie FargiS: rührt nicht an sremde Ueberzeugung! ES handelt sich in Sardou'S Stücke nicht, wie eS hieß, um die Frage: Eivilehe oder kirchliche Trau ung, sondern um Glauben oder Unglauben, Gott und Unsterblichkeit, um die höchsten Fragen der Mensch heit unter dem heutigen Gesichtspunkte in Frankreich, der durch den Kampf um die politische Macht verrückt worden ist. Der Streit entbrennt zwischen dem Frei denker Daniel Rochat, einem Pariser Politiker und Führer der Partei, und Miß Lea Henderson, einer liberalen Angloamerikanerin. Daniel Rochat begegnet Miß Lea m der Schweiz; er liebt sie, sie ihn. Die oder den Bekennern eines bestimmten Glaubens die Uebermacht gesichert wäre. In den GebirgSlanden des westlichen Theils der großen Halbinsel findet sich aber die allerbunteste Mischung der Racen und Bekennt- Ulsse, und der Zündstoff ist hier folglich in reichlich stem Maße angehäuft. Bekanntlich bilden die Alba nesen (Skipetaren) das GroS der Bevölkerung in den ehemaligen Sandschaks Skutari, Prizrend, Pristina, Risch, Skopia, Dibre und Jenibazar. Neben ihnen erscheinen als eingesprengte Elemente Serben, Türken, Bulgaren, Walachen, Juven und Zigeuner. Die Alba nesen scheiden sich der Religion nach in römische Ka tholiken und Muhamedaner; nur eine kleine Anzahl (im Elbassan) gehört dem orthodoxen Bekenntnisse an. Bei der gegenwärtigen Bewegung kommen zunächst in Betracht die Bewohner von Gusinje. Dort veranschlagt man die Zahl der Albanesen aus 5000 Seelen, neben ihnen zählt man jedoch 2500 Serben. Die ersteren sind Muhamedaner, die letzteren Orthodoxe. An der aufständischen Bewegung in erster Linie betheiligt erscheinen jedoch die Bergstämme oder Hochalbanesen. Zu diesen zählt man folgende: die Miriditen mit 18000 Seelen durchwegs katholisch, die Hotti 2500 bis 3000, davon 50 Muhamedaner, der Rest katholisch, die Kastrati, bei denen dasselbe Verhältniß eintritt, die Klementi 3500 Katholiken, 100 Muhamedaner, die Sehkreti 4200 Katholiken, 500 Muhamedaner, die PoSripa 2500 Katholiken, 5000 Muhamedaner, die Rioli 1400 Katholiken und 1800 Muhamedaner, die Grudda 1000 Katholiken, die Triepschl 600 Katholiken. Dazu kommt noch eine Anzahl kleiner Stämme und Banner. Die Bergstämme von Skutari weisen 45 200 Katholiken gegen 7500 Muhamedaner auf. Anders gestaltet sich das Verhält niß in Ipek, Djakova, Luma und den anderen zum Sandschak Pristina gehörigen Orten. Hier bildet daS muhamedanische Element die Majorität. So zählt man in Djakova auf 25500 Bekenner des Islam 9800 Katholiken, in Ipek auf 20000 Muhamedaner nur 2000 Katholiken, in Luma 35 000, in Kalkandelen 55000 Muhamedaner und gar keine Christen, während in Ipek auch noch 15000 Orthodoxe gezählt werden, die jedenfalls nicht gemeinsame Sache mit den Feinden der Montenegriner machen. Durchweg sehen wir römische Katholiken mit den Bekennern des Islam ver einigt gegen die durch die Montenegriner vertretene griechisch-russische Orthodoxie zusammenstehen. Als erwiesen wird die Einwirkung italienischer Priester auf der Entschluß der katholischen Albanesen angenommen, sich an die Spitze der Bewegung gegen die Pforte zu stellen. ES fehlt nicht an Anknüpfungspunkten zwischen Italien und Albanien; im ehemaligen Königreich Neapel befinden sich mehrere stark bevölkerte Colonien von Albanesen, deren Vorfahren einst vor den Türken nach Unteritalien flüchteten. Ueberdies besaß die Republik Venedig einst mehiere feste Hafenplätze an der albane sischen Küste, welche noch heute italienische Namen führen, wie Durazzo, Dulcigno, Butrunto, Avlona rc. Vielleicht hängt mit dem Allen die telegraphische Nachricht zusammen, daß in Albanien an eine italienische Secundogenitur gedacht wird. Im gegen wärtigen Falle befinden sich alle die vorerwähnten katholischen Stämme unter Waffen, zu denen noch die Flüchtlinge aus Kutschi - Krajna hinzukommen und die auS Skutari, wo man 24 000 Katholiken rechnet, aus Dulcigno, Zadrima, Durazzo, wo insgesammt die katho lische Bevölkerung mit 20000 Seelen veranschlagt wird, Zuzüge erhalten. In den anderen obgenannten Sandschaks bilden die muhamedanischen Albanesen (Arnauten) die Majorität. In Pristina stehen 89 000 Muhamedanern 42000 orthodoxe Serben und 60500 Bulgaren gegenüber, in Prizrend kommen auf 185000 Arnauten 11000 katholische Albanesen, neben 33 000 orthodoxen, 15000 muhamedanischen Serben und 26 500 Bulgaren (in Kalkandelen). Liebe muß in der That blind machen, sonst könnte Rochat über die religiöse Richtung der Geliebten und deren Familie nicht so völlig im Dunkeln bleiben, als es der Fall ist. Doch lassen wir dem Dichter seine Freiheit, nehmen wir die Supposition an, trotz der Unwahrscheinlichkeit, dem Fehler des Stückes. Was leitet er ab? Miß Lea Henderson und deren Tante haben sich immer äußerst polemisch gegen die Kirche ausgesprochen, und Rochat glaubt, sie seien Freidenker wie er. Allein — und das ist der feinste Zug in Sar- dou's Comödie und hebt da» Stück über den Tagesstreit hoch empor — diese Angloamerikaner gehören der eng lischen Hochkirche an, sind streng gläubig und äußerst unduldsam. Sie glauben nur nicht, was Andere glau ben, an ihrem Glauben aber halten sie felsenfest. Sie wollen, daß die Katholiken und Freidenker Concessionen machen, sie selbst geben aber nie nach. Daniel Rochat schließt mit Miß Henderson die Civilehe, und kaum ist diese vorüber, verlangt Miß Lea, daß er mit ihr in den Tempel gehe, wo der anglikanische Prediger die Trauung vornehmen soll! Daniel Rochat ruft: Nein, niemals! Der Kamps beginnt und steigert sich, bis eS zwischen Lea und Daniel klar wird, bis Glaube und Unglaube einander in das Auge schauen, und die kaum geschlossene Ehe wieder gelöst wird. DaS Pu blicum fand die'en Schluß grausam; er ist nur natür- lich. Solche Gegensätze lassen sich nicht vereinen, wenn ihn zwei streitbare Gemüther wie Rochat und Lea führen, Rochat, der politische Parteiführer, und Lea, die fast männlicheren Geiste- ist als der Führer dcr Linken der französischen Kammer. Da giebt eS nur Trennung, auch auf der Bühne; besser gleich und ganz vor der LH«, al« später, wenn beide Existenzen gr- In den vorwiegend arnautischen Distrikten von Durazzo und Tirana zählt man noch je 5000 ortho doxe Walachen und 3000 muhamedanische Zigeuner. Wie man sieht, besteht hier eine schwer zu lösende Verwirrung. Eine zahlreiche und kriegsmuthige Be völkerung wurde durch ihre Abtretung an Montenegro in ihren heiligsten Gefühlen verletzt und will sich die Unabhängigkeit ihrer Race und ihres Glaubens er halten. Die türkische Regierung ist dieser Bewegung gegenüber ohnmächtig. „Wir wollen nicht behanpten," sagt die Wiener „Presse", „daß die Pforte besonders viel Lust verspüre, der albanesischen Liga einen Strich durch ihre Rechnung zu machen und den Montenegrinern zu ihrem unbestreitbaren guten Recht zu verhelfen. Sie wäre aber auch bei den allerbesten und ehrlichsten Absichten, bei der untadeligsten Vertragstreue vollstän dig ohnmächtig, den eingegangenen Verbindlichkeiten nachzukommen. Die Frage steht seit Monaten nicht mehr zwischen der Türkei und Montenegro, sondern zwischen den Montenegrinern und Albanesen, und auf die letzteren hat das gesammte europäische Concert, die hohe Pforte und den Padlschah mit inbegriffen, gar keinen Einfluß, welcher hinreichend wäre, den festen Entschluß der Clane, kein Dorf ihrer Nationalität unter slawische Herrschaft kommen zu lassen, zu er schüttern. Es würde kaum eine merkbare Rückwirkung auf die Haltung der Liga ausüben, wenn heute die Mächte durch eine Flottendemonstration die Pforte zwingen wollten, em Executionsheer nach Albanien zu entsenden. Damit wäre nur die definitive Unabhäugig- keitserklärung Albaniens beschleunigt, in dem Con- flicte mit Montenegro aber gar nichts geändert worben. Dieser hat sich, wie die Dinge heute liegen, zu einem localen Streitfall herauSkrystallisirt, den Europa am besten in sich selbst vergähren läßt, ohne sich — bei aller Wahrung des vertragsmäßigen RechtSstandpunkles — zu tief in den unerquicklichen Handel einzulassen. Eine directe Intervention würde da schwerlich Lor beeren holen und im allergünstigsten Falle nur einen Erfolg erzielen, welcher m gar keinem Verhältniß mit der durch eine Intervention heraufbeschworenen Gefahr für die Ruhe der Balkanhalbinsel sein würde." Dieses ist die Sachlage. Eine Darstellung der Ange legenheit, welche der Pariser „Temps" enhält, ist mehr von historischem Interesse. Der Artikel rührt von einem Mitglied« der montenegrinischen Grenz- derichtigungScommission her, und hätte danach die Pforte das auf die Räumung der abgetretenen Bezirke bezügliche Uebereinkommen nicht gewissenhaft ansge- sührt. Montenegro dagegen besetzte die überlassenen Bezirke nicht rechtzeitig mit der gehörigen Macht, und die Türken räumten die Wachen und Brücken bei Zem, bevor die Montenegriner ankamen, welche dieselben von Bergbewohnern, denen die reguläre Truppe ihre Muni tion überließ, besetzt fanden. Am 23. April sand ein Gefecht Statt. Die Montenegriner verloren 2 Loüte und 6 Verwundete. Fürst Nikita wendete sich an die Vertragsmächte, welche der Pforte empfahlen, die ver lassenen Punkte wieder zu besetzen. Dadurch hob sich dcr Muth der Albanesen und sank das Prestige Mon tenegros. Auch wurde der Anschluß Oberalvauiens an die Liga beschleunigt. In Skutari bildete sich ein aus Christen und Muhamedanern zusammengesetztes Comit«, welches die Operationen leitet und das Land regiert. Die christlichen Bewohner der Gebirgsdörser nächst der Stadt Skutari haben sich mit noch mehr Eifer, als die Muhamedaner dieser Bewegung ange schlossen. Ein Comito erhielt 150000 Piaster, um den bei Tusi vereinigten Albanesen Proviant zu ver schaffen. Die Miriditen, bisher außer jeder Verbin dung mit der Liga, traten nnn der Bewegung bei. Prenk Bib Doda verließ Skutari, ging zu den Mlri- diten und wird mit 3000 neuen Streitern erwartet. In Albanien erblickt man hierin fremden Einfluß, hauptsäch- brochen sind. Die Trennung ist hier Versöhnung. Andererseits warf man Rochat vor, daß er Alles thun will, wenn es nur nicht öffentlich bekannt wird. Man ist ungeheuer fest und consequent als Theoterzuichaucr, wie schwach sind aber die Felsenfesten einem schönen Weibe von Fleisch und Blut gegenüber! Der Kamps zwischen der Liebe Rochat's und seiner polnischen Parlci- stellung — die Ueberzeugungen waren eben daran, die Augen zu schließen! — ist der zweite überaus feine Zug in Sardou'S Stücke. Rochat ist tnr Gefangene seiner Partei, der Sclave seiner Stellung. Er führt die Partei, aber sie leitet ihn. Sie läßt ihn nicht mehr los. Der Mann geht im Parteiführer unter, die Gerechtigkeit im Parieileben. Erfindung. Im Westminster-Aquarium zu Lon don producirt sich seit einiger Zeit ein Taucher, dessen Leistungen großes Aufsehen auch in fachmänni schen Kreisen erregen. Dieser Taucher, namens Fleuß, steigt in da» große Bassin des Aquariums, welches soust allerhand Seethiere beherbergt; er vermag über 5 Stunden unter Wasser zu bleiben und verrichttl dort die verschiedenartigsten Arbeiten. Fleuß trägt die ge wöhnliche Kleidung der Taucher, mit dcm einzigen aber äußerst wesentlichen Unterschiede, daß dcr Helm mit einem Schlauche in Verbindung sicht, durch wel chen bei den gewöhnlichen Apparaten die zum Alhmcn nölhige Luft durch eine Luftpumpe zugeführt wird. Ein interessanter, wenig umfangreicher und m seiner Constructton ziemlich einfacher Apparat, welcher inner halb des Taucheranzugs verdeckt liegt, setzt den Tauch« r m den Stand, die oben angegebene Zeit ohne jcgl che Beschwerde und ohne jede Verbindung mit der Ober-
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