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WeWH-Mm-. " Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Aippoldiswalde und Zsrauenstein Inserat«, welche del de» bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit lOPsa. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag — Einge sandt, nn redaktionelle» Theil«, dd> Spaltenzeile MPfg. DK „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Nr. 139. Dienstag, den 27. November 1888. 54. Jahrgang. — — . - — " , -sW-S— Die Thronrede Kaiser Wilhelms und die Reichstagseröffnung. Die Thronrede, mit welcher Kaiser Wilhelm am 22. November im Weißen Saale des königl. Schlosses vor den versammelten Vertretern des Bundesrathes und des Reichstags die neue Reichstagssesfion eröffnet hat, erfüllt vollständig die guten Hoffnungen, welche man hinsichtlich der Gestaltung der inneren und äußeren Verhältnisse hegt, und hält sich im Uebrigen streng im Nahmen des Geschäftsprogramms des Reichstags. Der Kaiser gedachte in der Thronrede zunächst seiner Reisen in verschiedenen Theilen des Reiches, welche ihm die Ueberzeugung gewährt hätten, daß der Einheitsgedanke im deutschen Volke tiefe Wurzel geschlagen habe. Die Finanzlage des Reiches wurde hierauf in der Thron rede als befriedigend bezeichnet und daran anknüpfend wurden die Vorlagen verkündigt, mit denen sich der Reichstag in seiner nun wieder eröffneten Session zu beschäftigen haben wird. Außer der Etatsvorlage sind dies die Vorlagen über den Nachtragsetat von 117 Millionen für Marinezwecke und über die Anleihe von 78 Millionen zu Landesvertheidigungszwecken, resp. zum Bau strategischer Eisenbahnen, ferner die Vorlagen über die Alters- und Invaliden-Versorgung der Ar beiter, über die Ergänzung des Krankenkassengesetzes und die Reform des Genossenschaftswesens, sowie einige kleinere Vorlagen. Kurz erwähnt die Thronrede auch des Abkommens mit England wegen der Beseitigung der Kulturhemmnisse in Ostafrika und hofft, daß da durch die dortigen Schwierigkeiten am leichtesten ge hoben werden. Ganz besonders hebt die Thronrede Kaiser Wilhelms hervor, daß die Beziehungen Deutsch lands zu allen Mächten durchaus friedliche sind, und noch mehr betonte der Kaiser, daß seins Bestrebungen auf die Erhaltung des Friedens unausgesetzt gerichtet seien, wie er, der Kaiser, überhaupt einen ohne Noth geführten Krieg mit dem christlichen Glauben und den kaiserlichen Pflichten gegen das deutsche Volk für voll ständig unvereinbar halte. Die Besuche, welche der Kaffer bei befreundeten Höfen gemacht, und daß von allen Seiten ihm und seiner Politik entgegengebrachte Vertrauen berechtigen auch zu der Hoffnung auf fernere Erhaltung des Friedens. Die Thronrede wurde zumal in ihren Schlußsätzen von den versammelten Reichs boten mit lautem Beifall ausgenommen und darauf im Namen des Kaisers von dem Staatssekretär des Inneren, von Bötticher, in Vertretung des Reichs kanzlers der Reichstag für eröffnet erklärt. Die Neichs- tagsmitglieder waren ziemlich zahlreich bei dem feier lichen Akte der Reichstagseröffnung versammelt, doch wurden in dieser Woche nur noch die konstituirenden Sitzungen des Reichstags, Bildung der Bureaux, Wahl der Präsidenten und Ausschüsse vorgenommen. Aus der Thronrede Kaiser Wilhelms dürfte gegenüber den politischen Beunruhigungen der letzten Wochen am meisten die Stelle, welche das Vertrauen des Kaisers auf die Erhaltung des Friedens ausspricht, Befriedi gung in Deutschland und Europa gewähren. In dieser Hinsicht haben Kaiser Wilhelms Worte alle direkten Befürchtungen beseitigt. Die Summen, welche das Reich für die Marine, das Heer und für den Ausbau strategischer Eisenbahnen verlangt, zeigen aber auch, daß die kaiserliche Regierung im Vereine mit dem Bundesrath unausgesetzt an der Vervollkommnung der deutschen Machtmittel, welche die beste Friedensbürg schaft bilden, arbeiten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 26. Novbr. Am Sonnabend hielt der Bezirks-Lehrerverein Dippoldiswalde die erste Versammlung im neuen Vereinsjahre ab, die freilich zufolge des bedeutenden Sturmes, der das Fortkommen nur mit Schwierigkeit gestattete, nicht so zahlreich besucht war, als man hätte wünschen mögen. Unter den Eingängen befand sich auch eine Zuschrift der „Comeniusstiftung" zu Leipzig, der man aus Ver einsmitteln für dieses Jahr einen Beitrag von 10 M. bewilligte. Bei dieser Gelegenheit wurde darauf auf merksam gemacht, daß die Benutzung der jetzt bereits über 40,000 Bände und Broschüren enthaltenden Bi bliothek jedem Mitglieds freisteht, und erbot sich der mit der hiesigen Pflegschaft beauftragte Vorsitzende, Herr Schuldirektor Engelmann, im Bedarfsfälle die Erlangung von Büchern zu vermitteln. — Nach Vor trag des Jahresberichtes und der alsbald erfolgten Nichtigsprechung der Jahresrechnung erfolgte die Neu wahl des Vorstandes, bei der die bisherigen Vorstands mitglieder (Buckel, Engelmann und Hellriegel-Dippol diswalde, Junge-Burkersdorf und Rothe-Wilmsdorf), sowie der bisherige Delegirte, 0. Hellriegel - Dippol diswalde abermals gewählt wurden. Schließlich hielt Herr Kantor Hennig-Kreischa einen sehr schätzenswerthen Vortrag über die Benutzung des Lesebuchs, zunächst zum grammatischen Unterricht in der einfachen Volks schule, indem derselbe nach kurzer Darstellung der dabei zu beachtenden Grundsätze die Lesestücke aus Weber-Jüttings Oberstufe bezeichnete, welche zur Ent wickelung der grammatischen Lesestoffe besonders ge eignet erscheinen. Auf ausgesprochenen Wunsch erbot sich derselbe, die Zusammenstellung der betreffenden Lesestücke hektographiren zu lassen und bei der nächsten Versammlung an die Mitglieder zu vertheilen. — Trotz des rasenden Sturmes am letzten Sonn abend war die Sitzung des landwirthschaftlichen Vereins doch so zahlreich besucht, wie seit langer Zeit nicht. Nach Erledigung der geschäftlichen Eingänge hielt Herr Vermessungsingenieur Frohberg einen Vor trag über die Brauchbarkeit der Menselblätter und er klärte insbesondere, daß dieselben s. Z. nur zum Zwecke der Besteuerung angefertigt worden, daher zu vielen Zwecken, zu denen man sie jetzt gebrauche, beweiskräftig nicht zu verwenden seien. Sodann referirte Herr Ober förster Klette noch über Viehversicherung. — Trotzdem am 11. Dezember hier voraussichtlich ein Abonnement- Concert stattfinden wird, ward doch einstimmig be schlossen, das für diesen Tag angesetzte Stiftungsfest nicht zu verschieben. s Schmiedeberg. In tiefes Leid wurde an vorigem Bußtage eine hiesige Familie, die des Herrn Försters Proß, gebracht. Derselbe ging mit seiner Ehegattin zur Kirche und besuchte nach Beendigung des Gottes dienstes behufs einer Untersuchung Herrn vr. Planer. In dessen Wohnung wurde Jener von einem Unwohl sein befallen, das sich schließlich als eine nicht unbe deutende Krankheit herausstellte. Der Bedauernswertste befindet sich gegenwärtig, da eine Unterbringung in seine Behausung unthunlich, noch in der Wohnung des ihn behandelnden Arztes, doch soll der Zustand des Erkrankten augenblicklich befriedigend sein. Man bemitleidet in der Gemeinde die schwergeprüfte Familie umsomehr, als der Betroffene eine beliebte Persönlich keit ist. Möge ihm durch die geschickte Hand des Arztes eine recht baldige Genesung beschicken sein. Glashütte. Von der hiesigen Uhrmacher-Firma Richard Lange ist das Patent auf Einrückvorrichtung für springende Sekunde angemeldet worden. Lauenstcin. In einer hiesigen Familie sind in letzter Zeit Vater, Mutter und neugeborenes Kind an den Pocken erkrankt, leider ist die Mutter und das Kind an der Krankheit gestorben. Glücklicherweise ist ein Weitergreifen der Krankheit nicht zu beobachten ge wesen. 4 Poffendorf. In der Sitzung des Gemeinde- rathes am 22. d. M. wurden die Herren Gemeinde vorstand Karl Sommerschuh auf weitere 6 und Ge meindeältester, Klempnermeister Th. Prießdorf auf weitere 8 Jahre gewählt, während an Stelle des aus scheidenden Gemeindeältesten, Herrn Gutsbesitzer Karl Hofmann, Herr Gutsbesitzer August Grahl auf 6 Jahre gewählt wurde. Sämmtliche Herren erklärten sich zur Annahme ihrer Wieder- bez. Neuwahl bereit. Dresden. Zur Theilnahme an Jagden hat sich König Albert am Sonntag zum Besuche des Fürsten Reuß j. L. nach Thallwitz bei Wurzen begeben. Von da aus werden die Fürstlichkeiten zu weiterer Jagden nach Wermsdorf sich begeben. Die Rückkehr nach Dresden wird am Freitag erfolgen. — Die Sächsische Stiftung vom 26. Juli 1811, bestimmt, armen kranken Angehörigen des Königreichs Sachsen Unterstützungen zum Gebrauche der böhmischen und sächsischen Heilquellen zu gewähren, hat im Som mer des Jahres 1887 im Ganzen 33S Kranke unter stützt, und zwar 110 Kranke durch Vermittelung von Freistellen in dem John'schen Civilhospitale zu Teplitz, 5 Kranke durch Verleihung der im Fremdenhospitale zu Karlsbad bestehenden, zur Sächsischen Stiftung ge hörigen von Mühlenfels'schen Freistelle, 14 Kranke durch Vermittelung von sogenannten Zahlstellen in dem bezeichneten Hospitale zu Karlsbad und 210 Kranke durch baare Beihilfen zum Gebrauche der Bäder zu Teplitz, Karlsbad, Elster, Marienbad, Wolkenstein, Franzensbad, Gottleuba, Liegau, Berggießhübel und Schmeckwitz. Das Vermögen der Sächsischen Stiftung betrug am Jahresschlüsse 1887 neben einem Kassen- bestande von 1143 M. 3 Pf., gleich wie im Vorjahre 102,725 M. Bestand in Werthpapieren. — Sachsens „Militärvereinsbund" hat nach dem ausgegebenen Jahresbericht für 1887 zu 1888 an Zuwachs 46 Vereine mit 2442 Mitgliedern er halten, während nur 2 Vereine mit 78 Mitgliedern, durch Auflösung oder Verschmelzung mit anderen Ver einen in Abgang zu bringen waren. Im zweiten Drittel des Jahres 1888 zählte der sächsische Milirär- vereinsbund 1047 Vereine mit 112841 Mitgliedern. Am stärksten dabei vertreten, mit 98 Vereinen mit 10139 Mitgliedern, ergab sich der Bezirk Chemnitz, während als der numerisch schwächste Verein im Lande der Bezirk Oschatz, mit 12 Vereinen und 1485 Mit gliedern, zu verzeichnen war. - Der sächsische Militärfeuerversicherungs verein, unter den größeren kameradschaftlichen und gemeinnützigen Instituten des Königreichs der zweit größte, welcher am 1. März des Jahres 1869 ins Leben trat und damals 2878 Mitglieder zählte, be stand Ende Oktober des laufenden Jahres aus 32,65? Mitgliedern mit 127,617,434 M. Versicherungssumme. Die Fonds des Instituts betrugen, nach dem Rechen schaftsbericht von 1887, in abgerundeter Summe 280,000 M. Ganz Sachsen ist mit 315 Vertretungen — Lokalvorständen — durchzogen. Das Direktorium des Vereins domizilirt in Zwickau. Aus dem Mülsengrund. Dem Spiritismus scheinen alle Enthüllungen nichts anzuhaben. In der hiesigen Gegend hat er noch immer zahlreiche Anhänger. Der spiritistische „Verein für harmonische Philosophie" in Mülsen St. Niklas feierte jüngst sein.8. Stiftungs fest, wozu Spiritisten aus Zwickau, Glauchau, Meerane, Lichtenstein, Callnberg, Gersdorf, Reinsdorf rc. er schienen waren. Spiritistische Vorführungen füllten einen Theil des Programms aus. Zwickau. In Raths-Neudörfel, Niederplanitz rc. kommen noch fortgesetzt, wenn auch scheinbar unwesent liche Bodensenkungen in Folge des Kohlenabbaues vor. Neuerdings mußten mehrere Häuser im Stadt- theil Neudörfel erheblichen Reparaturen unterzogen werden. Vor Kurzem aber brach der eine Theil des der Stadtgemeinde gehörigen großen Hausgrundstückes, des sogen. Pietzschen Gutes, mit fürchterlichem Getöse zusammen. Der Zusammenbruch erfolgte Nachts, so daß die Anwohnenden in argen Schrecken versetzt wurden. Der Trümmerhaufen sieht aus, als wenn ein Erdbeben stattgefunden habe. Das gedachte Gut, in dem zahlreiche Familien wohnten, war bereits einige Wochen vorher geräumt worden. Viele Häuser jener Gegend haben sich bis zu 1 m gesenkt. Löbau. Hier haben 4 Jungen im Alter von 10