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Uabemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. MW für N»m»dl, Seismdmf, Kiki»- II. GwW, -MAM Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 64. Ker«sprech«r: Amt Leube« 2120 Dienstag, den 3. Juni 1913. Fernsprecher: Amt Leube« 2120 26. Jahrgang. Der Blumentag am Sonnabend den 31. Mai ist vorüber. Begünstigt vom herrlichsten Sonnenschein, war sein Erfolg auch für den hiesigen Ort, entgegen aller Erwartungen, ein überraschend guter, dies bewiesen die wohlgefüllten Sammel büchsen. Selbst die dem Unternehmen feindlich Gegenüber- stehenden, konnten den lieblichen Blumenverkäuferinnen nicht widerstehen und ließen sich von dem guten Zweck der Sache überzeugen Dank der Mithilfe so Vieler, die ein Scherflein opferten, ist es uns möglich, so manchem kranken, hinsiechenden Kinde Hilfe und Rettung zu verschaffen, so manches Leid zu lindern, so manche Träne zu trocknen. Allen den unermüdlichen, freundlichen Helferinnen bei dem allgemeinen Liebeswerk sei hiermit nochmals herzlich gedankt. Frau San.-Rat ör. Michauck, Rabenau. Hur Nav uns frrn Rabenau, den 2. Juni 1913. — Die einzige am Sonnabend in Leipzig abgehaltene Vorstandssitzung der sächsischen H a us b e s itz er ver e i ne war unter Ausschluß der Oeffmtlichkeil. Am Abend der erste öffentliche Empfang im Zoologischen Garten, ein Festkommers mit Schwankaufführung. Der anläßlich der Tagung hcrauS- gegebene Jahresbericht beklagt die momentan ungünstige Gesamt- tage des sächsischen Haus- und Grundbesitzes, die durch Steuer- Überlastung, Bauordnungsbeschränkung, Erschwerung des Hypo- thekenkrediteS hervorgerufen wurde. Leider wurden bei dem gesetzgeberischen Hauptwerk der Gemeindesieuerreform alle Petitionen des Verbandes vom Landtage abgelehnt. Bei künf tigen Landtagswahlen müsse man sich deshalb nach ganz anderen Gesichtspunkten richten. Die Staatssteuerpolilik erhöhe noch die auf Haus- und Grundbesitz ruhenden Lasten. Außer dem begünstigten die Kommunen die Baugenossenschaften. Der Verband habe sich im Inneren ruhig entwickelt. Für drei Austritte von Ortsverbänden haben 16 Neuaufnahmen statt- gefunden, sodaß der Landesverband nunmehr 128 Vereine mit 43 979 Mitgliedern umfaßt. Der Virmögensbestand belief sich Ende des Jahres 1912 auf 6613,92 Mark. — Hotelier Hohlfeld, der frühere Wirt der Na be ll auer Mühle, jetzt Besitzer des Gasthofs zur Mühle in Schmilka, ist zum Gemeindevorstand daselbst gewählt worden. — Die Bautätigkeit steht in Deutschland im all gemeinen gegenüber derjenigen von 1912 und 1911 ganz er heblich zurück; sie muß als ganz unbefriedigend bezeichnet werden. Die Versteifung aus dem Geldmärkte und die Be unruhigung der Wirtschaftslage anderer Gewerbe drängt die Baulust noch mehr als bisher zurück. Besonders die Errich tung von Wohnhäusern hat ganz empfindlich gelitten; daneben leidet aber auch die geschäftliche bezw. gewerbliche Bautätigkeit unter der Unsicherheit der wirtschaftlichen Lage und Aussichten. Rabenau u. Tharandt haben keine nennenswerten Bauten. In Oelsa wurden einige Neubauten angefangen und stehen noch solche, wie auch Betriebserweiterungsbauten in Aussicht. — Von den 107 in Sachsen bestehenden Rabatt- Sparvereinen sind 71 dem Gau Sachsen im Verbände der Rabatt-Sparvereine Deutschlands angeschlossen, der am Sonn tag und Montag in Großenhain seinen 8. Gautag abhielt. — DerFürsorge für ihre Angehörigen entzogen sich: Arbeiter Franke, geboren 1868 in Kreischa, Prostituierte Olga Schneider, geb. 1881 in Deuben. Sachdienliches melde man dem Dresdner Armenamt. — Um eine freigewordene ständige Lehrerstelle in Schnee berg hatten sich 96 Bewerber gemeldet. Wohl ein Beweis, daß in Sachse» kein Lehrermangel herrscht. — Der Kreisausschuß der Kreishauptmannschast Dres den genehmigte in seiner letzten Sitzung die Uebertragung der Aussichtsführung über die Gemeindeverbandssparkasse zu Sei fe rödorf aus die AmlShauptmannschaft Dippoldiswalde. — Das im Grundbuche für Gr und Blatt 11 auf den Namen des verstorbenen Emil Max Liebe eingetragene Grund stück soll Montag, am 14. Juli 1913, vormittags halb 10 Uhr an der Gerichtsstelle Tharandt im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 9.6 Ar groß und auf 6000 Mark geschätzt. — Der seit 1904 inHeidenau amtierende Gemeinde- Vorstand Binneweg, bissen Amtszeit erst Ende 1915 abläuft, wurde -Anerkennung seiner Verdienste um den Oct auf wettere 6 Jahre wiedergewählt. — Bet einem Submissions-AuSschreiben für Wegebau- arbeitcn in einer Gemeinde der Amlshauptmannschafl Großen hain stellte sich die höchste Forderung aus 22 792,56 Mk., die niedrigste auf nur 7 134,84 Mk., so daß also bei diesem Projekte, dessen gesamte Herstellung auf 10000 Mk. veranschlagt war, eine Preisdifferenz von 15 657,72 Mk. eintrat. — In Oberbärenburg wurde der Grundstein zu der evangelisch - lutherischen Kapelle gelegt, unter zahlreicher Bi- teiligung der geistlichen und weltlichen Behörden. — Das konservative „Vaterland" stellt fest, daß in der letzten Zeit die Zahl der konservativen Vereine und deren Mit- gltederzahl bedeutend zugenommen hat. — Die sächsische Staatseisenbahn-Verwaltung bewilligte ihren Arbeitern wesentliche Loh n Verbesserungen, die einen jährlichen Mehraufwand von nahezu 2 Millionen Mark ver ursachen. — Die französische Regierung brachte in der Kam mer den Gesetzentwurf gegen die Treibereien des Allgemeinen Arbeiterverbandes ein. Kleine Notizen. — In dem Luftkurort Hilders in der Rhön wurden nachts durch ein Großfeuer 3 Wohnhäuser und 10 Scheunen vollständig und 2 Wohnhäuser und meh rere Scheunen zum Teil zerstört. — In ihrer Wohnung wurde die Witwe des Eisenbahnbeamten Schweickhart-Mainz krank in ihrem Bette aufgefunden. Bei der Durchsuchung der Wohnung der Witwe, die in ärmlichsten Verhältnissen lebte, wurden 140 000 Mk. entdeckt. — Vor dem Chemnitzer Schwurgericht hatte sich der Bergarbeiter Richard Tichy unter der Anklage des versuchten Mordes zu verantworten. Tichy war wegen eines Ueber- falles auf den Steiger N. entlassen worden. Als er sich am 1. März auf den Weg machte, um den rückständigen Lohn zu holen, steckte er ein Beil zu sich, womit er den Bergwerks- direktor Fr. in Oelsnitz i. E. niederschlagen wollte, für den Fall, daß er den Lohn nicht erhalte. Als er auf dem Bureau der Zeche erschien, wurde ihm vom Dircklor bedeutet, daß die Abrechnung erst am 15. März fertig würde. Darauf versetzte Tichy dem Direktor einen Schlag ins Genick und zog im nächsten Augenblick ein Beil unter dem Rock hervor, um den Direktor niederzuschlagen, was jedoch bemerkt wurde. Die Verhaftung des Angeklagten erfolgte unter großen Schwierig keiten. Während der Untersuchungshaft ist Tichy auch gegen den Untersuchungsrichter tätlich geworden. Er wird von den Zeugen als ein unverträglicher Mensch geschildert. Das Urteil lautete auf 8 Jahre Zuchthaus. — Für die am 21. September vorigen Jahres in der Nähe von Freiberg verunglückten OffizierSflieger Leutnant Berger und Leutnant Junghans wurde an der Unfallstelle ein Denkmal enlhüllt. In Vertretung deS Königs nahm Kronprinz Georg in Begleitung des Generalleutnants v. Carlowitz und des Flügeladjutanten Grafen zu Münster an den Feierlichkeiten teil, zu denen außer Deputationen der beiden Regimenter, bei denen die Verunglückten standen, und der Fliegertruppen ein zahlreiches Publikum erschienen war. Pastor Schindler aus Niederschöna hielt eine Gedächtnisrede für die verunglückten Offiziere, Oberst Hammer vom Infanterie-Regiment Nr. 104 übergab das Denkmal der Gemeinde Niederschöna und dieses wurde vom Gemeindevorstand Richler im Namen der Gemeinde übenrommen. Das Denkmal ist ein drei Meter hoher Obelisk, in den die Namen der Verunglückten in Bronze eingelassen find. — In Kemnitz wurde der 30jährige Gemeinderegistra- lor Trinks entlassen, da ihm »achgewiesen wurde, daß er Ge meindegelder in Höhe mehrerer Tausend Mark unterschlagen hat. Trinks ist verschwunden. — In der Zeit vom 8. bis 24. Mai sind aus einem verschlossenen Naum des Leipziger Künstlerverein in der Pleissen- burg auf der Iba 77 verschiedene politische Karikaturen aus dem Kladderadatsch gestohlen worden, die einen Wert von etwa 3 000 Mk. ausweism. — Nach dem hunderljährigen Kalender soll cs im Mo nat Juni bis zum 21. schön und warm sein, von da an bis Ende täglich Donner und Regen, überhaupt unfreundlich. — Zu der Spionageaffaire des Obersten Redl, die ganz Oesterreich augenblicklich in Atem hält, wird weiter bekannt, daß in den letzten Tagen drei Personen unter dem Verdachte der Mitschuld verhaftet worden sind. Drei weitere Ver haftungen stehen bevor. Dos Gerücht, daß auch der Ober leutnant Jandritsch in die Nsdlsche Cpionageaffaire verwickelt war, bestätigt sich nicht. Jetzt stellt sich heraus, daß Jandritsch in aller Stille vor einiger Zeit vom Kriegsgericht zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist. Ein in Slockerau bei Wien lebender Verwandter Redls, ein Leutnant, wird seit einigen Tagen in strengem Gewahrsam gehalten. Ein anderer Offizier ist, wie bereits mitgeteilt, zur rechten Zeit entkommen. — Dresden. In der Neisewitzerstraße wurde der 50- jährige Dreher Th. von einem Unwohlsein befallen und stürzte auf du Straße zwischen die Näder eines gerade vorüberfahrenden schwer beladenen Wagens. Die Näder gingen dem Unglück lichen über den Brustkorb. Auf dem Transport nach dem Friedrichstädter Krankenhause erlag Th. seinen Verletzungen. — Einen dreisten Einbruch verübte in der Mittagszeit ein Unbe kannter in der Wohnung eines Restaurateurs auf dem Dippoldis- waldaer Platz. Nach seinem Mittagsschläfchen bemerkte der Schankwirt zu seinem Schrecken, daß jemand mittels Schlüssels in seine Wohnung eingedrungen war und dort eine Geldkassette samt Inhalt und außerdem eine Wachstuchdecke an sich genommen hatte. Von dem Täter fehlt jede Spur. — Bei dem Jubiläumskommers des Korps „Alemannia" hielt der Rektor der Tierärztlichen Hochschule in Dresden Geh. Nat Ellenberger zugunsten der baldigen Vereinigung der Hochschule mit der Universität eine Rede. — Mil schweren Verletzungen wurde am Sonnabend ein 63 Jahre alter Kut scher aus Radebeul in das Carolahaus etngeliefert. Als er mit einem vollbeladenen Ziegelwagen die Radebeuler Bahn- Überführung passierte, scheuten die Pferde und gingen durch. Bei dem Versuch, die Tiere anzuhalten, glitt der Kutscher aus und fiel so unglücklich, daß ihm ein Hinterrad über die Beine ging und eins davon zermalmte. — Die Büchsensammlung des Dresdner Blumen tage- ergab etwa 100 000 Mark. — Zu den fremden Staaten, die sich an der Internat. Buchgewerbe-Ausstellung beteiligen werden, ist nun auch die Türkei gekommen. Es wurde ein Ausschuß ernannt, der seinen Sitz im Kaiserlichen Museum in Konstantinopel hat und beauftragt ist, alle notwendigen Gegenstände zu einer Gesamt-Ausstellung der Türkei zu vereinigen. Präsident ist der Generaldirektor der Türkischen Museen Halil Edhem. — Die Anwesenheit der leitenden Minister der größeren Bundesstaaten in Berlin gilt der beschleunigten Verabschie dung der Heeres- und Deckungsvorlagen. — Bulgarien nimmt große Truppenverschiebungen gegen die serbische Grenze vor; Sofia wird in aller Eile be festigt- — — Vorsicht beim Kauf von Leinenwäsche, Kleider stoffen re. Im wachsenden Maße tauchen in den letzten Jahren Vertreter und Vertreterinnen von auswärtigen Versandt geschäften der Leinen- und Wäschebranche auf, um beim Pub likum, vorzugsweise bei Brauteltcrn, direkte Bestellungen auf ihre Erzeugnisse zu erlangen. Dadurch, daß sie sich den An schein geben, selbst Fabrikanten oder Vertreter von Fabriken zu sein, erwecken sie beim Publikum den Glauben, als ob ihre Angebote ganz besonders vorteilhaft, jedenfalls wesentlich günstiger, als der im Orte befindlichen Detail geschäfte seien. Dem ist aber nicht so. Zunächst möchten wir darauf Hinweisen, daß leistungsfähige Fabrikanten der Branche niemals mit dem Privatpublikum direkt in geschäft lichen Verkehr treten, sondern sich zum Absätze ihrer Erzeug nisse stets der üblichen Vermittlung des Handels bedienen. Sie sind auch gar nicht in der Lage, eine Aussteuer vollständig zu liefern, da diese sich bekanntlich aus einer großen Zahl verschiedener Warengallungen zusammensetzt, z. B. ist die Fabrikation von Tischzeugen und Handtüchern, Inletts, Leib wäsche, Steppdecken rc. in einem einzigen Fabrikbetrtebe nicht angängig. Das Publikum läßt sich nur zu leicht durch die wissentlich oder unwissentlich falschen Behauptungen, um nicht zu sagen Vorspiegelungen jener Reisenden, daß sie infolge der direkten Bestellungen in der Lage seien, wesentlich billiger zu liefern, täuschen. Man darf aber nicht übersehen, daß jene Versandtgeschäfte mit ganz erheblichen Unkosten, wie Retse- spesen, Provisionen, Kosten der Frankolieferung und der Verpackung usw. arbeiten, die sie natürlich auf ihre Verkaufs preise ausschlagen müssen. Den Erfolg haben die betreffenden Neisenden meistens nur ihrer Beredsamkeit und Aufdringlich keit zu verdanken; über diese wird an allen Orten besonders geklagt. Es kommt noch hinzu, daß derartige Firmen keiner lei Gewähr dafür bieten, daß die bestellte Ware schließlich auch wunschgemäß tadellos und nach den vorgelegten Mustern geliefert wird. Sind doch Fälle bekannt geworden, in denen das Publikum später langwierige und umständliche Korrespon denzen mit den betreffenden Lieferanten gehabt hat, ohne jedoch vollauf befriedigt worden zu sein. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß auch Privatpersonen sich von derartigen Versandtgeschäften Muster zukommen lassen, um diese Waren in ihren engeren und weiteren Bekanntenkreisen abzusetzen. Abgesehen davon, daß derartige Personen meistens keine Waren- kennlnisse besitzen, und dadurch ihre Abnehmer benachteiligen, schädigen sie auch die reellen Geschäftsleute. Es leisten die alteingesessenen und angesehenen, zumeist dem Rabattsparverein angehöcenden Geschäfte der Leinen- und Wäschebranche, Kleider stoffe :c. am Platze Gewähr für eine in jeder Weise preiswerte, tadellose und einwandfreie Ausführung der Bestellungen. Die Versandtgeschäfte oder angeblichen Fabriken liefern zudem meist vielfach Stapelwaren in Leib- und Bettwäsche und ver suchen dadurch den Anschein der Billigkeit zu erwecken. Diesen Schilderungen reihen sich an: Die schamlosen Ausbeutungen derjenigen Provisionsreisenden, welche die sogenannte Macco- Trtkotwäsche zu ganz unverantwortlich hohen Preisen der Kundschaft aufnöltgen. Diese Reisenden erhalten für das Stück zwei bis drei Mart Provision und bringen eS durch ihre Beredsamkeit fertig, Trikothemden und Hosen, welche mit 3 Mark das Stück gut bezahlt wären, zu 6,50 Mk., Einsatz hemden statt 5,50 und 6 Mk. zu 9,50 Mk., 10,50 Mk. und noch teurer zu verkaufen. — Die Reichstagskommission für das Jugendgerichts- gesetz beendete ihre Arbeit.