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Vesper in der Sspliieillnrihe. Dresden, Sonnabend, den 26. Februar 1898, nachm. 2 Uhr. 1. Sonate iür Orgel (bl-moll, 1. Satz) über den Choral „Aus tiefer Noth schrei' ich zu dir", von G. Merkel. 2. Achtstimmige Motette (z I. M) von Reinh. Suceo. Lasset uns mit Jesu zieh'n und mit ihm sterben. 3. Geistliches Lied von Joh. Seb. Bach, gesungen von Fräulein Marie Götze. Die bittre Leidenszeit beginnet abermal und zeiget uns zumal die große Pein und Qual, darein mein Jesus sich so willig hat ergeben. O Leiden voller Gnad' und reiner Him melslieb', wozu sein treues Herz den frommen Heiland trieb, wer kann die Liebe doch nach Würden g'nug erheben? Rinnet, ihr Thränen, in stärkerem Lauf, höret zu laufen doch nimmermehr auf, dieweil mein Heil und Theil jetzund ver liert sein Leben. Mein Jesu, hilf, daß ich dein Leiden recht bedenk' und mich in Andacht tief in deinen Willen senk', damit mich nicht die Welt von deiner Liebe treibe. Insonderheit verleih) daß deine Passion, Angst, Bande, Geißel, Spott und scharfe Dornenkron', auch Kreuzestod, dein Geist mir tief in's Herz einschreibe. Laß mich stets denken, mein Jesu, an dich und daß in Buße ich kreuzige mich Gieb mir, daß dir ich hier und ewig dankbar bleibe. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 405, 1 u. 4. Jesu, geh' voran auf der Lebensbahn, und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen; führ' uns an der Hand bis ins Vaterland. — Ordne unfern Gang, Jesu, lebenslang; führst du uns durch rauhe Wege, gieb uns auch die nöth'ge Pflege; thu' uns nach dem Lauf deine Thüre auf. Vorlesung. 5. Arie aus „Elias" von Mendelssohn, gesungen von Fräulein Marie Götze. Höre, Israel, höre des Herrn Stimme! Ach, daß du merktest auf sein Gebot! Aber wer glaubt unsrer Predigt, und wem wird der Arm des Herrn geoffenbaret? So spricht der Herr, der Erlöser Israels, sein Heiliger zum Knecht, der unter den Tyrannen ist: Ich, ich bin euer Tröster. Weiche nicht, denn ich bin dein Gott: ich stärke dich! Wer bist du denn? daß du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben, und vergissest des Herrn, der dich gemacht hat und den Himmel ausbreitet und die Erde gründet. Ich bin euer Tröster! Weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich! 6. Motette für zwei Chöre von Johann Sebastian Bach (1685—1750). Ich lasse dich nicht, mein Jesu, du segnest mich denn. Weil du mein Gott und Vater bist, so weiß ich, daß mich nie vergißt dein väterliches Herz. Ich, Staub und Erde, habe hier ja keinen Trost als nur bei dir. Choral: Ich bringe Lob und Ehre dir, daß du ein ewig Heil auch mir durch deinen Tod erwarbst. Herr, dieses Heil gewähre mir, und ewig, ewig dank' ich dir. Druck von Liepsch L Reirhordt in Dresden.