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Tageblatt. nül- Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gericht-Ämter und für w »LM MeMtüde RivmUtr «PenorMueU. »tet^r vierteljHrig IS «-L . , MM«« Z«ile »dM dem,««»»»ntS Pp knchvtt. ^-Freiberger Anzeiger »i, MchmUtagS UNd . der Stüdtrathe zu Freiberg, Sayda und Brand. 82. Montag, den o> 11 > N a„ . Freiberg, den ir. April. Au- Dre-den vom 5. April bericht«» di« „DreSd. Nachr.": „Zed«» Kind hüt seinen Engel! sagt ein Volksspricbwort, einen un. sichtbaren Genin-, der es beschützt in Gefahr und Roth. Dies zeigte sich wohl auch am Donnerstag Nachmittags auf der Tharandt Freiberger- Eisenbahn. In der Gegend zwischen Edle Krone und Tharaud, wo di« Bahn bekanntlich ungemeinen Fall hat, und zwar wie 1 zu 40, kommt der Zug angebraust und ist so eben im Begriff in ungehemmter Eile vorwärts zu schießen, als der Locomotivführer Schöllkopf auf dem Gleise der Bahn ein kleine-menschliches Wesen erblickt. ES ist das' zweijährige Kind des Bahnwärters Tänzer, das sich aus dem Häuschen unbemerkt entfernt und harmlos auf den Schienen mit Steinchen spielt. Den Tod des Kindes vor Augen sehend, bietet Schöllkopf im Vertrauen auf seine menschliche Kraft und im Vertrauen aus. Gott Alles auf, den Zug auf dieser höchst gefährlichtu Stelle zum Stillstand zu bringen. Rach mensch licher Berechnung ist dies fast unmöglich. Aber es gicbt noch Wunder, es soll das Gräßliche nicht geschehen, eine überirdische Kraft und Lenkung scheint zu walten, eine höhere Kraft greift in -die rollenden Räder, festgebannt steht der Zug — fünf Ellen vor dem Kinde. Tiefausathmend ob so wunderbarer Rettung springen die Beamten herab und tragen das Kind in das nächste BahnhauS, aber fast erstarrt und steif; der Schreck hatte selbst das kleine un« schuldige Kind erfaßt, das aber, so nahe am Rand deS Todes, dennoch GottcS gütige Vaterhand in seinen Schutz genommen." Die „Konst. Ztg?' berichtet unterm 9. April: „Gestern Nach mittag 3'/,. Uhr ist der alte würdige Bienenvalcr Richter sanft und ruhig, bei vollem Bewußtsein in Kötzschenbroda bei Dresden entschlafen. Seine Hinterlassenen sind untröstlich, wir zweifeln aber nicht, daß die Theilnahme guter Menschen, auch fernerhin ihren Kummer milder» werde. Wir empfehlen die Wittw« und die beiden noch unversorgten Kinder angelegentlichst der allgemeinen Theilnahme.". Zn der am31. März abgehaltenen öffentlich«» Stadtverordneten« fitzung in Reichenbach ist auch der Auszug einer Ministerial- verordnung, Hrn. Diakonus Böttcher daselbst betreffend, mitgetheilt worden, nach welcher die bekannte Tanfangelegenheit dahin geordnet wird, daß der erwähnte Geistliche auf den Wunsch des Vaters oder der Pathen eines Täuflings eine andere als die von ihm sonst gebrauchte Formel zu nehmen habe. LagesgeschicsM Berlin. Unter Bismark ist eS zum ersten Male in Preußen ge schehen, daß eine ganze Stadtverordneten-Lersammlung auf der Anklagebank saß. Die Stadtverordneten von Peitz beschlossen näm lich einstimmig, die Antwort des Königs auf eine Loyalitäts-Adresse nicht zu verbreiten, weil der König durch eine winzige Zahl über die Slimmung des Landes getäuscht ward. Die Angeklagten wurden sretgesprochen. Prag, 9. April. Langiewicz's Ezadjutant, Fräulein Henriette Pustowojtoff, weilt gegenwärtig hier. Die Dame kam Sonnabend früh in Begleitung eines alten Dieners mit dem Brünner Personen zuge ganz unerwartet im hiesigen Bahnhofe an. Hätten nicht die Kondukteure im Bahnhofe Mitgetheilt, wen der Zug mitgebracht, so hätte wohl Niemand in der in schwarze Frauenmäntel gehüllten und richt verschleierten Dame, welche au- einem Coup« zweiter Klaffe herausstieg, den ehemaligen Adjutanten von Langiewicz geahnt. Dänemark ist Englands Schwager, und Deutschland, Preußen und Oesterreich sind nicht einiger als früher geworden, warum sollte Dänemark ihnen nicht den Hairdschuh hinwerfen? Es hat eS in einem neuen Staatsstreich gewagt. Am 30. März hat der dänische 18. «Ptil 1863 König eine allerhöchst« Bekanntmachung nebst 3 Rescripten an die bett. Minister erlassen, in welchen eine Aussonderung Holstein- aus dem Gesammtstaate in- Werk zu setzen versucht wird. Die Aus sonderung Holstein- wird zu dem Zwecke ins Werk gesrtzt, um die vollständige Einverleibung Schleswig- in den dänisch«» Eiderstaat anznbahnen. Holstein und Schleswig sollen also vollständig ge trennt und Schleswig von seiner Verbindung, mit Deutschland loS-i gerissen werden. Der Staatsstreich ist wider die uralt«» heimisch«»! und wider die neuen Verträge Dänemark» mit Oesterreich unk- Preußen, de» Bevollmächtigten Deutschland». ES ist eine förmliche: Kritg-rrklärung. Was werden Oestarreich und Preußen, wa» wird der deutsche Bund thvn? Die „National-Ztg.'! sagt über diese dänische Maßregel gegt» Schleswig-Holstein: u Die dänische Regierung hat durch einen Staatsstreich die Ber« träge von 1852 zerrissen. Das ist di« Bedeutung der Bctenstücke, dje ani 1. d. M. in Kopenhagen v«röff«ntlicht sind. Die Verträge^ von 1852 enthielten die Grundsätze, wrlche zwischen Deutschland und Dänemark hinsichtlich der künftigen Verfaffung-verhältniff« der Herzogthümcr Schleswig-Holstein vereinbart waren. Deutschland', verzichtete damals ans da» wichtigste Landt-recht der Herzogthim««,.' auf ihre seit Jahrhunderten bestehende enge Realumo»; Preuße»! und Oesterreich gaben außerdem ihre Zustimmung zur Vernichtung^ des legitimen Erbfolgerecht- in den Herzogthümern und versprachen^ durch die Anerkennung der Thronfolge eines unberechtigten Fürsten ! dazu mitzuwirken, daß die Herzogthümer für immer mit Dänemark verbunden blieben. Das Aequivalent, welches Deutschland für, so große Opfer sich ausbedung, war gering genug. Dänemark versprach, die deutsche Nationalität in Schleswig unangetastet zu , lassen und die Selbstständigkeit und Gleichberechtigung der Herzog« thümer aufrecht zu erhalten. Namentlich sollte Schleswig uie i» das Königreich incorporirt werden und deshalb nie in eine nähere konstitutionelle Verbindung mit Dänemark treten, al» in welcher Holstein mit Dänemark steht. Diese Bedingungen hat die dänische Regierung von Anfang an nicht gehalten; den Forderungen Deutsch« landS suchte sie durch Winkelzüge zu entgehen. Jetzt sagt fit sich grundsätzlich von dem Vertrage los, und Indem fie die „Aussonderung Holsteins" ociroyirt, versucht sie zugleich durch einen StaatSstrtich die Inkorporation Schleswigs ins Werk zu setzen. Die deutsche» Mächte find jetzt nicht mehr an die Zugeständnisse von 1852 ge« bunden und können in ihren Forderungen wieder auf de» statu» guo ante zurückgehen. Die Berliner „Allg. Ztg." schreibt: „Durch den Staatsstreich, mit dem die dänische Regierung so lange gedroht und den fie nun wirklich ins Werk gesetzt hat, find die Verträge von 1852 auf immer zerrissen. Wir haben nun wieder völlig freie Hand, da alte Recht zu fördern, und find an keine Zugeständnisse gebunden. Ist für den Augenblick diese Freiheit auch nicht viel werth, so wird doch hoffentlich wieder einmal die Zeit kommen, wo «ine preußische Regierung in voller Eintracht mit ihrem Volke dir Fahne.Deutsch lands wird erheben können."' Di« „Kreuzztg." sagt: „Man darf von diesem Patent be haupten, daß es weniger wichtig ist durch das, was es sagt, al» durch das, was es verschweigt. Es existirt, diesem Schriftstück Nach, nur ein Holstein-Lauenburg und ein Königreich Dänemark. Da»- Herzogthum Schleswig hat danach aufgehört zu sei«. Wir lasse» die SchleSwig-Holstein-Frage hier unberührt; aber wir fragen mit Fug und Recht, wo bleibt Schleswig? Nach den Verträge» vom Jahre 1852 ist Dänemark verpflichtet, auch die Selbständigkeit Schleswigs aufrecht zu erhalten; jetzt will eS da» HttzogHum ganz von Holstein ablösen, um es ins Königreich Dänemark W., incorporiren."