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UM'nmm Anzeiger faat, »ei'. und Zeitung für Seifersdorf, 10. Jahrgang. Donnerstag, den 1. April 1897. ivIwS ng. 6 § 1S I 47 ' 45 85 05 35 33 bei I1I2. 55 72 88 >ee, könne die Sache für sie besorgen," rief Stimme. Wohl wurde ich bleich vor Zorn, als stück der Unterhaltung vernahm, aber ich was mir bis dahin unerklärlich gewesen sich hier die Gefahr mehr vertheilt und daher voraussicht lich die Beiträge nicht so hohe sein werden, wie bei einer kleinen Gesellschaft; will der Landwirth aber im voraus genau wissen, was er au Prämie im ganzen zu zahlen hat, so empfiehlt sich die Benutzung einer Actien-Gesellschaft. — Ein widerlicher Prozeß spielt sich jetzt in Paris vor den Geschworenen ab und selbst der „Figaro", ein Blatt, das doch sonst wenig zimperlich ist, entrüstet sich darüber, daß er nicht bei geschlossenen Thüren stattfindet. Auf der Anklagebank sitzen der Arzt Boisleux und fein Helfershelfer La Jarrige, beschuldigt, den Tod einer Probir- mamsell durch Operation herbeigeführt und vielleicht noch ein anderes Verbrechen verübt zu haben. Der Liebhaber des Mädchens tödtete sich selbst. Bei diesem Proceß, dessen eigentlichen Gegenstand wir mit Stillschweigen übergehen, sind haarsträubende Zustände in gewissen Privatkliniken ans Tageslicht gekommen. Der saubere Doctor Boisleux ließ sich von seinen Agenten, Badeärzten usw. Kranke zu weisen, die er in seiner allen Geboten der Gesundheitslehre hvhnsprechenden Klinik vperirte, meist mit unglücklichem Erfolg. Seine Besonderheit war die Laparotomie (der Bauchschnitt), welche er in allen Fällen vornahm, ohne daß die Krankheit es erforderte. Die Tochter eines Zeugen hatte ein Magenleiden, ihr wurde der Bauch ausgeschnitten und der Doctor gestand nachher selbst, er wisse nicht, was ihr fehle. Die Schwester eines andern Zeugen wurde mit einem schartigen Instrument operirt. Ein armes Mädchen wurde sterbend von einem Krankenhaus zum andern ge schleppt, denn sie durfte nicht in der Klinik des Doctors Boisleux sterben! Auch der Priester, der den Sterbenden die letzte Oelung brachte, durfte nicht seinen Ornat anlegen. Der berühmte Doctor Brouardel sprach mit höchster Ent rüstung als Sachverständiger über diese Art und Weise Frauen zu operire», wenn man gar nicht wußte, an welche und Actien-Gesellschasten. Die Gegenseitigkeits-Gesellschaften erheben meist eine Vorprämie und müssen in hagelreichen Jahren, wo diese Vorprämie nicht ansreicht, einen sogen. Nachschuß bis zur Höhe der Deckung aller Schäden, Ver- wallungskosten rc. erheben. Entfällt nun die Versicherungs- Nahme auf Jahre mit wenig Hagelschäden, so kommt der Versicherte billig weg; entfallen aber auf die Jahre seiner Versicherung viele Hagelschäden, so wird ihm die Versicherung theuer. Die Zahlung der Entschädigung kann bei Ein ziehung von Nachschüssen oft erst nach längerer Zeit er folgen. Die Actien-Gesellschafteu erheben eine feststehende Prämie, nach deren Zahlung jede weitere Verpflichtung für den Versicherten wegfällt und das Fehlende die Gesellschaft zahlen hat. Die Zahlung der Entschädigung erfolgt bedingungsmäßig innerhalb 4 Wochen nach der Taxe, meist aber schon in vierzehn Tagen. Wir rathen den Land- wirthen jedenfalls zur Versichernngsnahme, und wenn die selbe bei einer Gegenseitigkeits-Gesellschaft genommen wer den soll, zu einer an Umfang größeren Gesellschaft, weil fürchtet nichts für ihre Schwägerin; sie hat 1» dello ^.mörloains sogar selbst hierher gebracht." „Ach, Ihr Männer merkt doch nie, wie der Hase läuft," sagte die Dame. „Frau von Palitzin hält Sascha für einen Taugenichts und möchte, daß ihre Schwägerin dies auch einsieht, folglich würde ein Scandal nur ihren Wünschen entsprechen." „Haha! Und nun denkt sie, die schöne Amerikanerin „Helene," flüsterte ich ihr lachend ins Ohr, „dies schwere Riechfläschchen, daß Du da mit Dir führst, wird heute Abend der Schrecken Deiner Tänzer sein." „O," erwiderte sie und faßte sich mit Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft, „.Lougust L la lloelcsz-oluw ist nicht gefährlich, — wenigstens in der Regel nicht." Allein das Riechfläschchen vermochte meine Gedanken nicht lange zu beschäftigen. Die Fürstin und ihr Gemahl, , der Generalgouverneur von Polen, gingen uns voran und stellten uns der Wirthin vor. Mit der anmuthigen Liebenswürdigkeit, die ihr in London und Konstantinopel, wo ihr Gatte Gesandter gewesen ist, alle Herzen gewonnen ' haben, richtete Frau von Jgnatieff einige Worte des Willkommens an die aus so weiter Ferne gekommenen Amerikaner. Dann verließen wir sie, um anderen Platz zu machen, und von dem erhöhten Platz aus, auf dein die Gräfin ihre Gäste empfing, überblickte ich den riesigen Raum, worin sich ein solch prächtiger Anblick entfaltete, wie ich ihn nie zuvor gesehen, eine ungeheure Pracht, die mehr vom barbarischen Osten als vom civilisirten Westen an sich hatte, obgleich sie die Herrlichkeiten Asiens und Europas vereinigte. Es ist völlig unmöglich, diese kaleidoskopartig wech selnden Bilder, diese anmuthigen Frauen in Pariser Toiletten, diese Männer in prächtigen, theilweise von Edelsteinen - blitzenden Uniformen, diese farbensprühcndc, wogende Menschenmenge, den Saal von stolzen Verhältnissen und königlicher Pracht, der durch Palmen und Pflanzengruppen in einen Garten von orientalischer Schönheit verwandelt, von unzähligen Wachskerzen erhellt, von dem Duft von Myriaden aus der sonnigen Krim gekommenen Blüthen durchduftet und von den Klängen herrlicher Musik erfüllt wurde — auch nur annähernd zu schildern. In der Erregung, in dem Rausch, worin mich dieser Anblick versetzte, der alle Sinne und Leidenschaften reizte, weil er auf Alle wirkte, war es wohl kein Wunder, daß ich meine gefährliche Lage vergaß und Helene zuflüsterte: „Bei Gott, ich bin froh, daß ich den Zug versäumt habe, denn diesen unvergeßlichen Anblick möchte ich um nichts in der Welt verloren haben!" „Wirklich?" fragte sie sanft; dann trat aber ein sonderbarer Ausdruck in ihr Gesicht, und sie flüsterte: „Ich hoffe, Du wirst den Abend recht genießen! Jetzt müssen wir aber Olga und Constantin Weletsky guten Aus unserer Gegend. . . — Die heimtückische Diphtheritis hat der Familie Hüttig hier tiefen Schmerz gebracht. Innerhalb weniger jleib's Stunden wurde ein hoffnungsvoller Knabe im Alter von MbostS' ^Jahren durch den bitteren Tod seinen Eltern entrissen, «mittel. — Hagelversicherung. Die Zeit ist gekommen, gi sw cm jeden Landwirth die Frage wegen Versicherung seiner Vo Euc^ Feldfrüchte gegen Hagelschaden herantritt. Diese Frage: v Pfg, ob versichern oder nicht, ist zweifellos mit ja zu beant- köbe^ Worten, dagegen ist die Frage: wo zu versichern, schon schwerer, namentlich für den mittleren und kleinen Land wirth, welcher znit den einschlagenden Verhältnissen nicht so vertrant ist, wie der Großgrundbesitzer. Der Landwirth hat in diesem Fall die Wahl zwischen Gegenseitigkeits- (Nachdnnt vecbolen.) Meine offieielle Fran. Roman von Col. Richard Henry Savage. 1 - Nummer 37. «ng L 3 2 1 Abend sagen! Hier sind sie ja!" Damit wendete sie sich zu meinen Verwandten und rief: „Ihr seid überrascht von unserer Anwesenheit, nicht wahr, denn Ihr dachtet, wir seien unterwegs nach Berlin!" Nun begrüßte ich sie ebenfalls und erklärte ihnen die plötzliche Veränderung unserer Pläne, aber ich merkte wohl, daß sie nicht sonderlich erfreut darüber waren, be sonders als nnn Sascha über Helenens Schulter blickte und rief: „Sie gehören mir für ein halbes Dutzend Tänze und hauptsächlich für die Mazurka!" Diese Beschlagnahme der Volle ^niörieaias wurde aber von mehreren anderen Herren, worunter auch Boris war, auf's Entschiedenste angefochten. So ließ ich denn Wespen sich um meinen Schmetterling streiten, nachdem ich mir den ersten Lancier und Walzer ausbedungen hatte. Diese Tänze kamen früh am Abend daran, und ich bin stolz zu sagen, daß in dieser ganzen glänzenden Versamm lung Niemand besser walzte als Oberst Lenox, und daß keiner der Maulaffen von der kaiserlichen Garde sich, ab gesehen von ihrer Mazurka — einem barbarischen National tanz — mit mir messen konnte. Allein, obgleich Helene vollkommen Takt hielt und in meinen Armen leicht wie eine Elfe dahinschwebte, war sie doch so zerstreut, und legte eine solche Gleichgiltigkeit an den Tag, daß ich sie gerne jedem Ander», selbst Sascha, überließ, um ihr mit stillschweigender Verachtung ihrer Gleichgiltigkeit zu zeigen, daß andere Damen empfänglicher seien für meine Reize. Da mir der gutherzige Boris gerade in den Weg lief, nahm ich seinen Arm und spazierte mit ihm herum, wobei er mir das Versprechen abnöthigte, falls sich unser Aufenthalt nochmals verlängern sollte, einen Tag zu ihm nach Kronstadt zu kommen und sein Schiff zu besichtigen. Von seiner Gesellschaft gerieth ich in die einer der Damen, die ich bei dem gestrigen Diner kennen gelernt hatte, und tanzte sehr vergnügt mit ihr, behielt aber, wie es einem guten Ehemann ziemt, Helene immer im Auge, die von Sascha mit Huldigungen überschüttet wurde. Der junge Tatar war nämlich so eifrig und dringlich, daß er beinahe alle Nebenbuhler aus dem Felde geschlagen hatte. Zufällig hörte ich die Unterhaltung eines Paares mit an, das gleich mir unter den Zuschauern stand und das auffallende Benehmen Saschas auch bemerkt hatte. Eine Dame sagte zu ihrem Herrn: „Dieser Ameri kaner thäte auch gut daran, nach seiner schönen Frau zu sehen, wenn dieser Schwerenöther Sascha so hinter ihr her ist, giebt es sonst noch einen Scandal. Sehen Sie nur, das arme Ding, die Dosia, seine Braut betrachtet ihn mit wehmüthigen Blicken." „Bah," entgegnete ihr Begleiter, „die Fürstin Palitzin Krankheit sie litte. Das größte Aufsehen erregte er, als der Oberst Latour d'Affaure, dessen Frau in ebenso schänd licher Weise hingemordet wurde, als Zeuge auftrat. Die Frau war, wie der Hausarzt bekundete, nur in der Ein bildung krank gewesen, gerieth aber in dem Badeort Bar- celonnette unglücklicherweise dem Dr. Boisleux in die Hände, der eine Operation für nothwendig erklärte. Der Oberst, der bei seiner Truppe stand, erhielt nur schnell hinterein ander drei Drahtmeldungen: „Operation gemacht, Alles geht gut", „Operation gelungen, kein Fieber," „Madame sehr schwach, kommen Sie schnell." Und er kam und stand — vor einem Sarge. Als er die Oeffnung verlangte, wider setzte sich der Doctor. Daneben eine Krankenwärterin, ein Scheusal, das den Todten Werthgegenstände abnahm und den Angehörigen folgenden erbaulichen Trost spendete: Wie schade, daß das gerade eine so innige Familie, wie Ihre getroffen hat! So viele Ehemänner denken nur daran, ihre Frau loszuwerden! Es ist sehr traurig, aber in zwei Jahren werden Sie nicht mehr daran denken!" Der Oberst schloß seine Aussage: „Ja, der Doctor Boisleux hat meine Frau für 1500 Franken getödtet und es gibt weniger Schuldige als ihn im Zuchthaus." Zum Angeklagten ge wendet fuhr er fort: Seit ich meine Frau verloren habe, schrieb ich Ihnen zweimal jährlich am I. Januar und am 13. August, ihrem Todestag, daß Sie ein Verbrecher sind. Indem ich Sie hier daran erinnere, erfülle ich das Ver sprechen, das ich dem Gedächtniß meiner lieben Frau ge geben habe. Ich danke Gott, daß er mir erlaubt hat, es zu halten. Der Angeklagte vermochte nur einige unzu sammenhängende Worte darauf zu erwidern. — Mit der Axt erschlug der Arbeiter Duka in Kattowitz feine Ehefrau. Der Mörder wurde nach heftigem Widerstand verhaftet. die männliche ich dies Bruch - verstand nun, war: warum eine Dame vom Rang der Fürstin es sich hatte so ange legen sein lassen, meine Frau in St. Petersburg zurück zuhalten. Als ich eben diesen unangenehmen Gedanken abzu schütteln suchte, stand ich Plötzlich neben Baron Friedrich. In seiner Uniform sah dieser Herr dicker aus als je, und unter der ganzen glänzenden Menge schien er allein keine Bekannten zu haben. Einsam und unbeachtet betrachtete er sehnsüchtig und traurig das festliche Gepräge, woran er keinen Antheil hatte. Seine Vereinsamung that mir leid und ich sagte: „Kommen Sie, wir wollen ein Glas Sect miteinander trinken." „Mit größtem Vergnügen," erwiderte er, und sein Gesicht heiterte sich auf; er sprach noch einige Worte mit einem ihm untergebenen Beamten^ und dann gingen wir ans Buffet. Beim Wein wurden wir ganz vertraulich miteinander. „Sie haben heute Abend nicht getanzt," bemerkte ich, weil mir göradr nichts anderes einsiel. „Stein, ich bin hier im Dienst und freue mich, daß er bald gethan ist. Um ein Uhr wird gespeist — dann kommt die große Mazurka, die sich der Hof ansehcn will; zieht sich dann der Zar wieder zurück, so gehe ich heim," sagte er mit müdem Lächeln. „Der Kaiser kommt spät," bemerkte ich. „Immer," entgegnete er; „unterdessen können alle Berichte der Polizeiinspection, der Wachen und Kammer herren erstattet werden. Dann wissen wir, daß sich keine verdächtige Persönlichkeit innerhalb unseres äußersten TruppenkordonS befindet." Sein Benehmen war selbstbewußt und sicher, daß ich innerlich lachen mußte. Auf Helene hatte er offenbar keinen Verdacht. (Fortsetzung folgt.) 25 62 s"37 Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz etc n Berkes I7S9 2024 2201 2380 2525 2708 2792 2887 3014 3141 3337 3512 g-