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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140312023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-12
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Abend »Ausgabe »"»?>» UN» Vorort« »or<k unser. TrSg« unüSprbttrur« rma,t»gN<k in» kau» gebracht: monatlich 1.21 M., oiertetiiibrUch S.7» M Sei »rr ch«sch»ftoN,u«. unfern Zilialen un» ftuogadeNeUen abgrkot,: monatlich i M. ot»rt,tjabrllch?M. vurch »l, p»ft- tnnerkald veotfchlan»» un» Ser »rutschen Kolonie» moaotllch t^o M.. olertellübrllch 4.»» M.. ouoschlieftllch poNdeNrUgelö. vo« Leipziger TagedlaN erscheint Werktag» rmal. Sonn» u. Zetertag» »mal. ^n Leipzig, »en Nachbarorten unü »en chrten mit eigenen Zillaien wir» >l, sidenSausgad« noch am Nbenü üe» Erscheine»» in» hau» geliefert. Serllner Ne»aklion: Zn »en Zelten t7. Zernfprech./inschlu»: Moabit Nr. 4»7. Nr. 12S. ArntsblLtt des Reckes und dcspolrreüuntes der Stadt Leipzig NrSaktlon un» SeschilstostrUe: I»hannl»gasse Nr.». » §rrnspcech»flnschlu8 Nr. 14W2, 14043 un» >4b»4. ISS. 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Bon den unzählig vielen Unräten, die die Gefolgschaft oer Panlhnrst im Lause der lehren »Zähre ver übte, ist die letzte, die rohe Zerstörung eines der wertvollsten Gemälde der Londoner Gemälde galerie, wohl die sinnloseste und gemeinste. Ge meingefährlich ist das Treiben dieser Gesell schaft schon lange. Mit kleinen Belästigungen der Staatsmänner, Aufläufen, Beleidigungen, Hand greiflichkeiten, Sonnen- und Regenschirmangris- fen, Einschlagen von Schaufenstern fing das Treiben an; dann folgte als wirksame Steige rung die Becsendnng von Bomben und Bömb- chen, die Zerstörung von Brieftasten, die Han tierung nur gefährlichen Säuren und die regel rechte Brandstiftung. Auch das neuerdings auf gekommene Vergifte»» harmloser Tiere deutete auf den raschen Fortschritt der weiblichen Ber- rohung. Und nnn hat des großen Meisters Ve- lasqucz „Benus mit dem Spiegel" daran glauben müssen. Eine 31 jährige „gebildete" Dame, Marie Richardson, hat zum Beil gegriffen, um an der armen Benus die Ber- haftung der Führerin Pankhurst zu rächen. Zu rächen durch eine Schandtat, die weiter nicht viel Mut erforderte, aber allerdings die englische Re gierung zwingen wird, den Suffragetten — das Wahlrecht zum Parlament zu verleihen?! Rein, das nicht, aber zwingen wird, endlich gegen die sen Weiberunfug vorzugehen. Mit Stolz hat sich die Richardson vor dem Polizcigericht gerühmt, daß sic sich schon zehnmal in einem Jahre wegen allerlei Vergehen und Verbrechen zu ver antworten hatte. Die Gutmütigkeit der eng lischen Richter ist damit bewiesen und zugleich die Unmöglichkeit, diese Art weiblicher An archisten von ihrem Wahnwitz zu bekehren. Mit Recht fragen alle englischen Blätter, anch die, die im Grnnde für die Einführung d.S Frauen stimmrechtes bedingungswestc eintreten, ob eine Kulturnalion wie dir englische diesem Weiber- anurchismus ausgeUcfert werden darf. Es ist in der Tat nicht einzusehcn, weshalb hier die Staatsgewalt vor einem Bcrbrcchertnm zurück weichen soll, das nicht nur mit voller Absicht revolutionär vvrgcht, sondern auch durch die Wahl der Mittel Staat, Ordnung und Gesittung verhöhnt. Sinnlos nannten wir das in der Lon doner Rationalgalerie verübte Verbrechen. Einen tiefen Sinn kann man doch darin fin den. Das Bild des Belasgnez ist eine Verherr lichung weiblicher Schönheit. Miß Richardson mag es nach ihren Anschauungen für unzeit gemäß halten, wenn überhaupt noch Kunstwerken Wert beigemesscn wird, die von der Weltsrage des Frauenstimmrechts die Gedanken abzulenkcn geeignet sind. Das Bild, das 190«, nach Amerika wandern sollte, wurde mit Hilfe einer Geld sammlung von fast einer Million Mark der Londoner Galerie erhalten, und wenn es auch nach den Urteilen der Fachmänner möglich sein wird, den schweren Schaden zu heilen, so wird doch dem Gemälde eine Erinnerung widerwärtig ster Art anhaften. Doch was kümmert das dieses Geschlecht der Wahnwitzigen! lieber eines nur wundern wir uns noch. Haben diese Verbreche rinnen, die doch ihrer Meinung nach für eine gute Sache, für das Wahlrecht der Frauen fechten, so jede Denkfähigkeit eingebüßt, daß sie ganz vergessen, wie sie sich selbst wider legen?! Die Verleihung des Wahlrechtes, wie sie schon in verschiedenen Staaten Gesetz wurde, soll doch die Einreihung der Frau in das Staats wesen als mitbcftinlmcnden Faktor bedeuten. Wenn nun diese Vorkämpferinnen den Gang der Dinge nicht abwartcn können, wenn sie durch Schandtat und Verbrechen Negierung und Staat zwingen »vollen, ihre Wünsche zu erfüllen, be weisen sie nicht ihre Unfähigkeit zu jeder geord neten politischen Arbeit, beweisen sie nicht ihre politische Unreife, ihre Unwürdigkcit?! An genommen, sie erreichen ihr Ziel, sie sitzen glück lich im Parlament — werden sic nicht bei erster Gelegenheit, nämlich dann, wenn sie bei diesem oder jenem Gesetz überstimmt werden, auf die gleiche Art ihren Willen durchzusetzcn ver suchen? Das ist nicht nur wahrscheinlich, das ist sicher. Sie beweisen ja, daß die Leidenschaft mit ihnen durchgeht, daß das politische Denken nicht ihre Sache ist, daß ihnen die Selbstbeherrschung keine Tugend ist. Mit einem Wort, sie beweisen, daß sie — keine Männer sind. Eine Regierung, die die Hysterie parlamentSfähig machen wollte, müßte selbst diesem Uebcl verfallen und von allen guten Geistern verlassen sein. Diese Sorte ist jedenfalls zn ernster politischer Arbeit nicht zn gebrauchen, und sie schadet den berechtig ten Frauenbestrebungen in aller Welt mehr, als es die erbittertste männliche Gegnerschaft vermöchte. .1- * * * Es liegen noch folgende Drahtmeldun- gcn vor: London, 12. März. Aus Besorgnis vor weiteren Anschlägen der Stimmrechtlerinnen wurde eine Reihe öffentlicher K u n st g a ! c - ricn vorläufig geschlossen. London. 12. März. Wie die Blätter melden, war die Polizei vor dem Anschlag auf die „Venus" ge warnt worden und hatte infolgedessen für eine gute Bewachung gesorgt. Ein Polizeimann stand in der Nähe, als die Richardson mit einem starken Hack Messer auf das Bild losstiirzte, und er wäre, als er ihr in den Arm siel, beinahe verwundet worden. Das Glas über dem IZH Meter hohen und 2 Meter breiten Bilde sprang in tausend Stücke, und das Messer drang »nittcn in das Gemälde und zerschnitt den Körper voll ständig. Die Aburteilung der Verbrecherin wird schon die nächsten Tage erfolgen. Einige Blätter bringen Aufrufe, die ein entschlossenes Vorgehen gegen die verbrecherischen Wahlrechtlerinnen und eine organi sierte Gegenwehr verlangen. Vie Ansiedlungsdenkschrist für öas Jahr 1-13 rjt dem preußischen Abgeordnctenhause zu gegangen. Aus dec Denkschrift geben wir im wesentlichen Folgendes wieder: Der Ansiedlungs kommission sind i»n Jahre 1913 269 Güter mit 129 490 Hektar und 272 bäuerliche Grundstücke mit 12 794 Hektar Flächeninhalt, zusammen 541 Besitzungen mit 142 284 .Hektar Fläcl)eninhalt zum Kauf angeboten worden, darunter 33 Güter mit 10 784 Hektar und 12 Grundstücke mit 573 Hektar. Im Vorjahre betrug das Güterangebot 307 Güter »nit 115 007 Hektar. In dem Ge samtangebote des Jahres 1913 von 142 284 Hektar sind 90 Besitzungen mit 19 930 .Hektar enthalten, deren Ankauf schon in früheren Jahren abgelehnt worden war. Die AnsiedlungSkommission hatte im Jahre 1913 eine Herrschaft, 11 Rittergüter und 25 sonstige Güter mit einein Flächeninhalte von 15 568 Hektar und 25 bäuerliche Grundstücke mit einem Flächeninhalte von 794 Hektar, zu sammcn 16 361 Hektar erworben, außerdem 9 Staatsdomäne»» mit einem Flächcn.nbaltc von 2479 Hektar gegen Entschädigung übernommen. Im Vorjahre betrug der Landcrwcrb 25 321 Hel lar. Bon den erworbenen Besitzungen waren 3 Rittergüter, 10 Güter und 17 bäuerliche Grund stücke, zusammen 4313 .Hektar, in polnischer Hand, dafür sind 8 332 571 M. angelegt worden. Mit den Erwerbungen aus den Vorjahren umfaßt der Landcrwcrb der Ansicd- l »t»» g s k o m Mission am Schlüsse des Jahres 1913 138 560 Hektar, die 448 989 949 M. gekostet haben. Hiervon stammen ans deutscher Hand 568 Güter und 337 Bauernwirtschaften mit einer Fläche von 313 657 Hektar, aus polnischer Hand 210 Güter und 257 Bauernwirtschaften mit einer Fläche von 124 W3 Hektar. Die aus deutscher Hand erworbenen Güter betragen so »nit 72 Prvz., die ans polnischer Hand erworbc nen Güter 28 Proz. Die Durchschnittspreise für ein Jahr betrugen 1913 1821 M., gegen 1400 M. »m Vorjahre. Die Festigung des alten deutschen Besitzes in den Ansiedlungsprovin- zen hat einen gleichmäßigen Fortgang ge nommen. Es wurden 1786 bäuerliche Stellen und 45 größere Güter im Besitze befestigt, dar unter 30 Rittergüter. Im ganzen sind bisher 17 020 Anträge auf Besitzsestigung gestellt »vor den, davon 413 für größere Güter. Durch- i^cführt ist das Verfahren bei 9373 bäuerlichen -Lteilen und bei 209 größeren Gütern. Die ge festigte Fläche umfaßt 180 619 Hektar bäuerlichen Besitz und 99 466 Hektar größeren Besitz. Das für die Besitzsestigung aus dem Ansiedlungs fonds gezahlte Kapital beträgt 130 673 575 M. Zum A n s i e d l u n g s g c s ch ä s t ist zu be merken, daß i»n Jahre 1913 7874 neue Ansied lungsanträge gestellt worden find, außerdem meldeten sich 2965 Bewerber aus früheren Jahren, lieber 1109 Ansiedlerstcllcn wurden Verträge geschlossen und 823 Stellen endgültig vergeben. Im ganzen »varen bis Ende 1913 19022 Renten- ru»d 2235 Tagstellen, zusammen 21257 AnsiedlerMien vergeben. Von den 21257 Ansiedlern stamyhtsn aus dein Auslande 5384, Katholiken waren 241. Tas Besiedlungsergebnis des Jahres 1913 kommt etwa dec Gründung von 24 Dörfern mit je 400 Hektar Stellen - land gleich. Im ganzen sind bisher 21372 An siedlerfamilien mit '?8-?32 Köpfen angesctzt worden. Tie se. i Bestehen der Ansied lungskommission Ansiedlerrecht vergebene Fläche beträgt 303 312 Hektar. In den An siedlergemeinden haben etwa 2000 deutsche Hand werker- und Arbeiterfamilien und 6000 einzelne Aus -»Geschichte öer Kunstfrevel Der verächtliche und jinnlose Angriff. den eine englische Fraucnstimmrcchtshyäne aus die sogenannte Rokeby-Venus des Velasquez in der Londoner Ra tional Gallery ausgeübt hat, fügt dem traurige,» Ka pitel der Kunstfrcoel ein neues, wenig ehrenvolles Blatt hinzu. Persönliche Rache, sittliche Verirrung, Kundgebungen aller Art. verbrecherische Ruhmsucht: das etwa sind die Hauptmotive, die in der Geschichte der Kunstfrevel ihre Rolle spielen. Der berühmteste Kunstfreoler aller Zeiten, der Urtypus des Kunstfrevlers, ist und bleibt nun einmal Herostrat — und damit ist ja der Wunsch, der ihn leitere, als er im Jahre 35»i v. Ehr. den berühmten Tempel der Artemis in Ephesos in Flammen steckte, auch wirklich in Erfüllung gegangen. Die Epheser freilich hatten, nachdem der Verbrecher auf der Folter gestanden hatte, daß ihn Unstcrblichkeitssucht bei seinem Verbreche.» geleitet habe, dis strenge Verbot erlassen, nie wieder den Namen des Frevlers zu nennen, allein der 6-eschichsschreiber Theopomp hat Herostrats Namen dennoch der Nachwelt überliefert, und so genießt der Brandstifter von Ephesos die trau rige Ehre, daß alle Untaten dieser Art noch heute als herostratischc Taten bezeichnet werden. Der bekannteste Kunsttrevcl aus neuerer Zeit ist wohl das Attentat auf die berühmte Portlandvaje »m Britischen Museum zu London, die am 7. Februar 1845 erfolgte. Diese kostbare Vase, die mehr als zwei Jahrhunderte lang der Familie Barberini in Rom gehört hatte, wurde im Jahre 178«, von rem Herzoge non Portland erworben und 15 Jahre späler dem Britischen Museum überwiesen. Sie ist 25'^ Zenti meter hoch, von dunkelblauem Glas, »nit undurchsich tigen weißen Frauensiguren geschmückt. An dem ge dachten Tage warf ein Angestellter des Museums mit Namen William Lloyd in einen, Anfall von Wut einen Stein auf den Glaskasten, der die Vase um schloß. Nicht nur der Glasbchältcr, sondern auch die Vase ging in Stücken. Ein Schrei der Empörung über die Zerstörung des kostbaren Werkes ging durch die ganze Kulturwelt. Es gelang schließlich den beiden Künsllern Doubleday und Baldoct mit unendlicher Mühe die Hunderte von Glasstiickchcn so vorzüglich zusammenzusctzcn, daß die Vase, so weit dies unter den Umständen möglich war. wieder hergestcllt wurde. Aehnlich war in neuerer Zeit das Schicksal der Fran;oisvase in Florenz, einem nicht minder kost baren Stücke antiker Bascnkunst, die gleichfalls von einein Angestellten des Museums zerschlagen und bann mit großer Mühe wieder hergestcllt wurde. Leider muß festgestcllt werden, daß die Kunstfrcoel sich gerade in den jüngsten Jahren recht schnell ein ander gefolgt sind. So sind allein im Sommer des Jahres 1907 kurz nache»nandcr drei Gemälde des Louvres durch Frevler beschädigt worden. Am hell lichten Tage drang ein Fanatiker mit einem Messer auf Poufsins großes Gemälde „Die Sintflut", das eine Zierde des französischen Saales des 17. Jahr hunderts bildet, ein und zerfetzte die Leinwand, bevor ihm die Museumsdiener in den Arm fallen konnten. Und im selben Sommer wurden aus dem Bilde von Ingres „Messe in der Sixtinischen Kapelle" den dar gestellten Figuren die Augen ausgestochen, und eine Landschafr von Nikolas Berchem wurde beschädigt. Die Zerstörerin des Jngresschen Bildes war eine Putz macherin namens Lantrel, die nach den Antworten, die sie beim Verhöre gab, als geistesgestört beurteilt wurde. Düsen Freveln folgte in demselben Museum ein Attentat auf ein Bild von Le Rain, das ein früherer Handlungsgehilfe namens Fauchot »nit einem Federmesser der Länge nach durchschnitt. Rach dem Beweggründe seiner Tat gefragt, erklärte er, er habe sich damit ein Unterkommen für den Winter sichern wollen! Wenige Jahre darauf erregte der verlrccke- rischc Angriff auf Rembrandts unschätzbare „Nacyt- wache" im Amsterdamer Risks-Museum allgemeine Empörung. Es war ein Amsterdamer Marinckoch namens Sigrist, der diese Tat verübte: es stellte sich nachher heraus, daß der Mann ein Unzufriedener war. der aus bloßer Nachsucht das unersetzliche Kunstwerk zu vernichten suchte Die Beschädigungen des Bildes habcn sick nachher im Ganzen noch ziemlich ausheilen lassen. E'.nen ganz romanhaften Anstrich hatte das Atten tat, das im Mai des Jahres 1910 der Maler Sala gegen ern Werk seiner eigenen Hand im Pariser Sälen au'übte. Das Bilo war en Doppelbildn s der Schriftsteller Mar und Alex Fischer, und Sala behauptete, man habe cs im Salon schlecht gehängt. Da er »nit seinen Beschwerden kein Gehör sand, io ging er am 14. Mai mit einem Stocke aus das Bild los und zerriß cs, um am Tage daraus zum Ueber slujse ncch vier Schüsse daraus ab-useuern. Als dann die Dargeitelltsn erklärten, das so mißhandelte Bild nickt atnehmen zu wollen, forderte der tempcramenl volle Maler seine Modelle zum Zweikampfe heraus! X X. Kunst UN- Wissenschaft. * Parsisal" in Wiesbaden. Man schreibt uns ans Wiesbaden: Nun wur^e das Weibeipicl endlick auch bei uns acgcben, im Königlichen Theater, nach dem so viele Städte im Reiche schon die Ausführung zustande brachten. Zechs Stunden dauerte hier der ..Parsisal" und hielt das sehr zahlreiche Publikum, das in Fcststimmnng erschienen ivar, gefangen. Manches sand eine einwandfreie künstlerische Lösung. So wurde die Wandeldckoration glücklich vermieden. Die Darstellung hielt sich ganz auf der Höhe. Eduard Bohnen, der ausgezeichnete Bassist unserer Hof oper, der den Eurnemanz bereits in Berlin sang und vom Kaiser dasür eine Auszeichnung erhielt, der leider ab 1916 für dort verpflichtet wurde, verkör perte auch hier diese Partie vortrefflich. Als Par- sifal überraschte Herr Schubert durch die poetische Wiedergabe dieser Figur. Wer bisher das Weihe spiel noch nicht hörte, der hat am Sonntag sofort den richtigen Begriff des reinen Toren erhalten, und wer das Wcihespiel schon öfter hörte, gab zu, daß diese Gestalt selten so eindringlich zur Darstellung ge langte. Die Kundry des Frl. Engler verdient ebenfalls höchstes Lob. Die stimmgewaltige Künst lerin wußte ihr herrliches Material ganz in den Dienst ihrer Aufgabe zu stelle»» und besriedigte schau spielerisch unbedingt. Auch der Amsortas unseres guten Baritonisten und Bayreuth-Sängers, Herrn Geiß-Winkels, konnte sich hören lassen. Diese wunberoolle Stimme kennt keine Ermüdung, keine Schwierigkeiten. So einte sich alles unter Führung des Pro». M annstaedt, der das treffliche Orche ster siegreich über alle Klippen führte, trotz mancher Einwände, zn einem schönen Abend. L. v. X. * Schillers „Räuber" an ihrer Ursprungsstätte im Freilichttheater. In dem hoch am Stuttgarter Bergkranze sich hinziehenden romantischen Bopser- wclde, wo der junge Schiller einst sein Erstlingswerk verfaßte und den begeisterten Freunden vorlas, wurden im vergangenen Sommer erstmals auf einer eigens errichteten Freilichtbühne „Die Räuber" aufgeführt. Das Unternehmen machte sich infolge der qlänzenden Au sührungen in Kürze eine»» bedeu tenben Namen, so daß diese eine große Anziehungs kraft ausüoten. Ein in Entstehung begriffener Verein „Freilichttheater im Bopserwald" wird das Unternehme»» im kommenden Sommer auf gemein nütziger Grundlage weiteriühren. * „Leraphinchens Strickleiter", Schwank in drei Akten von Pordes-Milo und Kempner- Hoch städt gelangt am 1b. d. M. am Residenz- thcater in Hannover zur Uraufführung. Gleichzeitig gelangt am selben Theater eine Stu- dcntenszenc, die sich ., I m Morgengrauen" be titelt und von einem bekannten Berliner Rechts anwalt verfaßt ist, der unter dem Pseudonym Carl Landcgg schreibt, zur Urausführung. * Goethes „Iphigenie" im Berliner Lessingtheater. Als nächste Novität dcs Lestrngtheaters wird Ende März Goethes „I p h i g c n »c a u f Tauris" in S c,»e gehen. Die Ausführung unter Leitung von Direktor Barnowsky wird das Werk in ungekürz ter Fassung bringen. Die Iphigenie wird Lina Lossen spielen, den Orestes Raonl Aslan vom Stuttgarter Hoftheater, den Pylades Heins Salf- «er, dei» Thoas Friedrich Kayßler, den Arkas Bruno Decarli von» Leipziger Stadt theater. Die Entwürfe zur szenischcn'Ausstattung stammen von Sven Gade. * „Klein Eva", der diesjährige Saisonerfolg des Kopenhagener Volkstheaters, ist soeben auch in deutscher Sprache erschienen und gelangt ii» diesen Tagen durch Len Theaterverlag Oesterhcld k Co., Berlin, zum Versand an die Bühnen. Das Stück ist bereits im Manuskript von mehreren größere,» Bühnen erworben. * Martersteig-Feier in Weimar. Man schreibt uns: Daß auch die im einfachen Rahmen stattfinden- den Gedächtnisfeiern in Weimar — das bekanntlich damit ziemlich oft bedacht ist — einen gewissen Ein druck auf die Teilnehmer machen und meist erheben der als anderswo wirken, liegt in der Natur der Sachen und Personen, denn die Vergangenheit ist nach beiden Richtungen hin unerschöpflich. Heute ge dachte eine ziemlich zahlreiche Kunstgemeinde, die sich der Familie angcscklosscn, am Grabe des ehemaligen, 1899 verstorbenen Kunstmalers Friedrich Mar tersteig seines bnndcrtsten Geburtstages durch Gesänge, Reden und Niederlcgung von Kranzspenden. Nach einer vom Sohn des Gefeierten gehaltenen Ge dächtnisrede traten di« verschiedensten Vertreter an das Grab und legten unter entsprechenden Ansprachen zum Teil wundervolle Blumenspendrn nieder. * Professor Dr. Beier, der langjährige Kapell meister am Kasseler Hoftheater, ist, wie eemeloct wird, erkrankt und wird einen längeren Erholungsurlaub antreten. An seiner Stelle hat Dr Stiedrn aus Berlin die Einstudierung und musikalische Leitung der „Parsifal"-Aufführung über nommen. * Das große Musik- und Iheaterarchtv, das bis vor kurzem der internationalen Vereinigung „Die Brücke" angcgliedert war, wird in Bälde, wie unser Münchner Korrespondent crfäkrt, von München nach Berlin übersiedeln, sofern die nötigen Sanie rungsoersuche, wie es jetzt schon fast sicher »st, glücken. Dadurch erhält Berlin ein außerordentlich^ umfang reiches und wertvolles Archivmatcrial. Dieses ur sprünglich Kcller-Steiningerschc Archiv um saßt Originalqucllcnmaterial über Musik. Theater und Dichtkunst vom Anfang des neunzehnten Jahrhunderts an bis zur neuesten Gegenwart, insgesamt vorläufig etwa 200 000 Nummern in den meisten lebenden Spracken. Es können davaus biooraphijches Material und ästhetische Arbeiten über Musiker und Schrift steller, Aufsührunqsdatcn über alle ihre Werke und Kritiken über Ausführungen dieser Arbeiten, endlich Zusammenstellungen der Buch- und Zeitungsliteratur über alle Themen der Musik nnd des Theaters zur Be nutzung ausgegeben werden.
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