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Wochenblatt für für Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) AbvnnementSpreis vierteljährlich l Mark. Eine einzelne Nummer kostetet) Pj. Jnseratenannabnie MontagS u. Donnerstags bis Mittag 12 llhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag un* Freitag AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet^V Pf ThllvMdt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. für die Königl. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Aweiundvierzigfier Jahrgang. Nr. 73. Dienstag, den 12. September 1882. Bekanntmachung. Das 9. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1882 enthält: No. 58. Verordnung, die An- und Abmeldungen der geprüften Heilgehülfen bei den Bezirksärzten betr.; No. 59. Gesetz, vorläufige Grundbuchseinträge bei Gruvdstückszusammenlegungen betr.; No. 60. Ausführungsverordnung dazu; No. 61. Verordnung, einige Abänderungen der Verordnung vom 12. August 1871 über die Beschaffenheit der Schankgläser betr.; No. 62. Verordnung, einige Abänderungen der über die Anstellungsprüfungen für den niederen Staatsforstdienst erlassenen Verordnung vom 18. August 1871 betr.; No. 63. Verordnung, die Ausgabe der neuen Landeskulturrentenscheine betr.; No. 64. Verordnung, die in streitigen Rechtssachen vorkommenden Hinterlegungen von baarem Gelde und Werthpapieren betr.; No. 65. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Erbauung einer Zechenbahn zwischen den Planitzer Steinkohlenwerken und dem Kohlenbahnhofe zu Zwickau betr. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsicht in hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, am 11. September 1882. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesge schichte. Die neuesten Depeschen melden, daß Kaiser Wilhelm in Breslau dem Parade-Diner am 6. Sevt. abends wegen Uebermüdung und auf Rath der Aerzte fern geblieben und auch am 7. Sept, vormittags nicht zum Manöver gefahren ist und sich beidemal vom Kronprinzen hat vertreten lassen. (Der Kaifer ließ sich am 7. mehrere Vorträge halten und verschob die Parade des 6. Armeekorps auf den 8. Sept.) Gerüchtweise verlautet, daß der Reichstag anfangs Novem ber seine Einberufung erhalten werde. Die sächsische Regierung scheint nach den neuesten Ausführungen der offiziellen „Leipziger Zeitungen" mit dem Anträge auf Einführung der obligatorischen Arbeitsbücher wiederum vor den Bundesrath treten zu wollen. Das zitirte Blatt hebt hervor, daß hier wie beim Schul- und Impfzwang das Bewußtsein des Staatswillens mit Hineingreifen müsse; es wird ausdrücklich betont, daß die obligatorischen Arbeitsbücher fern gehalten werden sollen von allen lästigen und gehässigen Polizei maßregeln, und soll nichts weiter festgestellt werden, als die Person des Inhabers, die Zeit des Ein- und Austritts aus einem Arbeitsver hältnisse und die Art seiner Beschäftigung. Das Blatt meint, daß die konservative Fraktion im Reichstage sich ein Verdienst erwerben würde, wenn sie einen derartigen Antrag auf allgemeine obligatorische Arbeitsbücher einbrächte. Die Ernte in allen Kvnsumländern von Europa beträchtlich über dem zehnjährigen Durchschnitte und ein sehr bedeutender Ueberschuß in den Produktionsgebieten von Amerika, Rußland und Ungarn — darin gipfelt der Inhalt der ausführlichen Ernteberichte, welche die internationale Kommission des Wiener Saatcnmarktes zur Veröffent lichung brachte. Die Bedeutung dieser schwerwiegenden Thatsache so wohl für den Konsum aller Völker wie für den internationalen Ge treideverkehr liegt offen zu Tage, und dieses Ergebniß des so frucht baren Jahres 1882 gewinnt noch eine viel größere Bedeutung, wenn, wie es jetzt den Anschein hat, die Maisernte in allen Ländern nicht weniger ausgiebig ausfällt wie die Ernte in den anderen Getreide früchten, und wenn die bei den Kartoffeln auftretende Krankheit auf ihren jetzigen Umfang durch günstige Witterung beschränkt wird. Frei lich darf dabei nicht übersehen werden, daß, bis auf ganz geringe Aus nahmen, die Ernten sämmtlich durch die lange Regenperiode im Mo nate August arg beschädigt wurden, was die offiziellen Berichte gleich falls konstatiren, ohne sich in eine detaillirte Schätzung dieser Schäden einzulassen, und das ist es, was den Werth der Ernten so sehr herab mindert, was den eigentlichen Anstoß zu der rapiden Entwerthung der Brotfrüchte gegeben hat. Auch die spärlichen Umsätze in Weizen für den Export, welche sich auf dem Wiener Saatenmarkte vollzogen, bewegten sich auf einem gedrückten Preisniveau, obwohl fast nurPri- maqualitäten zum Verkauf gekommen sind. Die Gewißheit, daß die Ernte in Ungarn zum größten Theile vor dem Eintritte der Regen periode gesichert war, und daß diese Reichshälfte einen reichen Ueber schuß an tadellosen, exquisiten Qualitäten besitzt, ist der einzige Licht- punkt in der gegenwärtigen Situation des internationalen Verkehres, denn in den Konsumländern besteht allgemein die Ansicht, daß den eigenen verdorbenen Qualitäten nur durch Beimischung mit feinen un verdorbenen Qualitäten aufgeholfen werden könne. Man wird und muß auf die ausgezeichneten ungarischen Qualitäten greifen, und dieser glückliche Umstand sichert Ungarn den Export — ob in größerem oder geringeren Umfange, das wird allerdings von der späteren Konjunktur abhängen. Straßburg, 8. September. Die „Elsaß-Lothr. Ztg." theilt folgendes Telegramm der Kaiserin an den hiesigen Frauenverein mit: Das entsetzliche Eisenbahnunglück, wodurch viele Bewohner des Elsaß betroffen wurden, veranlaßt Mich, den Zweigverein zu sofortiger Er mittelung aufzufordern, in wie weit durch Geldspenden die Lage der Hinterbliebenen erleichtert und das hervorgerufene Elend gemildert werden könnte. Entsprechenden Falls hat der Verein sogleich durch Aufruf eine Sammlung zu veranstalten, woran ich Mich mit 1000 M. betheilige, die deni Verein morgen zugehen werden. Kaiserin und Königin Augusta. Würzburg, den 7. September. Heute früh ist im Bahnhof Iphofen in Folge falscher Weichenstellung ein Güterzug verunglückt. Die Locomotive durchbrach die Drehscheibe und die Wagen stürzten übereinander. 3 Personen sind todt, 9 verwundet und gegen 600 Schafe getödtet oder verletzt worden. Wien, 10. September. Zwischen den Albanesen und Montene grinern werden blutige Zusammenstöße immer häufiger. Im Bilajet Skutari ist die Gährung derart bedenklich, daß der englische Konsul Skutari verließ und seinen Amtssitz nach Cettinje verlegte. London, 8. September. Die „Times" sagen in einem Artikel über die gegenwärtige Stellung Deutschlands, sein großer mäßigender Einfluß in Europa, seine große Militärstärke, das gebietende Ansehen seiner geschickten, weitsehenden Diplomatie habe, unter gleichzeitiger Wahrung der deutschen Interessen, jedweden Versuch, den Frieden Europas zu stören, stets erfolgreich unterdrückt, auch jewedes Unter nehmen vereitelt, welches selbst unabsichlich Unheil angerichtet haben würde. Des Fürsten Bismarck beständigen Entmuthigung aller Ein mischungsversuche fei es zu danken, daß England jetzt die Aufgabe in Egypten lösen könne, Deutschland sei lediglich auf die Erhaltung des Friedens bedacht und habe Alles aufgeboten, um die egyptischen Angelegenheiten zu lokalisiren. Lie saubere Patriotenliga treibt in Frankreich die Deutschenhetze weiter. Ihre neueste That ist die Verbreitung einer Karte, welche den Franzosen veranschaulichen soll, „was Deutschland uns genommen und noch nehmen will". Das chauvinistische Machwerk schlägt die beiden Flandern mit Lille, den größten Theil Burgunds und das rechte Rhoneufer zu Deutschland. Die Hetzer fühlen sich trotz des Abmahnens der Regierung sicher, denn ihr Organ „Le Drapeau" führt zu seiner Anpreisung an, daß es von den Ministerien des Innern, des Unterrichts und der Marine gehalten werde. In den drei Ministerien Hausen eben die größten Schleppenträger Gambettas, dessen Intime für das Blatt chauvinistische Beiträge liefern und für dessen Verbrei tung sorgen. Die Liga spielt mit dem Feuer. Ein englischer Diplo mat soll bei dem Anblick der Karte geäußert haben: „Die Franzosen spielen mit dem Feuer, denn wenn Deroulede noch länger sein Un wesen fortsetzt, so könnte es ja leicht kommen, daß die Karte, wenn auch unter anderer Form, aber in noch viel schlimmerer Weise für Frankreich zur Anwendung kommt. Frankreich, das selbst unter der Republik sich alle Nationen verfeindet, weil es den Oberherrn von Europa spielen will, wird, wenn es wieder Krig führen will, voll ständig isolirt dastehen. Die heutigen Machthaber in Paris zählen auf England. Dieses wird aber nur so lange mit Frankreich gehen, als es sein Interesse erheischt, und keineswegs so albern sein, Frankreich zur Seite zu stehen, wenn dies seine Rache an Deutschland nehmen will. Uns Engländern wird es jedenfalls ganz recht sein, wenn Frank reich mit Deutschland wieder anbindet, da wir dann die Gelegenheit haben werden, über den Kolonialbesitz Frankreichs zu verfügen. Madrid, 6. September. Nach weiteren Nachrichten aus Manilla sind daselbst am 4. d. M. 25 Eingeborne und 4 Europäer an der Cholera gestorben. In 18 Ortschaften der Provinz starben 368 Per sonen, darunter auch der amerikanische Konsul. — 7. September. Nach weiteren Nachrichten aus Manilla starben dort am 6. d. M. 176 Personen an der Cholera. Ehe die englisch-türkische Militär-Konvention praktische Folgen zeigen wird, dürfte wohl noch einige Zeit vergehen; beide Theile scheinen eben nicht große Eile mit der Ausführung zu haben. Die Türken würden wohl am liebsten erst auf dem Kampfplatz erscheinen, wenn alles beendet ist. Damit dürfte es aber gute Weile haben. Selbst englische Stimmen gestehen jetzt ein, daß man sich in Bezug auf die Stärke Arabi Beis getäuscht und den Muth seiner Truppen unterschätzt habe. Näheren Angaben zufolge soll sich die Streitmacht Arabis aus 1800 Mann Kavallerie, 44,000 Mann Infanterie, über 30,000 Beduinen und 143 Geschützen zusammensetzen. — Für den Sonnabend war ein allgemeiner Vormarsch der englischen Truppen in Aussicht gestellt. Zunächst gilt es, Tel-el-Kebir zu nehmen, Welcker Ort von den Aufständischen zu einem zweiten „Plewna" umgeschaffen