Volltext Seite (XML)
Iriedriclj Georg Meck's — Deutsche MuZtrirte Orwerbereitung. Herausgegeben von vr. A. Lachmann. Abonnements-Preis: Jnscratcn-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von A Perggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. pro Zeile 2 Sgr. Vierunddreißigker Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Logen. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Neber die Conservirung des Weines durch Erhitzen. — Weitere Notizen über die Anwendung des Krapvertractes im Zeugdruck. — Verbesserung an Automatkrempeln. — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in den Gewerben und Künsten: Patente vom Monat Mai. — Lepan's Apparat zum Ueberziehen von Eisen- und anderen Drähten mit Blei. — Paraltel-Schranbstock mit verstellbarem Vorderbacken. — Mittel, die Dampfbildung in Dampfkesseln zu beschleu nigen. — Nick s Verfahren, die Rollen in Flaschenzügen zu verstärken. — Eine neue Art, die Wände in den Gebäuden zu decoriren. — Verfahren, Roheisen mittels des Bessemer- processes zu feinen. — vr. Böttger's Verfahren, zur Dachbedeckung bestimmte Zinkbleche schwarz zu färben. — Auf Eisen einen dauerhaften, schwarzen und glänzenden Ueberzug zu erzeugen. — Feuilleton: Hsswährtcs Mittel, Flecke ans der Wäsche zu entfernen. — Die Ergiebigkeit der Roßkastanie an Stärkemehl für Appreturanstalten. — Die Verwen dung der Kokosfasern zu Treibriemen. — Mit Pikrinsäure und deren Salzen Leder, Elfenbein, Horn, Holz rc. hochroth zn färben. — Bestandtheile des niedersclterser Mineral wassers. Gewerbliche Berichte. Neber die Coiiservirung des Weines durch Erhitzen. Es ist bereits in der Gewerbezeitung*) der Conservirung des Weins durch Erhitzen bei Gelegenheit des Rossignol'schen Erhitzungsapparates gedacht und dabei bemerkt, worden, daß die Krankheiten des Weines durch die Gegenwart von mikroskopisch kleinen Pilzkeimen hervorgerufen werden, die in dem Wein zur Entwicklung gelangen. Die Krankheitserscheinnngen aber, welche diese Entwicklung in dem Wein Hervorrufen, sind 1) das Sauerwerden durch allmälige Umbildung des Alkohols in Essigsäure, veranlaßt durch die Einwirkung des N^eockerma eines unter dem Namen Essigkahn bekannten Pilzes, (der Wein an fänglich mit einer weißlichen Haut überzogen, wird alsbald sauer); 2) das Zäh- oder Langwerdeu durch theilweise Umsetzung der Glycose in Pflanzenschleim und Mannit, (der Wein schlei mig und fadenziehend); 3) das Bitterwerden durch Ent stehung von bitter schmeckenden Körpern aus dem Ferment unter noch nicht aufgeklärten Verhältnissen, (Wein von unangenehm bitterem Geschmack), und 4) das Umschlagen oder Abstehen durch Verschwinden des Weingeistes und durch Zersetzung der Säuren des Weins, (Wein fade von -Geschmack, übelriechend, schließlich trübe, sauer.) Je nach Verschiedenheit der Krankheiten des Weines ist die in demselben entwickelte Pilzart auch eine andere. Jene Keime in dem Wein nun zu zerstören und dadurch das Erkranken desselben zu verhüten, empfiehlt Pasteur, wie be kannt, die Erhitzung des Weines; dagegen bezeichnet Mohr diese Methode der Conservirung als umständlich und deshalb als un praktisch und schlägt dafür vor, aus den jungen Weinen durch Zusatz von etwas Zucker und dadurch hervorgerufene neue Gäh- rung, die Stickstofskörper, welche hauptsächlich die Träger der Krankheiten sind, in Gestalt von Hefe abznscheiden. Ohne hier in diese Frage einzugehen, theilen wir unfern Lesern im Auszug den technischen Bericht mit, den der Directvr der französischen Marincbauten, de Lappareut, an den fran zösischen Marine- und Colonialminister über die von Pasteur em pfohlene Methode der Wein-Conserviruug mit specieller Be ziehung ans die für die Marine und den Transport nach den Colonien bestimmten Weine eingesendet hat. Wir stützen uns hierbei auf das „Polyt. Journal 1869", welches den gedachten Be richt aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat und in welchem das Gutachten einer sachverständigen Commission in fol gende Fragen zusammengefaßt ist: *) Vergl. Jll. D. Gewerbezeitung, S. 191 d. Jahrg. Erste Frage. — Erscheint das von Pasteur zur Verhütung d er K r a n kheiten desWcincs empfohlene Erhitzen desselben entschieden als so wirksam, daß die Anwendung dieses Verfahrens ans die für die Marine und die Colonien bestimmten Weine anzu- rathen ist? Diese Frage wurde von der Commission einstimmig bejaht, und zwar auf Grund der nachstehenden Thatsachcn. 1) Alle von Pasteur mit Flaschenwein angestellten, in seinem großen Werke „Stuckes 8ur Is vin'< beschriebenen Versnche be jahen diese Frage. Bon der Richtigkeit einiger dieser Versuche konnte sich die Commission bei Pasteur selbst überzeugen. So z. B. hatte im Jahre 1863 ein gelehrter Weinbergsbesitzer im Departement Cüte-d'Or zu Mareh-Monge an Pastenr eine An zahl Flaschen gesendet, von denen Letzterer die Hälfte erhitzte, während er die andere Hälfte in ihrem normalen Zustande ließ. Im März 1868 wurde von jeder Partie eine Flasche an die Commission zur Untersuchung abgegeben und diese fand, daß der erhitzte Wein ans das Vollkommenste conscrvirt war, während der nicht erhitzte Wein einen sehr deutlich bitteren Geschmack hatte, welcher die specielle Krankheit ist, von der die feineren Burgunderweine heimgesncht werden. Pasteur brachte einen Trop fen dieses Weines unter das Mikroskop und zeigte den Com missionsmitgliedern den dieser Krankheit eigenthümlichen Pilz. 2) Pasteur's Verfahren, welches er selbst nur bei Flaschen weinen augewendet hat, wird seit beinahe zwei Jahren von in telligenten Weinhändlern an verschiedenen Orten in Frankreich auch im Großen ausgeführt, namentlich in Orleans, Bsziers und Narboune. In der erstgenannten Stadt hatte die Commission Gelegenheit, den vom Weinhändler Rossignol erfundenen Apparat in Thätigkeit zn setzen, mit welchem bereits 3000 Hektoliter Wein erhitzt worden sind. Dieser Apparat besteht in einem Fasse von 6 Hektoliter Inhalt; der eine Boden desselben ist durch einen Kessel von verzinntem Kupfer ersetzt, welcher in ein langes Rohr ausläuft. Der Boden des mit Master gefüllten Kessels ist auf einem Ofen angebracht und das Master giebt seine Wärme an den im Faste enthaltenen Wein ab. Sobald das Thermometer die erforderliche Temperatur anzeigt, hört man auf zu feuern und zieht den Wein auf das Faß ab, in welchem er lagern und conscrvirt werden soll. — lieber den Werth des Verfahrens be fragt, versicherte Rossignol, seitdem er seinen Kunden erhitzten l Wein liefere, sei ihm von denselben kein Vorwurf iu Bezug aus 25