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.««ach frü» 7 UV. Inserate «»erde« angenommen: ^«i» Abends-,Sonn. «»-« it, Mittag- IS llhr: Martenstraße 1». .Wnzrig. in dies. Blatte .Gvden eine erfolgreiche Barbreitiing. Auflage: IS,000 Exemplar». Aranne«e«1: virrtrljLhrlich20«Bk. bet »nentgeldlichrr Sie« ferung in'« Ha»«. Durch dir ASnigl. Pcht vierteljährlich »2 Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Singe- saudt" di« Zeile 2 Ngr. - Lr»ck «md StgaHmu der Herausgeber: Ltrpsch öt Nrichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Zulkus Nekchnr-t. D»«rd<«, dm 15. Juli. — Da der königl. sächsische Postbezirk von den Kriegs ereign! sien gegenwärtig nicht mehr unmittelbar betroffen und die Sichcrheu der zur Postbesörderung übergebenen Gegenstände zur Zeit nicht gefährdet ist, so wird, laut Bekanntmachung der K. S. Landes-Commission, die Ablehnung der Gewährleistung für den Postverkehr innerhalb des sächsischen Postbczirks wieder zurückgenommen. — Noch immer kommen am Tage wie in der Nacht Züge init Verwundeten, der Jammer will gar kein Ende nehmen. Zumeist benutzt man aber jetzt die kühlen Nacht- und Morgen stunden, um die Verwundeten beim Transport der Sonnenhitze so wenig als möglich auszusetzen. Ueberhaupt sind die Ein buchtungen, welche mit dem Transport und der Verpflegung der Blessirten Zusammenhängen, musterhaft zu nennen. Dresden insbesondere bietet nicht nur das Nöthige aufs Reichlichste, son dern auch viel komfortables. Die aus Freiwilligen gebildete Lazareth- und die Verpflcgungscommission haben regelmäßige Wachen gebildet, welche Tag und Nacht auf dem Bahnhofe ver weilen und im Verein mit den preußischen Aerzten und dem Etappencommando wirkm. Die Lazareth-Commission, kenntlich Hurch die rothkreuzige Armbinde, vermittelt namentlich den Trans port der schwer Verwundeten aus den Zügm in die Spitäler, sowie das Verbinden, resp. Operiren derselben bei einem kürzeren Aufenthalte und während ihrer Durchreise im Bahnhofe. Hier wirk« nur preußische Militärärzte, während in den Lazarethen fast ausschließlich sächsische Cioilärzte thätig sind. Das soge nannte Königszimmer in dem Leipziger Bahnhof ist zum Ver sandplatz umgestaltet. In der Mitte stehen Doppelbanke, an welchen lange Streifen Heftpflaster angeklebt sind, Waschbecken, Spritzen, Flaschen mit Chlorkalkwafler, Charpie, Binden und Wäsch« harren ihres Gebrauchs, andere Flaschen mit Wein, Himbeersaft re. find zur Erquickung der Ankommenden bereits entkorkt, die preußischen Lazarethgehilfen (in unserer Armee die -SanitätScompagnie) heben die Schweroerwundelen mit außer ordentlicher Behutsamkeit aus den Wogen und bringen sie zum Verbinden oder Operiren. Der Freund wie der Feind wird von Allen mit gleich liebender Sorgfalt behandelt. Was für Wunden kommen da vor! Die Feder sträubt sich, alle die Schreck nisse zu berichten von zerschossenen Gliedern, weggerissenen Fleisch stücken, vernichteter Gesundheit, lebenslangem Siechthum, was hier vorübergctragen wird. Wem nicht sein Beruf hinführt, der vermeide jene Stätten, man erlebt Scenen, deren schauer licher Eindruck auf Tage hinaus die Phantasie aufregt. Wie sehr aber der Dresdner bemüht ist, auch in diese Stätte des Schreckens außer dm reichlichen officiellen Gaben noch das Licht freundlicher Privatwohlthätigkeit fallen zu lassen, erkennt man aus Folgendem: Einige der Herren der Lazareth - Commission sind zusammengetreten, um eine kleine Kaffe zu errichten, au« welcher die im Bahnhof operirt Werdenden, wenn sie sich hier bei recht mannhaft und muthig zeigen, mit Geld beschenkt wer ben. Auch diejenigm, die blo« verbunden werden, verlassen Dresden nicht »»beschenkt, Cigarren, Kirschen und andere Ge wisse werden für sie aus jener kleinen Kaffe bestritten. Al« vorgestern ein Oesterreicher eme besonders schmerzlich« Operation auszusiehen hatte, indem ihm eine Kugel, die er am 3. Juni empfangen, au« dem Rücken herausgeschnitten werden mußte, die Kugel aber ziemlich tief gegangen war und sich noch gesenkt hatte und Jener bei der langen Operation nicht mit der Wimper guckte, dann aber, als er die an seinem Rückenwirbel breitge drückte Spitzkugel in der Hand hielt, mit leuchtendem Gesichte feinem Arzte für die Lebensrettung dankte, da empfand man so recht die Wahrheit des biblischen Wortes: Geben ist seliger denn Nehmen! denn wer irgend etwas entbehren konnte, gab dem Aermsten, der reichlich beschenkt und vor Freude fast mei dend ür den Waggon transportirt wurde. Mit Recht bemnckte «in preußischer Offizier, als er aus die Reihen von Kaffee- und ' " - und !erwun- dm wir Alle für unsere sächsischen Brüder,' die in österreichischen Spitälern liegen, lebhaft theilen. Wcr die Zwecke jener Prämien kaffe für muthvolle« Aushalten der Operation unterstützen will, darf nur seinen Beitrag an einen der durch Binden kenntlichen Herren auf dem Leipziger Bahnhof geben. — Die sächsischen Verwundeten und Un verwundeten werden wohl fast Alle jetzt ohne Weiteres freigegeben. So ist beiden Theilrn geholfen: der Verwundete kann sich bei den Seinen pflegen, und dem Staate Preußen liegt eine Unterhaltungspflicht nicht mehr ob, die bei den Tausenden von Gefangenen wohl eine drückende werden kann, lieber die Betheiligung der Sachsen in der Schlacht von Königgrätz hört man von allen Seiten nur Ruhm. Ein öfter- reichischer Feldwebel sagte: „Jo, die sächsisch« Artillerie und die Dragoner hoaben sich in Respect g'setzr vor Freund und Feind! . h, Prinz (hmbei nahm er rhrerbich. hg- Käppi ab) hsat commandirt bei Nechanitz und die Artillerie und die Dragoner hoaben sich ane Denkmünzen eing'legt vor die Aewigkeit! Die Dragoner — es sind halt nit zu viel g'fallen, trotzdem daß's sich tüchtig g'wehrt hoaben — geltm bei der Armee itzt mehr als d' Husaren, die Ungarisch;." — Im Uebrigen waren selbst die Oesterreicher empört über das Verhalten der böhmischen Be völkerung, namentlich der Weiber. Ohne Unterschied, ob Preuße, Sachse oder Oesterreicher werfen sich diese leichenschänderischen Aasgeier über die Tobten oder Sterbenden und plündern sie oft nicht nur bis aufs Hemd, sondern rauben manchmal auch dieses. Haben die Bauern Lebensmittel, so verkaufen sie sie an die nach Preußen und Sachsen Z"rückgeschafften zu fabel haften Preisen, ein Seidel schlechten Weines zu 60 Krzr., zwei Cigarren, die nicht zu rauchen waren, zu 20 Krzr. rc. Jener Oesterreicher meinte: „Oan dies Böhmen und die« Sachsen will i mei Lebtog g'denke. I hoab hat g'meint, i komm' aus dem Fegfeuer in den leibhaftigen Himmel, als i die sächsische Grenze überschritten". — Zum Schluß wollen wir noch der Theilnahme gedenken, welche das Schicksal der Familie des Herrn vr. Bezzen- berger in allen Kreisen erweckt. Kaum hat dieselbe erfahren, daß der eine Sohn in österreichischen Diensten in Italien ge fallen, so bringt ein zufällig durchpassirender Oesterreicher die weitere Schrcckenskunde, daß ihm der an seiner Seite verschie dene andere Sohn aufgetragen habe, die letzten Grüße an seine Familie in Dresden zu überbringen. Am 1. Juli war derselbe erst Ossizier geworden, am 3. Juli starb er den Heldentod. — In mancherlei Gestalt offenbart sich die Wohlthätigkeit Dresdens, aber immer fehlt es noch an Mitteln, den Tausenden Verwundeten zu helfen. Mitbürger, die Ihr wohlhabender seid! Wenn Ihr Abends die Zeitungen bei einem Glase Bier les't, wenn Ihr hört von dm schrecklichen Wunden, dm Entbehrungen und der Noth der Verschmachtenden, laßt dann Euer Mitleid zur That werden; laßt dm günstigen Mommt, wo Ihr beim Genüsse der Armen doppelt schmerzlich gedenkt, nicht vorüber gehen! Werft in die Sammelbüchsen, welche menschenfreund liche Restaurateure in ihren Localen anbringen, einen Dreier, einen Pfennig! Der Pfennig, der Dreier macht Euch nicht ärmer, Jme aber, denm er zufließt, kann er glücklich machen. Mag das Lazareth, wohin der Pfennig oder Dreier fließt, eine« Sachsen, einen Preußm, einen Oesterreicher bergen — gleichviel! Auf gut sächsisch, auf gut preußisch, auf gut österreichisch dankt Euch der Empfänger, und wmn Ihr nicht seine DankeSworte hört, Einer hört und erhört sie doch! B. — Auf dem Zimmrrplatz an der Parkstraße hat sich gestern Vormittag ein Zimmermann mit dem Beile erheblich am Beine verletzt. Man schaffte ihn mittelst Siechkorbes vom Platze hinweg. — — Ein unbekannter Dieb ist vorgestern durch ein offen gestandenes Fenster in eine Souterrainwohnung auf der Pill- nitzerstraße eingestiegen und hat dort aus einem unverschlossenen Commodmkastm einige Thaler Geld gestohlen. — — Ein Herr v. Oppm auf Neukirch bei Löbau erzählt folgenden schönen Zug: „Am 28. Juni kämm preußische Hu saren in mein Dorf und requirirten Lebensmittel für die Armee. Einer armen Frau wurde dabei die einzige Kuh gmommm und als sie händeringend und weinend dem Thiers nachsah, ritt der com,nandirmde Offizier an sie heran und schenkte ihr 50 Thaler. Dieser junge menschenfreundliche Krieger ist ein ehemaliger Schüler der Landesschule zu Meißen und heißt Kurt von Watzdorf". — Vorgestern Nachmittag wurde auf der Vogelwiese eine Klarierstimmers-Ehefrau vom Dohnaplatz von einem Soldat umgeritten und dadurch am Kopfe bedeutend verletzt. Man brachte die Frau mittelst Droschke in ihre Wohnung. — — Der am diesseitigen Hofe neubeglaubigte königlich groß britannische Gesandte, Mr. Lumley, ist auf seiner Reise von London nach Dresden in Paris angekommen und dort zufällig mit dem Herrn von Neust zusammmgetroffm. Von Kopen hagen wird die Ankunft des früheren englischen Gesandten in Dresden, Sir Murrap gemeldet. — — Vorige Woche trafm in Hennersdorf zwei Handwerk«, burschen zu Wagen ein, welche sich für bei Gitschin verwundete und deshalb entlassene Militärs auSgaben. Sie verlangten nun auch sofort Verpflegung und Weitertransport zu Wagen, und als man es ihnen nicht sofort gewährte, fingen sie Exceß an. In Hennersdorf war man aber vorsichtiger, als in den beiden früheren Orten, wo die Betreffenden auf dm Leim gegangen warm; man ließ die bepflasterten Wundm am Kopfe ärztlich untersuchen, wobei sich aber herauLstellte, daß dieselben nichts weniger a!S Schuß- oder Hiebwunden, sondern nur selbstbeige brachte Ritze warm. Die Nemesis hatte sie hier also erreicht. Die Betrüger wurden an« Gericht abgeliefert. — In mehreren Blättern melden Correspondenzen au« DreSdm, daß von Seitm de« k. preußischen Militairgouverne- ment« die Belagerung der Festung Königstein vorbereitet werde und man jeden Augenblick die Beichirßung dieser Festung er warte. Diese Nachricht iß, wie da« Dresdner Jou ' Quelle versichern kann, ebenso unbegründet, als die bereit« de- mentirte Behauptung, wonach der frühere k preußische Mili- tairgouverneur von Sachsen dem Kommandanten der Festung Königstein bereits eine Eapitulation angetragen haben sollte. — Aus Löbau theilt man dem „Dr. I." als einen Be weis dafür, wie furchtbar die Schlacht bei Königgr ätz gegenseitig gewesm sein muß, auf Grund zuverlässiger Nachrichten mit, daß für den Durchiransport noch circa 12,000—15,000 Verwun dete (Preußen, Oesterreicher und Sachsen) zu erwägen stehen, selbstverständlich nur solche, die transportfähig sind. — In dem hinter dem Waldschlößchen gelegenen Wald- theile wurde gestern Morgm von einer Polizei-Patvvuib'e ein« Frau mit zwei Töchtern von hier aufgegriffen, die, nach Hrem Aeußeren zu urtheilen, dort schon längere Zeit ihre Wohnung zur Tag- und Nachtzeit aufgeschlagen haben mochte. — — Auf der schlesischen Bahn geht täglich ein Zug mit Personenbeförderung von hier nach Görlitz ab. Dis Fahrznt soll circa 8 Stundm betragen. Das dienstthuende Fahrperso» nal wechselt in Löbau, dort treten preußische Schaffner eim- Nachmittags nach 3 Uhr trifft regelmäßig ein Zug von Gör» litz hier ein. — — In dem sogenannten Königssalon auf der Leipzig» Dresdner Eismbahn werden jetzt die hier angekommenen Ver wundeten von königlich preußischen Militärärzten verbunden. — — Dem Vernehmen nach sind neuerdings wieder mehrere Cioilärzte von hier auf dm Kriegsschauplatz nach Böhmm ab gegangen, unter anderen auch der gestern nicht miterwähnte Herr Ilr. Moritz Neumann, früher am JaeobShospitale zu Leipzig, jetzt hier. — — Zu dm auf dem Kriegsschauplatz in Böhmm todt ge bliebenen k. s. Offizieren gehört nach sicheren Nachrichten auch u. A. der Oberstleutnant von der Mosel vom 3. Jäger-Ba taillon und der Rittmeister von Fabrice vom 3. Reiter-Regi ment. Der Gouverneur der Residenz, Generalmajor Senfft von Pilsach hatte eine leichte Verwundung unter dem Kinn er halten, die ihn aber nur auf ganz kurze Zeit dienstunfähig ge macht hat. — Der in der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli durch rinm Schuß in den Unterleib tödtlich verwundete Ober leutnant de« 1. Jäger-Bataillon«, Hans von Egidy, ist auf dem Schlachtfelds in dm Armen seine« Compagniechef«, de« Hauptmann« von Petrikowsky, gestorben. Letzterer selbst, je doch nicht gefährlich verwundet, ist gefangen, auf Ehrenwort aber entlassen worden und hat der in Pirna lebenden Familie v. Egidy'« die näheren Umstände von dessen Tode in Person mitgetheilt. — Von verwundeten Oesterreichern liegen im hiesigen Stadtkrankenhause: Feldwebel K Herbeck, Leutn. E. Muschitzkh, Leutn. Baron K. Zinnmburg. — Im Lazareth Bautzen lieg«» folgende verwundete sächsische Soldaten: F W. Berge v. 16. B 2. C., F. A. Jllig v. 4. J.-B. 2. C, H. Köhler v. 1. B. 3. C., Krahl gen. Bese v. 2. B. 1. C., Corp. H A. Menzel v. 16. B. 2. C.. Tambour Aug Mitschke v. 16 B. 2. C., N. Pötschk v. 2. J-B. 1. C., A. H. Popp v 16. B. 4. C., A. Schubert v. 16. B. 3. C., P. Schuster v. 3. R.-Rg 4. Schw., I. Sieber v 15. B. 1. C., P. Sieber v. 4. B 4. C., L. Sprung v. 1. J.-B. 1. C., A. Steglich v. 1. V. 1. C., G. Stolle v. 13. B. 1. C, M. Zimmer v. 2. J.-B. 4. C., W. B. Zschöttge v. 11 B. 4. C. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Mor» gen den 16. d. Mts. finden folgende Verhandlungstermine statt: Vormittags 9 Uhr: Gerichtsamt Dippoldiswalde, Privat» anilagesache des Apotheker Lengnick in Poffmdorf wider Ernst Adolph Leberecht Schlimper in Hänichen; 9j Uhr: Ge» richtSamt Dippoldiswalde, Privatanklagesache, Daniel Gottfried Leberecht Müller in Hirschbach wider Amalie Auguste Hege wald in Reinberg; lOj Uhr: .'Privalanklagesache, Hugo Theodor Walther hier wider Alwin Meyer ebendasübst. 11 Uhr: Privatanklagesache, Johanne Henriette Christophine verehel. Rosenbruch geb. Ehlers wider Joh. Heinrich Rosen bruch Vorsitzender: GerichtS-Rath Ebert. Tag«»geschi«dte. Oesterreich. Aus Wien sagt ein Telegramm vom 10. Juli: Der Minister Graf Mensdorff ist zurückgekommen und übernimmt wieder da« Ministerium der auswärtigen Angelegen heiten. Der heute hier erwartete Herzog Albrecht ist zum Be fehlshaber, Baron John zum Generalstabschef aller Armeen im Felde ernannt. — Ein Gesetz ermächtigt den Finanzminister^ 260 Millionen durch freiwillige Anleihe oder durch vermehrt« Staatsnotenemission aufzubringen. — Der Kaiser hat laut amtlicher Miltheilung vom 9. Juli dem König von Hannover da« Commandeurkreuz und dem Kronprinzen Ernst August von Hannover da« Ritterkreuz de« Militär-Maria-Theresien-Orden» verliehen. — Erst am 8. Juli traf in Wim die positive Mel«, düng ein, daß Prag von den Preußen besetzt wurde. De«