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Dresdner Journal : 04.12.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187512046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-12
- Tag 1875-12-04
-
Monat
1875-12
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 04.12.1875
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M 281. Sonnabend, den L. December. 1875. 1» r»»» Lsttö»: iLUrlieba ...» Ltarb '--Mrluck: 4 dtarb 50 kk. Lill,vio«Uluow«ru: 10 kk. L»»««r»Kld äs« äsuttedso Ksiob», tritt koot- m»s 8t«r»p«l»a««UI»U bi»»v. laisralsuprvlosi VLr äso Ka«w eüwr xs»p»It»v6ilSO kt. Oottr ,^iv8«»ollt" ck« LMo- 50 kt. Lroebolaoai TL^lied mit ä«r 8oiu>- uoä kslertt^s, für ä«a kot^Qtlso DresdiMMurM. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. laosratsaaoiuck»»« »»»MLrttr LÄpttU! F>. Lra«<1»tetter, 6omnu«ioaLr cl«, vr«äll« lourvat»; «dovä».! L«Aen Fort, L»»d«r»-»,rU»-Vi«-l^tx,t^ >»—I-Ir«»I»»-rr»»k1«rt ».N.: Laa»«irts,n <s Ko-lrr^ I«rU» Vls»-S»»d«rU -rr»U-l^tp«1^ -rr»Ltkiir» ». H. L««j. Lfo«e, lOrUu: L. Xorniot, /nvat««t<^ cta^L, L ^1iLrec/tt/ >r«a»a: F. Schott«, Srsil»»: Lta-A«»'» Lür»»»; 0d»nu»N»: Fr. ^oiot, I>»akkurt ».N.: F. ^ae-«r'»vb« u. F. 6. ^/«rrman« »cbs öuodb, Daaö«F<7o., SirUt». Inv-D., S»LLor»r: 0. Sc^ü«icr r«rt«: L«v«u, TaM«, L-K»«r <t Oo., I-aaö« -t L7o., L»»d»rL: F Mt«: Ff. Oxp«1»L. Kvransxvdsrr Lüuizt. 8iv«äitiov äs» Vrvsäosr louraal», Orvuüsa, 2viv^«ntr»«s 20. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 2. December.) Cruennuuarn, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Colditz.) Vermischtes. Telegraphische Nachrichten. London, Freitag, 3 December. (W. T. B.) In einer Depesche des Grafen Harcourt an den Herzog DecazeS vom 27. November constatirt Ersterer, der Staatssekretär des Aeußern, Earl Derby, habe ihm gesagt, daß England die Suez- canalactien nur kaufte, um eine anderweitige größere Präponderanz daselbst zu verhindern. England- Action sei eine rein defensive ge wesen. Derby wolle nicht die Verwaltung deS SuezcanalS durch ein internationales Syndikat geradezu Vorschlägen, werde aber nie seine vor einiger Zeit im Oberhause gemachte Aeußerung zu- rückziehen, daß England einer solchen Admini stration nicht widerstreben werde. Bezüglich der bekannten Absicht des KriegS- ministerS, demnächst einen vollständigen englischen MobilmachungSplan im Kriegsfälle zu veröffent lichen, sagt die,Times", durch die Veröffentlichung eines solchen, in anderen Ländern gebeimgehaltenrn Planes zeige die Regierung, daß sie es vorziebe, einem möglichen Feinde Informationen zu gewäh ren, alS englische Offiziere durch Unkenntniß der Sache in Verwirrung und Verlegenheit zu setzen. Wien, Donnerstag, 2. December, AbendS. IW. T. B.) DaS „Frrmdenblatt' erfährt, daß die Mel- düng der „Times" von dem angeblichen Scheitern der österreichisch-russischen Verhandlungen über die Dinge im Orient vollkommen unbegründet sei, und daß die österreichischen Vorschläge schon seit län gerer Zeit die principielle Zustimmung der übrigen «aisermächte gefunden hätten. ES handle sich jetzt nur noch um die Details, und die definitive Einigung darüber sei von der Rückkehr des Kai- serS Alexander und des Reichskanzlers Fürsten Gortschakow, die unmittelbar bevorstehe, abhängig. Versailles, Donnerstag, 2.December,Abends. (W. T. B.) Lon den Abthrilunarn der National- Versammlung wurde heute die Wahl der Commis sion vorgenommen, welche die auf die Auflösung der Nationalversammlung bezüglichen Anträge be- rathen soll; eS wurden S Mitglieder der Reckten und 6 Mitglieder der Linken in die Commission gewählt. Sämmtliche Commissionömitglieder sind darüber einig, daß die Auflösung der National versammlung zu einem möglichst nahen Zeitpunkte zu erfolgen habe. Von der Rechten ist für den 13. Februar k. I., von der Linken für den 2V. Fe- bruar k. I. die Vornahme der Wahlen zur neuen gesetzgebenden Versammlung beantragt. (Vgl. un sere Pariser Correspondenz unter „TageSgeschichte".) Die Nationalversammlung berieth heute mch- rere auf Eisenbahnanlagen in den Mittlern und südlichen LandeStheilen bezügliche Vorlagen; die Berathung war ohne allgemeineres Interesse. In der morgenden Sitzung soll die Berathung dieser Vorlagen fortgesetzt werden. Brüssel, Donnerstag, 2. December, AbendS. (W. T. B.) Die Dcputirtenkammer hat heute die Berathung deS Etats für daS Ministerium deS Auswärtigen zu Ende geführt und den Etat ge- nehmigt. Von dem Deputirten Dedecker wurde im Verlaufe der Diskussion die vor einiger Zeit in der Schelde er- Tagesgeschichte. 1^. Berlin, 2. December. Der Reichstag trat heute, nachdem eine Interpellation des Abg. Wiggers über die Ausführung der die Wasserstraßen betreffenden Bestimmungen der Neichsverfassung vom Präsidenten des Reichskanzleramts beantwortet worden war, ein in die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung von 8 4 des Postgesctzes. Der hauptsäch lichste Differcnzpunkt zwischen der Commission, die den Entwurf vorberathcn ha», und der Bundesrathsvorlage besteht darin, daß die letztere beantragt, das Maximal gewicht der Pakete, welche von den Eisenbahnen unent geltlich in den Postwagen zu befördern sind, auf 10 Kilo gramm festzusetzen, während die Commission diese Gc- Gcwichtsgrenze auf 2 Kilogramm fixiren will. Nach längerer Discussion entschied sich das Haus mit großer Mehrheit für den Vorschlag der verbündeten Negierun gen. Die Berathung des Entwurfs mußte infolge äu ßerer Störung (Entzündung einer Holzbckleidung hinter dem Sitze des Präsidenten) abgebrochen werden (vergl. den Sitzungsbericht in der Beilage). — Der Abg. Sombart hat einen Gesetzentwurf eingebracht, durch wel chen die Steuersätze für den Wechsel stempel derart abgcändert werden, daß der Steuersatz von einer Snmmc von 200 M. und weniger 10 Pf., über 200 bis 400 M. 20 Pf., über 400 bis 600 M. 30 Pf. und so fort von jeden fernem 200 M. 10 Pf. mehr beträgt, der gestalt, daß jedes angefangcne 200 für voll gerechnet wird. — Der Bericht der Pctitionscommission über zahl reiche Petitionen, welche die vorläufige Beibehaltung folgte Wegnahme eines dänischen HandelsfahrzeugeS durch rin holländisches Kriegsschiff mit dem Bemerken zur Sprache gebracht, daß dieser Fall dir Rechte Belgiens in hohem Maße berühre. Der Minister des Aus wärtigen, Graf d'Asprrmont-Lynden, erklärte in- deß, jener Zwischenfall sei nach verschiedenen Richtungen hin von Bedeutung und Wichtigkeit, und erscheine cs ihm zur Zeit nicht opportun, daß derselbe zum Gegen stand einer Besprechung gemacht würde. Madrid, Donnerstag, 2. December, AbendS. (W. T. B.) Die seit einigen Tagen erwartete Ler- änderung deS CabinetS ist nunmehr erfolgt. Ca- novaS del Castillo wurde (an Stelle des Kriegs ministers Jovcllar) zum Ministerpräsidenten, Cal- deren CoblanteS zum Minister deS Auswärtigen, Herrera zum Justizminister und Torrno zum Ar- beitSminister ernannt. Bezüglich der übrigen Ministerposten ist eine Aendcrung nicht einge- tretrn. Nach hier eingegangeucn Nachrichten bat der General Lizzaraga eine Besprechung mit Don Carlos gehabt. Von den hiesigen Journalen wird diese Zusammenkunft mit den von Lizzaraga beab- fichtigten Vorschlägen eines Convenio in Verbin dung gebracht. London, Donnerstag, 2. December, Abends. (W. T. B.) Aus Aden vom 3V. vor. Mts. hier eingegangrne Depeschen melden, daß, nach dort vorliegenden Nachrichten aus Zanzibar, ägyptische Truppen sich der zum Gebiet deS Sultans von Zanzibar gehörigen Orte Juba und KiSmayu am Ausgang deS JubafiusscS bemächtigt, die Truppen deS SultanS entwaffnet und die türkische Flagge aufgezogen haben. Bukarest, Donnerstag, 2. December, Mittags. (W. T. B.) AuS Regierungskreisen verlautet, daß die deutsche Regierung ihre Geneigtheit zum Ab schluß einer HandelSconvention der diesseitigen Re gierung zu erkennen gegeben habe. Der Fürst hat die Statuten der „Banque de Boukarest", welche ihre Thätigkeit demnächst be ginnen wird, genehmigt. Infolge starken und anhaltenden Schneefalls, der die 'Communicationen vielfach unterbrochen hat, sind seit 3 Tagen alle Posten auögeblieben. der Zölle auf Eisen, Stahlwaaren und Maschinen er streben, liegt jetzt vor. Auf Grund umfangreichen sta tistischen Materials, das dem Berichte brigegrbrn ist, ist die Commission (Berichterstatter: Abg. Richter-Meißen) zu dem Anträge gekommen, über die Prtitionen zur Ta gesordnung überzugehen. — Ueber den (obenerwähnten) Vorfall im Reichs- tagsgebäude während der heutigen Sitzung enthält die „N.-A." folgende nähere Mittheilungen: Gegen 24 Uhr war die Gasbeleuchtung über dem Glasdachc des Saales hergestellt worden, als man in der Umgebung des Bureaus, in dessen Mitte Präsident v. Forckenbeck seinen Sitz einnahm, einige Unruhe bemerkte; dann hörte mau wiederholte heftige Axtschläge gegen die äußere Wand deS Saales, sodaß die Redner nicht recht wußten, ob sie fortfahrrn oder sich der Unterbrechung fügen soll ten. Der Präsident bemerkte zurrst, daß es sich nur um eine vorübergehende äußere Störung handle, wollte dann, als die Schläge sich wiederholten, die Sitzung auf 10 Minuten unterbrechen, sah sich aber schließlich genöthigt, sie völlig aufzuheben. Auf den Tribünen war das Ge rücht verbreitet, daß Feuer im Hause ausgrbrochen sei und zwar, daß das Dach brenne, auch meldeten die Die ner im Hause, daß bereits Feuerwehr mit einigen Spritzen aufgefahren sei. In Wahrheit hatte eine Lampe, die in dem Corridor brennt, durch welchen die Minister in den >vaal cintretcn, die hinter ihr befind liche Holzbeklcidung entzündet, sodaß sie heruntcrgcschla- gen werden mußte. Verschiedene Hausbeamte hatten Rauch bemerkt und auch auf der Estrade des Präsiden ten spürte man den brenzlichen Geruch. Zur Bekämpf ung der Hellen Flammen diente zunächst das Glas Wasser, das auf dem Tische des Präsidenten steht, und das Uebrige thaten einige Axtschläge. Um nicht zu beun ruhigen, sprach der Präsident nur von einer äußern Störung, und zum Glück waren die Tribünen ziemlich leer, sodaß selbst im Falle der Noth die Räumung und Entleerung derselben sich leicht vollzogen hätte. Der Präsident zog es aber vor, die Sitzung zu schließen, weil sich im Moment nicht übersehen ließ, ob die gewaltsame Entfernung der entzündeten Holzbekleidung, die unmittel bar an den Boden der Tribüne anstößt, nickt größere Dimensionen werde annehmcn müssen. Fürst Bismarck war noch spät in die Sitzung gekommen und daher Zeuge dieses Zwischenfalles. — Dem diesseitigen Botschafter am russischen Hofe, Prinzen Neuß, welcher sich gestern Abend nach Amster dam begeben hat, um daselbst die Heilung seines Fuß- leidens zy suchen, ist feiten des auswärtigen Amtes ein Salonwagen zur Disposition gestellt worden. Im Laufe des gestrigen Tages empfing der Botschafter die Besuche des Kaisers, des Kronprinzen, des Prinzen Karl und mehrerer Mitglieder des diplomatischen Corps. — Wie die „N.-Z." meldet, hatte der russische Reichskanzler Fürst Gortschakow gestern Mittag eine fast dreistündige Audienz beim Kaiser, der sich ein Em pfang bei der Kaiserin anschloß. Im BotschaftShotel empfing der Fürst die Besucht des Kronprinzen, des cnglischcn Botschafters, der hier anwesenden russischen Fürstlichkeiten, des württcmbergischen Ministers v. Mitt- nacht und des bayerschcn Gesandten Pergler v. Pcrglas. Abends hatte Fürst Gortschakow sodann noch eine zweite Unterredung mit dem Fürsten Bismarck und reiste mit dem Nachtschnellzuge nach St. Petersburg ab. — Der Bundesrath hielt heute Nachmittag 4 Uhr eine Plenarsitzung unter dem Vorsitz des Staatsministers Delbrück. Nach den einleitenden Geschäften erfolgte die Mittheilung von Schreiben des Präsidenten des Reichs tages, betreffend die Beschlüsse des Reichstages; auf die Petition des Lieutenants a. D. Hollesen wegen Gewäh rung einer Verstümmelungszulage; auf einen Protest bezüglich der Wahl eines Abgeordneten im ersten Wahl kreise des Königreichs Württemberg. Vorlage, betreffend die Unterhaltung der Schifffahrtszeichcn auf der Unter weser, und ein Antrag, betreffend eine Literarconvention mit Belgien, gingen an die Ausschüsse. Die Vorlage, betreffend die Entwürfe von Gesetzen über weitere Ver ¬ wendungen zum Retablissement des Heeres auS der französischen Kriegskostenentschädigung, wurde angenom men, die Erhöhung deS Dispositionsfonds zu den Kosten für die Ausstellung in Philadelphia bewilligt. Endlich gelangte die Vorlage, betreffend die Staatsangehörigkeit der im Reichsdienste angcstelltcn Ausländer zur An nahme. Den Schluß machte die Vorlegung von Ein gaben. T Berlin, 2. December. Zu der heutigen Sitzung der Genrralsynode, welche Mittags 1 Uhr begann, waren zunächst verschiedene Schriftstücke eingegangen, unter anderen ein solches aus Culm, in welchem be antragt wird, beim Kaiser dahin vorstellig zu werden, daß rin ökumenisches Concil Unberufen werde. Nach Registrirung dieser Gegenstände tritt die Synode in die Spccialdiscussion des Synodalordnungsentwurfs ein, und zwar zunächst über § 5, mit welchem der Abschnitt über die kirchliche Gesetzgebung beginnt und welcher lautet: Landeskirchliche Gesetze bedürfen der Zustimmung der Ge> ncralsqnode und werden von dem Könige kraft seine- Rechts als Tröger des Kirchenregiments erlassen Sie werden behufs der Beglaubigung von dem Präsidenten deS evangelischen Ober- kirchenratbS gereichnet- — Die Geucralsunode hat das Recht, landcskirchliche Gesetze vorzuschlagen. — Ein von der Geueral- synode anaenvmmenes Gesetz darf dem Könige zum Behufe seiner Entschließung über tue ihm zu erthenende Sauction nicht eher vorgelegt werden, alS nachdem der Minister der geistlichen Angelegenheiten erklärt hat, daß von StaatSwezcn hiergegen nichts zu erinnern sei. — Seine verbindliche Kraft erhält das Lirchcngesetz durch die Verkündung in dem unter Verantwortlichkeit des evangelischen Obcrkirchenraths erschei nenden kirchlichen Gesetz- und Verordnungsblatt. Sie beginnt, insofern in dem Gesetze kein anderer Anfangstermin bestimmt ist, mit dem achtundzwanziasten Tage nach demjenigen Tage, an welchem das betreffende Stück des genannten Blattes aus- gegeben worden ist. Zu diesem Paragraphen liegen eine Anzahl Anträge vor, von denen nach längerer Debatte, an welcher sich der Synodale Prof. Ermisch, Regierungscommissar För ster, ferner die Synodalen Eichler und Rogge, Kanzler v. Goßler, Techow, Or. Hegel, der Präsident des Ober- kirchenraths Hermann, vr. Schulze, Graf Krassow und Prof. Or. Gerike bctheiligen, der folgende Antrag der Synodalen v. Goßler u. Gen-: DaS Alinea 3 dahin zu fasten: „Bevor ein von der Ge- neralsynode angenommenes Gesetz dem Könige zur kirchenregi. mentlichen Genehmigung vorgelegt wird, ist die Erklärung des Minister» der geistlichen Angelegenheiten darüber herbeizufüh- ren, daß gegen den Erlaß desselben von Staatswegen nichts zu erinnern sei." Ferner in Alinea 4 desselben Paragraphen statt der Worte: „Seine verbindliche Kraft erhält das Kirchen- gesetz" zu sagen: „ein Kircheugesetz erhält seine verbindliche Kraft", statt der Worte: „mit dem 28 Tage" zu setzen: „mit dem 1» Tage" und hinter die Worte: „des genannten Blattes" einzuschalten: „in Berlin", bei der Abstimmung sammt dem so abgcänderten § 5 angenommen wird. Hierauf wird die Sitzung gegen 5 Uhr bis morgen Mittag vertagt. * Karlsruhe, 30. November. In ihrer gestrigen Sitzung erledigte die Erste Kammer den Gesetzentwurf über Forterhebung der Steuern und trat dann in die Berathung der Adresse auf die Thronrede ein, welche schließlich mit einigen Aenderungen des Ccmmissions- rntwurfes einstimmig angenommen wurde. Die Adresse ist eine Paraphrase der Thronrede, vermeidet es aber, den einzelnen Gesetzentwürfen gegenüber, besonders dem der Vereinigung der Confessionsschulen, ausgesprochene Stellung zu nehmen. Der auf den Großherzog bezüg liche Passus hebt dessen Eintritt jin die Kammer als besonders erhebend hervor. „Mit stolzer Genugthuung" sieht die Adresse „auf die Fortschritte im Ausbau des Reiches hin" und erklärt, daß „die freie und glückliche Entwickelung des badischen Staates innerhalb der Ver fassung des Reichs auch ferner die hochwichtige und be rechtigte Aufgabe der Negierung und der Stände bleibe." Etwas erregter wurde die Debatte bei der Stelle über die kirchenpolitische Gesetzgebung, in der von „Miß verständnissen oder Entstellungen" und von „Niederhaltung feindseliger Bestrebungen" die Rede ist. Hr. v. Marschall beantragt im Hinblick auf die Mäßigung der Thronrede die Streichung jener scharfen Ausdrücke, was die Majorität Feuilleton. Redigirt von Otto vauck. Ein neues Bilderwerk von O. Pletsch. Wie die Schwalben das Frühjahr, so verkünden uns gewisse Erscheinungen auf dem Bücher- oder Kunstmarkt das Herannahen des Weihnachtsfestes. Dazu zählen die anmuthigen Bilderwerke von Oskar Pletsch, von denen uns, seit einer Reihe von Jahren, treulich jedes Jahr ein neues brachte. Auch in diesem Jahre ist ein solches Werk nicht ausgeblieben, und die liebenswürdigen Dar stellungen, welche der Künstler aus und zunäckst für die Kinderwelt bietet, werden sicher ebenso willkommen sein, als seine frühem Festgaben. Sein neues Werk betitelt sich „Ein Gang durchs Dörfchen" und führt wie derum eine Reihe dem Leben glücklich abgelauschter, launig erfaßter und graziös und lebendig ausgestalteter Motive aus der Domäne des Künstlers, aus der Kinder- welt, dem Beschauer vor Augen. Die meisterlich ge zeichneten Originale sind sauber und sorgfältig von H. Günther in Holzschnitt ausgesührt worden. Eine recht passende Beigabe haben die 16 Bilder durch Reime von Friedrich Oldenberg erhalten, die in sinniger und echt Endlicher Weise der Anschauung zu Hilfe kommen. Die VrrlagShandlung von Alphons Dürr in Leipzig hat die Novität in gewohnter Weise auch äußerlich geschmackvoll auSgestattrt. Außerdem sind von der Verlagshandlung zwei ältere Werke des Künstlers für das Fest neu auf gelegt worden; „Gute Freundschaft* ist in fünfter und „Wtr's iu^Hause geht, nach dem Alphabet" in sechster Auflage erschienen. Letzteres Merkchen ist, wie beiläufig bemerkt sein mag, gegenwärtig in 27,000 Exemplaren verbreitet; ein seltener Erfolg, welcher von der Beliebt heit zeugt, der sich die Arbeiten von Pletsch überall er freuen. Stenographische Literatur. Frühzeitig erscheint diesmal das der großen Anzahl von Interessenten fast unentbehrlich gewordene statistische Jahrbuch der Schule Gabelsberger's pro 1876, welches unter Redaction des vr. pft. C. Bruno Rotter vom königl. sächsischen stenographischen Institute herausgegebcn und verlegt wird. Zn einem reiches Material umschließenden Compcndinm von über 16 Bogen werden der Schule die erwünschtesten Ausschlüsse über die erfreuliche Ent wickelung und Ausbreitung der Stenographie nach Gabelsberger's System gegeben. Der Preis ist bei vorzüglicher typographischer Ausstattung auf 4 M. fest gesetzt. — Im Verlage von C- Adler's Buchhandlung (A. Huhle) werden gleichzeitig die ebenfalls von Dr. pli. C. Bruno Rotter bearbeiteten und zusammen- gcstellten „Gedenktafeln der Schule Gabels berger's" zum Preise von 1 M. ausgegeben. Mit chronologisch geordnetem Vereinsanzeiger und einigen die Vereinsmitgliedschaft, Unterrichtsergcbnisse und Lehr anstalten betreffenden Tabellen verbunden spiegeln sich in dieser klaren und inslructiven, auf archwarische Quellenstudien gestützten Darstellung gleichsam die bis herigen Bestrebungen und Errungenschaften dieser un bestritten außerordentlich rührigen Schule ab. Dieses Schriftchen läßt sich treffend als rin geschichtlicher Ab riß der Entwickelungsphasen der deutschen Stenographie und der dieselbe vertretenden Schule bezeichnen, über welche in Kürze die erschöpfendste Auskunft ertheilt wird. Uebersichtliche Anordnung des Stoffes und typo graphische Ausstattung qualificiren dieses für jeden stenograpbirenden Kunstjünger unentbehrliche Schrift- chen zu einem willkommenen Weihnachtsgeschenk. Den Schulen und Lehrern gewidmet edirt die gleiche Ver lagshandlung eine demnächst erscheinende zweite Broschüre desselben Verfassers als „Versucheiner Unterrichts- statistik der Schule Gabelsberger's", und wird im Vorwort zu dem einer eingehenden Besprechung vor- bchaltcnen Jahrbuch bereits wieder eine neue Arbeit in Aussicht genommen, welche sich mit der vergleichenden Statistik der deutschen Stcnographiesysteme beschäftigen wird. Weimar, 2. December. An unserem Hoftheater ging gestern Julius Grosse's Tragödie „Tiberius" über die Scene. Das Werk ist mit großem Fleiß ge arbeitet und legt Zeugniß ab von den eingehenden histori schen Studien, die der Dichter zu diesem Zwecke gemacht hat. Da es überdies in seiner Factur die guten Eigen schaften der Grossr'schen Dichtung, Schönheit der Sprache und Gewandtheit in der Behandlung der Form, zur Geltung bringt, so ergirbt sich von selbst, daß wir es hier mit einem durchaus nicht untergeordneten Werke zu thun haben; das Publicum erkannte dies auch gerne an, da es der Dichtung auf das freundlichste begegnete. Wenn die Aufführung sich indessen nicht zu einem vollen durchgreifenden Erfolge gestaltete, so dürfte die Ursache in dem für die dramatische Bearbeitung wenig ergiebigen Vorwurf zu suchen sein, den sich der Dichter gewählt hatte: der die Luft mit dem Schall philosophischer Maxi men erfüllende Tiber ist nicht geeignet, unsere Theilnahme zu erwecken. Der die Handlung des Stückes führende Sejan drängt ihn überdies in den Hintergrund zurück. Die große Unergiebigkeit der Handlung und die geringe Sympathie, welche uns die Hauptfiguren des Stückes abnöthigen, lassen trotz vieler wirtlich dramatisch ange legter und in der That wirksamer Scenrn die Theilnahme an den Vorgängen auf der Bühne mehr und mehr znrücktreten; es ist dies namentlich nach dem 4. Act der Fall, in welchem Sejan von der Bühne verschwindet. Das vielleicht poetischer gedachte und auf der Bühne wirksame Moment des 5. Actes, das Auftreten des Pontius Pilatus und christlicher Pilger in dem Palast des Tiberius auf Capri befremdet mehr als es die Theil nahme steigert. Die Aufführung war eine durchweg tüchtige. Literatur. Mit Recht hebt die „Wiener Abdp." hervor, daß in der historischen Literatur längst anerkannt sei, welche ausgezeichneten Quellen für die Geschichte der letzten Jahrhunderte in den venetianischen Ge sandtschaftsberichten enthalten sind, die nun all mählich herausgegeben oder sonst ausführlich benutzt werden. Zu Dem, was schon veröffentlicht ist, kommt eben eine neue, sehr interessante Publication, die Depe schen des venetianischen Botschafters Antonio Giusti ni an in Rom aus den Jahren 1502 und 1503: „I clispticei cli ^näonio OlusUniLn, LiuftLscintors vsneto n Rom» 6al 1502 nl 1503 per In prim» voll» pubblicati äs k. Villari." Das bei Lt Mon- nier's Nachfolgern in Florenz erscheinende Werk ist drei Bände stark und enthält 1223 dem Archive dei Frari in Venedig entnommene Depeschen, die meisten vollstän dig, andere zur Vermeidung nutzloser Wiederholungen im Auszuge. Es ist das eine außerordentlich große An zahl von Schriftstücken aus einer so kurzen Zeit; in dessen war eben diese Zeit für einen italienischen Diplo maten eine sehr wichtige; sic umfaßte das Ende vrr Regierung des Papstes Alexander VI. und den Anfang derjenigen des kriegerischen Papstes Julius II. und es fallen in diese Zeit die Bemühungen Cäsar Borgia's, durch List, Verbrechen und Waffengewalt sich ein Für stenthum im nördlichen Mittelitalirn zu gründen. A.
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