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«. Juli 188«. «Wahrheit nud Recht, Freiheit nd Seseh!- ,aM für den Raum einer Zeile L Ngr. Zu beziehen durch all» Postämter de» In« und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Vvis für da« Viertels ahr I V, Thlr. j jede einzeln« Rammer st Rgr. Rr ISL ' . '' ,I)k^ Deutscht MjMim Zcitullg Aditung «scheit« tNu NnSnLhme de« Htmstaa« täglich und wird Nachmittag« ä Uhr aus« -»geben. V s U ß sch IA M E. Praßen, -rr-Berlin, 4. Juli. In der Presse erhebt sich ein wsWr.Sturm gegen Dänemark, und selbst die «Zeit» meint, daß Dä- «matt «in gewagtes Spiel spiele. Wenn indessen die «Zeit» weiter meint, Dänemark habe durch feine jüngsten Verordnungen Deutschland gegenüber bast Prävenire gespielt, so wissen wir in der That nicht, was wir dazu sa- grn sollen. Hätte Dänemark die betreffenden Verordnungen vor dem Ab gang« brr diigfkittgen Rote, nachdem e- etwa von deren bevorstehender Ab- senbuv- Kttlnlniß erhalten, erlassen, dann wäre ein solcher Ausdruck viel- leicht M Platze gewesen; nachdem e« dieselben aber erst nach Ankunft und gewissermaßen erst aus Birankaffung der diesseitigen Note erlassen und da- durch, ull^ zwar noch Viet stärker, al- es die- in dürren Worten hätte thun könn-n/'angesicht- d«r ganzen Welt gleichsam erklärt hat: Preußen oder Deutschland hat sich unterstanden, mir Vorstellungen zu machen — aber seht, was «h darauf giße: jetzt chu« ich erst recht was ich will, und die Ge ringschätzung, Mit welcher ich auf diese Vorstellungen herabsehe, ist so groß, daß ich di« gegenwärtigen Verordnungen erlasse, ehe ich auf jene Vorstel lungen selbst ü-tchaupt noch eine Antwort geb»... nachdem, sagen wir, die Sach« bisst LRndNng g«n»«M«n Und diesen Sinn erhalten hat, kann doch unmöglich ndch von einem listigen Zuvorkommen die Rede sein, und wir hätten därmn von «ineM Blätt, von dem man sagt, daß eS der Regierung nahesteh«, angestchtS der so tief beleidigten Ehre Deutschlands ein« andere Sprache erwartet al« Redensart«» von „Prävenirr" re. Glücklicherweise dÜtzftt iHdesstn di« Ausdrucksweise der «Zeit» mit der wirklichen Auffassung, Wßsch« MM» hier von der Sqche hat, wol schwerlich im Einklänge stehen. SiBsts wst hören, dürften die ersten Einleitungen zur Behandlung der Sache am Buqd« bereit« getroffen sein, und zwar zuvörderst durch Übersendung W «ach Kopenhagen abgtaangznen Memorandum- an die einzelnen deut- sthen Regierungen. Di« Bedenkrn, welche man hier und da in Betreff Zitier Ungunst de« Zeitpunkt« für diese Behandlung, weil der Bundestag demnächst in die Ferien gehen werde, auSspricht, sind in der Sache selbst nicht -«gründet. Geht dtr Bundestag sn die Ferien, so kann die Zwischen- ^«it zn «in«r raschen Betreibung der Angelegenheit nach dem Wiederbeginn h-sttttzt und es braucht bann später zur Einholung von Instruktionen ». Hüne A-it mehr verlyren werdrn. Dit National-Zeitung meint, daß es das DH« sei, M«nn die deutschen Mächte den widerrechtlichen dänischen Gesammt- OM -av Nicht anerkennten. Die National-Zeitung trifft hierbei freilich den Hajtzl bt» Kopf, aber sie übtrsirht doch einen sehr wesentlichen Um- HM- DstGkoßmächtt haben allerdings da« Londoner Protokoll abgeschlossen; -WDLßsrMvllfch« Bund hat, wie win schon neulich zu bemerken Gelegen- Wk genommen haben, da« Protokoll nicht ratificirt, noch sonst etwas an- Gefammtstaat Bezug hätte. ES kann die- MMDtige Umstand Mt scharf genug hervorgehoben nxrden. Es ist über ZUuMMtW wenig atz« gar nicht« bekannt geworden, wa« WM W ^ Natisicationsstngs nicht am Bunde selbst, sondern di- M »«j dm ^uzelneuHünbesregirrunß« i« Anregung gebracht wurde. Von MiMr Gest« bot man Alle« auf, um die Ratification de« Protokolls zu .«halten, uyd es rMn zu diesem End« hesonbere diplomatische Agenten -MW AM RMM that mr Unterstützung der dänischen Wünsche sein WUchst.S tznd.t- Wandelte di. Sache ÄWaupt mit einem Interesse, als WMyt'stlne «I«n« aewefen wär« — wat st« denn, in ihrrr Wesenheit be- Mchtet, auch wirklich M S< wurde aber nicht« erreicht, und so sehr wir MiM« heklägen, Mn wir zu glauben Ursache haben, dass deutsche Re- rufsilkbem Einfluß folgen, so gern mässen wir eS auch anerken- M, Mn e- sich, chie e« in dem vorliegenden Fall unzweifelhaft der Fall M üm da« Gegenthejl handelt. Nachdem Oesterreich und später auch Preu- Ml da« Londoner Protokoll unterzeichnet hatte, war e« im Deutschen Bunde Machst Bqiern, ay wrlche« sich Dänemark und Rußland, in wahrhaft be- MÜWdei Mise, wandten. Baiern sagte aber ein g-nz entschiedene« quoä Ms, ynd in demselben Sinne folgten dann auch die übrigen Regierungen. La« Mo, wa« di« National-Zeitung wünscht, ist, vom Standpunkt dts .Wutschen Bunde« wenigsten«, längst da und klar au-gesprochen. H Btksiy, 4. Juli. Bei der bevorstehenden allgemeinen evangelischen Lanbe-synode, welch« von dem Könige zur Aeußerung über wichtige Fra- HD 4itf dem da« StaatSlrben unmittelbar berührenden Gebiete der Kirche <W«orbntt worden Ist, dürft« namentlich die Verhandlung über die viel- t«wM Frass« wegen der Trauung geschiedener Ehegatten in den lDÄwrgrunb treten. Fünf Denkschriften sind hier in amtlichem Abdruck W«t dem Litel - „Aktenstücke au- der Verwaltung de« Evangelischen Ober- -HMflMthöt!'erschienen, welche brr allg«M«Men Landr-synode bei ihren Vor- MathunM Grunde gelrgt werdm Wen. In der Denkschrift: „Die Mlk^tigerung der Einsegnung der von geschiedenen Ehegatten beabsichtig- > ten Ehen betreffend", sagt der Oberkirchenrath: „Darauf darf zunächst nicht gehofft werden, daß der Staat im Stande sein sollte, di- Ehescheidung«- gründe mit Einem Schlage so zu beschränken, daß alle in der Kirche jetzt hervortretenden Foderungen sich befriedigt sehen könnten; denn «ine große Noth de- Leben-, welche die- verhindert, ist in Wahrheit vorhanden, und über sie hinwegzusehen ist nicht möglich." Ferner: „ES muß vom evange lischen Standpunkte au« sicher als bedenklich erscheinen, Staat und Kirche in solcher Weise einander gegenüberzustrllen, vielmehr steht es der Kirch- gewiß wohl an, die Rückwirkung, welche ihre Schritte auf das Staatsleben äußern möchten, sorgsam zu erwägen " Die Geistlichen werden in dieser Denkschrift vom Oberkirchenrath zur Mäßigung aufgefodert, wobei hervor- gehoben wird, „daß, wenn «S auch zunächst auf die kirchliche Seit« der Frage ankommt, doch der evangelische Standpunkt die Rücksicht auf dm Staat und da- bürgerliche Leben nicht nur nicht abweist, sondern fodert." Bei dem Andringen vieler Geistlichen, welche, von ihrem Standpunkte aus die biblische und kirchliche Theorie zur Grundlage nehmend, von den ob- waltenden bürgerlichen Lebensverhältnissen absehen, scheint der OberLich«^ rath in der Frage eine vermittelnde Stellung einzunehmen beschfMWM haben- Aus Allem möchte zu schließen sein, daß die demnächstigAWM Handlungen der allgemeilleu Landr-synode überaus lebhafte sein t-M-p. Auf die eigentliche Entscheidung dürfte die ausgleichende Stellung de« Ob«,- kirchenrathS von durchgreifender Bedeutung sein. — Die von auswärtigen Blättern gebrachte Nachricht, daß Preußen beab sichtig«, auf der jetzt tagenden Zollvereinsconferenz einen Antrag auf Erhöhung der TabackSsteuer zu stell«», kann die «Zeit» nach den ihr gewordenen Mitthrilungen bestätigen und dahin ergänzen, daß der Antraa auf eine Erhöhung de« Einfuhrzolls für Tabacksblätter, unbearbeitete und Stengel von 4 Thlr. auf 6 Lhlr. per Centner gerichtet sein wird; gleich zeitig soll eine Erhöhung der Steuer auf den inländischen Labacktbau statt- finden, worüber nach den betreffenden bestehenden Verträgen Vereinbar»»- gen mit Sachsen, Hannover, Kurhessen, dem Thüringischen Zoll- und Han- delSverein, Braunschweig, Oldenburg und den anhaliischen Fürstenthümern nothwendig sind, mit welchen Ländern Preußen eine gleicht Besteuerung von Wein und Taback und Gemeinschaftlichkeit der UebergangSabgaben gegen die diesen Verträgen nicht brigetretrnen Staaten hat. Der bestehende Zoll auf Cigarren wird, nach derselben Mitthcilung, von diesen Anträgen nicht -«rühr». > . -Da- berlinrr Correspondenz-Bureau erfährt, daß allen Universitäten bereit« im vorigen Jahre eine Ministerialverfügung zugegangen ist, welche die regelmäßige Mitbewerbung jüdischer Studenten umBeneficien nicht gestattet und die Zuwendung von Unterstützungen an Studirende Mischer Confessio» von der Prüfung der in den speciellen Fäll» obwaltenden Ver hältnisse abhängig macht. , — Das Obrrtribtwal hat am l7. April 1856 entschieden, daß der Ham ster kün Gegenstand der Jagd sei, sondern als drm freien Lhierfang un terwarft«, nach Bedürfniß von jed«m Grundbesitze und seinen Beauftrag ten Verfolgt und vernichtet wrrden könne. Baiern. L München, 3- Juli. Gestern wurde di« für heute be- stlmiNte Nr. 155 de« Bolk-bvt«n polizeilich mit Beschlag belegt, und kN der heutigen Ersatznümmer 156 wird diese Beschlagnahme angezcigt -Ad gesagt: „Der VolkSbot hofft, daß «ine Untersuchung eingeleitet werd«, dÄnit er in den Stand gesetzt wird, durch Zeugen DaS, was er gemeldet, zu bttvtisen." Dem Vernehmen nach betraf der die Beschlagnahme nach Art. 19 de« PreßgesetzeS veranlassende Artikel die famose vr. Schlemmer'- sch« Geschichte, die schon vor längerer Zeit da- Stadtgespräch gebildet Hane und durch die am 25. Juni stattgehabte öffentliche Gerichtsverhandlung wieder aufgefrischt worden war. Maria Helminger, ein Mädchen von l7 Jahren, war nach dem Tode ihrrr im Jahre 1854 an der Cholera unter den ärmsten Umständen vkrstorbenen Mutter von dem quirScirlen Gymnasial- proftssor vr. Schlemmer und dessen Frau in Dienst genommen und fast wie daS eigene Kind behandelt worden, hatte sich aber nach einiger Zeit ver- schiebeiier Diebstähle, Unterschlagungen und Fälschungen von Quittungen ver dächtig gemacht, und um dl« Entdeckung ihrrr Vtrbrrchrn zu vrrhindrrn, den vr. Schlemmer al« wahnsinnig, dessen Frau als irrsinnig bei der Polizei drnuncirt. Ein« ärztliche Untersuchung soll auch vr. Schlemmrr al« wahn sinnig erklärt unv twranlaßt haben, dassderselbe in das Krankenhaus zwangs- weise gchracht, au« diesem jedoch nach wenigen Tagen al« durchaus nicht wahnsinnig entlaffen wurde. Die besagte Dtenstmagd wurde in der erwähn ten öffentlichen Gerichtssitzung gleich ihrer Complicin zu einer siebenjährigen ArbeitShapSstraft verurtheilt, und bei Besprechung dieser Verhandlung soll sich derDalkSbow heftige Ausfälle wegen des Btrfahrrns grgen vr. Schltw- mer eiMbt haben. Man ist nun natürlich sehr gespannt darauf, ob »S