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62. Jahrgang. 282. y-r-drvü-ülan «N « *» , »«tamd^ab, «ha«»». Sonnabend, 18. Oktober 1S17. HegvLerrSsr L8SS Drahtanschrift: Nachrichte» Lrestze». Aernlprrcher-Sammelnmnmtr: »SKL1. «ur für NachtgesprSch«: KV011. -««»ah» »»«»Ilrerilq«, Dr«»«, «» «ar»n« »«t p»^>»«n»« 3«r^u», <„ e«». «I» n»r «Im«» I»»«« d«> «tmn»II,«r Z.ftell.n, durch dl, Post <cha« «rsl-O^I»» ».« »L, «Sn-« ich , SO «. «»,e>,«,-pr»»s«. Di« «Ins»al»,e 3«»« <,»» 0 Sll»«n>» »f.. «n^I,,n t» Nummkni nach »oa». u. S«Iertag«. it. Toris, so»/» »«»«nm^piiqia» —«»»». «»str.^g.0i>ra>„b«^V.—«^,,dl. l«Ps. SchrPlrMmg und Kauptgeschckstastell»-. Marienstraß« SS 10. Druck u. Verlag von Lirpsch L Nrlchardt In Dresden. Hochdruck mir Mi» deutlich« 0a,»«nm»>», <.»r«d«r «ochr.»> ptlSIsi^ — Um-rlONp« SchrMtiick, «rrdrn nicht -ufbew-chrt. Neue feindliche Angriffe in Flandern. Sraoiöfischr BorMe bei Bauralllo« abgewleseii. — Lebhafte örftmdimiotLIilkelt »«rdöftllch von Riga und am Sbrucr. — Neue vntdolle Leute unsererbnterleeboote.—Weitere deutsche Klarstellung der Vorgeschichte der Krieger.- Kaiser Wilhelm in Sofia. »er amtliche drutsche «riegrberlcht. lAmMM »rvbeSHanptgnartier.ir. Oktober 1»17. wefMcher Kriegsschauplatz. Heerragrupp« Kronprinz Rnpprecht Gestern beschränkte sich die «rtillerietätigkeit t« Fla», der» auf starken Fencrkampf im Küstenabschnitt und am Honthoulster Walde. Während der Nacht lag starkes Wir, knngSfener ans dem Kampfgelände von der L»,S bis zur Strafte Mcnin—Uperu: es steigerte sich hente srüh schlag, artig zu Trommelfeuer. In breiten Abschnitte« habe« daun neue seindliche An griffe eingesetzt. Heeresgruppe deutscher Kronprinz Nordöstlich von Soissons und östlich der Maas schwoll die Kampftätigkeit der Artillerien zu grober Heftig, kekt an. Bei Banraillo« stiebe« starke französische Erkun» LnngStrnppS vorr sie wurde« abgewieseu. Oestlich von Gamognenr kam es zu örtliche« Grabenkämpfen am Ost- Hange -er Höhe Sick. Örtlicher Ziriegsschauplatz. Nordöstlich von Riga und am Zbrncz war die Gefechts, tlltigkeit lebhafter, als an den Bortagen. Bei Znsammen- stöfteu von Streifabteilnngen fiele« zahlreiche Gefangene in unsere Hand. Mazedonlsch« Front F« Be«ke« «o« Monastir und im Cerna-Goge« be» ttmpfte« sich die beiderseitigen Batterien zeitweilig stark, film rechten Wardar»Ufer scheiterte der Angriff einer eng lische« Kompagnie vor den bnlgarischen Linien. Der Erste Generalgnartiermeilter: s«. T. B.s Lndeuborss. Amtlicher deutscher Admlralstabrbericht. Berlin, 11. Okt. («mtlich.j Die Tätigkeit «nserer Unterseeboote im Atlantischen Ozean hat wiederum znr Bernichtung einer Reihe von Dampfern nnd Seglern mit besonders wertvoller Ladung gs> siihrt. Unter den versenkten Schissen befanden sich der bewaffnete französische Dampfer „Dinorah", mit 8780 To. Sohle, der a«S Geleitzng herauögeschoffc« wurde, ferner der französische Dampfer „Italia", mit Lebensmittel« nnd Wein «ach Bordeaux, sowie der französische Segler „Europe", mit 1800 Tonnen Weizen «ach Bordeaux, und die bewaffnete französische Biermaftbark .Perseverance", «it 1000 Tonne« Salpeter nach St. Nazaire. Anfterdem wurde ein englisches Rewachnngsfahrzeug vernichtet. lW. T. B.s Der Chcs des AdmiralstabS der Marine. Ausser Wilhelm in Sofia. Gvft«. 11. Oktober. In der Stadt herrscÄ grobe Be wegung in Erwartung der Ankunft -es Deutschen Kaiser», der. von seinem Sohn« August Wilhelm und StaatSsekretär v. Kühlmann begleitet wird. Seit den frühen Morgenstunden war die Bevölkerung auf den Beinen. Die bevorstehend« Ankunft kündigte sich durch präch tig« Ausschmückung an. Alle Straßen, durch die der Zug vom Bahnhof zum Palais geheu wird, sind mit Laub- gvwinden versehen und mit Grün und elektrischen Lampen in den kaiserlichen Namenszilgen geschmückt. Bedeutsame lvebänd« sind in den bulgarisch-deutschen Farben geschmückt. Auf alle» Häusern wehen Fahnen der Verbündeten. Die Morgenblätter begrüben den erhabenen Gastsreunb in begeisterten Ausdrücken, einige sogar in deutscher Sprache, und heben die tiefe Freude -er Sofioter Bevölkerung her vor. welche die Ehre haben werde, heute den Herrscher des verbündeten Deutschen Reiches zu sehen, den ersten fremden Herrscher, der die bulgarische Hauptstadt besucht. Flügel- adsutant General Markow, der der Person des Kaisers brtgeordnet ist. und Minister Tschapraschi kow. welcher Staatssekretär v. Kühlmann beigegeben ist. sowie die anderen Personen -es Ehrengeleits haben sich nach Nisch begeben, um die hohen Gäste zu begrüben und sich ihnen zur Ver fügung zu stellen. sW. T. B.i ^ . Sofia. 11. Okt. (Meldung der Bulg. Telegr.-Agentur.j Bon den ersten Nachmittagsstunden an begann die Menge nach den zum Bahnhof führenden Straften zu strömen. Sol daten bildeten Spalier, dahinter die Schüler der städtischen Schulen. Der Andrang des Publikum» wurde immer gröber und man hatte Mühe, es in Ordnung zu halten. Auf dem Bahnsteig wavteten die Mitglieder des diploma tischen KorpS, das Bureau der Gobranse-Abgeordneien. di« General« der Garnison und di« hohen Würdenträger. Auch die Minister, an ihrer Spitze Ministerpräsident Ra- doslawow, sowie die ehemaligen Minister begaben sich nach dem Bahnhof. Bald darauf erschienen der König, Kronprinz Boris und Prinz Kyrtll. Der kaiser liche Zug kam X8 Uhr an. Sein Einlaufen in den Bahn» Hof wurde durch Kanonenschüsse angekündigt. Der Kaiser zeigte sich am Fenster, König Ferdinand mit der Hand grützen». AlSbald trat König Ferdinand in -er Uniform eine» preußischen Feldmarfchalls auf den Kaiser zu. der di« Uniform eines Obersten des 12. bulgarischen Infanterie- Regiments. dessen Chef er ist. trug. Die beiden Herrscher küßten sich herzlich auf beide Wangen. Ihre Begrüßung trug einen ungemein herzlichen Charakter. Dann wandte sich »er Kaiser », de» Prin^n »nd dam» »um Ministerpräsidenten Nadoslawow. mit dem er einige sehr herzliche Worte wechselte. Hierauf fanden die Vorstellungen statt. Unter dessen waren Prinz August Wilhelm und Staats sekretär v. Kühlmann aus dem Zuge gestiegen und nahmen an der Unterhaltung teil. Der Kaiser lieb sich auch die anwesenden ehemaligen Minister vorstellrn, mit denen er einige Augenblicke plauderte. Der Kaiser war sehr guter Laune. Seine Fröhlichkeit teilte sich allen Anwesenden mit. Nach dem Vorbeimarsch der auf dem Bahnhofe aufgestellten Ehrenkompagnie bestiegen die beiden Monarchen den Galawagen und fuhren nach dem PalaiS. Ihnen folgten Prinz August Wilhelm mit dem Prinzen BoriS und die übrigen Persönlichkeiten. Vor dem zu Ehren -eS Kaisers errichteten Triumphbogen überreichte der Bürgermeister dem Kaiser nach Landesbrauch Salz und Brot dar und hielt eine kurze Ansprache, in der er sagte, daß eS das Pfand einer Verbrüderung sei, das ihm die Herzen der Bulgaren öffne. Der Kaiser dankte sehr herzlich. Auch der Präsident der deutschen Kolonie und der Direktor der deutschen Schule hießen den Mon archen willkommen. Neun junge Mädchen überreichten dem Kaiser einen Blumenstrauß. Dann setzte sich der Zug unter dem stürmischen Beifall der Menge wieder in Be wegung. Vor dem königlichen Palais, wo der Kaiser ab- stieg, erwies eine Ehrenkompagnie von Zöglingen der Militärschnle die Ehrenbezeigung. Hente abend findet im Palais ein großes Festmahl statt. IW. T. B.s » l>. Berlin. 12. Oktober. lEtg. Drahtmeld.i Der Besuch SeS Kaisers in Sofia »var ursprünglich auf eineu frühe ren Termin angesetzt und hätte vor der rumänischen Frontreisc des Kaisers stnttftnden sollen. Er wurde jedoch durch den unertvartet raschen Tod der Königin Eleonore hinausgeschoven. Sie sichere Wirk«»« de, llntcrleelrieoes. Gewissen Vorgängen der letzten Zeit gegenüber sei ans eine Unterredung htngewiesen. die Großadmiral v. Tir- p i tz den» Schriftleiter F. R. Meper-Braunschweig gewährte. ES hieß darin u. a.: Frage: „Ist nicht die Möglichkeit gegeben. Exzellenz, nach »ne»schliche»» Ermessen heute schon mit Bestimmtheit einen Zeitpunkt zu nennen, an dem die volle Wirkung des Unterseeboot-Krieges zu tage treten wird?" Exzellenz v. Tirpitz lehnte eS ab, sich anf eine» be stimmten Zeitpunkt festzulegc». und sagte u. a: „Aus den Monat läßt sich der Zeitpunkt des Erfolges nicht be stimmen. Wenn wir Stange halten, ist der Erfolg aber absolut sicher. Wirtschaftlich und mit Rohstoffen stehen wir nach meiner Meinung stärker da als Frankreich und Italien. Die StreckungSmöglichketten der Engländer sind noch nicht ganz zu übersehen. Entscheidend aber ist. daß. während wir vier Fütfftel unseres wirtschaftlichen Bedarfs ans eigener Pro duktion decken. England vier Fünftel über Sec hereinholen mutz!" Als wir unS zum Schluß über di« allgemeine politische Lage unterhalten, betont Exzellenz v. Tirpitz sein festes Vertrauen in den deutschen Sieg: „Wenn wir natürlich überall um F r i c d e » w i n s e l n, erreichen wir das Gegenteil von dem. was erreicht wer den soll. Das Vertrauen des eigenen Volkes erlahmt, mAjrend der SiegeswUle der Feinde ausgeveitscht wird. Der Schwerpunkt unserer Politik liegt in der belgischen Frage!" Blitzenden Auges, die Faust auf de» Tisch schsggcnd, ruft Exzellenz v. Tirpitz sorgenvoll aus: .LSirstehen in der Schicksals stunde unseres Volkes, wie ich schon neulich in der Philharmonie sagte. ES geht um nicht mehr und nicht weniger als darum: Nieder gang Deutschlands oder nicht! Wenn man Las -och im Volke begreifen wollte! Deutschland kann sich als Welt macht nicht behaupten, wenn es seine Stel lung England gegenüber nicht auf Macht gründet!" Drahtung*« HindenburgS nnd Tchoer». Dem Deutschen Handelstag ging auf seine dem 70jährigen Hindenburg dargebrachten Glückwünsche folgender Dank zu: Deutschlands Industrie und Handel herzlichen Dank für freundliches Gedenken. Deutschland ist durch seine Industrie und seinen Handel groß und mächtig geworden. Englands Neid zwang uns das Schwert in die Hand und schloß die Tore de» Welthandels. Nun soll es unseres Schwerte» Schärfe fühlen, bis es sich ent- schlieht, die Tore -es Welthandels für immer und für jeden offcnzuhatten. Generalfeldmarschall v. Hinüen- vurg. Auf eine Kundgebung der Stendaler Ortsgruppe des Unabhängigen Ausschusses für einen deutschen Frieden ant- wartete Admiral Scheer: .. Aufrichtigen Dank für Uebermtttlung Ihrer e»ü«be»»d«n Kundgebnng. Solche» Pertrauen tut unseren U-Boot-Besatzungen wohl. Wir wollen dafür sorgen, dafi der vrtt« einmal ond nicht wieder mit un» «»»ubtnden wagt. Schee r. Die Folgen der kapellescheu krllSruuge«. (Eigene Drahtmelbungen.) Berlin, 12. Okt. Wie in parlamentarischen Kreise« verlautet, sollen wettereErklärungcn derReich». regierung über die den drei sozialistischen Abgeordnete« Haase, Dittmann und Vogtherr zur Last gelegten Hand lungen beim Wiederzusammentritt des Reichstages erfol gen. Bis dahin liegt auch die Entscheidung des ReichS- anwaltS vor, bei dem sich zurzeit das Material befindet. Eine parlamentarische Untcrsuchnngskommission wird von der Regierung abgelehnt. Berlin. 12. Okt. Die Mchrheitöparteien des Reichs tages werden angesichts der innerpolttischeu Lage die interfraktionellen Besprechungen auch für die Zeit der Vertagung des Reichstages fortsetzen. Da gegen entspricht die Behauptung der Morgenblätter, der Rcichsanwalt hätte ein Einschreiten gegen die drei sozial- demokratischen Abgeordneten schon abgelehnt, nicht den Tatsachen. Die Auslassungen der Berliner Blätter von einer angeblichen Teilnahme des Oberreichsanwalts an den Beratungen iin Vundesrat sind Phantasiegebtlde. Wirkungen im AuSlande. (Eigene D r a h t m e l d u n g.I Zürich, 12. Okt. Der „Avanti" schreibt, daß dt,, italienischen Sozialisten die Regierung in der Kammer so fort nach ihrem Wicderzusammentrttt über die Erklärungen des deutschen Auslandsininisters v. Kühlmann, außer Elsaß-Lothringen gebe cs kein Friedenshindernis zwischen den Mittelmächten und dem Feinde, interpellieren wollen. Die Verhandlung«»» des Reichstages und die Aeuße» r »rügen des Kanzlers und des Staatssekretärs v. Capelle werden von den französischen Blät tern in ihrer AuslandsausMbe eingehend in der Wolssschen Anslandsfassung abged ruckt, ebenso die Ausführungen des Staatssekretärs v. Kühl mann über Elsaß-Lothringen. Kommentar« liegen nur wenige vor, jedoch werden vor allein die Aenße- rungeri Capelles besprochen. „Petit Parisien" erklärt, die Berivirrung in Deutschland vor und nach dem Sturze Bcthinanns nehme täglich zu. Die Ausführungen Capelles seien wohl absichtlich übertrieben gewesen, um, wie früher, einen Mchrhcitsblock um die Negierung zu bilden. Kühl »na »n scheine der kommende Manu zu sein. Die Ausführungen über Elsaß-Lothringen seien die kategorischste Weigerung, dieses Grundproblem zu erörtern, die jemals ein deutscher Staatsmann ab gegeben habe. Die Rede sei geichickt- Sie bezwecke, den Glauben zu erwecken, daß nur der Wunsch Frankreichs auf die Wiedergewinnung der verlorenen Provinzen das Frie denshindernis sei. (W. T. B.i Sine weitere deutsche Klarstellung der Vorgeschichte des Krieges. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt in ihrem politische« Tagesbericht: Die englische und französische Presse, sowie die feind lichen Funksprüchc behaupten hartnäckig, die deutsche Regie rung habe in den kritischen I»»litagcn 1911 ein Telegramm aus Wien unterschlagen, dessen rechtzeitige Mitteilung nach London den Ausbruch des Weltkrieges verhindert haben würde. Bon deutscher Seite ist kein Telegramm unterschlagen oder auch nur anfgehalten worden. Die Aktenschrünkc des Auswärtigen Amtes zu Berlin verbergen keine derartigen Neberraschnngc». Die Grundzüge der da- maligen Vorgänge sind im Weißbuch und auch sonst von berufenen Stellen längst klargelcgt worden. Infolge der Winkelzüge unserer Gegner erscheinen zwar die Verhand lungen jener Zeit verworren und nnübersichtlich, die dcnt- schc Haltung ist aber niemals anders als offen nnd folge richtig gewesen, während sich von den Handlungen unserer Gegner ilicht das Gleiche behaupten läßt. So hat zwar Nibot schon ain 1. Juni d. I. versprochen, die französisch-russischen G e h c i m v e r t r ä g e bckanntzugcben, die sür die Erkenntnis der Kriegsursachen von so hervorragender Bedeutung sind. Herr Painlcvl teilte aber der französischen Kammer kürzlich mit, daß diese Beröffentlichung ans besonderen Wunsch der jungen russi schen Republik untcibleibcn müsse, »vas rnssischcrsetts be-» stritten wird. Die sinnlose Anschuldigung, die deutsche Negierung habe ein österreichisches Telegramm von großer Wichtigkeit nicht »veitcrgegebcn, wird ans den Acnberungev des Deutschen Kaisers zum amerikanischen Botschafter vom 10. August 1914 ab geleitet. Der Kaiser hat Herrn Gerard gesagt, ähnlich, wie er bekanntlich auch am 81. Juli dem König Georg tele graphiert hatte, baß gleichzeitig mit dem Vorschläge deS englischen Königs, Oesterreich-Ungarn möge sich mit de« Besetzung Belgrads und eines Streifens serbischen Ge bietes als Faustpfand für die Erfüllung seiner Forde rungen begnügen, ein Telegramm aus Wien eingetroffe» sei, aus dem hervorginge, daß Oesterreich-Ungarn bereit war, anf einen derartigen Vorschlag ein-ugebe«. Diese*!