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MlMche GbMmg. Amts- und Anzeigeblatt für das Königs. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zc!t»»g" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Polla,igallcn, sowie durch die Expedition dieses BiatieS siir 10 Ngr. viertel- jähslich zu beziehen.— Inserate sür das MittwochSblati werde» dis Dienstag früh !> Uhr, iiir das SonnabendSblai« spätestens bis Freitag früh 0 Ilhr er- beten. — Preis sstr die einmal gespaltene CorpuSjeile oder deren Naum l Ngr. — AnSwärtS werden Inserate siir die Elbzeiiung angenommen in Hohnstein bei Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoncen-Bureanr der Herren W. Saalbach, Nnd. Mosse und Haasenstcin L Vogler. HZ, Schandau, Sonnabend, den 15. November 1873. Mit Zustimmung der in ILvanieuIioidi beauftragten Herren Staatsministcr und nach Gehör des evangelischen Landescon- sistoriums ist beschlossen worden, daß die Gcdächtnisipredigt für Se. Majestät den König Johann im ganzen Königreiche am Mtvoeli äen >9. dlovembkr !873, Nachmittü.qö nm 2 Uhr gehalten werden soll, was den hiesigen Parochianen hiermit zur Kenntnis! gebracht wird. Schandau, den l3. November 1873. Der Kirchenvorstaud daselbst. keksnntmsekung. Die Wiedereröffnung der Schifferschulen betreffend. Allen, sowohl ni!t der Segel- als Dampfschifffahrt sowie mit der Flößerei praktisch beschäftigte», Mannschaften wird hiermit bekannt gegeben, daß mit 6 «iclmugnng des Königlichen Ministerium des Innern anch im bevorstehenden Wintcr an den Schisfcrschnlcn zu Scbandau, Kvuiostoin, Stadt Wollten und Copitz (früher Posta) Unterricht in denjenigen Gegenständen crthcilt werden soll, deren Kenntnis anher znr allgemeinen Gcschäfwbildnng insbesondere auch z» einer gedeihlichen Führung des berufsmäßigen Schifffahnsgcwcrbcs erforderlich ist. Der Unterricht erstreckt sich demnach cincsthcils ans Nachhilfen im orthographischen Schreibe», im Rechne», i» der dcntschcn Sprache mit Rücksicht ans da; Geschäftliche, andererseits ans die znr praktische!! Schifffahrt gehörende» Gegenstände als: Einrichtung nnd Bewegung der Schisfsgcfäßc nnd Flöße, Takelage, Werkzeuge nnd Jnvenwricnstiickc, sichere Beladung und Führung der Fahrzeuge, praktische Lorthcilc bei der Fahrt, — das Wichtigste über Dampfschisfc — die strompolizcilichc» Borschristcn — die Geographie der Elbe — das Zollwcscn — die Schisscrpapicrc n. s. w. Der Unterricht in de» ersteren, den Elementar Gegenständen, wird von de» Herren Lehrern: Cantor Männel in Schandau, Cantor Scheibe in Kö- nigstcin, Pastor Karl in Stadt Wehlen nnd Wagner in Copitz, — der Unterricht in den Fachgcgcnständen vorläufig von dem Königl. Dammmcistcr, Herrn Niesch, an Stelle des früheren Bootsmcistcr, Herrn Weber, crthcilt. Die Anmeldung znr Thcilnahmc am Unterricht hat bei den mit der Spccialaufsicht der einzelnen Schiffcrschnlcn betrauten Localvorständen und zwar für die Schule iu Schandau! bei Herrn Schisfshcrr» .1. t». Ikiciiei in Krippen, in Königstein: bei Herrn Schisfshcrrn IkiiNttoi in Königstein, in Stadt Wehlen: bei Herr» Schisfshcrrn «tclilenkeiicli in Stadt Wchlc» oder bei Herrn Schisfshcrrn Oswald Ikii'Iitiü daselbst, in Copitz: bei Herrn Dampffährcnbcsitzcr in Pirna, z» geschehen, bei welcher Anmeldung gleichzeitig der Betrag von 1 Thaler zn entrichten ist, dessen Erlaß mir unter Nachweis größter Bedürftigkeit stattfiudcn kann. Sobald Zehn Thcilnchmcv an einer Schule sich augcmctdct haben, erfolgt der Beginn des Unterrichts. Der Tag des Beginns nnd die einzelnen Unterrichtsstunde» werde» Seiten des Localvorstaiidc« besonders bekannt gemacht. Ccnsmcn werden mir an diejenige» auSgcthcilt, welche mindeste»« 4 Woche» lang regelmäßig den Unterricht besticht haben. An alle SchissSmamischaften, denen cs mn cinc wcitcrc Ansbildnng in ihrem Berufe ernstlich zu thun ist, ergeht daher die eindriuglichc Ansfordcrung, die ihnen hierzu gebotene Gelegenheit dnrch fleißigen Bestich der Schiffcrschnlcn gehörig zn benutzen nnd zwar dies nm so mehr, als im Künftigen die nach der Bcrordmmg vom 2. Januar 1864 vor den Königl. Elbstromgerichtm zn bestehenden Stcncrmaunöprüfungcn nicht mir strenger genommen, sondern anch von dem erfolgreichen Bcsnche der Schisfcrschulcu mit abhängig gemacht werden sollen. Dresden, deu 10. November 1873. Die Königliche Direktion der Schiffer schulen. Banralh Lvhmnnu. O Die Bedeutung der letzten preußischen Wühlen. Daö Gcsammtrcsnltat der preußischen Abgcord- nctenwahlen steht mm unzweifelhaft fest; seine erfreu liche und seine nncrfrcnlichc Seite sind erwogen nnd c« handelt sich nunmehr hauptsächlich darum, daß die preußische Ncgicruug aus der einen wie ans der an deren dieser Seiten die richtige Lehre zieht. In dieser Hinsicht sind besonders zwei Thatsachcn hcrvorsprmgcnd und verdienen die aufmerksamste Wür- dignng. Die cinc dicscr Thalsachcn besteht in der nn erwartete» Verstärkung der Uttramontimcn, die andere in der wirklich überraschenden Bcrmindenmg der Kon servativen im Abgcordnctcnhansc. Diese beide» That- sachcn a» mid für sich betrachtet bilde» cinc cclataiitc Niederlage des bisherige» konservative» Rcgierung«- shstcmS. Den» das System ist im Ganze» geblieben, wem, auch die Rcgicrnng dnrch die Macht der Um stände gcnöthigt war, dem Libcralismns hicr nnd da Zugeständnisse zu mache». Daß die Nhcinlandc so ganz u»d gar vcrpfaffl sind, wie ans ihren Wahlen hcrvorgcht, daö hat die Rcgicrnng lediglich dein rcac- ticmärc» Bcamtcnthum z» verdanke», welches spccicll dort nicht bloö die Geschäfte des Ultramontaniömns bis dahin besorgte, wo der Negierung endlich die Angcn lmfgingcn, sondern welches anch nachher im Dienst der Römlinge blicb nnd so thalsächlich cinc Opposition gcgc» die Grundlagen dcS Staalcs bildete, von der man in Berlin nicht das Mindeste zn bemerken schien, die aber jetzt die erste bittere Frncht zn koste» gicbt. Wcii» ferner im Oste» der preußischen Monarchie die Konservativen so glänzend milcrlcgcn, wenn sic als parlamcntarischc Partei nahczn cmSgcroUct sind, so liegt in dieser Thatsachc ein direkter Bankerott des conscrvativcn Ncgicrnug»-Syslcms selbst, welche« anch da, wo ihm sonst mit Hilfe lnndrälhlichcr Wahl- bccinflnssungcn noch ein ziemlich fester Bodcn zu be schaffen war, jetzt jcdcn Halt verloren hat. Das Bedeutungsvollste der Wahl ist aber in dem Umstande zn suchen, daß neben den rcgicrnngöfeind liche» Kcmscrvalivc» (de» sogc»an»tc» Allcoiiscrvalivcii oder KrcnzzeitnngS-Mannern) anch die rcgicriings- frcniidlichcn Fraktiviic» jener ehemals großen kon servativen Partei nntcrlcgcn sind. Warnm wiirdc» statt dicscr Liberale gewählt? Offenbar mir darnm, weil die Wähler nicht bloö eine liberale Kirchcnpolitik, sondern weil sic ein liberales RegicrnngS- Systcm überhaupt wollcii. Ätiinnit man zn die- scii beiden Wahlrcsiiltatcn noch Hinz», daß im Land tage die liberale Partei die Majorität hat, so kann Niemand im Zweifel darüber sein, wa« da« Wahl- rcsnltat im Ganzen bcdciitct. Das preußische Volk sagt damit der Regierung, bczichimgöwcisc der Krone, daß daö Laud, soweit cS nicht in den Baudcn de« römischen PsasfcMhnmS liegt, in der inneren Poli tik einen Systcmwcchscl im liberalen Sinne w ü n s ch t. Leider scheint man aber in Berlin, de» Ans- lassnnge» der halbamUichcn Provinzial-Corrcspo»denz zufolge, der Ansicht zu sein, daß das konservative System anch einer liberalen Kammer-Majorität gegen über nnfrecht gehalten werden könne, diese Ansicht stützt sich wahrscheinlich ans jene Nachgiebigkeit, welche die Liberalen natürlich prakäzircn mnsstcn, so lauge sic cbcn dcn audcrcn Parteien gegenüber in dcr Min derheit waren. Daß diese Nachgiebigkeit kcine kon stitutionelle Schwäche war, das hat die liberale Par tei jetzt dadurch zu zeigen, daß sic ihre parlamcntarischcn Machtmittel znr Herbeiführung dcö Systcmwcchscl« in Anwcndimg bringt. Es kann dics ohne Beeinträch tigung dcö Kampfes gcgcn Nom geschehen; imd mau würde daher, wenn cö dennoch unterlassen werden sollte, nicht blos mehr mit Bezug auf Baiern, son dern anch ans Prcnßcn von cincr „Politik vcrsänmtcr Gelegenheiten" mit Fug nnd Recht sprechen können.