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D-rS-MchLrMa- Mffwoltzwerdasr Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten vk» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und de« Hauptzollaml» zu Bautzen, de« Amtsgericht, de« Finanzamte« uud de» Stadtrat» zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung fLr alle MssMssÄM mch Land. DichtesteBerbreitung in allen Volksschichten! Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tag^ AraU und Heim, Landwirtschaftlich« Vellage. — Druck und Verlag vor^ Fried richMan G. m.b.tz. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr.444 und G4E Gchchetmmasmett« Jede« Werktag abend« fllr den salgenk. Lag. für die Zeit eine« Halden Monat«: Frei in, Hou» hallmwnatllch Md. bet» Abholen in. der Geschäst»strlle wöchentlich 50 Pf» Einzelnummer to Psg. (Sonnabend' und Sonntag,nnnvner tS Psa.) — «le Postanstalü» sawte unsere Aettun^austrü gern, die Geschäftsstelle nehmen Bestellungen entgegen P»ftfcheM«K»ut»: Amt Dresden sie. 1021. 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Die vorbereitende Abrüstungskonferenz trat am Don nerstag in Genf wieder zu einer Tagung zusammen. * Das französifche Militärgericht in Trier verurteilte fünf deutsche Pfadfinder zu Gefängnisstrafen von ein bis sechs Monaten, weil sie am Allerheiligentag an einem deut schen Kiegerdenkmal im besetzten Gebiet einen Kranz in den alten Rsichsfarben niedergelegt hatten. Auf Anordnung der Moskauer Regierung sind im Doaezbecken neue Verhaftungen vorgenommen worden. Unter den Verhafteten befindet sich der Leiter des chemischen Trusts. * Ueber das Schicksal des englischen vzeanflieger, Hiachelisfe, der am Dienstag zu einem Fluge über den Atlantischen Ozean gestartet ist, herrscht Ungewißheit. Bis Mitternacht zwischen Mittwoch und Donnerstag lag in New Dark noch keine Meldung über seinen Verbleib vor. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden di» Leser Aus- sührliches an anderer Stelle. Oefttngnis für deutsche Pfadfinder. Am Mittwoch standen in Trier fünf Pitburger Pfadfinder vor dem französischen Militär-Polizeigericht. Die Pfadsindergrupp« Pitburg hatte am Allerheiligentag nach einer Wanderung in bi« Eifel am Kriegerdenkmal einen Kranz in den Farben de, alte« Deutschland niedergelegt. Darau» konstruierte di« Besahungrbe- Hörde, nachdem sie sofort etwa 50 Pfadfinder verhaftet Und ver nommen hatte, eine Verletzung der „Ordonnanzen* und erhob An klage. Der Staatsanwatt beantragte Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren, da nach seiner Ansicht Pfadsindergrupp en vom allen Mit. türregime organisiert seien. Das Urteil lautet« für einen der Pfad finder auf 6 Monate Gefängnis und 200 Geldstrafe, für de» Schriftführer de» Pfadsinverbundc« Pitburg auf 2 Monate Ge fängnis, für die übrigen Angtklagten auf je einen Monat Se- nis. In allen Fällen unter Zubilligung einer Bewährung»frist. Am Volkstrauertag, 4 März, ehrt« die englisch« Besatzung im Rheinland das Gedächtnis der deutschen Gefallenen damit, daß fl« die schwarz-weitz-rote Flagge auf Halbmast hißte. Der Komman dant erklärte, daß auch dir englisch« Armee an der Trauer de» deutschen Volke» für sein« gefallenen Heldensähne aufrichtigen An» teil nehm«. Die alte Reichsflagge sei gehißt worden, well dl« Ge fallenen keine schwarz-rot-goldene Flagge gekannt hätten, sondern für di, schwarz-weitz-rote Flagge ihr Leben geopfert haben. Die Franzosen aber bestrafen deutsche Pfadfinder, wenn sie auf deut« schein Boden an einem deutschen Ehrenmal einen Kran, in den alten Farben niederlegen. Unsere kleine Wehrmacht kommt für Operationen, wie wir sie in der Vergangenheit kennengelernt haben, gar nicht in Betracht. Sie kommt nur in Betracht für die Abwehr von Grenzüberfällen, für die Aufrechterhaltung unserer Neutra lität und für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung bei politischen Krisen. Wenn etwa Ostpreußen und Ober schlesien zu gleicher Zeit überfallen würden, so würden die verfügbaren Landstreitkräfte zum Schutze Schlesiens einzu setzen sein. Für den Schutz Ostpreußens blieben nur die Seestreitkräfte. In solchem Falle könnte also die Seestreitmacht ihr Bestes einfetzen zum Schutze und zur Er haltung Ostpreußens. Wenn es Heer und Flotte auch nur gelingt, die Grenzen zu schützen, bis das sogenannte Welt gewissen sich regt, so würden beide ihren Zweck erfüllt haben. Ist deutsches Gebiet erst verlorengegangen, ist es sehr schwer, es wiederzuerringen. Die Schutzlosigkeit der Grenzen ist stets ein Anreiz für unruhige Geister. Durch wirtschaftliche Maßnahmen kann wohl der wirtschaft liche Druck, der auf Ostpreußen lastet, gemildert werden. Ich vennag aber nicht einzufehen, wie die Sicherheit Ost preußens dadurch erheblich gewinnen könnte. Diese Auf fassung hat mit Militarismus nicht das geringste zu tun. Ich bekenne mich, wie die Mehrzahl der Kriegsteilnehmer, zu einem gesunden und vernünftigen Pazifismus, allerdings nicht zu einem Pazifismus, der aus einer Knechtschaftsgesin nung entspringt. Gegenüber Einwänden, daß die Wehrpolitik der Außen politik Schwierigkeiten mache, erklärt der Minister: Ich kann mir nicht denken, daß die kleine deutsche Wehrmacht irgendwo als Druck empfunden werden kann. An meiner Auffassung über die Flottenpolitik vor dem Kriege hat sich freilich auch nach der Kritik in der Presse nichts geändert. Heute aber bedeutet die Vernachlässigung unserer Seestreit- kräfte keine Kanonen mehr für das Landheer. Unsere kleine Wehrmacht muß das Veste vom Besten sein hinsichtlich der Ausbildung und Bewaffnung im Rahmen der gegebenen Grenzen. Ich danke meinem Amtsvorgänger und dem ersten Chef der Heeresleitung für ihre Leistungen auf diesen Gebieten. Auch die Versorgung nach Ablauf der Dienstzeit gehört zu diesem Kapitel. Die Vorkommnisse der letzten Jahre können freilich nicht gerade anregend auf die Bewilligungsfreundlichkeit des Parlamentes wirken. Nach Lage der Dinge sind aber di« Ausgaben auf das äußerst Notwendige zu beschränken. Bei der Verwendung der Mit tel lege ich allergrößten Wert darauf, daß stets Wahrheit und Klarheit gegenüber dem Reichstag an den Tag gelegt werde. Die Erhaltung und innere Ent- Wickelung unserer kleinen Wehrmacht gehört zweifellos zu den absoluten Lebensriotwendigkeiten unseres Staates. Des halb bitte ich, den Wehretat in der geforderten Höhe anzu nehmen. Von der politischen Haltung der Reichswehr hängt schließlich die Einstellung des Parlamentes zur Reichswehr und auch ihr Ansehen in der Bevölkerung ab. Deshalb wird meine größte Sorge sein, die Angehörigen der Reichswehr zum Staatsgedanken zu erziehen und zur Treue gegen die verfassungsmäßige Reichsregierung. Ich werde rücksichtslos einschreiten gegen jedes Uebertreten dieses Prinzips und gegen jede Ent gleisung. Die deutsche Reichswehr soll bei der ganzen Be völkerung in höchstem Ansehen stehen, nicht etwa, weil sie vielleicht kriegerische Lorbeeren ernten möchte, sondern weil wir den dringenden Wunsch haben, daß sie nur dem Frieden diene. Ich bedarf dazu auch der Mitwirkung des Parlamen- tes. Ich werde stets bereit fein, auf vernünftige Vorschläge einzugehen und berechtigten Klagen nachzugehen. Da» Aettalker der Sensationen muh aber für die Reichs wehr vorbei sein. (Zurufe linksl) Kein Angehöriger der Reichswehr darf An laß geben zu einer sensationellen öffentlichen Kritik, wie dies in der Vergangenheit häufiger der Fall gewesen ist. Ein Reichswehrangehöriger, der zu solcher Kritik Veranlassung gibt, versündigt sich nicht nur schwer an der Reichswehr, er versündigt sich am ganzen Volke. Mein Wunsch ist, ein einmütiges Zusammenwirken von Parlament und Presse mit der Reichswehr. Scharfe Kritik ist am Platze, um vorwärtszukommen, aber keine Kritik, di« scharf macht. Die Bevölkerung soll freudigen Anteil nehmen können an ihrer Wehrmacht, und, so klein sie ist, stolz auf sie sein können. Im Ausland spricht man über unsere Wehrmacht und namentlich auch von dem ganz ausgezeichneten Auftreten unserer Marineangehörigen auf den Äuslandsschiffen nur im Tone höchster Anerkennung. (Beifall.) Die Aussprache. Abg. Künstler (Soz^) fordert Abstrich« von in - -samt SO Millionen Mark am Wehretat, der außerordentlich iuru- rtös ausgestattet fei. Auch eine Verkleinerung der Reichs wehr sei notwendig. Er fordert ferner die Demokratisierung der Reichswehr, sonst besteh« die Gefahr, daß der Militaris mus des kaiserlichen Heeres seine Wiederauferstehung erlebe. Abg. Graf v. d. Schulenburg (Dnat.) führt aus: Dr. Gehler und v. Seeckt wissen für ihr« Verdienste um dir Reichswehr Dank. Mit politischer Betätigung will das Heer^i wollen die Offiziere nichts zu tun hüben. Monarchie oder Republik ist nicht die Tagesfrage. Aus Gottesfurcht und Mannesehre hält der deutsche Soldat seinen Eid bis zum Tode. Unser Vertrauen zur Reichswehr genügt aber nicht. Die Truppe muß auch zu uns Vertrauen haben. Die bis herigen Abrllstunasverhandlungen haben uns belehrt, daß nirgends ernste Neigung besteht, uns auf dem Wege der Abrüstung zu folgen. Auch meine Partei stimmt einer fried lichen Verständigung durchaus zu, wenn unser Volk dabei seine politische, seine nationale Freiheit auf dem Boden voller Gleichheit zurückgewinnt. Unser Volk hat keine Veranlassung, vvr der Welt den Blick schäm- und schuldbewußt zu senken. Wir verfolgen keine Machtpolitik, sondern eine-Sicherheits-> Politik. Je größer, fester, entschlossener die Volksfront ist, die hinter der Wehrmacht steht, um so mehr werden wir in der Welt geachtet und beachtet sein. Für das Zentrum sprach der Abgeordnete Ersing, der zunächst dem aus dem Amt geschiedenen Minister Dr. Geb ier den Dank des Zentrums aussprach für die schwierige Auf gabe des Neuaufbaues der Reichswehr. Das Bekenntnis de« > Ministers zur Erziehung der Reichswehr zur Staatsgesin nung sei zu begrüßen. Wenn die Reichswehrangehöriaen weiter ihre Staatstreu« betätigten, dann werde die Reichs wehr das uneingeschränkte Vertrauen des ganzen Volke« ge nießen. Abg. Dr. Haas (Dem.) erklärt, er hege trotz scharfer sach licher Gegensätze große Verehrung für den ausgeschtedenen Minister. Dr. Geßler sei es aber leider nicht gelungen, sein bei der Amtsübernahme im März 1V20 verkündetes Pro gramm zu verwirklichen, nämlich beim Offizierersatz in Erster > Linie diejenigen zu berücksichtigen, die offen für di« Demo kratie und Republik eingetretrn sind. Dem neuen Minister Groener, so erklärte er, bringen wir ein hohes Maß von Vertrauen entgegen, weil er in schwerer Zeit sich als eini Mann bewährt, Mut bewiesen und sich Verdienste um Boltz und Vaterland erworben hat. Der Rede des deutschnationa len Abgeordneten v. d. Schulenburg können wir in vielen Punkten zustimmen. » Deutscher Reichstag. Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um 14 Uhr. Auf der Tagesordnung steht di« zweite Beratung des Haushaltes de» Reichswehrministeriums. Abg. Hünlich (Soz.) berichtet über die Ausschußver handlungen. Der Ausschuß ersucht in einer Entschließung die Reichsregierung, eine umfassende Prüfung aller Möglich keiten zu erheblichen Ersparnissen im Haushalt des Reichs wehrministeriums vorzunehmen. Neichsmehrmirrister Groener leitet die Aussprache über den Reichswehretat ein und weist darauf hin, daß er bereits im Ausschuß Gelegenheit hatte, zu den meisten die Wehrmacht betreffenden Fragen Stellung zu nehmen. Er wolle heute nur seine grundsätzliche Auffassung der Hauptprobleme darlegen. Der Minister betont, daß Heer und Marine eine Einheit darstellen. Die Notwendigkeit des Landesschutzes habe bei allen für die Mitarbeit in Betracht kommenden Parteien volles Verständnis gefunden. Der Landesschutz könne nicht Sache einer Partei, sondern müsse Sache des ganzen Volkes sein. Ueber den Umfang des Landesschutzes habe die ver fassungsmäßige Gewalt zu bestimmen. Gegenüber einer Red? des preußischen Ministerpräsidenten stellt der Minister fest, daß er die lleberordnvug der militärischen über die politischen Gesichtspunkte ablehne. Die Forderung des Panzerschiffes insbesondere sei keine Vorlage des Reichswehrministeriums, sondern der ge samten Reichsregierung. In der staatsrechtlichen Beurtei lung gehe er durchaus einig mit dem preußischen Minister präsidenten. Er könne nicht einsehen, daß die Ansicht der preußischen Regierung in der Frage des Panzerschiffes irgendwie entscheidend sein solle. Für den Reichswehrmini ster sei bei der Vertretung einer Regierungsvorlage allein die Auffassung der Reichsregierung maß gebend. Der preußische Ministerpräsident habe im Land tag ausgeführt, daß die Ansichten der militärischen Sachver ständigen sich in den letzten Jahren geändert hätten. Das sei an sich.bei der Entwicklung der Technik nichts Merkwür diges. Inzwischen aber hab« eine intensive Arbeit der Kon strukteure und Techniker stattgefunden. Es sei gelungen, ein« sehr gute Konstruktion für da« neue 10000-Toanea-Schlff zu finden. Ts bestehe gar kein Zweifel, daß der Erfolg dieser neuen Konstruktion auch eintreten werde. Wenn dar Pan zerschiff vor einigen Jahren von der Marineleitung zurück gestellt worden sei, und wenn bereits bewilligte Torpedo boot« nickst gebaut worden seien, so beweis« da», daß die Marineleitung nicht allein bauen will, um den Vertrag von Versailles auszuschöpfen, sondern nur dann, wenn ein KrSste - uwach » für die Seestreitkräfte zu erwarten sei. Der entscheidende Punkt sei in folgender Frage zu sehen: Bedeutet eine im Rahme« de« Versailler Vertrage» modernisierte Flotte für da» Landheer eine« Zuwach« an Macht oder nicht? Rach sehr reiflicher Ueberlegung habe ich, so fährt der Minister fort, diese Frage mit Ja beantworten müssen. Neue UerhandLunaen über das Rentenbankkreditgesetz. Berlin, 15. März. (Drahtb.) Das Rentenbankkreditgesetz, da» in den Reichsratsausschüssen auf Schwierigkeiten gestoßen war, kann auch am Donnerstag noch nicht vom Reichsrat behandelt wer den. Es haben sich laut „DAZ" neue Verhandlungen notwendig o«. macht. Reichsernährungsminister Schiele hat neuerdings den Lan dern Mitteilungen zugehen lassen, die dort als beruhigt aufgefatzt werden. Es wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß die Vorlage nach zwei Gesichtspunkten hin abgeändert wird, 1) soll der Auf, gabenkreis der Rentenbankkreditanstalt scharf umrissen werden; 2) sollen die Beteiligungen an diesem Institut genauer umgrenzt werden. Mit Rücksicht auf die Entscheidung der bayerischen Regie rung, die sich heute nochmals mit der Vorlage beschäftigen will, werden erst am Freitag die Reichsratsausschüsse wieder zusam- mentreten.