Volltext Seite (XML)
Erscheint . , Inserate Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- trn. Preis pro Quart. IVNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Je sine in Dippoldiswalde. Weißeritz-Zeitung. werd»» mit 8 Pf. für die Zeile berechnet ch u. in willen Ex peditionen an genommen. Iwan Fe-orowitfch Paskewitsch, Tiirst von Warschau untr Graf von Eriwan. Wenn wir, wie bisher, es versuchen, in gedrängten Umrissen die hervorstechendsten Persönlichkeiten, welche aus dem gegenwärtigen Kriegsschauplätze erscheinen, unfern werthen Lesern vorzuführen, so hoffen wir, damit einem Wunsche derselben zu begegnen, da durch eine et was nähere Kenntniß der handelnden Hauptpersonen die Ereignisse selbst wie an Interesse so an Klarheit gewinnen. Der in der Uebrrschrist genannte russische Fürst hat längst schon dichte Kränze des Ruhmes um seine Schläfe gesammelt und steht gegenwärtig als greiser Feldherr (ver gangenen 8. Mai hat er sein 63. Lebensjahr angetreten) abermals auf dem Kampfplatze, indem ihn das Vertrauen des Kaisers Nikolaus zum Generalissimus der Armee an der Donau berufen hat. Im Jahre 1782 zu Pul- tawa geboren, stammt er aus.einer adeligen Familie Klein rußlands und trat im 18. Lebensjahre als Lieutenant und Flügeladjutant des Kaisers in die militairische Pra xis ein, erhielt 1805 bei Austerlitz seine ersten Wunden und errang sich 1806 in der Moldau den Ehrendegen der Tapferkeit. Er überbrachte damals der Pforte die russische Kriegserklärung, ward 1809, nachdem er beim Sturm aus Braila verwundet, mit dem Range eines Oberst bekleidet und 1810 bereits zum Generalmajor er nannt. Paskewitsch zeichnete sich hierauf in der Schlacht bei Smolensk (18. Aug. 1812) aus, siegte bei Borodino (7. Sept.) über die Franzosen und machte in einem Ge fechte bei Wjasma (3. Nov.) dreitausend Gefangene, wie er denn nach ruhmvoller Theilnahme an mehrern andern Gefechten dem feindlichen Heere über die Berezina bis Wilna folgte. Das nächste Jahr (1813) blinkten seine Waffen auf sächsischem Grund und Boden: am 6. Sept, focht er bei Berggießhübel, am 8. Sept, bei Dohna, am 19. Octbr. eroberte er in der Schlacht bei Leipzig 29 Geschütze. Hierauf znm Generallietenant ernannt, nahm er an den Blockaden von Magdeburg und Hamburg Theil. Im Feldzüge von 1814 zeichnete er sich in den Gefechten von ^rcis sur -Vul>v (20. 21. März) und in der Schlacht von Hlonlmkrrlrv (31. März) aus. Als 1815 Napoleon von Elba zurückkehrte, führte Paskewitsch seine Division wieder nach Frankreich. Im Jahre 1817 begletete er den Großfürsten Michael auf dessen Reise. Der Krieg Rußlands gegen Persien sollte im Jahre 1826 den Namen Paskewitsch mit neuem Ruhme schmü cken ; bei Elisabethpol siegle er (25. Sept.) über AbbaS Mirza und rieb das persische Heer durch seine vorzüglich geleitete Verfolgung gänzlich auf. Sein Kaiser belohnte seine Tapferkeit durch seine Ernennung zum Oberbefehls haber des kaukasischen Heeres. Im Frühjahr 1827 eröff nete Paskewitsch seinen zweiten persischen Feldzug, au- welchem wir nur die glänzende Erstürmung von Eriwan (im Ociober) hervorhebeu, in deren Folge die Perser zu dem (im Febr. 1828 ratificirten) Frieden bewogen wur den. Der Kaiser ertheilte ihm hierauf den Ehrenzunamen Eriwanski (Graf von Eriwan). In dem letzteren Jahre war Paskewitsch wieder gegen die Türken thätig, erstürmte (5. Juli 1828) die Festung Kars, nahm die Festungen Achalkalaki, Gertwisst und Achaltzik (im August), nachdem er ein türkisches Heer von 25,000 Mann geschlagen. Aus seinem siegreichen Feldzuge von 1829 erwähnen wir blos die Einnahme von Erzerum (9. Juli), wodurch die asiatische Expedition sich erledigte. Nach Trebisond gewendet, jchlug er am 8. Aug. bei Chart ein türkisches Corps, sowie am 9. Octbr. bei Beiburt den neuernannten Seriasker. Der Friede von Adrinopel ries ihn in'S Vaterland zurück, wo ihn der Kaiser mit den eroberte» Fahnen und Standarten, sowie mit dem Fcldherrn-Titel beschenkte. Im Jahre 1830 führte er eine Expedition gegen die aufständischen kaukasischen Bergvölker. Von da rief ihn die polnische Revolution zu neuer Thätigkeit. Am 10. Juni 1831 ernannte ihn der Kaiser zum Nachfolger des verstorbenen Grasen Diebitsch und übergab ihm den Oberbefehl über das 60,000 Mann starke Heer. Er stürmte Warschau, das sich am 8. September ergab, worauf ihm die Beendigung der polnischen Jnsurrection gelang. Er erhielt dafür den Titel eines Fürsten von Warschau und das General-Gouvernement im Königreich Polen. Im Jahre 1849 erschien Paskewitsch auf kurze Zeit wieder auf dem Kriegsschauplätze, und zwar in dem insurgirten Ungarn, wo ihm das Glück gleichfalls gün stig war, indem er mit den Oesterreichern die Ungarn zu rückdrängte und Görgey bei Vilagos mit seinem Heere zur Capitulation zwang. Nachdem Ungarn zur Ruhe ge bracht war, kehrte er nach Polen zurück und wurde 1851 yom Kaiser von Oesterreich, sowie vom König von Preu ßen zum Feldmarschall der österreichischen und preußischen Armeen ernannt, nachdem er 1850 sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum gefeiert hatte. Nachdem nun der berühmte Feldherr seinem Vaterlande auf seiner langen Heldenlauf bahn so großartige Triumphe und bedeutende politische Vortheile erworben hat, darf eS nicht Wunder nehmen, daß ihm der Kaiser Nikolaus in dem gegenwärtigen Kriege den wichtigsten Posten vertrauensvoll übertragen hat, den er bis jetzt, einige taktische Fehler abgerechnet, mit ge wohnter Klugheit und Entschlpffenheit bekleidet hat. R. G