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Wetter-Prognose für Mittwoch, de» 18. August: «eine weseuttiche «enderuug tu de« besteheudeu WitteraugSverhältuiffe« zu erwarte«; gewitterhilft. 32. Iutzr,«, Mittwoch, des 18. August. MöergerK^a^ und TazMatt. Amtsblatt für die königlichen and städtischen Behörden za Freiberg and Brand. Bersutwortticher Redakte« Jilin« Bra«, w Freiberg. Jnsrr-te werdmbi» Lormtttag« 11 Uhran«»»«. - mm und beträgt der Prri« für die grspaltrm Zeile 1 > »der der« Mmm 1L Pfennige. r >er Mangel a« ' Thatkrast und k Uel und Wege ' nach auch noch die Medizinal-Statistik mit Ziffern auflreten sehen, welche — nicht blos „zu denken geben," sondern zu handeln dringend mahnen wird. Schon vor sieben oder acht! Jahren wurde von Aerzten überzeugend festgestellt, in — legen sie die Hände in welche auf noch ernstere wir ab. Mancher Prozeß, t welcher vor österreichischen Gerichten verhandelt worden ist, giebt Zeugniß von einer bis in die höchsten Kreise htnaufrrichenden ganz eigenthümlichen Auffassung des Lebens und könnte leicht dahin gedeutet werden, daß das soziale Leben daselbst von einem recht gefährlichen Fäulniß- stoffe durchsetzt ist. Doch mögen solche Untersuchungen, als zu weit absührend, hier außer Betracht bleiben. Nur auf denjenigen Punkt, über welchen überhaupt kein Zweifel möglich ist: die Lauheit und Uneinigkeit der Deutsch-Oester- reicher muß immer wieder aus's Neue hingewiesen werden, je lebhafter man den Sieg der deutschen Ideen in Oester reich wünscht. eine wie das andere Mal aber den Schooß. Von anderen Symptomen, Krankheiten hindeuten, sehen geistigen Ueberanstrengung ihrer Söhne und Töchter, auch angesehene Schulmänner und Fachzeitschriften den Klagen beistimmen. Wir werden also nun, sobald die eingesetzte Kommission ihre Arbeiten vollendet hat, allem Anschein welche dem Deutschthum allenthalben entgegen arbeiten und mit den Feinden der eigenen Nationalität gemeinsame Sache machen; wir wollen auch die argen Mißgriffe des deutsch-liberalen Bürgerministeriums nicht aufdecken, welches die Deutschen und Ruthenen in Galizien den Polen aus lieferte ; nur auf die klägliche Zerfahrenheit der Deutschen dort sei hingewiesen, die immer aus's Neue wieder in kleinlichen Streitigkeiten ihre Kraft vergeuden oder müssig die Hände in den Schooß legen, meinend, mit einigen pathetischen Reden sei Alles gethan, anstatt einmüthtg, eifrig, zielbewußt und planmäßig überall auf den Kampf platz zu eilen, wo das Deutschthum bedroht ist. Wenn man das Gebühren der Wiener Advokaten und Journalisten anfieht, welche sich zu Führern deS Deutsch- thumS aufgeworfen haben, wie da viele Worte gemacht werden, aber keine Thaten zu sehen sind, so kann man sich des Gedankens nicht erwehren, daß die Sache des Deutsch thum in Oesterreich nicht mit dem nöthigen Eifer und Ernst verfochten wird und daß es namentlich in denjenigen Kreisen an eifrigen Vertheidigern fehlt, welche bei solchen Kämpfen immer den Ausschlag geben — in den Kreisen des Bürger- thumS. ES giebt brave deutsche Großgrundbesitzer, Gelehrte, in den Jndustriebezirken auch brave deutsche Fabrikanten, welche ihre Kraft einsetzen ; aber ein mannhaft entschlossenes, deutsches Bürgerthum sucht man vergebens. Den Männern, welche den guten Willen haben, sehlt eS an Befähigung und Gelegenheit, auf die Mafien zu wirken; die Männer wiederum, welche sich zu Führern aufwerfen und diese Führerrollen auch zu behaupten wissen, machen zum Theil wenigstens den Eindruck, als sei es ihnen eher um alles Andere als um die deutsche Sache zu thun. Solche Zustände würden nicht möglich sein, wenn daS Deutschthum in Oesterreich nicht weit abgewichen wäre von der Bahn, auf welcher allein eine Nation sich im Wettstreit mit anderen Völkerstämmen behaupten kann. Dies« Art und Weise, die Dinge leicht zu nehmen, mag recht gemüthltch aussehen, aber sie führt unbedingt zur Schwäche und zum Niedergänge. Die Deutsch - Oesterreicher find auf diesem Wege schon ziemlich weit vorgeschritten, das zeigt ihr Schwanken zwischen Extremen. Einmal berauschen sie sich an schönen Redensarten, meinen schon den Siegeslorbeer eingeheimst zu haben und blicken halb mitleidig, halb ver achtungsvoll auf uns servile,militärisch stramme,unsympathische und ungemüthliche Stammesbrüder im Reiche ; das andere Mal verfallen sie in Pessimismus, sehen das Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie herannahen und finden nichts in der Heimath, was des Erhaltens Werth wäre. Das Spätherbst will derselbe in Varzin zubringen; nach Berlin dürste er wohl erst zu Anfang des nächsten Jahres zurück- kchren. welchem erschreckenden Maße unter Schülern die Augen schwäche von Klasse zu Klaffe zunimmt und zur Schonung des wichtigsten und empfindlichsten Sinneswerkzrugs auf gefordert, bessere Beleuchtung der NrbeitSräume, zweck mäßigere Bankttschs u. s. w. empfohlen. Möchte diese neue Agitation nicht auf dem Papiere bleiben! Spätere Ge schlechter könnten dem unsrigen sonst den Vorwurf machen, daß es, unter dem Vorwande der „Bildung", am Ruine nicht bloS des leiblichen, sondern auch des geistigen AugeS, des Gehirns, gearbeitet und ihnen eine böse Erbschaft auf Vor einigen Tagen hielt in Eisenach der „Verein deutscher Irrenärzte" unter dem Vorsitz- des vr. Zinn aus Eberswalde seine Jahres-Versammlung, deren allge mein interessantester Gegenstand ein Vortrag war, welchen vr. Hasse, Direktor der braunschweigischen Irren-Anstalt Königslutter, über „den Einfluß der Uederbürdung Tagesschau Freiberg, 17. August. Die Deutschen in Oesterreich. Gegenwärtig kämpft in Oesterreich dar Deutschthum wieder einen erbitterten Kampf, nicht mehr um die Herr schaft in der Monarchie — dieser Kampf ist schon längst zu Ungunsten des DeutschthumS entschieden — sondern um seine Existenz. Von allen Setten find ihm im Laufe der Jahre Gegner erstanden, von Oben und von Unten her rückt man ihm zu Leibe. Seit das Ministerium Taaffe die Zügel d»r Regierung ergriffen, ist die Lage für die Deutschen noch viel gefährlicher geworden als sie je war; denn daS Kabinet Taaffe geht nicht offen und ehrlich gegen das Deutschthum vor, sondern unter dem Deckmantel der Versöhnung aller Nationalitäten — unter einem Deckmantel also, dem man nicht leicht beikommen kann. ES verhüllt seine letzten Ziele wohlweislich unter allerhand schönen Redensarten, welche unbefangene Gemüther zu ködern ge eignet sind und weiß sich nach allen Seiten hin so aalglatt zu benehmen, daß seine Gegner nicht leicht Handhaben finden, wo sie da» Ministerium fassen können. Selbst das Kabinet Belcredt war seiner Zeit den Deutschen nicht so gefährlich, wie jetzt daS Ministerium Taaffe, denn bei jenem wußte auch der Vertrauensseligste, wie er mit ihm daran war, wogegen die jetzige Situation bei Weitem unklarer ist. Aber der Minister Taaffe ist noch keineswegs der ae- fährlichste Feind des DeutschthumS, sondern der schlimmste Gegner, welchen das deutsche Wesen innerhalb der schwarz gelben Grenzpfähle hat, ist im deutschen Lager selbst zu suchen. Die Uneinigkeit und politische Unreife ist eS, welche eS verschuldet, wenn heute das Deutschthum — das einzige Element, welches die Reichsidee hoch hält ; der einzige Träger der Intelligenz in der vielsprachigen Monarchie — mit halb- und dreiviertel - zivilisirten Völkerschaften um seine Existenzberechtigung kämpfen muß. Es ist leider wahr, das Deutschthum ging dort in den letzten Jahrzehnten sehr zurück. I« Südtirol, Böhmen, Galizien, Mähren und nicht weniger in TrauSleithanien hat eS schmerzliche Verluste zu verzeichnen. Hätte dies wohl geschehen können, wenn die Deutschen auf dem Posten gewesen wären? Nimmermehr! ES ist in der Weltgeschichte noch nie dagewesen, daß eine höher stehende Nationalität von einer untergeordneten auf- gesaugt worden ist, wenn sie nicht innerlich krank war- Solche innere Krankheit aber kann man an den Deutsch- Oesterreichern allenthalben gewahren. Die Lauheit und Gleichgiltigkeit gegen die nationale Sache — trotz aller hochtönenden Phrasen, die man in Wiener Blättern lesen und auf Wiener Festen hören kann — die Uneinigkeit und Zerfahrenheit im deutschen Lager ist geradezu beispiellos. Vor allem das Erbübel aller Deutschen, daß der nationale Gesichtspunkt nicht der maß gebende ist, soudrrn untergeordnete Parteifragen — dieser alte Fehler, der ja auch lange Zeit bei uns im Reiche viel Unheil angerichtet, hat in Oesterreich viel verschuldet und thut das noch heute. Wir wollen nicht erinnern an die Sünden der Vergangenheit, als in Böhmen die Deutschen aus Erbitterung gegen das System Metternich den Czechen in die Hände arbeiteten, welche die Verblendung der Deutschen sich bestens zu Nutze machten ; wir wollen nicht auf die Haltung der deutschen Ultramontanen eingehen, pflanzte Keim nervöser Erregbarkeit könne sich dergestalt üppig entwickeln. Damit zusammen hänge der Mangel an Widerstandsfähigkeit, an GeisteSfrische und unbestreitbare Thatsache. In dieser Einseitigkeit des Heran wachsenden Geschlechts wurzelten die Ruhelosigkeit und so manche Tollheitkn unserer Zeit. Der durch Vererbung ge ^erschulen mit Arbeit auf die Entstehung von Ge ieskrankheiten" hielt. Der Redner sprach zuerst vor der erschreckenden Zunahme der Geisteskrankheiten im Alt» von 16 bis 20 Jahren und theilte zahlreiche Fälle aut der eigenen Erfahrung mit, welche nur zu klar darthunj, daß die anhaltende geistige Ueberanstrengung, die einem i« der Entwickelung begriffenen Gehirn auferlegt wird, aul Entstehung von Geisteskrankheiten entscheidenden Einfluß haben müssen. Um daS Lehrziel der humanistischen Schuleis (Gymnasien) zu erreichen, würden den Schülern neben dem Klaff, nunterricht noch zahlreiche Hausarbeiten aufgebürdet zusammen etwa 60 wöchentliche Stunden. Frage man jedoch, waS der Abiturient schließlich aufzuweisen habe, srj antworte die Erfahrung: „Vieles aber nicht viel." vr. Haffe sagte nun, daß die Mehrzahl unserer Jugend einseitig ver anlagt sei. Der Mangel an Gleichgewicht in den verschie denen Vermögen des Gehirns sei keine Einbildung, sonder« eS erscheine dringend geboten, gemeinsam Mittel zu suchen, dieser immer bedrohlicher auftretenden Erschü-j nung entgegen zu arbeiten. Redner empfiehlt unter An derem Begünstigung des Unterrichts in den mathematische« und naturwissenschaftlichen Disziplinen und verlangt mehr ArbeitStheilung mit der Bestimmung, daß Realschulen erster Ordnung und humanistische Gymnasien rechtlich und that» sächlich als gleichgestellt zu betrachten und zu behandeln seien. Andere Fachmänner bestätigten auS ihrer Praxi», daß die Fälle von krankhafter Reizbarkeit und gestörter LeistungSU fähigkeit der Jugend, welche den Grund legen kann für später sich entwickelnden Irrsinn, sich auffallend mehren und daß wenigstens ein starker Antheil von Schuld daran der lieber-- anstrengung unserer Gymnasiasten und Töchter höher«« Bildungsanstalten beizumeffen sei. Der Verein hat ein« Kommission ernannt behufs weiterer Prüfung diese« brennenden Frage. Bekannt ist, daß neuerdings mündlich und schriftlich Väter und Mütter viel seufzen ob der gewälzt habe! Von den Mitgliedern des preußischen StaatsministeriiumS befinden sich die meisten auf Erholungsreisen und nur wenige sind in Berlin verblieben, um die laufenden Geschäfte abzuwickeln. Wie man hört, sollen in der dritten September- woche sämmtliche Reffortchefs wieder dort anwesend sein, und dann die Berathungen stattsinden, welche sich auf die für den Landtag bestimmten Arbeiten beziehen. Demnächst werden in den einzelnen Ministerien die Etatsaufstellungen beginnen, welche dann dem Finanzministerium zur Prüfung eingereicht werden und kommissarische Berathungen zwischen den Mitgliedern der einzelnen Ressorts zur Folge haben. Bezüglich des Fürsten Bismarck steht nur fest, daß er gegen Ende dieses Monats Kissingen verlassen wird; ob der Fürst nach Gastein geht, ist thatsächlich zweifelhaft geworden. Den Aris Köln am Rhein wird unter dem gestrigen Datum unserer Jugend der Gymnasien und höheren Töch- gemeldet: Gelegentlich deshierstattfindendeninternationalen